Greymouse:
Ja, Flohzirkus.
Besten Dank!
Verwundeten-/Verlustmarker!
8x infanterie, 4x Kavallerie, viel zu wenige für eine Schlacht nach Pike&Shotte, aber ein Anfang. Die Kerle hab ich zusammengebastelt/-modelliert und dann in Resin abgegossen. Jeden einzelnen als einen Verlustpunkt zu behandeln wäre glaub ich Wahnsinn, denn die Spiele die ich bisher so gespielt habe zeigen dass dazu sehr, sehr viel mehr Marker erforderlich wären und sie einfach zu viel Platz wegnehmen würden auf dem Spielfeld. Allerdings die Dinger auf größere Bases kleben und Aussparungen für ganz kleine Würfel die die Verluste anzeigen einbauen könnte hinhauen.
Als nächstes habe ich nochmal zwei Einheiten für die Kaiserlichen gebaut und bemalt (die Kerle mit der gelben Fahne könnten ohne Probleme auch Spanier darstellen, z.B. für die Schlacht von Nördlingen):
Und gleich wieder Kommandanten, denn mein erstes richtiges P&S-Spiel stand an und ich hatte zu wenige von denen.
Von rechts nach links: Johann Ludwig Hektor Graf von Isolani (oder Isolano), ein kaiserlicher Kommandant ohne Namen (deswegen auch der Vollhelm. Keiner weiß wer er ist. In der Regel denke ich mir einen Namen für ihn aus, ich glaube meistens heißt er Gerlich. Hab noch keinen passenden echten Kommandeur gefunden der passen würde und ich brauchte nur schnell ein Modell) und Octavio Piccoomini, Herzog von Amalfi.
(erst nach dem Fotoshooting hab ich gemerkt wie Isolani und sein Kamerad sich zur Seite neigen. Mittlerweile sind sie zuerchtgebogen)
Johann Ludwig Hektor Graf von Isolani
Isolani, ursprünglich zypriotischer Adel, diente wie sein Vater vor ihm in der kaiserlichen Armee. Nachdem er einige Jahre in Kroatien verbracht hatte und dort die Osmanen bekämpft hatte war er den gesamten Dreißigjährigen Krieg über bis zum Franzosenkrieg im Dienst und bei allen größeren Schlachten dabei. Er diente unter Tilly, aber erst unter Wallenstein \"kam er groß raus\" nachdem dieser ihn zum Kommandanten aller kroatischen Einheiten ernannte. Kroaten war ein Sammelbegriff für leichte Reiterei, berittene Plänkler und Kundschafter, die erst irreguläre Truppen waren und erst im Laufe des Krieges instituationalisiert wurden. Diese Reiter waren wegen ihrer Wildheit gefürchtet und eine wertvolle Waffe im Arsenal der kaiserlichen Armeen. Diese Wildheit richtete sich, wie damals üblich, auch sehr oft oder noch öfter als gegen den Feind gegen die Zivilbevölkerung und die kroatischen Reiter waren in dieser Hinsicht als besonders Blutrünstig verschrien..
Aus militärischer Sicht erfüllten Isolanis Kroaten wichtige Rollen in der kaiserlichen Armee, sei es als Flankenschutz auf dem Marsch, als Kundschafter, zur Störung des feindlichen Nachschubes, zur Verwirrung des Gegners und nicht zuletzt in der Schlacht als leichte Kavallerie. Schnell wurden diese Reiter zu einem essenziellen Bestandteil in der kaiserlichen und auch anderen Armeen in Europa. Die Reiter trugen ihre Halstücher in einer besonderen Weise, die besonders die französischen Bürger und Adeligen beeindruckte und gegen Ende des 17.Jahrhunderts wurde es Mode das Halstuch \"á la Croate\" zu tragen, was in weiterer Folge zur \"Krawatte\" wurde. (Bildungsauftrag erfüllt
)
Wie ihr sehen könnt unterscheidet sich das Modell von den anderen Kommandanten durch seine Tracht und ist schnell als kroatischer bzw. östlicher Reiter identifizierbar. Er wird von einem Lanzenreiter begleitet denn, wie Wallenstein selbst, führte auch Isolanis berittene Leibgarde lange Lanzen in der Schlacht. Das Modell ist leicht modifiziert insofern als dass ichdie Haare und den Schnauzbart entfernen musste. Der Kerl hatte der Überlieferung nach syphilisbedingt kein Haar am Leib. Anders als Pappenheim, Piccolomini und seine anderen Vorgesetzten und auch Gleichgestellten, hatte Isolani keine universitäre Ausbildung. Eine Quelle beschreibt ihn als \"geistig beschränkten Mann\" was, falls es wahr ist, wahrscheinlich auf seine Krankzeit zurückzuführen wäre. Isolani starb im winter 1640 im Alter von 54 Jahren in Wien.
Octavio PiccolominiPiccolomini ist eines der besten Beispiele für die Art von Karriere die einige Männer im Laufe des dreißigjährigen Krieges machten. Wie viele andere im multinationalen Offizierskorps der kaiserlichen Armee entstammte er einem angesehenen italienischen Adelsgeschlecht. Italienische Offiziere waren in den katholischen Armeen (die unter chronischer Knappheit an fähigen Kommandeuren litten) sehr begehrt, ganz im Gegensatz zu ialienischen Söldnern dieser Zeit. (bei den Spaniern verhielt sich die Verteilung des Ansehens von Offizieren und Soldaten übrigens genau andersherum) Piccolomini erlebte den gesamten Krieg mit und drückte ihm zu großen Teilen seinen Stempel auf. Er begann als Rittmeister in einem Kavallerieregiment, wurde bald Pappenheim unterstellt und zum Oberstleutnant in einem Kürassierregiment befördert. Als Wallenstein zum Generalissimus der kaiserlichen Streitkräfte befördert wurde stieg Piccolomini mit ihm auf und wurde der Kommandant von Wallensteins Leibgarde, ein wichtiger Vertrauter und Teilzeitdiplomat in Wallensteins Diensten. Natürlich halfen Piccolominis weit verzweigte Verbindungen zu Adeligenhäusern in ganz Europa dabei.
Piccolominis Wappen das ihr schon von den Arkebusenreitern die ich früher gepostet habe kenntBei der Schlacht von Lützen übernahm Piccolomini nach Pappenheims Tod das Kommando über sein Korps, führte es weiter in Angriffe gegen die schwedischen Linien. Währenddessen wurden an dem Tag nacheinander (nicht gleichzeitig
) fünf Pferde unter ihm weggeschossen, und er leicht verwundet. Er leistete einen wichtigen Beitrag dazu einen schwerwiegenderen Sieg der Schweden zu verhinden und eine Quelle spricht davon dass Piccolomini schinbar überall gleichzeitig war um die Kaiserlichen zusammenzuhalten und zu weiteren Angriffen anzufeuern.
Nach Lützen zeichnete Piccolomini sich weiter als fähiger Kavalleriekommandant aus und würde General der Kavallerie. Als Wallenstein Geheimpläne zu nicht zugelassenen Friedensverhandlungen mit den Schweden schmiedete, sowie Soldaten und Offiziere nicht mehr auf den Kaiser sondern sich selbst einschwören ließ wurde dies speziell von italienischen und spanischen Offizieren als Verrat angesehen. Piccolomini, u.a. unter Aussicht auf eine dicke Belohnung, stellte sich an die Spitze dieser Offiziere. Sie informierten den Kaiser über Wallensteins Pläne und wurden beauftragt den Generalissimus tot oder lebendig vor den Kaiser zu schleifen. Wie ausgerechnet bekam Piccolomini nach der Ermordung Wallensteins 1634 einen großen Batzen Gold, Mitgliedschaft beim Orden des goldenen Vlies, und weite Ländereien in Böhmen die vormals der Familie eines weiteren engen Vertrauten Wallensteins gehört hatten.
Wallensteins Ermordung in Eger1634
Über den Rest des Krieges nahm Piccolomini bei fast allen erfolgreichen Aktionen der Kaiderlichen teil, von 1635 an für die Spanier im Kampf gegen die Franzosen. 1636 führte er seine Armee nach Nordfrankreich und bedrohte Paris, 1639 vernichtete er eine französische Armee in einer der letzten Schlachten des Krieges. Später wurde er zum Kommandeur aller kaiserlichen Truppen ernannt. Er behielt die Funktion für einige Jahre, dankte nach einer Reihe von Niederlagen allerdings ab um wieder in der spanischen Armee zu dienen. 1648 schloss er sich wieder der österreichischen Seite als Oberkommandeur und Feldmarschall an, doch es gab kaum noch eine Armee die zu kontrollieren oder zu befehligen gewesen wäre. Nach dem Krieg übernahm er die Entwaffnung der Söldnerheere und stieg weiter auf. Er starb 1656 in Wien.
Wegen seiner Führungsrolle in der Ermordung Wallensteins und der Charakterisierung durch Schiller wird Piccolomini oft als sehr zwielichtiger Charakter angesehen. Zweifellos war er einer der fähigsten kaiserlichen Kommandanten über den Verlauf des gesamten Krieges, ein schlauer Politiker und nicht zuletzt vergab er Aufträge an Maler in Höhe eines Vermögens was ein Wesenszug ist den ich sehr schätze. :p
Zwischendruch ein paar Musketiere:
Das Schöne an diesen Kerlen ist, dass sie universell einsetzbar sind. Bei den Bases links könnt ihr sehen wie das zweite Glied die Musketen nicht im Anschlag hat, sondern geschultert, was ein bisschen die verschienden Kampfdoktrinen der Schützen damals veranschaulichen soll. Auf schwedischer Seite setzte man auf gewaltige Salven, oft aus drei Rängen, die erst auf \"den letzten Drücker\" abgefeuert wurden um jeden Ansturm durch einen gewaltigen Kugelhagel zu brechen (deswegen auf protestantischer Seite mehr bases wo aus beiden Rängen gefeuert wird). Auf katholischer Seite wurde weiter auf das Rangweise, \"rollende Feuer\" gesetzt (ja, falscher Ausdruck, aber mir fällt grad nicht ein wie das Ding heißt) bei dem jeweils das vordeste Gled feuert und sich dann entweder ganz zur Seite der Formation oder kompanieweise durch \"Gassen\" in der Formation in den hintersten Rang begibt und beginnt nachzuladen. Währenddessen ist das zweite Glied nach vorne getreten, feuert und trabt zum Nachladen nach hinten, was ein stetiges Feuer ergibt währendessen die Formation entweder an Ort und Stelle verbleibt oder sich gliedweise nach hinten oder vorne bewegt.
...uuund noch mehr Protestantencharaktere:
Óberstleutnant Hans Georg aus dem Winckel, 1632 Kommandant des Blauen Batalions (weswegen er natürlich zwei Gardemusiketiere in Blau auf seinem Base hat deie er nach vorne scheucht):
Keine herausragende historische Figur, aber er war dafür bekannt sich sehr gut zu kleiden und einen großen Schnauz- und Kinnbart zu haben sowie langes Haar was gegen die damalige Mode war nach der das Haar zwar mit der Zeit immer länger, doch die Bärte immer kürzer getragen wurde. Hans Georg entschied sich für das beste aus beiden Welten. Abgesehen davon war er als fähiger Kommandant und Trunkenbold bekannt, aber letzteres trifft auf fast alle Offiziere der Zeit zu (vielleicht mit der Ausnahme von Tilly. Und vielleicht Wallenstein, doch die beiden hatten ihre ganz eigenen Eigenheiten). Auf der anderen Seite könnte die spezielle Erwähnung des Trinkens natürlich auch darauf hinweisen dass er selbst nach damaligen (Un-)Sitten maßlos viel getrunken hat.
Aus dem Winckels WappenZwischendurch habe ich ein kleines Solospiel veranstaltet um etwas Sattelfester in Sachen Regeln zu werden:
Einige Monate später malte ich weiter, und zwar eine Einheit hessischer Pikeniere:
...und ein paar Pikeniere aus Sachsen-Anhalt:
Um das Festival des Protestantismus abzurunden hab ich dann noch eine zweite Einheit leichter schwedischer Reiterei bemalt, diesmal vom Upplands Regiment:
Danach brauchte die kaiserlich-katholische Seite wieder etwas Verstärkung und sie bakamen eine weitere Einheit leichter Reiterei, diesmal Kosaken (ohne Fahne, sorry):
Okay, sie mögen in dem Maßstab und den Farben ein bisschen wie Gartenzwergreiterei aussehen, aber sie sind echt unheimlich und fies. Ganz echt. :/
Mehr Charactere!
Heinrich Holk (1599-1633)Der Bursche links, mit dem großen SchwertSagen wir mal Heinrich Holk war ein Kind seiner Zeit. Er begann auf protestantischer Seite in der dänischen Armee (Dänemark war ja die erste ausländische Macht die die deutschen Protestanten aktiv unterstütze (hauptsächlich um sich Schleswig-Holstein oder so einzuverleiben), wurden aber zum Friedensschluss gezwungen. Holk stieg im dänischen Militär die Karriereleiter hinauf und bewies sich oftmals als fähriger Kommandeur, besonders in der Verteidigung Stralsunds gegen Wallensteins Armee. Nach dem Frieden mit dem Kaiserreich schloss Holk sich Wallensteins Armee an (was natürlich nicht als Seitenwechsel interpretiert werden darf, denn der Krieg mit Dänemark war ja vorbei
).
Das ist er. Ihr könnt sehen dass das linke Auge fehlt. Eine Verwundung die wahrscheinlich im Kampf gegen kaiserliche Truppen in den späten 1620er Jahren passiert ist.Er bekam das Kommando über ein Kürassierregiment. Die Holkschen Reiter und Holk selbst \"erarbeiteten\" sich rasch einen Ruf von außerordentlicher Grausamkeit bei der Plünderung und Verwüstung ganzer Landstriche, sogar nach den Maßstäben der damaligen Zeit. Andere Quellen besagen, dass diese Berichte übertrieben und/oder Erfindungen seiner Vorgesetzten später waren. Bei Wallenstein besaß Holk hohes Ansehen und er war einer der wenigen die es wagten Wallenstein direkt zu widersprechen. 1632 war Holk Wallensteins wichtigster Berater und stellvertretender Kommandeur bei der Schlacht von Lützen. Dies führte natürlich zu Missgunst gegenüber Holk bei den anderen Offizieren (größtenteils Karrieristen) was ein Grund dafür sein kann dass über Holk so unglaublich viele Schauergeschichten kursierten. Auf der anderen Seite... Zwischen 1629 und 1632 zählte es zu seinen Hauptaufgaben eine Verwüstungskampagne in Sachen zu führen um die Wirtschaft des Landes zu schädigen und um sächsische Armeen zu stellen bevor sie sich organisieren konnten um in kaiserliche Ländereien einzufallen. Ein bisschen das Äquivalent zu Flächenbombardements. Außerdem war er Teil der Streitmacht die Magdeburg stürmte. Alles natürlich nicht unbedingt Beiträge zu seiner guten PR.
In der Schlacht von Lützen kommandierte er die linke Flanke bis zur Ankunft von Pappenheims Korps. Abgsehen von seinem fürchterlichen Ruf war er ein wagemutiger Taktiker und geschickter Logistiker und leistete seinen Beitrag die Armee Wallensteins bei Lützen zusammenzuhalten. Es wurde ihm erspart die ganze Geschichte um Wallensteins Ermordung mitzuerleben den Holk erkrankte im Frühjahr 1633 an der Pest nachdem er Friedensverhandlungen mit Sachsen aufgenommen hatte. Keiner der sächsischen Vertreter wollten ihn aufgrund der Krankheit treffen und die Verhandlungen endeten. Auf dem Weg zurück starb Heinrich Holk im Alter von 34 einsam am Wegesrand nachdem sein Kutscher weggelaufen war um einen Priester zu holen.
Irgendwie wirken die Biographien vieler dieser Offiziere dem Plot von US Gangsterfilmen.
Ernst I. \"der Gläubige\", Herzog von Sachsen-Gotha(1601-1675)Ernst war Bernhard von Sachsen-Weimars Bruder und, wie es aussieht, das Gegenteil zu Heinrich oben. Wie die meisten seiner Brüder und vieler anderer protestantischer Adeliger war Ernst Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft (eine Art mischung aus Club für aufgeklärte Renaissancedenker und Ritterorden mit dem Ziel Sprache, Denken, Literatur usw weiterzuentwickeln. Jedes Mitglied bekam einen Gesellschaftsinternen Spitznamen bzw. ein Anhängsel. Ernst war inter als \"der Bittersüße\" bekannt. Aber das macht nix, die hatten alle solche schwülstigen Namen. Trotzdem lustig.
Jedenfalls sehr interessant, diese Gesellschaften damals. Irgendwas zwischen vergeistigtem, cutting-edge Wohltätiskeitsverband und Herrenclub).
\"Hi, ich bin der bittersüße Ernst\"
Und wie die meisten seiner Brüder diente Ernst als Offizier in der schwedisch-protestantischen Armee. Bei Lützen kommandierte er die Reserve an der linken Flanke. Um ehrlich zu sein habe ich nicht viel herausragendes gehört über seine Performance a, Tag der Schlacht selbst.
Allerdings hat Ernst nach dem Krieg so richtig auf den Putz gehauen. Nach den Verwüstungen des Krieges (und wir sprechen hier vom dreißigjährigen, also richtige, richtige Verwüstung) hat er Sachsen-Gotha wieder auf Vordermann gebracht. Er hat effiziente und (kaum) korrupte institutionen und ein Rechtssystem eingeführt, Steuern gesenkt, die Wirtschaft wieder in Schwung gebracht und so weiter. All die guten Sachen. Außerdem haben seine Reformen viele der späteren Theorien beeinflusst wie ein geeintes Deutschland zu verwalten wäre.
Das bringt die Gesamtzahl der Kommandeure nun auf fünf pro Seite. Irgendwann werde ich mich dran machen müssen einen ordentlichen Wallenstein und Gustav Adolf zu basteln.