Ein richtiges Vakuum ist doch garnicht notwendig. Reste der vorherigen Ladung werden durch den Wischer auch einfach mechanisch mit herausgezogen. Ein kleiner Sog reicht eigentlich schon aus, um noch vorhandene glimmende Reste zu löschen. Größere Teile wurden bekanntlich mit dem Krätzer rausgezogen. Es gab auch so eine Art Schaber, mit der man speziell die Rohrwand abziehen konnte. Zur Not konnte sogar ganz ohne auszuwischen gefeuert werden. Selbst wenn am Boden des Rohrs noch etwas glimmte, hatte diese kleine Glut ja noch keinen direkten Kontakt zur Pulverladung, denn zuerst musste die Kartusche durchbrochen werden. Der Kartuschbeutel wurde normalerweise vor dem Schuss mit einer Räumnadel durchs Zündloch aufgestochen, damit eine zuverlässige und schnelle Zündung erfolgen konnte. Es gab aber auch Zündsätze, die eine kleine Bleikugel durch das Zündloch trieben und so selbst die Kartusche öffneten.
Die Kombination Räumnadel/Kartusche konnte übrigens auch zu ziemlich abenteuerlichen Aktionen benutzt werden. Es war z.B. möglich, die Nadel durch das Zündloch in der Ladung gesteckt zu lassen und so das Geschütz geladen zu bewegen. Mir ist das in der Praxis allerdings nur von den äußerst risikofreudigen Russen bekannt, die auf diese Weise eine berittene Batterie in irgendeinem orientalischen Krieg einsetzten.
Grüße
Davout