Der Pub > An der Bar

GW - schrumpfe dich gesund oder das Ende vom Lied?

<< < (5/41) > >>

Rohirrim:
Ich gehöre zu denen, die gerade von Games Workshop zum Historischen Tabletop umsteigen und kann so möglicherweise direkt etwas dazu sagen. Ich spiele hauptsächlich Ringkrieg, habe durch die ständig steigenden Preise aber keine Lust auf neue Modelle (meine gekauften reichen noch Jahre, um sie alle bemalt zu bekommen).

Was ich behaupten kann ist, ohne GW hätte ich nie mit Tabletop angefangen. Und das, obwohl ich mit Fantasy nix am Hut habe, die Warhammer-Modelle teilweise unästhetisch und hässlich finde und ich eigentlich seit Kindheit eher zu historischem Spielzeug neige.

Doch GW bietet in meinen Augen zwei entscheidende Vorteile gegenüber allen Kleinherstellern. Erstens sind sie fast in jeder großen Stadt mit einem eigenen Geschäft, in dem man nicht nur kaufen, sondern auch spielen und basteln kann (ein Trend, den gerade auch LEGO aufgreift). Das ist für die jüngere Zielgruppe sehr wichtig und praktisch konkurrenzlos. Der zweite Punkt – und das war für mich der wichtigste – ist, dass GW mir die Möglichkeit geboten hat ohne große Hürden sofort in das Thema einzusteigen. Wenn man als Neuling ins Historische Tabletop einsteigen will hat man doch überhaupt keine Anlaufstelle. Viele verstehen doch gar nicht, dass es keine einheitlichen Regeln, keine einheitlichen Figurengrößen (selbst im gleichen Maßstab) oder einheitliche Bases gibt oder wo und mit wem man überhaupt spielen kann.

GW hat das verstanden:
Regelbuch: Gibt es - und zwar in Deutsch!
Figuren: Alles da, Charaktäre passend zu den Regeln!
Gelände: Alles passend da!
Kaufen: gleich zum Mitnehmen oder online ohne Liefergebühren (ab 30 €)!
Bases, Maßband, Würfel: Alles passend da!
Farben: Alles da!
Grundierung, Pinsel, Kleber, Werkzeug: Alles da!
Zusammenbau, Bemalung: Hier direkt uns - wir zeigen dir das!
Spielregen: Zeigen wir dir!
Bemalung: Zeigen wir dir!
Mit anderen Leuten spielen: Hier bei uns! Jeden Tag, wenn du willst!

GW ist ein geschlossenes System. Und das kommt an, da man selbst nicht mühsam recherchieren muss. Man kann sich praktisch in fünf Minuten alles kaufen. Dass eine Mehrheit vieler Jüngerer damit danach überfordert ist, spielt keine Rolle. Die einen verkaufen ihr Zeug dann bei eBay und der Rest landet früher oder später dann bei anderen Herstellern.

Ich gehe sogar soweit und behaupte, dass GW als »Einstiegsdroge« funktioniert und die anderen Hersteller sogar davon profitieren.

Die Preise spielen doch keine Rolle. Ich hatte überhaupt keinen Vergleich, als ich eingestiegen bin. Ich kannte nur GW. Und deshalb setzen sie auch so auf die Einsteiger. Wer dann anfängt in Foren über den Tellerand zu schauen, der überlegt ob er 4 Failcast-Minis für 60 Euro kauft, oder (wie ich) lieber über 100 Perry-Könföderierte für den gleichen Preis in nahezu gleicher Qualität (und vermutlich auch von den selben Designern).

Wilhelmshöher:
Ich bin mit meinen knapp zwei Jahren Histo-Tabletoperfahrung auch noch ein ziemlicher Neueinsteiger und war vorher auch für viele Jahre \"GW-Kiddie\". Ich bin 2004, kurz vor der radikalen GW-5-Euro-Preiserhöhung zum Tabletop gekommen, weil ich mit meiner 1/35 Tamiya Wehrmacht nicht \"spielen\" konnte. Hätte ich von historischen System gewusst, hätte ich vermutlich das gesammlet. Aber als 11 Jähriger war ich einfach noch nicht viel im Netz unterwegs und kannte auch niemanden, der Historisches betrieb.
Es gibt ein bischen, dass ich GW zugute halten muss.
Ich habe dadurch den Spaß an der Miniaturenbemalung entdeckt und ich hatte Jahre lang Spaß mit dem Hobby, was meiner Meinung nach das Hauptziel eines Hobbys sein sollte.
Da in Kassel erst 2009 ein GW-Hobbyzenrtum öffnete hing ich immer beim Einzelhändler rum und hier muss ich sagen, dass die Szene versagt.
Irgendwie scheint das GW-Hobby mit allen Aspekten ohne GW-Laden nicht richtig zu funktionieren. Denn mein Eindruck ist, dass die meisten Kunden beim Einzelhändler größteneils kaufen und relativ wenig bemalt wird.
Eine neue Box erscheint, sie wird geholt, die Hälfte zusammengebaut, eine Testfigur bemalt und das wars.
Auch um ansehnliches Gelände werden sich nicht viele Gedanken gemacht.
Als ich dann mal im GW-Hobbyzentrum war, sah ich von den Mitarbeitern gebaute Platten, auf denen mit bemalten Modellen gespielt wurde.
Der Verkäufer war mehr eine Art Entertainer und Babysitter in einem. Und ich erinnere mich noch gut, wie eine Frau mit mehrere Einkaufstüten ihren Sohn aus dem Kinder-Wunder-Warhammer-Land abholte.
Aber gerade durch das oftmals alberne Entertainen schaffte der Verkäufer es die Leute näher an das Hobby heranzuführen und sie zum Malen und Basteln zu bringen.

Die Theorie, dass GW auf junge Kundschaft mit großer Kaufkraft der Familie im Hintergrund abzielt würde ich unterschreiben. Das ist nämlich auch mein Eindruck.


Und scheinbar halten sie die Menschheit auch für doof. :rolleyes:
Gestern Abend sah ich auf dem Brückenkopf einen Hinweis auf das \"der Hobbit Mega Bundle\".
Dieses Mega-Bundle ist limitiert und kostet 598 Euro, ein Stolzer Preis. Man bekommt mit diesem Set ALLE Neuerscheinungen des \"kleinen Hobbits\". Aus Interesse rechnete ich dann mal sämtliche einzelnen Produkte zusammen und es zeigte sich, dass man tatsächlich NICHTS spart.
Das limitierte Megabundle ist deswegen limitiert, weil man alles mit einem einzigen Klick kaufen kann.
Und wenn sie so etwas an den Mann bringen, dann werden die nicht untergehen. :D

Besten Gruß
Moritz

Clödi:
cSchön gesagt ihr zwei.

Lest ihr das, liebe Einzelhändler? Ihr müsst Teenager betreuen und mit denen Malen und Spielen, dann kaufen die sich dumm und dusselig. Lasst das lieber mit Eintritt für den Tabletop-Tag und so. Sorgt dafür, dass eure älteren Kunden im Laden Malen und verkauft Kaffee für nen Euro! Wie wär das?

2008 war ja 40k 5. Edition, die ich zumindest durchaus als Wendepunkt erlebt habe. Im guten wie im schlechten. Die Regeln wurden spaßiger, keine komischen Geländezonen mehr, sondern echte Sichtlinie. Black Reach war ne echt feine Grundbox.
Aber auch irgendwie für mich der Anfang vom Ende: Im Gegensatz zur 4. Edition keine Skirmish-Regeln mehr im Regelbuch, kurz vorher Apocalypse, die Leute spielen auf einmal 1750 oder 2000 Punkte statt 1500. Du. Musst. Mehr. Kaufen.

Tabris:
Oho ;)... hier wurde ja viel Wahres gesagt und wichtig erscheinen mir hierbei folgende Punkte.

Die Freiheit im historischen TT ist gleichzeitig Fluch und Segen. Wo GW durch seine monopolistische Stellung quasi die Preise frei bestimmen kann, muß beim historischen TT (ein römischer Legionär läßt sich halt nicht copyrighten... im Gegenstaz zu dem XYZ-Space Marine)  der Spieler sich ein System heraussuchen und Figuren die seinem Geldbeutel entsprechen (entweder AB-Miniaturen oder Warrior), Fluch dabei ist natürlich das die Auswahl kaum überschaubar ist und es selten Spielergruppen der verschiedenen Systeme gibt. Aber verschiedenste  Firmen (GB Saga, Flames of War und Napoleon at War) versuchen ja das \"Alles aus einer Hand\"-Konzept zu verwirklichen und gerade Warlords , auch wenn es so mancher verdammt, setzt system/epochenübergreifend Maßstäbe ;)

Natürlich sind die Einzelhändler in der Pflicht , zu Ihren Gunsten,Werbung für GW zu machen... nur die zunehmend schlechteren Verkäuferkoditionen von GW (bin mal gespannt was da beim Hobbit kommt ) sind da sehr kontraproduktiv und selbst abitioniertesete Verkäufer rühren eher die Trommel für andere Spiele (Dystophian War/Legion, Tie vs XWing ...) :P Aber nicht vergessen auch wir besudeln uns so manchmal bei der Nachwuchsförderung nicht mit Ruhm ;)

Davout:
Das \"Alles da\"-Konzept drückt sich letztlich dadurch aus, dass man Sachen, die es in jedem Baumarkt für einen Bruchteil gibt, zu Mondpreisen verkauft. Da ist es natürlich kein Wunder, dass das die Kundschaft mit zunehmendem Alter schnallt und woanders hin wechselt. Ich habe natürlich auch schon einiges an GW-Gelände gekauft, weil meine handwerklichen Fähigkeiten begrenzt sind. Beim Verbrauchsmaterial such ich mir lieber Nachschub im Netz bei anderen Anbietern als bei GW.
Für viele der heutigen historischen Spieler zählt GW als eine Art Lehrgeld, das man zum Einstieg ins Hobby abgedrückt hat. Bei mir war das anders, da ich nie mit dem Sammeln von GW-Systemen begonnen habe. Lehrgeld gezahlt hat man aber trotzdem, viele Jahre aus heutiger Sicht minderwertige Figuren in meinem Maßstab gesammelt. Die Frühwerke gingen da genauso in die Tonne wie das GW-Zeug bei anderen.

Grüße

Davout

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln