Der Pub > An der Bar
wie historisch ist historisch?
Decebalus:
@burko: Sorry, ich bin manchmal etwas schärfer, aber Du wolltest doch auch provozieren. Ist nicht persönlich gemeint.
\"Wenn nicht einmal Geschichtsbücher immer \"historisch korrekt\" sind wie soll dann ein TT jemals wirklich historisch sein. Ich sehe die Historie als Rahmen in dem man sich bewegt, nicht mehr aber auch nicht weniger.\"
Wir müssen doch unterscheiden zwischen
Vergangenheit =/= Geschichte/Historie.
Vergangenheit ist alles was mal passiert ist, incl. der Sack Reis, der in China umgefallen ist. Vergangenheit lässt sich niemals komplett erfassen. Wie will ich jeden Sack Reis rausbekommen.
Geschichte/Historie ist das, an das wir uns heute aus einem bestimmten Interesse erinnern. Wir haben ein Interesse am 2. WK, weil das etwa noch heute unser Leben bestimmt.
Wir haben kein Interesse an dem erwähnten Sack Reis.
Geschichte spielen ist jetzt eine besondere Form der Beschäftigung mit Vergangenheit. Hier wollen wir ein historisch plausibles Spiel haben, dass heißt wir haben Freude (=Interesse) daran, bestimmte militärische Probleme der Vergangenheit nachzuspielen. Und zwar zumeist strategische und taktische Entscheidungen. Wir haben z.B. kein Interesse daran nachzuspielen, wie es dem Soldaten mit Magen-Steckschuß ging.
Ob ein Spiel historisch ist, hängt also m.E. davon ab, ob ich ein historisches Problem nachspiele. Das Problem von Dark Eldar, wie die imperiale Gardisten zu Sklaven machen, ist schon mal kein historisches Problem.
Wenn ich dieses historische Problem irgendwie umsetze, habe ich m.E. ein historisches Spiel. Wenn was nicht stimmt, was aber für das \"Spielen des Probelms\" unerheblich ist, dann ändert das nichts am historischen Spiel.
D.h.
- Wenn ich Waterloo nachspiele und als Napoleon Entscheidungen treffen muss, wie ich Waterloo gewinne, dann bleibt das Spiel historisch, auch wenn meine Truppen alle Zweispitz tragen (der 1806 abgeschafft wurde).
- Wenn ich imperiale Römer gegen Makedonen spiele, dann kann ich das historisch rechtfertigen, da es immerhin denkbar war, dass ein makedonisches organisiertes Reich noch zu dieser Zeit existiert hat, bzw. ich kann die imperialen Römer als \"Stand in\" für republikanische Römer begreifen. Die Schlachtentscheidungen werden nicht völlig absurd, sondern bleiben wahrscheinlich ganz im historischen Bereich.
- Dass der 2. WK nach 1945 weiter ging, ist denkbar (wenn auch unwahrscheinlich). Dass aber das deutsche Reich dann Zombies eingesetzt hatte, ist reine Fantasy. Also nicht historisch.
- Tatsächlich bin ich der Meinung, dass das größte Problem von FoW nicht die ziemlich unhistorische Kombination von Kompanie und Divisionstruppen ist. Sondern es ist das Punktesystem in Kombination mit nur 3 Epochen. Das führt zu grundlegend unhistorischen Aufstellungen, Paarungen und Kräfteverhältnissen. Und hier spielt sich FoW eben wie WH40k und nicht wie ein historisches Spiel.
Wraith:
@Decebalus: Wohl gesprochen. Deine genannten Beispiele finde ich sehr schön.
Wo ich ein wenig widersprechen will, auch wenn ich kein eingefleischter FOW-Speiler bin: da gibt das System ja schon deutlich mehr vor als die meisten anderen WW2-Systeme. Immerhin sind in den Büchern immer bestimmte Kriegsschauplätze/Feldzüge/Zeitabschnitte erfasst und die Listen sind zueinander schon historisch passend. Was die Spielerschaft draus macht ist ja wieder ne ganz andere Sache, insofern: IMMERHIN wird bei FOW in 3 Epochen unterschieden die nicht komptatibel zueinander sind, da geben die meisten anderen Systeme weniger bis keine Restriktion.
burko:
@decebalus: Kein Ding, die Diskusion geht ja in den diversen Foren nun dahin, wo ich sie hin haben wollte. Ziel erreicht. :)
Ich finde es unglaublich spannend in den verschiedenen Foren komplett unterschiedliche Diskusionsverläufe zu beobachten. (und nicht eines mochte das was ich geschrieben hatte :thumbup: )
Schrumpfkopf:
Die Frage impliziert das es ein auf Spiele angewandtes Rechercheniveau gibt, bei dem, wenn es denn erreicht wird, man von \'historisch korrekt\' sprechen kann.
Tatsaechlich ist es meiner Erfahrung nach so, das vor einem historischen Hintergrund eine Schlacht gespielt wird anstatt eine historische Schlacht moeglichst genau
nachzustellen, was bei einer 100% Realitaetsnaehe ja nichts anderes als das historische Endergebnis bedeuten muesste.
Franz:
Das 100% Nachstellen einer Schlacht ist eher was für eine Ausstellung. Freude hat man dann an dem Anblick.
Damit das Spiel Spaß macht, sollte der Spieler möglichst viel eigenen Entscheidungsspielraum haben.
Ich wünsche mir einen Feldzug mit historisch vorgegebenen Truppen, der Ort der Schlacht und die Anzahl der eintreffenden Truppen hängt dann von den Spielern ab.
Durch viele Spieler und deren Einzelentscheidungen, kann es dann sehr spannend werden, denke ich.
Gruß
Franz
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
[*] Vorherige Sete
Zur normalen Ansicht wechseln