... Wir hatten auf jeden Fall beide viel Spaß bis zum Ende und mein Gegenüber hat durch das Spiel viel gelernt, denke ich!
Mich würde interessieren, wie Dein Spielpartner den Verlauf der Schlacht bewertet, und was Deine Gedanken zum Angriffsplan der Franzosen sind.
cheers
Kann ich verstehen, Tattergreis! Bevor man etwas bewertet, muss man es erstmal vollständig durchdrungen haben - vielleicht etwas altmodisch in Zeiten, wo viele schnell ihre Meinung zu allem äußern, aber mein Kumpel teilt wohl auch diesen Ansatz. Daher hat er sich mit einer vertieften Bewertung zurückgehalten. Ich kann ihn aber nochmal gezielt fragen, einen Eindruck von dem Verlauf, dem Verhältnis seiner Planung und der dann möglichen Durchführung wird er sicher äußern können.
Meine Gedanken zum Angriffsplan der Franzosen: grundsätzlich wurde während des Berichts ja schon das allgemeine Vorgehen überall kritisiert (keine Schwerpunktbildung). Sehe ich ähnlich, wobei manchmal so ein vorgehen überall auch funktionieren kann, wenn man es richtig macht.
Bewegung: Schon der Aufmarsch der Korps verlief ziemlich ungünstig. Vieles blockierte sich gegenseitig, vor allem wurde die Artillerie blockiert.
Anfangs, als noch kein Matsch da war, wurde die Chance verpasst, das Notwendige in ideale Schlagdistanz zu bringen, wozu die Zeit gereicht hätte.
Artilleriebeschuss: Der nicht effektive Einsatz der französischen Artillerie war die größte Schwäche des französ. Spiels aus meiner Sicht. Gerade die Gardeartillerie ist sehr gut geeignet mit ihren acht Einheiten Angriffe vorzubereiten, LHS und die anderen Gehöfte sturmreif zu schießen usw.. Einen großen Teil der Züge schoß immer nur ein Teil der möglichen Geschütze. Die Beschussziele dienten nicht höheren taktischen Zielen. Die besetzten festen Punkte wurden in der Tat gar nicht beschossen.
Befehle/Strukturänderungen:
Ich denke, es war ein Fehler, dass mein Gegenüber nicht die massierten Genietruppen gegen die Gehöfte eingesetzt hat. Zu einem guten Teil negieren sie, wenn sie angreifende Brigaden unterstützen, die Verteidigungsboni, was sie sehr wertvoll macht. Das kostet zwar Command Point-Ressourcen (die knapp waren!), aber wenn man bedenkt, wie lange Hugoumont ausgehalten hat, wäre es das wert gewesen - vor allem in Kombination mit vorbereitendem Artilleriefeuer. Gerade Hugoumont ist so isoliert vom Rest der britischen Truppen - da hätte ich erstmal alle Artillerie dieses Flügels auf das Gehöft schießen lassen und dann einen entschiedenen Sturmangriff der besten Truppen Reilles gemacht (in der Hoffnung/Erwartung im ersten Ansturm einzunehmen, sonst eben im zweiten).
Der Oberbefehlshaber wurde die gesamte Schlacht nicht bewegt! Auch das kostet zwar Command Points, die man aber wieder spart, wenn man ihn z.B. in direkten Kontakt mit mehreren Korpskommandeuren (z.B. D´Erlon und Drouot von der Garde) bringt, da dann das aktivieren von deren Korps nichts kostet. Mit Wellington habe ich das gemacht und Uxbridge, Heinemann (Braunschweiger) und anfangs auch Picton alle direkt kontrolliert. Da hätte man mit Napoleon auch mehr machen können und mein Gegenüber kannte das an sich von meinem Umgang mit Napi in der Schlacht davor ja auch schon.
Naja, soviel erstmal dazu
Auch die Möglichkeit, Detachements für Command Points aus den Korps herauszulösen für besondere Aufgaben, wurde nicht genutzt, was vorteilhaft hätte sein können. So hätte ein Teil von Reilles Korps z.B. detachiert werden können, um Hugoumont einzunehmen, während der Rest Lobau und die Garde unterstützen hätte können oder zumindest Drohpotenzial am rechten britischen Flügel aufzubauen.
D´Erlon und die Garde hätte ich mit vorbereitendem Artilleriefeuer (konzentriert auf die entscheidenden Durchbruchpunkte) und unterstützt durch massierte Sappeure/Genietruppen den Hauptangriff führen lassen, um Picton zu brechen, wie ich es im Spiel davor schonmal erfolgreich für Frankreich gemacht hatte. Die Preußen hätte ich mit wieder mit einem Kavalleriedetachement der Garde und Milhauds Kürassieren versucht aufzuhalten - dafür ist Kavallerie super und die preußische Kavallerie wäre den Genannten nicht ebenbürtig. So hätte ich mit der Garde und D´Erlon Richtung britisches Zentrum eingeschwenkt und alles flankierend aufgerollt, während dann Hugoumont schon längt gefallen gewesen wäre und Lobau und Reille den Flankenangriff auf Orange und Hill frontal unterstützt hätten. Kellermanns Kürassiere hätte ich als Reserve gehalten anstatt sie wie mein Kumpel um die Flanke zu schicken. Entweder wären sie auch noch den Preußen entgegen geritten oder sie hätten im entscheidenden Moment stark geschwächte Brigaden im Hauptkampf niedergeritten.
So wie es lief, waren die Franzosen zu langsam und schwach, um irgendwo durchzubrechen...