Ich muss jetzt mal \'ne Lanze für Victrix brechen:
Eigentlich sind wir doch (fast) alle glücklich, wenn ein Hersteller preiswerte Plastikfiguren auf den Markt bringt. Der eine bevorzugt dabei die einfache und schnelle Methode á la Perry u.a. (wenige Posen, meist marschierend oder stehend). Der andere scheut den Mehraufwand nicht und ist begeistert von der Gestaltungsvielfalt die Victrix mit seinen Multipose-Figuren bietet. Ist vielleicht eher was für Dioramen- und Vignettenbauer als für die klassischen Wargamer. Und ob man die mitunter etwas komikhaften Gesichtszüge nun mag oder nicht, muss auch jeder für sich selbst entscheiden. Auffällig ist für mich aber, dass sich fast alle für das napoleonische Artillerie-Set begeistern können. Obwohl es sich um Briten handelt und es Multipose-Figuren sind. Ist am Ende doch der Preis ausschlaggebend (ein entprechendes Set in Metall würde den Geldbeutel doch deutlich mehr belasten)? ?(
Victrix stellt sein Design- und Produktionsverfahren radikal auf neueste CAD-Technik um. Das kostet neben den nötigen Investitionen sicherlich auch viel Zeit. Schulung und Lernprozesse für die Designer, Testläufe, Optimierungsarbeiten und und und. Sicherlich keine leichte Entscheidung, wenn man bedenkt, dass seit über einem Jahr keine Neuheiten mehr erschienen sind. Und am Ende die Frage: hat sich der ganze Aufwand gelohnt? Ist die Qualität so wie gewünscht? Werden bisherige Kunden mit den neuen Produkten zufrieden sein? Ich habe grossen Respekt vor der getroffenen Entscheidung und finde es sehr mutig, solange keine Neuheiten zu präsentieren. Aber lieber warte ich etwas länger auf ein gutes und ausgereiftes Produkt, als auf einen unausgereiften Schnellschuss, mit dem am Ende niemand glücklich wird.
Dass ein britischer Hersteller beim Erstlingsset für eine für ihn neue Epoche zuerst die eigenen Truppen herausbringt ist auch nachvollziehbar. Wahrscheinlich ist die Nachfrage im Heimatland dafür am grössten. Die Recherche für Uniformen, Ausrüstung etc. sind sicherlich einfacher (Literatur in der eigenen Sprache, Museen, Kontakt zu Reenactmentgruppen etc.) und wahrscheinlich auch günstiger. Bei entsprechender Nachfrage wird das Angebot für die Epoche dann hoffentlich ja auch weiter ausgebaut (Gegner, andere Waffengattungen etc.). Ein deutscher Hersteller (warum gibt es eigentlich keinen?) würde wahrscheinlich ja auch seine napoleonische Reihe mit Preussen beginnen.
Zustimmen muss ich allerdings bei der bereits mehrfach geäusserten Kritik an der Veröffentlichungspolitik von Victrix. Man wird das Gefühl nicht los, dass sich die beiden Jungs ein wenig verzetteln: napoleonische Zeit 28mm und 54mm, antike Griechen, Römer, WW I und jetzt WW II Flugzeuge in 15mm.
Wo bleiben den die französische und österreichische Artillerie? Was ist mit Kavallerie? Preussen? Was ist mit Gegnern für die geplanten Römer? Gibt es wirklich genug Nachfrage für 15mm Flugzeuge?
Und ein weiterer Kritikpunkt - zumindest aus meiner Sicht: Die Boxen enthalten zu viele Figuren. 50-60 Figuren sind mir in der Regel zu viel. Allerdings verwende ich sie auch eher zum Dioramenbau. Und da sind sie aufgrund ihrer Vielseitigkeit und ihres Preises einfach unschlagbar.