Ob jemand das Thema passt, muss er selbst entscheiden. Ich finde es auch immer befremdlich, wenn Spieler hier ihre Afghanistan Figuren zeigen. Andererseits ist mir die Atriti-Con Entscheidung nichts nach 1900 zuzulassen, auch etwas willkürlich.
Andererseits gibt es ja zwei schöne Bemerkungen zu dem Thema (sinngemäß zitiert):
1. Wenn mehr Männer die Aufschläge ihrer Grenadier-Kompanien korrekt anmalen würden, dann wäre die Welt ein friedlicherer Ort.
2. Wenn ich ein Garde-Grenadier gewesen wäre, der bei Waterloo drauf gegangen wäre, dann fände ich es besser, wenn mich heute jemand spielt, als wenn ich vergessen bin.
Wie gesagt, muss jeder selbst wissen.
Nordirland-Konflikt ist ein gewalttätiger Konflikt, also spielbar. Man kann wohl mit allen Systemen spielen, die Einzel-Skirmish in dieser Zeit ermöglichen. Force on Force ist wohl wirklich eine Idee. Wenn man zurück geht, dann könnte man auch den irischen Aufstand von 1916 spielen.
Tja, das Thema mit der Schattenseite des Wargaming, hm?
Ich als jemand der seine Afghanistan-Figuren auch öfter einsetzt, kann dazu eigentlich nur sagen: Wieso macht es einen Unterschied, ob wir einen Konflikt spielen bei dem die Leute schon lange tot sind gegenüber einem Konflikt in dem aktuell Menschen sterben? Wird die schreckliche Seite des Krieges wird denn dadurch angenehmer, dass mehr Zeit seit dem Ereignis vergangen ist? Wieso soll es vertretbar sein, den Horror des 2. Weltkriegs nachzuspielen, aber nicht angemessen, die Situation in aktuellen Krisenherden auf dem Tisch abzubilden? Nur dass 60 Jahre vergangen sind, mindert doch nicht die Bedeutung dessen was dort passiert ist. Und wenn ich das für 60 Jahre sage, sollte es dann nicht auch für 120 gelten? Oder 360 Jahre? Logisch ist, dass nach einer gewissen Zeit diejenigen, die es durchgemacht und erfahren haben, nicht mehr am Leben sind und nicht mehr Anstoß nehmen können an dem was wir tun. Aber ändert das denn was an der Tatsache, dass wir Gemetzel mit Toten, Verwundeten und unendlich viel Leid nachspielen?
Ich bin trotz (oder wegen?) meiner Affinität zur Geschichte, zu aktuellen Geschehnissen und zum Wargaming ein Pazifist und Kriegsgegner, ich sehe meine Spiele teilweise (nicht immer und bei allen Szenarien, aber doch ab und an) auch als ein Element, um den Leuten nahezubringen was die Soldaten auch heutzutage noch an den entlegenen Kriegsschauplätzen unserer Welt durchmachen müssen, welche schwierigen Entscheidungen teilweise zu treffen sind und welchem Druck die Jungs dort ausgesetzt sind.
Klar muss es jeder mit sich selbst vereinen und dazu gibts sicher auch andere Ansichten. Ich persönlich würde sicher auch nicht mit meiner Modern War Sammlung bei irgend einem Veteranentreffen aufschlagen oder das in eine Therapiegruppe für Kriegs-PTBS-Geschädigte hineintragen. Ich denke das gehört ebenfalls zum gesunden Respekt und Anstand. Auf der anderen Seite sage ich, dass man nicht A sagen kann aber das B nicht akzeptiert. Wenn Krieg heute schrecklich ist und wir ihn nicht spielen dürfen, wieso soll der Krieg von gestern (was ja auch mal \"heute\" war) dann akzeptabel sein? :huh_1:
Die Alternative ist natürlich immernoch Imaginations, What-if-Szenarien, etc. - aber auch dort gilt, dass wir theoretisch den Tod und das Leiden von jungen Männern spielen, auch wenns diese konkreten Szenarien die wir spielen so nie gegeben hat...