Haha, ich stelle gerade fest, daß die Wikipedia hier mal wieder zeigt, daß sie wirklich ganz gutes Niveau bietet - das Thema servientes war nämlich meine Magisterarbeit in mittelalterlicher Geschichte, allerdings nur für die Angevinen unter Heinrich II. und Richard Löwenherz, und der Wikipediaeintrag gibt - wenn auch sehr vereinfacht - grob die Fakten wieder. Es ist aber doch etwas komplizierter:
Serviens bedeutet ganz wörtlich einfach nur Diener, deckt aber in den Quellen das ganze Spektrum vom Servierknecht beim Bankett bis zum berittenen und gepanzerten Kämpfer ab, weswegen es immer sehr ärgerlich ist, wenn ein mittelalterlicher Chronist bei einer Schlacht von 100 Milites (Ritter) und 500 servientes spricht, denn letzteres können dann einfach 400 Bedienstete sein, oder 400 Bogenschützen, oder 400 Berittene bzw. alle möglichen Mischungen davon.
Aber mei, die Chronisten sind meistens selber adlig, und da interessieren bloß die Standesgenossen, und der restliche Pöbel hat gefälligst im Hintergrund zu bleiben, wo kämen wir da denn hin?
Auch servientes equites sind nicht ganz so eindeutig als Edelknechte (wie Wikipedia meint) einzuordnen, das können auch Botenreiter oder sonstige Diener auf einem Pferd sein.
Aber wenn der Begriff im Tabletop auftaucht, sind es meistens die Armbrustschützen, Bogenschützen, Billmen oder Speerträger zu Fuß bzw. Ritter für Arme zu Pferd, die vom Stand her in den Augen der Ritter alle unter \"Das sind übrigens meine Bediensteten\" fallen, aber gesellschaftlich kann man diese Leute über Köchen, Lakaien etc ansiedeln (und erst recht weit über Bauern). Interessanterweise sind so manche spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Adelsgeschlechter aus dieser Gruppe hervorgegangen, das ist neben dem wohlhabenden Stadtbürgern so die obere Grauzone kurz vor dem Adel.