Hallo,
ich gehe hier mal geschlossen auf einige eurer Beiträge ein.
Die
reitenden Grenadiere hatten bei Waterloo wirklich noch die Röcke mit 
den weißen Rabatten. Auch ein Rousselot konnte sich eben mal irren und 
es konnte kein Nachweis für eine tatsächlich stattgefundene Umrüstung 
erbracht werden.
Die Carabiniers hatten in allen Feldzügen nach 
1810 neben dem weißen (Parade-) auch den himmelblauen Rock, was durch 
verschiedene Quellen aus den Jahren 1812-1815 bestätigt wird. Man muss 
dazu erwähnen, dass die französische Kavallerie häufig sowohl einen 
eigenen Rock der großen Uniform als auch einen der kleinen Uniform trug,
die schon mal stark in Form oder Farbe voneinander abweichen konnten. 
Ich nenne da nur den Dolman vs. Chasseurrock bei den Husaren.
Einsatz der leichten Kavallerie:
Da
die Armeekorps meist vorn am Gegner waren, erbrachte deren leichte 
Kavallerie erstmal die meiste Aufklärungsleistung, denn die leichte 
Kavallerie der Reserve wurde eher selten unabhängig eingesetzt. Ob nun 
\"richtige\" leichte Kavallerie oder Dragoner nun den Job machen spielt 
eigentlich keine Rolle. Es wurden während der Napoleonischen Kriege auch
schon mal Kürassiere im kleinen Krieg eingesetzt.
Nach Ligny lag das
Problem nun wirklich nicht am Mangel an leichter Reiterei, denn Grouchy
hatte doch ein ganzes Korps davon bei sich.
Kürassiere:
Der Kürass wurden offensichtlich doch von immer mehr 
Armeen als notwendig betrachtet. Schließlich haben die Russen 1812 und 
die Preußen ab 1814 wieder welche eingeführt und das nach französischem 
Vorbild.
Verteilung der Kavallerie:
Der Einsatz und die 
Verteilung der Kavalleriereserve war kein starres System, das nur auf 
große Konzentration setzte. Häufig wurden die Divisionen der 
Reservekavallerie an Korps ausgeliehen, aber auch Teile der 
Korpskavallerie bei Bedarf an die Reserve abgegeben. Es fällt allerdings
auf, dass die Kavalleriegroßverbände eine Stärke erreichten, die kaum 
einen koordinierten Einsatz ermöglichten. Halbwegs taktisch 
zusammenwirkend konnten doch nur Divisionen eingesetzt werden.
1806 
ging die Sache erstmal schief, denn die Aufklärung versagte. Napoleon 
hatte keine Ahnung, dass er bei Jena nicht auf die preußische Hauptarmee
getroffen war und ziemlich im Dunkeln tappte. Was Lasalle dann bei der 
Verfolgung trieb war natürlich schon ziemlich frech und verwegen, so 
wohl aber nicht wiederholbar. Napoleon hätte 1815 durchaus Murat haben 
können, der hatte sich angeboten, war aber wegen seines verfrühten 
Losschlagens und seiner Unzuverlässigkeit in Ungnade gefallen. Zudem war
seine Erfolgsbilanz durch das Missmanagement in Russland und die 
verlorene Schlacht von Liebertwolkwitz doch recht angeschlagen.
Feldzug von 1809:
Die
französischen Kürassiere hatten da noch garkeine Karabiner. Wie sollen 
sie dann damit geschossen haben? Bei den Carabiniers ist das natürlich 
möglich gewesen, nur hatten die eben noch keine Kürasse. Ich halte die 
Story vom Nachteil der österreichischen Kürasse für an den Haaren 
herbeigezogen. Etliche der besten schweren Kavallerieregimenter hatten 
keine Kürasse.
Dragoner:
Die Dragonertruppe war während des 
Kaiserreichs mit am schlechtesten von allen Kavalleriegattungen dran. 
Teilweise war es sogar vorgeschrieben, dass ein Teil der Eskadronen der 
Regimenter keine Pferde haben sollte. Den anderen Gattungen fehlten zwar
auch häufig Pferde, sie wurden aber dann nur soweit ins Feld geschickt 
wie welche vorhanden waren. Die Dragoner hatten allerdings den Vorteil, 
dass sie mit der Infanterie vergleichbarer Bewaffnung ausgestattet war 
und so zumindest theoretisch auch zu Fuß nützlich waren.
Ich 
würde die Lanciers ggf. 1812 noch als mittlere Kavallerie sehen, auch 
wegen ihrer Überbewaffnung. Ab 1813 wars dann aber leichte Reiterei. Die
französische Kavallerie attackierte unabhängig von der Gattung gerne im
Trab und das reichte auch. Wenn die Pferde und Reiter der schweren 
Kavallerie durch ihr Gewicht vielleicht nicht schneller konnten, dann 
war das in der Schlacht auch bei den leichten Reitern der Fall, denn 
diese hatten durch ihre Beanspruchung ihrer Gattung bei 
Avantgardeaktionen, Aufklärung und Verschleierung viel Energie gelassen.
Außerdem konnten Einheiten im Trab möglicherweise noch kontrolliert 
werden, solche im Galopp nicht mehr. Ein Kernproblem der französischen 
Kavallerie war die schlechte Pferdepflege. Napoleon hatte von den 
Eigenheiten dieser Waffengattung relativ wenig Ahnung und selbst bei den
\"Experten\" in der französischen Armee vertraten einige recht schräge 
Meinungen. Man denke nur, als auf dem Rückzug aus Russland die Franzosen
zusehen mussten, wie sie ihre Pferde auf dem Eis überhaupt noch 
bewegten, attackierten die Polen noch im Galopp!
Grüße
Gunter