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Autor Thema: Kavallerie in der Napoleonischen Zeit  (Gelesen 5010 mal)

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Bommel

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Kavallerie in der Napoleonischen Zeit
« Antwort #15 am: 02. November 2014 - 20:18:55 »

ich liebe dieses Forum, danke Jungs für die Hilfe.
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Davout

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Kavallerie in der Napoleonischen Zeit
« Antwort #16 am: 03. November 2014 - 16:56:23 »

@tattergreis,
was verstehst du unter \"bourbonische Uniformen\"? An sich unterschieden die sich doch nur durch andere Herrschersymbolik und die Spielleuteuniformen.
Die reitenden Grenadiere hatten ihre Röcke wie zum Endes des Kaiserreichs, d.h. keine einreihigen Kürassierkollets, sondern solche mit weißen Rabatten und langen Schössen. Dass sie Kürassiere werden sollten war nur so geplant aber noch nicht durchgeführt worden. Nach neusten Erkenntnissen sind die einreihigen Kollets ein Interpretationsfehler. Pech für einige Hersteller würde ich sagen.

Das mit der leichten Kavallerie sehe ich anders. Die gehörte während des Kaiserreichs schwerpunktmäßig zur Kavallerie der normalen Armeekorps, nur ein geringer Teil war bei der Reservekavallerie. 1805-1809 hatte die leichte Kavallerie der Reservekavallerie höchstens Divisionsstärke, 1812 war ihr Anteil an der Reserve größer (4 vs. 7 Divisionen), ohne dass die Korpskavallerie deshalb schwächer gewesen wäre, 1813 hat man versucht die Struktur von 1812 nachzubilden, was nur in Ansätzen klappte. Mit 2 leichten Divisionen neben 6 schweren in der Reserve von 1815 war man eigentlich recht gut dabei.

Das mit den Kürassiere und Carabiniers war etwas missverständlich formuliert. Natürlich gehörten beide immer zusammen und waren Teil der Reservekavallerie.

Grüße

Gunter
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tattergreis

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Kavallerie in der Napoleonischen Zeit
« Antwort #17 am: 03. November 2014 - 18:01:57 »

Nach meinen Infos haben die reitenden Grennies nicht mehr ihre wundervollen Uniformen mit weißer Brust bei Mt St. Jean getragen, aber wenn dies doch der Fall war, so bin ich der glücklichste Mensch der Welt 8o
Die Carabiniers waren blau statt weiß, zumindest sieht man das bei centjours so, wiederum bevorzuge ich die Uniform von 1810.

Was ich meinte ist, dass es m. E. nicht sinnvoll ist, mit viel schwerer Kavallerie (Kürassiere, Dragoner) in den Krieg zu ziehen, aber mangels leichter Kavallerie dann nicht genügend Informationen über den Feind zu erlangen. Nach der Schlacht von Ligny hat Napoleon ja praktisch den Kontakt zur preußischen Armee verloren, Grouchy schlug ja ne falsche Richtung ein.

Außerdem ist es fraglich, ob ein Kürass noch notwendig war, schon 1809 hatten sich die Kürassiere an der Österreichischen Infanterie die Zähne ausgebissen.

Auch die Frage, ob man die Kavallerie massiv in die Reserve verlegen soll oder ob man den einzelnen Korps mehr Kavallerie zuteilen soll, finde ich ganz interessant. Mir kommt es so vor, als neigte Napoleon mit der Schaffung der Kavalleriekorps mehr zum Gebrauch des Dampfhammers als zum Florett.
1806 ist in meinen Augen ein Paradebeispiel für die Verwendung der leichten Kavallerie, aber 1815 fehlten ja auch mit Murat und Lasalle ein paar Köpfe.

cheers

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Kavallerie in der Napoleonischen Zeit
« Antwort #18 am: 03. November 2014 - 20:02:32 »

Zitat von: \'tattergreis\',\'index.php?page=Thread&postID=178281#post178281
Die Carabiniers waren blau statt weiß, zumindest sieht man das bei centjours so, wiederum bevorzuge ich die Uniform von 1810.

Diese aussage ist korrekt meine Quellen behaupten das selbe.
bis 1810 blau mit bärenfelmütze ähnlich der dragoner und ohne kürrass.

ab 1810 dann mit dem helm und kürass in weiß.
ab 1812 dann in blau, russlandfeldzug nach meinen unterlagen noch in weiß.
auch offiziere haben teilweise das weiß beibehalten
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Pappenheimer

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Kavallerie in der Napoleonischen Zeit
« Antwort #19 am: 04. November 2014 - 09:19:21 »

Die Frage ist ja aber auch in wie weit leichte Kavallerie, so vorhanden, zur Aufklärung eingesetzt wurde. Nach Ligny war doch das Problem, dass man in viele Richtungen aufklären musste, um den Preußen auf die Schliche zu kommen.

Dass sich Kavallerie an Infanterie die Zähne ausbiss ist dann auch m.E. keine Neuheit in der Zeit. Allerdings wurden die Karrees zur Perfektion gebracht und Einbrüche in Infanterie damit schwerer als noch meinetwegen im Siebenjährigen.
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Trencavel

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Kavallerie in der Napoleonischen Zeit
« Antwort #20 am: 04. November 2014 - 11:45:27 »

Hallo, bin neu hier, hab aber trotzdem ein paar Anmerkungen.

Man muß immer den Sinn und Zweck der jeweiligen Einheit in Betracht ziehen. Hier bezogen auf Abschaffung des Kürasses 1809.

Das Gegenteil war der Fall. Bis 1809 hatten die Carabiniers keinen Kürass. Aufgrund der verhältnissmäßig hohen Verluste dieser Einheit wurden diese

nach dem 1809er Feldzug mit Doppelkürass ausgerüstet. Das ein Doppelkürass durchaus Sinn machte, zeigte die Schlach von Eggmühl.

Die österreichischen Kürassiere hatten nur einen Fronzpanzer. Sie wurden von den französischen Kürassieren \"stehend\" empfangen. Die Kürassiere benutzten ihre

Karabiner und feuerten den angreifenden Österreicher eine \"Salve ins Gesicht\" und gingen dann erst in den Angriff über. Als die Österreicher zu flüchten begannen

wurden sie von der französischen Kavallerie verfolgt. Da die Österreicher keinen Rückenpanzer hatten wurden viele von ihnen von hinten niedergestochen.

Nach Augenzeugenberichten war die Strecke von Eggmühl bis Eglofsheim bedeckt mit toten österreichischen Kürassieren

SG,Heinz
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tattergreis

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Kavallerie in der Napoleonischen Zeit
« Antwort #21 am: 04. November 2014 - 16:03:11 »

Interessant, dass das SChießen im Stand nicht dazu führte, dass die Verteidiger über den Haufen gerannt wurde. Ich fand es immer suspekt, dass dies offensichtlich manchmal gemacht wurde, ohne das ich von Erfolgen gelesen hab.

Im Melee mit feindlicher Kavallerie war ein (Doppel-)Kürass von Vorteil, um feindliche Infanterie zu besiegen war er nicht notwendig, vermutlich sorgte er für psychologische Vorteile (+1 auf den Moraltest ob man charged ;) )

Aber wie Du schreibst:
Zitat
Man muß immer den Sinn und Zweck der jeweiligen Einheit in Betracht ziehen.

Kürassiere waren m.E. wirklich dazu geschaffen, feindliche Kavallerie auf dem Schlachtfeld zu besiegen. Für Aufklärung und Verfolgung auf operativer Ebene waren sie nicht da. Selbst die Dragoner waren nicht gut für Aufklärung zu verwenden.

Chasseure haben meines Wissens auch Attacken auf dem Schlachtfeld geritten, sie waren meines Erachtens am ehesten allround-Kavallerie.

1805 bis 1812 war das alles kein Problem, weil es genügend Kavallerie  (auch Verbündete) gab, nur 1813, 1814 und 1815 war es eben ganz anders.
Meine These ist eben, dass man die vorhandenen Pferde eher für leichte Kavallerie hätte verwenden sollen, und dass die Konzentration der Kavallerie in die Reserve statt als Beigabe zu den Korps ein Luxus war, den sich Napoleon nicht leisten konnte. Als Feldherr auf dem Schlachtfeld befehligt er Korps, mit den Korps der schweren Kavallerie schafft er sich (und nicht seinen Untergebenen) ein Werkzeug (wie auch mit der Garde).

cheers

Shapur

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Kavallerie in der Napoleonischen Zeit
« Antwort #22 am: 04. November 2014 - 16:25:09 »

Das Problem mit der leichten Kavellerie ist, dass sie mehr Ausbildung braucht. Schlachtfeldkavellerie braucht \"nur\" in Ordnung nach vorne reiten.
Wenn die Franzosen ihren Kavellerie-Ersatz aus Frankreich ohne Pferde losschicken, damit sie vor Ort (Mainz) endausgestattet (Pferd bekommen) werden, sagt dies schon etwas über den Stand der franz. Kavellerie. Schon für den Feldzug von 1812 gab es Dragoner-Einheiten als Infanterie, weil Pferde fehlten.

Für mich ist es einfach die Frage, was kann ich aus dem vorhandenen Material (Mensch und Pferd) machen. Wenn ich den Reiter irgendwo in Frankreich ausbilde und dann 600 km oder weiter wegschicke, damit er sein Pferd bekommt, dann geht viel Trainingszeit verloren. Pferde brauchen für den Marsch Futter und Verbrauchsmaterial (Hufeisen), kann man sparen, wenn der Reiter zum Pferd kommt.
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Trencavel

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Kavallerie in der Napoleonischen Zeit
« Antwort #23 am: 04. November 2014 - 20:32:34 »

Hallo nochmal

Also, grundsätzlich wäre bei der französischen Kav. folgende Einteilung bzw. Klassifizierung zu sehen:

Husaren und berittene Jäger - leichte Kavallerie

Dragoner und Lanzenreiter - Linienkavallerie

Kürassiere und Karabiniers - Schwere- bzw. Schlachtenkavallerie

bei der Garde zählte man die Jäger zur leichten, die Lanciers zur mittleren und die Dragoner, Gendarmes und Grenadiere zur schweren Kavallerie.

 

Stehende Kürassiere wurden nicht niedergeritten, da die Schwere Kavallerie in der Regel im Trab attackierte allenfalls die letzten Meter in Galopp verfiel.

Die Schwere Reiterei verwendete vollkommen andere Pferderassen als leichte Reiterei. Die schweren \"Schlachtrösser\" wären für die leichte Reitere

vollkommen nutzlos und unpassend gewesen. Mitnichten wurde die schwere Reiterei nur dazu benutzt gegen gegnerische Reiterei zu kämpfen. Die

Reservekavallerie wurde i.d.R. in der vermeintlichen Entscheidungsphase eingesetzt um eine Situation zu entscheiden (Nick of time). Ob gegen Infanterie

oder Kavallerie wär da egal.

Selbstverständlich ritten auch die leichte Reiterei Attacken auf dem Schlachtfeld. Haben die \"Schweren\" oft genug rausgehauen. Die Hauptaufgaben der

leichten Reiterei waren aber Aufklärung, Flankensicherung, Sicherung des Nachschubes und des Troß und das Vertreiben gegnerischer leichter Reiterei.

Nach dem Russlandfeldzug war die französische Kavallerie in einem nicht sehr gutem Zustand. Das konnten selbst die aus Spanien herangezogenen

Dragonerregimenter nicht ausgleichen. Das waren fast ausschließlich Veteranen. Das \"Pferdematerial\" war allerdings schlecht. Nichtsdestotrotz

konnte die franz. Kavallerie, dank ihrer großartigen Kavallerieführer, hervorragende Erfolge vorweisen.
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tattergreis

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Kavallerie in der Napoleonischen Zeit
« Antwort #24 am: 04. November 2014 - 22:55:06 »

Zitat von: \'Trencavel\',\'index.php?page=Thread&postID=178436#post178436
Husaren und berittene Jäger - leichte Kavallerie
Dragoner und Lanzenreiter - Linienkavallerie
Kürassiere und Karabiniers - Schwere- bzw. Schlachtenkavallerie
bei der Garde zählte man die Jäger zur leichten, die Lanciers zur mittleren und die Dragoner, Gendarmes und Grenadiere zur schweren Kavallerie.

Ich bevorzuge die simplifizierende Einteilung in leichte und schw. Kavallerie, weil die Übergänge eh fließend sind: die Lanciers wurden aus Dragonerregimentern gebildet, die als Linienkavallerie bezeichnet werden können. Die Lanciers heißen aber m.E. Cheveaux-lèger lanciers.

Die Gardekavallerie kann man 1815 auch nach ihrem Gebrauch einteilen: Reservekavallerie und \"Unsterbliche\": Napoleon setzte seine Gardekavallerie genau wie seine mittlere und alte Garde sehr ungern ein, er unterstellte die leichte Gardekavallerie z.B. Ney als dieser in Richtung Quatre-Bras vorgehen sollte, aber dieser sollte sie nicht einsetzen (!) Quelle:Waterloo der Feldzug von 1815 von Wenzlik
Ich wollte nicht ausdrücken, dass es den Kürassieren \"verboten\" war, feindliche Infanterie anzugreifen, sondern dass Napoleon sie mit dem Gedanken erschaffen hat, eine der feindlichen Kavallerie überlegene Waffe zu haben. Ich denke, das habe ich aus Nosworthys \"Battle tactics\", aber leider besitze ich das Buch nicht mehr und kann das nicht nachprüfen.

Zitat
Die Reservekavallerie wurde i.d.R. in der vermeintlichen Entscheidungsphase eingesetzt um eine Situation zu entscheiden (Nick of time). Ob gegen Infanterie oder Kavallerie wär da egal.
IIRC nannte Napoleon den verfrühten Einsatz der Reservekavallerie als (einen) Grund der Niederlage von Waterloo.
Und da kommt wieder meine These: welchen Sinn macht es, große Mengen an Reservekavallerie zu haben, wenn man sie eigentlich erst einsetzt, wenn man den Coup de Grâce ansetzt?

cheers

Davout

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Kavallerie in der Napoleonischen Zeit
« Antwort #25 am: 04. November 2014 - 23:10:16 »

Hallo,

ich gehe hier mal geschlossen auf einige eurer Beiträge ein.
Die
reitenden Grenadiere hatten bei Waterloo wirklich noch die Röcke mit
den weißen Rabatten. Auch ein Rousselot konnte sich eben mal irren und
es konnte kein Nachweis für eine tatsächlich stattgefundene Umrüstung
erbracht werden.

Die Carabiniers hatten in allen Feldzügen nach
1810 neben dem weißen (Parade-) auch den himmelblauen Rock, was durch
verschiedene Quellen aus den Jahren 1812-1815 bestätigt wird. Man muss
dazu erwähnen, dass die französische Kavallerie häufig sowohl einen
eigenen Rock der großen Uniform als auch einen der kleinen Uniform trug,
die schon mal stark in Form oder Farbe voneinander abweichen konnten.
Ich nenne da nur den Dolman vs. Chasseurrock bei den Husaren.

Einsatz der leichten Kavallerie:
Da
die Armeekorps meist vorn am Gegner waren, erbrachte deren leichte
Kavallerie erstmal die meiste Aufklärungsleistung, denn die leichte
Kavallerie der Reserve wurde eher selten unabhängig eingesetzt. Ob nun
\"richtige\" leichte Kavallerie oder Dragoner nun den Job machen spielt
eigentlich keine Rolle. Es wurden während der Napoleonischen Kriege auch
schon mal Kürassiere im kleinen Krieg eingesetzt.
Nach Ligny lag das
Problem nun wirklich nicht am Mangel an leichter Reiterei, denn Grouchy
hatte doch ein ganzes Korps davon bei sich.


Kürassiere:
Der Kürass wurden offensichtlich doch von immer mehr
Armeen als notwendig betrachtet. Schließlich haben die Russen 1812 und
die Preußen ab 1814 wieder welche eingeführt und das nach französischem
Vorbild.

Verteilung der Kavallerie:
Der Einsatz und die
Verteilung der Kavalleriereserve war kein starres System, das nur auf
große Konzentration setzte. Häufig wurden die Divisionen der
Reservekavallerie an Korps ausgeliehen, aber auch Teile der
Korpskavallerie bei Bedarf an die Reserve abgegeben. Es fällt allerdings
auf, dass die Kavalleriegroßverbände eine Stärke erreichten, die kaum
einen koordinierten Einsatz ermöglichten. Halbwegs taktisch
zusammenwirkend konnten doch nur Divisionen eingesetzt werden.
1806
ging die Sache erstmal schief, denn die Aufklärung versagte. Napoleon
hatte keine Ahnung, dass er bei Jena nicht auf die preußische Hauptarmee
getroffen war und ziemlich im Dunkeln tappte. Was Lasalle dann bei der
Verfolgung trieb war natürlich schon ziemlich frech und verwegen, so
wohl aber nicht wiederholbar. Napoleon hätte 1815 durchaus Murat haben
können, der hatte sich angeboten, war aber wegen seines verfrühten
Losschlagens und seiner Unzuverlässigkeit in Ungnade gefallen. Zudem war
seine Erfolgsbilanz durch das Missmanagement in Russland und die
verlorene Schlacht von Liebertwolkwitz doch recht angeschlagen.

Feldzug von 1809:
Die
französischen Kürassiere hatten da noch garkeine Karabiner. Wie sollen
sie dann damit geschossen haben? Bei den Carabiniers ist das natürlich
möglich gewesen, nur hatten die eben noch keine Kürasse. Ich halte die
Story vom Nachteil der österreichischen Kürasse für an den Haaren
herbeigezogen. Etliche der besten schweren Kavallerieregimenter hatten
keine Kürasse.

Dragoner:
Die Dragonertruppe war während des
Kaiserreichs mit am schlechtesten von allen Kavalleriegattungen dran.
Teilweise war es sogar vorgeschrieben, dass ein Teil der Eskadronen der
Regimenter keine Pferde haben sollte. Den anderen Gattungen fehlten zwar
auch häufig Pferde, sie wurden aber dann nur soweit ins Feld geschickt
wie welche vorhanden waren. Die Dragoner hatten allerdings den Vorteil,
dass sie mit der Infanterie vergleichbarer Bewaffnung ausgestattet war
und so zumindest theoretisch auch zu Fuß nützlich waren.

Ich
würde die Lanciers ggf. 1812 noch als mittlere Kavallerie sehen, auch
wegen ihrer Überbewaffnung. Ab 1813 wars dann aber leichte Reiterei. Die
französische Kavallerie attackierte unabhängig von der Gattung gerne im
Trab und das reichte auch. Wenn die Pferde und Reiter der schweren
Kavallerie durch ihr Gewicht vielleicht nicht schneller konnten, dann
war das in der Schlacht auch bei den leichten Reitern der Fall, denn
diese hatten durch ihre Beanspruchung ihrer Gattung bei
Avantgardeaktionen, Aufklärung und Verschleierung viel Energie gelassen.
Außerdem konnten Einheiten im Trab möglicherweise noch kontrolliert
werden, solche im Galopp nicht mehr. Ein Kernproblem der französischen
Kavallerie war die schlechte Pferdepflege. Napoleon hatte von den
Eigenheiten dieser Waffengattung relativ wenig Ahnung und selbst bei den
\"Experten\" in der französischen Armee vertraten einige recht schräge
Meinungen. Man denke nur, als auf dem Rückzug aus Russland die Franzosen
zusehen mussten, wie sie ihre Pferde auf dem Eis überhaupt noch
bewegten, attackierten die Polen noch im Galopp!

Grüße

Gunter
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Kavallerie in der Napoleonischen Zeit
« Antwort #26 am: 04. November 2014 - 23:16:04 »

Ich habe die französischen Lanciere aufgrund der Bezeichnung eigentlich immer zur leichten Kavallerie gerechnet. Nicht zu verwechseln sind diese aber mit den (schweren) polnischen (Garde?) Lanzenreitern.

Ich erinnere mich auch an einen Ausspruch Napoleons das Schlachten ohne Kavallerie ohne Resultat seien und habe es insgesamt immer so interpretiert das er die Aufgabe der schweren Kavallerie darin sah an entscheidender Stelle einen Einbruch in der feindlichen Infanterielinie zu erzielen. Die Qualität der französischen Kavalleristen war doch davon abgesehen generell eher schlecht,  ihr Vorteil war die taktische Überlegenheit und das sie massierter eingesetzt wurden.

Der Kürass wird mmn gerne überschätzt, ich kenne diese Stelle über die Österreicher auch aber wenn man sich mal ansieht was für einen Anteil der möglichen Trefferzonen der Kürass letztlich schützt... Wenn das so toll gewesen wäre frage ich mich wieso man 150 Jahre vorher die Rüstung der Reiterei immer mehr reduziert hat. Ich denke der Kürass war eine relativ billige Möglichkeit einem teuer ausgebildeten Elitereiter ein wenig besseren Schutz zu bieten und vielleicht nicht zuletzt die Zahl tödliche Treffer deutlich zu vermindern.
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tattergreis

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Kavallerie in der Napoleonischen Zeit
« Antwort #27 am: 05. November 2014 - 01:10:01 »

Zum Thema mangelnde Pflege von Pferden in der franz. Armee
Die schlechte Pferdepflege hat größeren Schaden angerichtet als der Feind. Das wurde zwar schon 1805 gesagt, aber galt auch noch später
150 000 horses would be lost in 1812

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Davout

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Kavallerie in der Napoleonischen Zeit
« Antwort #28 am: 05. November 2014 - 17:12:12 »

Ich würde die Gardelanciers auch als leichte Kavallerie einstufen. Die hatten nämlich nicht gerade große Pferde waren von ihrer Gesamtkonzeption leichte Reiter.

Grüße

Gunter
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carthaginian

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Kavallerie in der Napoleonischen Zeit
« Antwort #29 am: 05. November 2014 - 17:36:50 »

Zitat von: \'Goltron\',\'index.php?page=Thread&postID=178455#post178455
Ich erinnere mich auch an einen Ausspruch Napoleons das Schlachten ohne Kavallerie ohne Resultat seien und habe es insgesamt immer so interpretiert das er die Aufgabe der schweren Kavallerie darin sah an entscheidender Stelle einen Einbruch in der feindlichen Infanterielinie zu erzielen. Die Qualität der französischen Kavalleristen war doch davon abgesehen generell eher schlecht, ihr Vorteil war die taktische Überlegenheit und das sie massierter eingesetzt wurden.
IMHO ist die Aufgabe aller Kavallerien dieser Zeit vor allem, *da* zu sein. Alleine dass sie angreifen *könnten* zwang die gegnerische Infanterie ins Karree wodurch sie verwundbarer für Beschuss wurden. Ein klassisches Beispiel von \"force in being\". - Ich denke, so ist Napoleons Ausspruch zu verstehen. Der hat ja DAS - im Gegensatz zu Ney - ja schon verstanden.
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