\"Veraltetes Zeugs\" wird immer viel schneller für tot erklärt, als es wirklich verschwindet. Nimm mal die Photographie her als Kodak 1888 seine Boxkamera auf den Markt brachte, läutete das den Untergang der Glasplatte ein. Lange Zeit hielt sich die Glasplatte aber noch - ihre Fans brachten Argumente aufs Papier, die sich manchmal ähnlich anhörten wie 28mm ist mir zu knubbelig
Fast 50 Jahre lang tat die Glasplatte noch ihren Dienst in der Allroundphotographie in friedlicher Koexistenz mit dem Film. Und in Spezialgebieten hielt sie sich bis über die Millienumswende hinaus.
Als das digitale Zeitalter dämmerte schätzte man, daß die Digitalphotographie den Film bis spätestens 2005 verdrängt haben würde. das ist 10 Jahre her und immer noch wird mit Film gearbeitet. Die US Army rüstet ihre
Spionagef Aufklärungsflieger sogar seit kurzem teilweise wieder mit Film aus, weil selbst die hochauflösendsten Chips nicht die gewünschte Leistung bringen können.
Daher glaube ich dem 20mm Maßstab ist noch ein langes Leben beschieden - er wird nur nicht mehr so häufig sein.
Ich glaube eigentlich nicht, daß 28mm ein künstlicher Hype ist - eher eine Modeerscheinung. In den späten 70ern und 80ern war er sehr verbreitet (unter dem Namen 25mm
), dann begann man zu \"schrumpfen\" um größere Schlachten darstellen zu können - 15mm wurde DER Standard und in den 90ern erlangte auch 6mm eine respektable Verbreitung und man mußte sich fast schon rechtfertigen, wenn man mit den großen Figuren spielte, weil da die Einheiten und Tische viel zu klein für ein realistisches Spiel wären. Nach der Millienumswende leitete dann imo v.a. WHAB eine 28er Renaissance ein, die heute noch anhält, aber es kommt bestimmt wieder ein neuer Maßstab auf...
Wargaming hat eben mehrere Komponenten - die Simulation, die Optik, den Bemalaufwand und noch ein paar mehr. Letztlich punktet jeder Maßstab in den einzelnen Unterkategorien unterschiedlich und was das beste Gesamtergebnis ist ist einerseits individuelle Geschmackssache, wird aber sicher auch von Zeitgeist und Modeströmungen beinflußt.
Der gegenwärtige 28er Boom wird sicher auch von einem Wandel in der generellen Wargamermentalität gestützt. Früher hatte der Realismusgehalt der Simulation einen viel höheren Stellenwert (was wieder eine Reaktion auf den eher spielerischen Ansatz der vorangegangenen Regelgeneration war), während heutzutage wieder mehr wert auf Spielspass gelegt wird und man es mit der Simulationstiefe nicht übertreiben muß.
Ansonsten - Undankbarkeit? Ich glaub nicht. Ich glaub eher, daß man den 1/ 72ern (eben weil man als Kind damit gespielt hat) der Nimbus des Spielzeugs anhaftet und auf vielen 15er und 28er Packungen steht sogar drauf: This is not a toy! - Für Jugendliche Einsteiger nicht unwichtig - wer will den mit 14 so uncool sein und noch mit Spielzeug spielen? Da spielt man Strategiespiele für Erwachsenene - die Freude am Kind sein kommt erst später wieder
Edith:
Große Schlachten in 1/72 oder 20 mm sehen auch viel realistischer aus.
Das is auch so ein Punkt: Im Moment erfreuen sich Skirmishspiele einer weit größeren Beliebtheit als früher - \"Man braucht nicht viele Figuren\" ist ein beliebtes Verkaufs und Anfixargument bei neuen Systemen. Und je weniger Figuren am Tisch, desto besser kommen große Figuren zur Geltung, das finden die meisten.