Bei Borodino war die Sache eigentlich noch schlimmer. Die Kavallerie wurde nicht nur frontal verheizt, sie stand vorher auch lange sinnlos im gegnerischen Geschützfeuer herum. Ein Ausrutscher war die Sache freilich nicht, denn Borodino war keineswegs ein Einzelfall, wo die teure Kavallerie verheizt wurde, weil Infanterie fehlte.
Bei Waterloo lag der Schlüssel zum Sieg ganz woanders und am Tag der Schlacht war der Kuchen eigentlich bereits gegessen. Was die Preußen machten konnte Napoleon so oder so nicht beeinflussen. Der Würfel war bereits bei Ligny/Quatre Bras gefallen, wo das Korps von d\'Erlon auf keinem der beiden Schlachtfelder zum Einsatz kam. Wären diese Truppen nicht sinnlos hin- und hermarschiert hätte man entweder die Preußen wirklich entscheidend schlagen können, was einen unbedingten Rückzug nach Osten notwendig gemacht hätte und Wellingtons Armee allein dastehen ließ, was wiederum deren Rückzug erzwungen hätte, oder die Preußen wären wie historisch auch geschehen geschlagen worden, die Britisch-Alliierten aber auch, nur viel massiver, wobei auch in diesem Fall eine Vereinigung unwahrscheinlich erscheint. Dennoch hätte sich Napoleon in seinem Nordfeldzug wohl verrannt. Die Preußen waren Stehaufmännchen und früher oder später kamen dann doch die Riesenarmeen der Russen und Österreichen plus weiteren Verbündeten zum Tragen, genau dann als Napoleons Feldarmee schon völlig verausgabt war. Man mag denken, dass trotz allem eine Chance auf einen Sieg bestand, jedoch nicht im gesamten Krieg. Man muss nur sehen dass die französische Armee in diesem Feldzug noch undisziplinierter war als sonst und das will schon was heißen. Kein Wunder dass die Truppe eine erhebliche Neigung zur Panik hatte. Mit so einer instabilen Armeen kann man tatsächlich ein paar Schlachten gewinnen, sobald aber auch nur der kleinste Rückschlag eintritt ist alles verloren. Waterloo war bekanntlich kein kleiner Rückschlag, sondern eine Katastrophe.
Grüße
Gunter