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SAGA: Ära der Kreuzzüge (Crescent & Cross) auf Deutsch vorbestellbar

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Antipater:
Vorweg, ich finde die Initiative, Regelwerke fürs historische Tabletop in deutscher Sprache zugänglich zu machen, ganz hervorragend. Dafür also Lob und Anerkennung. (!!einseinself, damit\'s auch jeder gesehen hat. ;) )

Was ich aber vermisse, ist ein bisschen mehr Sorgfalt. Ich rede nicht vom Sinn der Einführungen weiter oben. Mit dem Fokus auf Armeelisten, Sonderfertigkeiten etc. macht das SAGA-Marketing offensichtlich vieles richtig, ob man das persönlich mag oder nicht. Trotzdem will SAGA im Kern ein historisches Regelwerk sein, und da stößt mir die Qualität gerade der deutschen Variante leider übel auf.
Mir ist klar, historische Wargamer haben den Ruf, old farts, Reenactors, Simulationisten und ganz allgemein blöde Spielverderber zu sein – und manche von uns pflegen das Image nur zu gern. Wenn man aber nun mal Regeln mit historischem Anspruch unters – vielfach vom ganzen Drumherum unbeleckte – Volk bringen will, sollte man sich da nicht in der Pflicht sehen, keine schlecht geskripteten Sprechblasen zu produzieren? Sonst würde doch das Regelwerk seinem sowieso schlechten Ruf unter den zornigen alten Männern im Hobby nur gerecht.

Konkret meine ich zum einen die Texte, die sich wie ein holpriger Schulaufsatz lesen. Bei einigem bin ich mir nicht sicher, auf wessen Mist das gewachsen ist; anderes erkennt man leider recht klar als Entlanghangeln per LEO & Co. Ich weiß, dass gute Übersetzer Geld kosten. Wenn man sich als Verleger so jemanden nicht leisten kann oder will, sollte aber wenigstens ein günstig einzukaufender Philologe drüber gucken. Der könnte allzu wörtliche Übertragungen ausbügeln und ein bisschen \"muttersprachliche Eleganz\" (danke, Tankred, für den Ausdruck) reinbringen. Darunter fielen dann auch zu begradigende Formulierungen oder, ganz simpel, Grammatik und Rechtschreibung. Vielleicht steckt im gedruckten Buch mehr solcher Arbeit, die Texte hier lassen das aber nicht erkennen.
Zum anderen, und das finde ich im Setting eigentlich noch störender, entsprechen die historischen Infos leider dem sprachlich gesetzten Niveau. Ich erwarte keine fachwissenschaftlich haltbare Einführung mit Belegstellen und Pipapo, kein cutting edge der Forschung. Es kann aber auch nicht schaden, nicht nur Wörterbücher, sondern auch ein bisschen Einführungsliteratur zu wälzen. Da sollte man dann z.B. bei vormodernen Themen über die Anführungszeichen bei Begriffen wie \"Staat\", \"Nation\", \"Volk\" oder, im gegebenen Kontext, \"Franken\" stolpern. Man mag auch von Kreuzzügen lesen, die teilweise schon vor dem Stichtag anno 1095 liefen, allerdings nach Spanien, Nordafrika, England und sogar quer durchs Hl. Römische Reich (noch fern der Teutschen Nation) führten. Und man wird vielleicht von theologisch-terminologischem Glatteis ferngehalten wie der \"Vergebung der Sündenstrafen\" oder dem \"ayyubidischen Kalifat\".

Klar, den allermeisten, allen voran den \"Zockern\", ist solcher Kram vollkommen Wumpe. Und ich will hier auch nicht von irgendwelchen Bildungsaufträgen fantasieren. Es wäre nur einfach schön, wenn man bei der Neukundenakquise für historische Systeme den Standard der Langstrumpf\'schen Ich-mach-mir-die-Welt-Maxime im SciFi- und Fantasy-Bereich überbieten könnte. Dafür muss der Subtext stimmen. Und der steckt nun mal in den Details, die vom Durchschnittsleser zwar einfach mitverdaut werden, die von Autoren und Übersetzern aber hart zu erarbeiten sind.

Die Diskussion erübrigt sich für dieses Mal, ein paar zerstreute Gedanken aber wollte ich doch eingeworfen haben. Trotz allem freue ich mich nämlich auf das Buch.

Elladan_de:
??? ?(

hallostephan:
:negative:  :protest:  :smiley_emoticons_pirate_igitt_1:

Two-Dice:
Text hin oder her, mich haben vor allem die vielen tollen Bilder überzeugt, C&C nun doch vorzubestellen  :thumbsup:
In den Fingern hat es mich schon lange gejuckt. Für die Dark Ages habe ich nur eine Erweiterung und bin bisher Nutznießer der einfachen Regeln (die man sich ja echt schnell merken kann).

Antipater, ich denke die „zornigen alten Herren“ machen den Fehler, Saga mit einer „Simulation“ zu verwechseln. Macht man einen Schritt zurück und betrachtet es als schickes kleines Spiel im historischen Gewand, sieht man das vielleicht entspannter. Ich denke die Grenze zwischen historischem und Fantasie-Tabletop wird immer durchlässiger, Saga ist für mich dafür ein Beispiel, da es sich aus beiden Lagern bedient.
Die Welle komplett mitreiten muss man ja nicht, ich spiele bei Saga Völker, die im heutigen Schottland und England ansässig waren, und trete deshalb z.B. nicht gegen Byzantiner oder Rus an, aus Prinzip  :friends:  .

ronisan:
@ Antipater

:thumbup: Daumen hoch für mündige, selbstkritische Hobby-isten, die sich die Fähigkeit bewahrt haben, nicht alles Vorgekaute abzunicken.
Eine gesunde Portion Objektivität hat noch niemandem geschadet.

Gruß,
Ronald.

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