Nochmal eine Frage zu den Stilen der Kavallerie. Skythen waren also Allrounder. Haben die Sassaniden ihre Reiter nicht auch so eingesetzt? Deren Kavallerie war gepanzert, hatte Bogen, Speer, Schild und eine Nahkampfwaffe. Gibt es einen Grund warum die Parther das anders handhabten? Kataphrakte hatten sowohl Parther als auch Sassaniden. Man war also nicht gezwungen mit den leichten Reitern bei der Fäustekirmes mitzumischen. Gibt es da Informationen die erklären wieso dieser Wechsel stattfand?
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Shadows in the Desert, das gibt einen guten Überblick über die Entwicklung von Skythen, Medern, Persern, Parther und Sassaniden.
Die Ausrüstung und Kampfweise hängt von verschiedenen Faktoren ab, unter anderem die kulturelle Wurzeln, Einflüße durch andere Völker, Resourcen und die Gegner auf die man trifft. Grob kann man es so zusammenfassen:
- Die Skythen und Cimmrier (Steppe) betreten als erste der iranischen Reitervölker im 8. und 7. Jahrhundert die Bühne. Sie besitzen noch nicht die Resourcen um alle Reiter mit Rüstung und \"schweren Waffen\" auszurüsten. Durch ihre zu der Zeit revolutionäre Kriegsführung rocken sie aber erstmal, weil die Assyrer und andere kein wirkliches Rezept gegen sie haben. Es gibt schon schwere Kav und die leichte Kav läßt sich eher selten in den Nahkampf ein. Die Infantry taug aber nichts. Gegen die Perser ziehen sie sich weit in Ihr Gebiet zurück ohne wirklich zu kämpfen.
- Die Meder (Iranisches Hochland) können im 7. und 6. Jahrhundert schon auf die Resourcen und Technologie des Iranischen Hochlandes zurückgreifen. Die Kav schaut vermutlich ähnlich wie die der Skythen aus, aber sie könne ganz passable Infantry aus den Bergen einsetzen.
- Die Perser (Iranisches Hochland und altes Elam) vom 6. bis 4. Jahrhundert v. Chr. werden neben den Parthern als Brudervolk der Meder angesehen, sind aber stark durch die Elamiten und Assyrer beeinflußt. Deshalb setzen sie in viel größeren Rahmen Infantry ein und verlassen wich nicht mehr so stark auf die Kav. Durch die Größe ihres Reiches können sie von leichter Steppen Kav, schwere Kav, über \"schwere\" Infantry, leichter Infantry aus den Bergen so ziemlich alles einsetzen. Obwohls für die Makedonen nicht reicht.
- Die Parther (Steppe nördöstlich des Iranischen Hochlandes) übernehmen dann vom 3. Jahrhundert vor bis zum 3. Jahrhundert nach Christus den Laden. Sie sind das dritte der Brudervölker des alten Persischen Reiches. Durch ihre Wurzeln in der Steppe gehen sie wieder zur klassischen Kriegsführung der Steppenvölker zurück und entwickelnb sie weiter. Sie setzen aber sowohl schwerst gepanzerte Kav, als auch ungepanzerte leicht Kav ein, die sich nicht in den Nahkampf ziehen läßt. Infantry, obwohl wohl vorhanden , wird nicht groß eingesetzt.
- Die Sassaniden (Iranisches Hochland) vom 3. bis 7. Jahrhundert sehen sich als die Nachfolger der Perser. Sie orientieren sich zu Beginn an den Parthern, aber sie rüsten ihre leichten berittenen Bogenschützen vermutlich von Anfang an mit Rüstung aus. Was angeblich für die Römer dann ein größeres Problem darstellt. Später verzichten sie auf die Kataphrakten und setzen die Saravan lieber sowohl als Schützen, als auch als schwere Kav für den Nahkampf ein. Mitunter steigenen die Saravan sogar ab. Dazu setzen die Sasaniden dann auch mehr Infantry (die gar nicht so schlecht war wie behauptet) und Elefanten ein.
Zumindestens erinnere ich mich so an den Ablauf auf die Schnelle ... Es ist also keine geradlinige Entwicklung sondern eher ein hin und her.
Der Unterschied bei Tracht und Ausrüstung ist also schon gegeben, auch wenn es oft nur die Weite der Hosen und die Form der Schilder ist.