Ich kann keine Verantwortung für Dinge übernehmen, die ich nicht hätte verhindern können!
Ich trage Verantwortung dafür, das solche Dinge nie wieder passieren!
Das würde ja bedeuten, das ich für die Verbrechen vom Anbeginn der Welt bis Heute verantworlich bin!
Sehr gut gesprochen. Allerdings und das ist meiner Meinung nach das eigentlich Erschreckende an der Judenvernichtung. Es waren nicht etwa perverse Massenmörder, die Spaß am Quälen hatten, die das Ganze ins Werk gesetzt haben. Es waren biedere Familienväter, die abends im Kreis der Familie heile Welt gespielt haben. Das Erschreckende an dieser industriellen Auslöschung alles Andersartigen, war, dass Sadisten nicht notwendig waren, dieses Grauen zu organisieren und am Laufen zu halten. Der unmittelbaren Kriegsgeneration war dies völlig bewusst. Denn es geschah vor aller Augen. Im Nachhinein gab es aber interessierte Kreise, die das sehr sehr erfolgreich umgedeutet haben. Die Auschwitz auf den sadistischen Mengele reduzierten oder Buchenwald auf Ilse Koch und ihren vermeintlichen Lampenschirm aus Menschenhaut. Diese Sadisten gab es und sie haben das Leiden der Insassen noch erhöht. Aber eben nicht grundsätzlich erst ermöglicht. Auschwitz war eine Todesfabrik, in dem jeder ein kleines Rädchen war. Austauschbar. Die Einen hatten immerhin die Möglichkeit sich an die Front versetzen zu lassen. Andere hatten nur die Möglichkeit, mitzutun oder selbst ins Gas zu gehen.
Im DHM in Berlin ist eine sehr eindrucksvolle Gipsplastik zu sehen, die Ablauf der Vergasung extrem plastisch darstellt. Alles hat seine Ordnung.
Die extreme Durchschnittlichkeit der allermeisten Täter verursacht das Unwohlsein weil Jedem, der sich damit näher befasst, klar wird, wie leicht es hätte sein können, sich als Rädchen in diesem Getriebe wiederzufinden. Genau deswegen ist man hierzulande sehr dankbar für diese Narration von irren Nazibestien. Genau deswegen reagiert man so allergisch auf Alles, was an diesem Narrativ rüttelt. Und zwar weit über die Grenzen des eigentlichen Vernichtungsbetriebes hinaus
Ich will hier nicht leugnen, dass Krieg (und insbesondere moderner Krieg) eine Tendenz zum Überschreiten der Linie, zum Übergriff auf den Exzess hat. Aber entscheidend ist doch, dass Krieg erstmal tatsächlich ein Wettstreit ist. Oder wie es Clausewitz formuliert: \"der Versuch dem anderen den eigenen Willen aufzuzwingen\". Vergewaltigung und Massaker sind für diesen \"ideellen\" Krieg völlig unerheblich. Und diesen Wettstreit-Krieg spielen wir doch, oder? Auch wenn wir Waffen-SS 1944 spielen, dann spielen wir doch, ob man die Ardennen-Offensive gewinnen kann, und nicht, ob man bei Malmedy möglichst viele Kriegsgefangene erschiesst.
Nein der Krieg trägt immer den Exzess in sich. Und solange es das Völkerrecht gibt, gab es auch Verstöße dagegen. ES Blödsinn, zu glauben, der Krieg ließe sich durch ein Regelwerk in eine härtere Form von Rugby verwandeln. Das hat schon nicht zwischen Nationalstaaten funktioniert. Und funktioniert heute erst recht nicht. Denn die Nationalstaaten verweigern den typischen Gegnern in ihren Konflikten systematisch den Kombattantenstatus.
Um das CLausewitzzitat mal einzuordnen. Es geht darum, dem Gegner seinen Willen aufzuzwingen. Das erreicht man erstens durch die Zerschlagung seiner Streitkräfte aber auch durch Schrecken. Und Vergewaltigung und Plünderung und neuerdings auch wieder Schauhinrichtungen zielen genau darauf ab. Den Kampfwillen des Gegners brechen. Dieser Aspekt des Krieges war immer vorhanden. Er ist meines Erachtens sogar wesentlich. Wenn Kriegsparteien sich einer Selbstbegrenzung in ihrer Gewaltanwendung unterwarfen, dann taten sie dies aus einer Nützlichkeitserwägung heraus. Ich glaube, wir haben mittlerweile überhaupt keine Vorstellung mehr vom Schrecken des Krieges. Denn wir sehen meist wohlgeordnete Militärkonvois und im Hintergrund ein paar Rauchwolken. Was wir nicht sehen: Soldaten, die auf der Suche nach Nahrung das Saatgut der Bauern für das nächste Jahr samt Wintervorräten aus dem Keller holen. Die, weil es kalt ist, ganze Häuser abreißen, um an Feuerholz zu kommen. Wir sehen nicht die Ströme von Kriegsversehrten.
Aber du hast recht, genau darum geht es beim Tabletop nicht. Es geht darum, Einheiten zu bewegen und sie in ihrer Taktik funktionieren zu lassen. Erst auf dieser Ebene ist es möglich, das Ganze als unterhaltsamen Wettstreit anzusehen. Und daran ist auch nichts Verwerfliches. Ich möchte zum Beispiel nicht die Schießerei beim Abzug der Erhardt Brigade nach gescheitertem Kappputsch nachstellen. Oder solche Massenerschießungen in den ukrainischen Wäldern.