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Ethik und Wargaming

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Tumbertor:
Die neuere Sozialanthropologie hat in einer Reihe von Versuchen gezeigt, dass große Anteile unserer Population ( möglichweise 2/3) ihre moralischen Werte überweigend aus der Anpassung an Ihre Bezugsgruppe beziehen, also dem Konformitätsdruck folgen. Harald Welzer hat gezeigt, wie diese Werte von 1933 an stetig und langsam in eine Richtung verschoben wurden, die uns heute als inhuman erscheint. Der Trick war offenbar, die Veränderungder Werte langsam vorzunehmen und immer genügend Masse an Bevölkerung ideologisch mit zu nehmen.

Als sich nach 1945 die gesellschaftlichen Vorgaben änderten, hatte die selbe Gruppe nicht die geringsten Probleme, sich den neuen Gepflogenheiten \"aus tiefster Überzeugung\" anzupassen, und sie tun es wohl auch heute noch. Die Übrigen sind zu Lebzeiten Querulanten, Einzelgänger und \"Spinner\", nach Ihrem Tod manchmal Heilige.

Goltron:
Ich möchte Decebalus an dieser Stelle für seine Beiträge danken und voll und ganz zustimmen.

Pappenheimer:
Im Wargaming empfinde ich eigentlich nie, dass ich mich besonders damit auseinander setzen muss, ob dies oder jenes ethisch passt. Wer mich kennt, weiß dass ich ne kleine Geschichts-Macke habe. Manch einer hält mich auch für nen Pedanten; da spielt das bisschen Figuren über nen Tisch schieben nun auch keine große Rolle mehr. Die Figürchen sind ja eh nur Platzhalter, genauso gut könnte ich auch Holzsteinchen wie in Brettspielen wie CCN oder \"Maria\" verwenden. Da ich/wir nicht zum Malen komme/n, lasse ich sogar lieber malen soweit ich es mir leisten kann. Also geht es mir nur um die Optik.

Wahrscheinlich ist das auch nicht so das Problem, weil ich im Reenactment unterwegs bin und da seit etwa 15 Jahren auch im musealen Bereich. Klar stelle ich \"nur\" 18.Jh. bzw. Napoleonik dar, aber auch da gibt es Gradwanderungen. Das fängt mit der auszustäupenden Frau, die nur ihre Waren in \"meinem\" Dorf nicht verkaufen darf an und hört mit dem im 18.Jh. üblichen Judenleibzoll und ähnlichen Schikanen auf. Wie soll man das vermitteln? Das sind ernsthafte Themen und dürfen nicht in Hanswurstiaden enden. Darf man sowas ausblenden, nur weil es schwierig ist?

Wargaming hingegen finde ich recht easy. Man(ich) möchte sich/mir eigentlich primär die zeitgen. Taktiken und Strategien vergegenwärtigen. Da ich eh gern spiele (auch Karten) ist das spielerisch zu tun sehr naheliegend.

Davout:

--- Zitat von: \'Schmagauke\',\'index.php?page=Thread&postID=201708#post201708 ---Wir dürfen die Geschichte niemals vergessen oder aus den Augen verlieren, wir müssen immer aus ihr lernen.

--- Ende Zitat ---

Ein äußerst edles Ziel, das dem Menschen die Begabung zur Vernunft zubilligt. Das mag vielleicht manch Einzelner so für sich halten, doch kommt irgendwann auch die verzweifelte Erkenntnis, dass die Menschheit sich zum Großteil stur weigert aus ihrer Geschichte zu lernen. An den Auswirkungen dieser kollektiven Bewerbung um den Darwin-Award können Einzelne letzlich leider auch nichts ändern. Das mag jetzt vielleicht resigniert wirken, aber gerade die aktuellen internationalen Entwicklungen beweisen das wieder einmal allzu deutlich.

Grüße

Gunter

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