Zum 75. Jubiläum des D-Day macht es natürlich Sinn, eine der bekanntesten Militäroperationen des zweiten Weltkriegs (erneut) zu beleuchten - die Alliierte Invasion in der Normandie, auch bekannt als Operation Overlord. Warlord Games hatte die Kämpfe in Nordwesteuropa bereits mit der allerersten Kampagnenerweiterung für Bolt Action abgedeckt,
Battleground Europe, und schärft noch einmal den Fokus mit dem neuen
Campaign D-Day: Overlord Buch.
Wo
Battleground Europe den gesamten Teil der letzten Kriegsjahre von der Vorbereitung der Landung in der Normandie, über Arnheim (was detaillierter in
Campaign Market Garden abgebildet wurde) und die Bastogne (was ebenfalls im Details mit
Campaign Battle of the Bulge besprochen wurde) bis zur Überquerung des Rhein abdeckte, kümmert sich dieses Buch rein um den Tag X, den 6. Juni 1944. Wer die Einleitung aufmerksam gelesen hat, wird auch die Ankündigung zweier weiterer Bücher bemerkt haben, die sich mit den weiteren Ausbrüchen aus den Brückenkopfen der US Amerikaner, Kanadier und Briten befassen soll. Oben sehen wir auch das frühe Deckblatt mit einem amerikanischen Fallschirmspringer und das spätere, finale Deckblatt mit einem GI der US Army.
Wo erst kürzlich die Bücher
Fortress Budapest und
Western Desert die neue Messlatte für den dicksten Kampagnenband mit 168 Seiten gesetzt haben, überrollt D-Day: Overlord den Wert mit imposanten 216 Seiten einfach. Nicht weniger als 19 Szenarien, ganze 30 Seiten an neuen Einheiten und dabei trotzdem das Preisband von 20 GBP / 30 USD festhalten, was in etwa 25 EUR entspricht. Natürlich gibt es für Direktkunden auch wieder eine Sonderminiatur, dieses Mal Captain Colin Douglas "Mad" Maud, mit seinen beiden Hunden.
Es ist das erste Bolt Action Buch vom Autor Robert Vella. Ich habe keine weiteren Publikationen von ihm gefunden, daher könnte es sein erstes Werk sein. Aber ich halte es für unwahrscheinlich, dass Warlord Games einem "Neuling" ein so prägnantes Thema geben würde, daher ist eher wahrscheinlich eher bedeckt unterwegs was seine Tätigkeiten angeht.
Worum geht es? Es kommt mir fast schon seltsam vor, den D-Day zu erklären. Schließlich ist es, wie bereits oben erwähnt eine der bekanntestes Operationen des zweiten Weltkriegs. Sie wurde sehr packend eingefangen in
Saving Private Ryan, in einer unglaublich langen Szene, mit all ihrer Gewalt, Lärm und Dreck. Ich habe den D-Day auch schon mehrfach durchgespielt, anfang der 2000er in Videospielen wie Medal of Honor oder Call of Duty, und natürlich war er auch Bestandteil der HBO Kurzserie Band of Brothers. So kann man auch in "aktueller" Popkultur recht häufig damit in Kontakt. Dennoch, D-Day oder Operation Neptune, war der Deckname für die im Sommer 1944 stattgefundene Landung der westlichen Allierten im Westen Europas mit dem Ziel eine zweite Front gegen das Deutsche Reich zu eröffnen. Da Hitler den Atlantikwall von der Südspitze Frankreichs bis zum nördlichen Ende Norwegens errichten lies, war dies kein einfaches Unterfangen. Es dauerte Jahre vorzubereiten und war ein logistischer Albtraum. Der Erfolg der Operation war ungemein von der Geheimhaltung und Fehlinformation des Gegners abhängig. So führte man auch
Operation Bodyguard durch um die Achsenmächte in die Irre zu führen. Die Deutschen sollten glauben man würde die Landung am engsten Teil des Ärmelkanals durchführen, in Südfrankreich und Norwegen. So zwang man den Gegner dazu seine Truppen weit zu verteilen und so anfälliger gegen einen konzentrierten Angriff zu machen. Auch wenn Saving Private Ryan versucht das Ganze als rein Amerikanischen Sieg zu verkaufen, war der Erfolg Ergebnis einer breiten Allianz einer internationalen Streitmacht. Briten, Kanadier und weitere Commonwealth Truppe, sowie das Freie Frankreich und Polen unterstützten die Landung, entweder durch Soldaten an den Strängen, Kriegsschiffe oder Flugzeuge. Denn was war eben nicht nur die Landung selbst, es waren die Fliegerangriffe davor, es waren die Luftlandetruppen und Kommandoeinheiten die im Hinterland abgeworfen wurden um strategisch wichtige Stellungen einzunehmen oder zu sabotieren, es waren die Geschütze der Marine die auf die Stellungen an den Stränden schossen und es waren die Geheimdienste die für Verwirrung sorgten.
Das dritte Reich hatte 50 Divisionen auf Frankreich, Belgien und den Niederlanden verteilt, mit weiteren Einheiten die im deutschen Reich aufgestellt wurden und werden sollten. Allerdings ohne strategische Reserven. Der Krieg an der Ostfront verlangte seinen Blutzoll. Die vereinigten alliierten Streitkräfte kämpften in der Normandie gegen die 7. Armee, und da es an jungen Männern fehlte, wurde auch in den besetzten Gebieten eingezogen und nach "Freiwilligen" gesucht, unter anderem aus Russland und der Mongolei. So kam es auch zu Situationen in denen ganz unglückliche Kerle in der Mandschurei bei den Kämpfen zwischen Sowjets und Japanern von der Roten Armee gefangen genommen wurden, an der Ostfront gegen die Deutschen kämpfen mussten, dort von den Landsern gefangen genommen wurden und nun an der Westfront gegen die Alliierten kämpfen sollten, von denen sie erneut gefangen genommen wurden. Die Wehrmacht stattete diese Truppen nur sehr spärlich aus, häufig mit unzuverlässigem und erbeutetem Kriegsgerät und ohne jegliche fahrtüchtige Unterstützung. Die Veteranen, die erfahreneren und besser ausgerüsteten Truppen wurden weiter hinter der Front platziert um dort eingesetzt zu werden, wo sie auch wirklich benötigt wurden. Das war allerdings weit weg von den Kämpfen des D-Days am Tag selbst. Am 06. Juni wurden mehr als 10.000 Soldaten verwundet, davon starben über 4.400 alleine auf alliierter Seite. Bis zum 18 Juni verlor die 7. Armee der Deutschen insgesamt 97.000 Mann, darunter fünf Generäle.
Erster Eindruck Dieser längste aller Tage, erhält ein eigenes Buch. Unerwartete aber beeindruckende 216 Seiten dick, davon mehr als die Hälfte - 130 Seiten - für 19 Szenarios. Das ist eine Ansage. 30 Seiten neuer Einheiten (fairerweise, viele Varianten bekannter Truppen die "lediglich" die entsprechende Sonderausrüstung für die Landung dabei hatten), dazu noch 17 Seiten mit Themenlisten. Und so wie wir es mittlerweile gewohnt sind, dass die neuen Einheiten gebündelt in einem Kapitel enthalten sind, hat man es hier sogar für die Legenden gemacht.
Die Qualität ist konstant wie bei den Büchern zuvor, aber wie man sich vorstellen kann, bei einem Thema so populär wie dem D-Day, kann hier Osprey aus einem sehr breitem Pool schöpfen. Gleiches gilt auch bei Warlord Games, es gibt zahlreiche Kampfszenen zu sehen, mit allem möglichen Gelände, von Sarissa MDF Gebäuden bis hin zu Bunkern und Panzersperren von Italeri. Es sind sogar ein paar Cruel Seas Bausätze zu sehen um die Landungsboote am Strand zu zeigen. Kurz um, wenn eine Bolt Action Erweiterung ein Burger wäre, ist
Campaign D-Day: Overlord der mit doppelt Fleisch, Käse und Bacon.
D-Day ist der Anfang vom Ende, die Götterdämmerung des zweiten Weltkriegs wenn man so will. Daher eine verzweifelte, aber mächtige Aufgabe die beiden Seiten bevorsteht, daher wundert die Vielzahl an besonderer Ausrüstung bei den Briten und Amerikanern nicht, seien es die Airborne-Truppen, Kommandos, Pioniere oder die zahlreichen umgebauten Fahrzeuge wie Hobarts Funnies. Auf der anderen Seite dann sehr viel Beutefahrzeuge und -ausrüstung bei den Deutsche, französische Panzer mit Feldumbauten, aufmontierte Feldgeschütze um mobil zu bleiben und vieles was eigentlich bereits aussortiert wurde, da es nicht mehr mithalten konnte. So gibt es dann Somua S35, Hotchkiss Panzer, U304(f) und der gleichen, zusammen mit den armen Hunden, die man mit der Aufgabe befehligt hatte, den Atlantikwall zu verteidigen. Um das einzufangen, gibt es passende Themenlisten mit verstärkten Zügen für die Angriffe und Landungen an den Stränden, wie die britisch-kanadischen Streitkräfte, die Airborne Platoons und unterschiedliche Ersatz- und Widerstandslisten für die Deutschen. Insgesamt 15 neue Theatre-Listen, primär für Briten und Deutsche.
Das neue Kapitel welches alle Legenden des Buchs zusammenfasst, ist wenig überraschend sehr Alliierten-lastig. Ein Sieg erzeugt Helden und mit den deutschen Truppen verteilt entlang des Atlantikwalls, bzw. den Bekannteren irgendwo abseits der Front, gab es da auch wenig Gelegenheiten zu "glänzen". So dürfen sich die Briten über Profile für Sir John Howard, Lord Lovat / Sir Simon Fraser, Major Philippe Kieffer, die Sonderminiatur
Captain of the Royal Navy Colin Maud, Ltn Col Terence Otway und Sgt Patrick McGeever freuen. Bei den Amerikanern reihen sich als Legenden
Brigadier General Norman 'Dutch' Cota, 2nd Ltn Ronald Speirs (als Normandie Profil), Staff Sgt
Harrison Summers, 1st Ltn Turner Brashears Turnbull III und der berühmte 1st Ltn
Richard 'Dick' Winters (ebenfalls als Normandie Profil und bekannt u.a. durch Band of Brothers). Für die Deutschen gibt es zwei Oberst,
Friedrich von der Heydte und
Hans von Luck. Außerdem finden sich noch zwei Einträge als "Top Secrets" Characters verteilt im Buch, CSM Stan Hllis und Gefreiter Stefan Heinvez.
Jede Kampagnenerweiterung hat ihren Anhang mit Sonderregeln, die spezifische Änderungen bzw. Ergänzungen enthält um die Szenarien passender abzubilden. Da wären einmal die recht häufig vorkommenden Regeln für Minenfelder und Grabenstellungen, die sich auch in einigen anderen Bänden finden. Dazu noch amphibische Angriffe, Luft- und Seelandungen (dabei aber nicht nur für Fallschirmspringer, sondern auch Gleiter und Kampfabsprünge), und eher allgemein gehaltene Kampagnenregeln (weniger aufregend als man meint, lediglich "Ad-Hoc" Einheiten, also halbe Truppen, Bocage und Lufthoheit).
Zeichenbegrenzung und so (?!!) - selbst wenn ich die Bilder rausnehme ist der Text zu lang,
https://www.chaosbunker.de/de/2019/07/24/review-bolt-action-kampagne-d-day-overlord/