Der Weg in den Krieg
In den vergangenen Tagen und Wochen wurden vermehrt von Einheimischen beiderseits der syldavisch-bordurischen Grenze von merkwürdige Lichterscheinungen am nächtlichen Himmel berichtet. Diesen Berichten aber wurde keinerlei Bedeutung zugemessen.
Im gleichen Zeitraum verschwanden wiederholt mehrere preisgekrönte syldavische Zuchtschafe, was schließlich zu internationalen Verwicklungen und der Krise von 1981 führte.
In einem geheimen Dokument des königlich syldavischen Agrarministeriums wurde daraufhin gewiesen, dass der bisherige Schwund an Schafen nicht nur besorgniserregend sei, sondern auf Dauer auch zu einem schweren wirtschaftlichen Abschwung führen werde, sofern die königliche Regierung nicht geeignete Maßnahmen zum Erhalt des Bestandes ergreifen werde.
In einem offenen Kommuniqué der königlich syldavischen Pressestelle wurde mit scharfen Worten das Verschwinden syldavischer Zuchtschafe indirekt mit dem Nachbarland Bordurien in Zusammenhang gebracht. Nachdem der Sprecher wiederholt von einem grenzübergreifenden Schafsdiebstahl gesprochen hat, gipfelte seine Rede in den Sätzen: „dass das syldavische Schaf gemeinhin und unabhängig von seinem gegenwärtigem Aufenthaltsort unabdingbar und auf alle Zeiten dem Königreich Syldavien auf ewig verbunden sei und somit das Königreich Syldavien sich selbst in der Pflicht sehe, die Freiheit des syldavischen Schafs unabhängig von Grenzen, Menschen und Nationen zu verteidigen, wo immer ein syldavisches Schaf in Not sei und dies notfalls auch mit allen zu Gebote stehenden Mitteln.“
Tags darauf verlas der Volksvertreter der Volkspartei von Bordurien im Volkspalast des Volkes ein Gegenkommuniqué, in dem er hervorhob, dass Bordurien ein reiches und prächtig gedeihendes Land ist, was allein der ausgezeichneten bordurischen Ziegenzucht zu verdanken sei und obwohl in der Vergangenheit von seinem Nachbarland Syldavien oft provoziert, sich stets bemüht habe, den internationalen Frieden zu wahren.
Er erklärte weiterhin, dass gemeinhin die bordurische Bergziege in allen Belangen dem syldavischen Schaf weit überlegen sei und von daher es weder dem Willen des hart arbeitenden bordurischen Volkes noch der Wirklichkeit entsprechen würde, zu unterstellen, dass dies Land in irgendeiner Form in irgendeinem Schafdiebstahl verwickelt wäre.
Gegen Ende seiner Rede verwies er auf die zunehmende militärische Aufrüstung des Nachbarlandes und äußerte seine Besorgnis darüber, wie das friedliebende Volk von Bordurien angesichts dessen weiterhin seine Rolle zur Erhaltung des Weltfriedens ungestört weiterführen solle.