Während der Don sich am Pool fernab der Heimat den Pansen verkohlt und Abends heimlich die mitgeschmuggelten Zinnfigur streichelt, verweilte ich ein paar Tage auf dem Land. Wer ein paar Posts nach hinten blättert, wird sich vielleicht wieder an das Panzerwrack erinnern, welches ich zusammen mit einer Freundin als Einstieg in das Hobby gebastelt hatte. Anscheinend sprang der Funke über und so erreichte mich kurz vor Weihnachten eine Nachricht, ein Lebkuchenhaus werde gebaut, wie muss man das anpassen, damit man darin spielen kann? Nach der Übermittlung von Instruktionen ließ ich dem kreativen Geist freien lauf und fuhr nach Weihnachten Richtung Hamburg. Zeit, eine Runde Lebkuchenhaus-Tabletop zu zocken.
Als Regelgrundlage diente Songs of Blades and Heroes mit minimal angepassten Bewegungsregeln. Hänsel und Gretel müssen aus dem Lebkuchenhaus der Zuckerhexe ausbrechen, solange sie Feuerholz holt. Mehrere ihrer süßen Diener versperren ihnen den Weg. Klotzige Dominosteine sollte nur der Anfang sein. Meine tapfere Mitstreiterin übernahm Gretel und mir fiel Hänsel zu. Beide starten in einem Nebenraum, bewacht von einem Zuckerschergen. Nebenan in der Küche ist der Schlüssel um die Haupttür im Wohnzimmer aufzuschließen und zu fliehen. Eile ist geboten, wer weiß wann die Hexe zurückkommt. Vor allem wird sie nicht alleine sein: eine Kekskatze, ein Keksstern und ein Marzipanschneemann begleiten sie.
Wichtigste Regel: Was man erschlägt, muss man essen!
Das Hexenhaus in der Vogelperspektive. Unten rechts werden die Hänsel und Gretel bewacht, links ist die Wohnstube und oben rechts die Küche mit dem Schlüssel.Der erste Wächter-Stein wird sehr schnell von Gretel überwältigt und verspeist. Es handelt sich um einen Dominostein mit einer Zuckergussfrisur drauf. \"Boah, ist das süüüüß\". Keiner hat gesagt, dass die Flucht magenfreundlich wird.

Wir betreten das Wohnzimmer und sehen uns einer Übermacht von drei Dominosteinen gegenüber. Bewaffnet mit Esspapierschwert und Schokostangenkeule drängen sie uns in eine Ecke und schaffen es Hänsel zu Boden zu werfen. In letzter Sekunde retten die Würfel den Jungen und er erschlägt einen der Zuckerdiener: Einen Dominostein mit Esspapierschwert (Apfelgeschmack). Wir stellen fest, dass im kommenden Jahr beim Monsterdesign geschmacklich noch Verbesserungen anzubringen sind.
Kurz darauf bezwingt Hänsel einen weiteren Schergen und ich darf mir den Dominostein mit Marzipanhut gönnen. Ich, der kein Marzipan mag..... Naja, alles für die Freiheit! *mampf*
Es wird eng, in die Ecke gedrängt bleibt kaum Platz eine Faust zu schwingen.Nach mehreren Runden des Ringens und der schlechten Würfelergebnisse, wird in die Küche vorgedrungen. Der letzte Dominostein im Wohnzimmer liegt zu Füßen von Gretel. Hier hält ebenfalls ein Domino wache, allerdings hat er eine Sonderregel. Er schiebt bei gewonnenem Nahkampf nicht einfach nach hinten, sondern direkt Richtung Ofen. Wer im Ofen landet, wird gebacken. Und die Küche ist klein, sehr klein. Gretel ist sich der misslichen Lage bewusst als Hänsel schon auf dem Feld vor der Ofenluke steht und streckt den Küchenwächter mit 9 zu 1 nieder und stopft ihn in den Ofen.
Kommentar meiner Kampfgefährtin: \"Warum muss ich die immer alle umhauen? Das ist schon der Dritte den ich essen muss. Ich bin voll.\"Der Hexe vorauseilend erscheinen die Kekskatze und ihr dienender Keksstern. Beide haben besonders festen Zuckgerguss (zählt als schwere Rüstung) und sind wesentlich stärker als die kleinen Dominosteine. Sowohl Katze als auch Stern würfeln viele 6en und schicken beide Spieler mehrmals auf die Bretter. Die Flucht scheint zu scheitern. Selbst als die Spieler einen Kampf für sich entscheiden, verhindert der dicke Zuckerguss das Gröbste für die Kekswidersacher. Obwohl die beiden Helden sich mit aller Kraft zu Wehr setzen, bleiben Opfer nicht aus. Gretel büßt ihren linken Marzipanarm ein. Dieser wird in Zukunft auf dem Wohnzimmerboden rumliegen und uns mehrmal helfen, genau zu bestimmen, ob jemand nur um Armeslänge entfernt ist.
DIe Katze und der Stern sind die einzigen beiden ursprünglichen Gegner die den Transport überlebt haben. Es ging bei uns zu wie im Dorf der Gallier, jeder wollte die leckersten Gegner erwischen.Drei Runden wüstes Gerangel später taucht der oberste Diener der Zuckerhexe auf: der Marzipanschneemann. Da weder die Kekskatze noch der Keksstern besiegt wurden, passt er allerdings gar nicht erst durch die Tür. Irgendwie war das anders geplant. Mit Überzahl und gezieltem Schlag können wir den Kampfwert der Katze weit genug senken um sie dann doch noch zu wegzuknuspern. Zeit zum Verschnaufen bleibt jedoch nicht, der Schneemann rückt sofort nach. Er besteht aus jeder Menge Marzipan und ist besonders ausdauernd (Sonderregel zäh).
Im Licht der Laterne stapft der Schneemann bedrohlich auf das Haus zu. Selbst wer ihn besiegt, kann nicht frei von Furcht ob eines Zuckerschocks sein.Hänsel schafft es dennoch ihn niederzuwerfen und Gretel kann mit einem Ergebnis von 10 zu 1 eine derart grausame Wunde verursachen, dass der Keksstern seine Zacken in die Hand nimmt und sich panisch in den Seitenraum verzieht. Der Schneemann versucht aufzustehen und legt drei Einsen hin. Damit ist seine Runde direkt vorbei. Die Helden nutzen die glückliche Wendung aus und Gretel schlägt eine weitere schwere Wunde in den Marzipanleib. Da ich kein Marzipan essen möchte, vergeige ich alle Aktivierungswürfe und beende unsere Runde. Glück gehabt. Doch direkt in der anschließenden Runde schlagen mir die Würfel ein Schnippchen und Hänsel besiegt den nun nicht mehr so bedrohlichen Schneemann endgültig. Mist...
Nur noch ein Diener der Zuckerhexe verbleibt.Wir haben die Wahl einfach abzuhauen oder auch noch den verbleibenden Widersacher zu vertrimmen. Meine Mitstreiterin ruft sofort energisch: \"Umlegen!\" Leider erweist sich die Idee des Frauenzimmers als Verhängnis für Hänsel. Der Stern wehrt seinen Angriff ab und frisst ihn auf. Es folgt ein Ringen über 12 Runden zwischen der einarmigen Gretel und dem Stern, der Marzipan geleckt hat. Nach viel auf-den-Boden-Geschubse gelingt es Gretel zu obsiegen. Abschließend spazierte das kleine Marzipanmädchen unbekümmert aus dem Haus, in den Wald und nach Hause, eine Szenerie des Grauens zurücklassend. Überall liegen Krümel, Schokostückchen und Reste von Esspapier rum. Kein schöner Anblick für die heimkommende Zuckerhexe.
\"Heute schlag ich, morgen stech ich und übermorgen karamellisiere ich die Hexe selbst, ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich Konditor lernte einst.\"
Die Kekse waren schmackhaft, aber das Esspapier und der Zuckersockel waren nach all den Dominosteinen zuviel des Guten.\"Und was macht Gretel jetzt ohne Hänsel?\"
\"Eine starke und unabhängige Frau werden!\"
Das Haus wurde in einer Wohnung mit hoher Luftfeuchte gebaut und trocknete daher nicht so richtig durch und wir mussten einiges flicken. Am Ende hielt es dann trotzdem ganz gut. Die ursprünglichen Keksmonster überstanden den Transport leider auch nicht und so mussten wir mit den Dominosteinen improvisieren. Die Regeln haben gut funktioniert und die Runde war insgesamt sehr lustig. Wie auch schon bei Heroquest und WarhammerQuest würfelt man natürlich für den eigenen Helden saumäßig und für die Monster unfassbar gut. Aber dadurch wurde das Spiel natürlich erst spannend. Die Werte der Figuren hatte ich relativ locker aus der Hüfte geschossen.
Klassische Plattenbauweise
DIe versammelte Mannschaft, rechts noch der OfenIch hoffe, der kleine Ausflug bietet etwas Unterhaltung kurz nach dem Jahreswechsel. Nächstes Jahr kommt dann Krippen-Tabletop.
