The tuvalesian Way of Life
...ist entschleunigend - auch für einen Piloten. Nun, wo sie hier, beim `Feind´ ist - muss Susan zugeben, man kann es hier aushalten. Die Gebäude hier haben keinerlei Heizung - wozu auch? Es wird hier nie sonderlich kalt. Und ein Haus zu bekommen ist hier denkbar einfach.
`Wana hava Home? Look feran empty Place, build a House and CONGRATZ! You get yerselfa friggin´ Home!´
Und genau das hat Susan getan. Nun, sie hat kein Haus gebaut (vor allem, da sie handwerklich eher eine Katastrophe ist) - sie hat einfach eines bekommen. Als Testpilot und Söldner bei Kenoa Enterprises hat man offenbar Anrecht auf einige Vergünstigungen. Als sie fragte, wie es kommt, daß man hier so großzügig ist, sagte man ihr: \"Erstens: Wir haben hier viel Platz. Zweitens: Sie riskieren viel in Ihrem Job, das sollte dementsprechend honoriert werden. Und Drittens: Das Haus hat jemand gebaut, der vom Einsatz... nicht zurückkam.\"
So wurde Susan Hausbesitzerin. Mitten auf einer Seidengraswiese am Meer - weit und breit nur einige Bougainvillaeae, Hibiscusbüsche und Palmen. Da kann man´s aushalten. Das Blue House. Klein, aber fein. Und man weiß, wann sie zu Hause ist - denn dann steht da ein knallroter Dodge Challenger mit Heckspoiler. Susan muß sagen, daß diese Welt mit ihren breiten Straßen, die sich in der Mittagssonne stets etwas verziehen, ihren Drive-Ins, den Autokinos und Diners und der entspannten Art der Einheimischen durchaus zum Bleiben einlädt - mit der Auflage, daß sich an all diesen Dingen bloß nichts ändert. Noch ein Grund mehr, warum die Konzerne nicht sehr willkommen sind hier.
Momentan steuert Susan eine X-29. Bis auf zwei 30mm-Kanonen in der Bugsektion (was die Radarkapazität mit einschränkt) bietet der schmalgebaute einstrahlige Luftüberlegenheitsjäger keinerlei Bewaffnung - ein geborener, brutaler und dennoch zierlicher DogFighter. Mit knapp 1600 Km/h ist die X-29 nicht mal die schnellste - aber aufgrund ihrer ungewöhnlichen Tragflächenkonfiguration definitiv die wendigste Maschine weit und breit. Und Susan gedenkt dies auszunutzen - um ihre Zähigkeit weiter auszubauen. 9G schafft sie schon, aber sie ist sich sicher, daß das noch besser geht. Und wo kann man das besser antesten, als bei einem Angriff auf einen Big Brother Convoi?
Während ihre Kollegen den riesigen mobilen Horchposten mit AGM-78-Raketen eindecken, muss sie die ebenfalls recht wendigen M-37-Jäger der Konzerner beschäftigen.
\"Wieviele sind das nochmal?\"
\"Zwei auf acht Uhr - und einer auf fünf Uhr!\"
\"Roger - danke!\"
\"Du bist verrückt, Sue...\"
\"Fresse - seht lieber zu, daß ihr eure Ladycracker richtig einparkt - dann könnt ihr euch gerne beteiligen! Eure Splashs* sind noch nicht allzu berauschend...\" grummelt Susan und reißt die X-29 in eine Linkskehre, die beinahe das Heck ausbrechen lässt. Völlig überraschend rauscht die blaue Maschine zwischen den beiden M-37-Maschinen durch - und sie verhindert so, daß die dritte auf sie schießt. Und dann haut Susan die Luftbremsen raus - diverse Klappen an den Tragflächen und am Rumpf, welche die Maschine abrupt abbremsen. Die dritte Maschine rauscht einfach vorbei - und nun ist Sue hinter ihr. Mit etwas Glück...
\"Delta Spear: Fox Two!\"
\"Silver Spear: Fox Two!\"
\"Scheiße, mann - das hat sicher weh getan!\"
\"Das Paket ist geliefert! Nun zum spaßigen Teil!\"
Nun von den jeweils zwei recht massiven Raketen befreit, machen sich die zwei anderen Maschinen, eine AMD-2000 und eine J-35, ebenfalls daran ihrer Kameradin zu halfen. Gerade hat Sue die Feindmaschine dermaßen ramponiert, daß der Pilot aussteigen musste - und sie fängt zu grinsen an, was man über den Funk und auch unter der Atemmaske tatsächlich hören kann: \"Seid also doch zu was zu gebrauchen - okay, die zwei gehören euch - denkt dran, die sind ziemlich flott, wenn sie wenden wollen...\"
Später macht Sue es sich in der Mannschaftsmesse gemütlich. Was in ihrem Fall bedeutet, daß sie ein Tablett vor sich abstellt, das sich verdächtig durchzubiegen scheint. Ihre Kameraden wundern sich regelmäßig, wo die nicht sonderlich große, angenehm sportlich-dralle Frau das alles hinfrisst - aber ein Superimmunsystem und diverse andere Körperaufrüstungen haben nun mal einen hohen Energieverbrauch. Was die Leute aber auch bemerken ist, daß es da einen in der Küchenbelegschaft gibt, der offenbar einen Heidenspaß daran hat, daß es der rothaarigen Fressmaschine schmeckt. Was man vor allem daran merkt, daß Susan regelmäßig kiloweise `Überschußware´ auf der Kofferraumklappe ihres Wagens vorfindet - fein säuberlich verpackt.
*Splashs - Abschüsse