Moin,
Vielen Dank für die vielen Rückmeldungen! Franz, ich weiss, dass es für den privaten Gebrauch zwar erlaubt ist, trotzdem fühlt sich das Abformen und Nachgießen für mich nicht richtig an. Der Aufwand, gute Formen herzustellen, ist zudem ganz erheblich, und sicherlich mit etlichen Fehlversuchen verbunden, das Problem der Details und hinterschneidungen wurde ja schon angesprochen. Aus genannten Gründen (vornehmlich dem ersten, den ich gönne den Modelleuren ihren Profit), und weil ich keine Lust habe, mit Silikon rumzupanschen, nehme ich fertige Formen, die zum Selbermachen gedacht sind. Dass es NMZ Formen sind hat historische Gründe. Zudem ist viel Material schon vorhanden und ich komme gut mit den Dingern klar. Mehr zur Motivation und warum hab ich bei der
Vorstellung geschrieben.
Der große Maßstab ist für mich als Grobmotoriker von Vorteil. Platz spielt überhaupt keine Rolle. Cool, wa? Das ist so, weil ich eh keinen habe, für keinen Maßstab, ich muss immer ausser Haus.
So, heute Abend mal ein bisschen herumgegossen, etwa 2 Stunden. Erst wird der olle Gießheinrich eingestöpselt, der braucht ein Viertelstündchen zum Warmwerden. Gleich mal einen Packen alter Figuren reingestopft, leer sollte der nicht betrieben werden.
Nach etwa 15-20 Minuten ist alles eingeschmolzen (später, wenn er warm ist geht’s schneller). Alte Figuren aller Hersteller, teils oxidiert. Man kann auch bemalte Figuren einschmelzen, die Farbe stinkt dann hinweg und die Reste schwimmen oben auf der Schlacke und sollten entfernt werden. Heute aber keine Lust auf Stink und offene Fenster, daher nur die ollen grau angelaufenen von Ebay von anno irgendwann.
Man erkennt die richtige Temperatur an dem gelblich-blauen Überzug, kommt im Händifoto nicht so deutlich rüber. Wenn alles heiß ist, kann man Material nachschmeissen, das schmilzt dann ruckzuck.
Die Formen von Nürnberger Meisterzinn sind aus Aluminium. Das macht sie recht widerstandsfähig. Man muss sie gut über einer Kerzenflamme einrußen. Das ist sehr wichtig, denn in gerußten Formen flutscht das flüssige Zinn viel besser, und die Gießlinge lassen sich viel leichter herausklopfen.
Die rechteckigen Einsätze sorgen dafür, dass die Figur ein Loch im Kragen hat, in das später der Kopf gesteckt werden kann. Das ist eigentlich ganz schlau gemacht. Vor allem die dünnen Teile wie Beine und Gewehre samt Bajonett müssen gut gerußt werden, es kann vorkommen, dass das Zinn die Form an den Stellen nicht ganz ausfüllt. Das kostet aber nur Zeit und kein Material, denn die Figur samt Anguss kann gleich wieder eingeschmolzen werden, wenns mal nix geworden ist.
Dann ist alles bereit. Mit dem Schraubenzieher entferne ich ab und zu die Schlacke auf dem geschmolzenen Zinn. Die Formenhälften werden von einer Stahlklammer zusammengedrückt.
Dann geht’s flott: Die heiße Zinn/Blei Legierung wird zügig reingegossen. Obacht, dass die Form nicht überläuft.
Die heiße Flüssigkeit erkaltet in den Aluformen sehr schnell, so dass man schon nach wenigen Sekunden entformen kann. Kautschuk- oder Silikonformen halten die Wärme länger, da muss man eine halbe bis eine Minute warten. Jetzt sind Form und Klammer heiß, also Vorsicht mit den Fingern.
Die neueren Formen haben mehrere Kammern, so dass man unabhängig voneinander verschiedene Teile gießen kann. Hier sind es ein stehender und ein kniender Soldat, und mehrere Köpfe mit unterschiedlichen Kopfbedeckungen. Die Gesichter sind leider nicht so doll, und haben den Gussgrat mitten im Gesicht. Das muss leider sein, denn Hinterschneidungen gibt es bei Aluformen nicht. Man muss also später etwas im Gesicht herumfeilen. Aua.
So sieht die Form gleich nach dem Öffnen aus. Alles glänzt, alles neu! Man sieht, das ein bisschen Metall an den Trennkanten durchgelaufen ist, ein kleiner Seitenschneider und ein paar Feilen machen das klar.
Mit etwas leichtem Klopfen lösen sich die Figuren samt Anguss. Wer nicht ordentlich einrußt, der muss ganz schön feste klopfen… Es kommt bei dieser Form öfter vor, dass die Figurenbasis nicht ganz ausgegossen wird. Ist mir wurscht, es reicht zum Aufkleben, und auf der 6er-Base sieht man das später eh nicht mehr. Manchmal muss man nicht nur klopfen, sondern mit der Zange ein bisschen am Anguss hebeln. Mehr Ruß…
Man sieht, wie der Ruß an der fertigen Figur hängenbleibt. Nach 2-3 Güssen, manchmal nach jedem Guss muss die Form eingerußt werden, Gut investierte Zeit, das Rausklopfen ist viel nerviger und zeitraubender. Außerdem wird klar, dass die Figur vor dem Lackieren gut abgewaschen werden muss. Ich nehme dazu Scheuermilch und die guten Zahnbürsten von Dr. Best. Aber das kommt erst später. Zuerst muss entgratet und befeilt werden.
Jetzt werden erstmal die Angüsse grob entfernt und die kleinen daneben gelaufenen Tropfen wieder eingeschmolzen. Dann kommen auf der anderen Seite die Köpfe dran. Diese Form hat vier Eingüsse: 2 Figuren und ein Kopf auf der einen, vier verschiedene Köpfe auf der anderen Seite. Manche Formen haben extra Waffen oder andere Kleinteile, die man dazu gießen kann.
So sieht es aus, wenn man ungeduldig nicht abwartet, bis das Zinn heiß genug ist, oder durch ein Fenster kalte Luft reinweht. Die Gewehre und Bajonette fehlen, die Oberfläche nicht hochglänzend, sondern etwas matt. Nochmal einschmelzen…
Die Ausbeute nach gemütlichen eineinhalb Stunden. Leider ist der Kopf mit der hohen Grenadiermütze in einer anderen Form. Man kann aber gut tauschen. Nachdem die erste Einheit als Musketiere mit Dreispitz entstanden ist, sollen jetzt Grenadiere her. Inzwischen habe ich auch die Form mit dem Granatenschmeißer, der kommt später auf die Bases mit den Grenadieren. Aber erstmal genug für heute. Vielleicht bekommt ja jemand Lust, alte Formen zu reaktivieren.
Bis denn, Gruß, Stefan