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Siebenjähriger Krieg in 40mm mit selbst gegossenen Figuren

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preussischblau:
Moin. Hier ein kleiner Einblick, wie ich in das Thema reingerutscht bin, und wie es so voran geht. Werde in loser Folge berichten, und ein bisschen ausholen…

Figuren selber gießen

Kurz vor Weihnachten entdeckte ich uralte Zinngießformen von Nürnberger Meisterzinn aus früher Jugend wieder, samt den damaligen Zinnfiguren. Und fragte mich, ob man damit noch etwas anfangen kann. Es stellte sich raus: Man kann. Ich fing an, die Sammlung an Formen zu komplettieren, was ebenso einfach wie preiswert ist, denn die alten Dinger werden bei Ebay und Ebay Kleinanzeigen (dort noch günstiger) als komplette Sammlung vertickt. Statt 15-10 Euro für eine neue Form bekommt man sie für unter 5 Euro pro Stück im Sammelpack. Die Aluminiumformen sind solide und man kann gebrauchte ohne Probleme kaufen.

Rohmaterial zum Schnäppchenpreis.

Auch Zinn und Blei bekommt man so: Entweder alte Figurensammlungen, Motiv und Hersteller egal, oder Zinnschrott und olle Zinnteller. Die sind so hässlich, die will keiner haben, entsprechend billig sind sie. Mit einer Blechschere schnippelt man die passend zum Gießen. Und statt für 20 Euro pro Kilo Marktpreis kommt man mit etwas Glück auf 5 Euro pro Kilo. Blei kostet sowieso nur 5 Euro/Kilo, oder man geht zum Reifenhändler und fragt nach alten Schwunggewichten, wie werden grad gegen solche aus Zink getauscht. Oder beim Spengler, wenn der alte Bleieinfassungen auf dem Dach gegen Kupfer tauscht. Idealerweise mischt man etwa 50/50, denn reines Zinn ist zu spröde und bricht leichter, wenn eine Figur mal runterfällt, und Blei ist zu weich. Eine Figur wiegt etwa 35 Gramm, sagen wir 40, macht 25 Figuren / Kilo, bei 5 Euro Material also 20 Cent Material pro Figur. Da hat man die Formen schnell raus.

Gießwerkzeug

Zum Gießen kann man einen Gießkelle und eine Herdplatte nehmen, die Gießkelle ist bei Sammlungen oft dabei. Oder ein Teil mit dem schönen Namen Gießheinrich, das ist ein Lötkolben mit einem Tiegel vorne dran. Zinn schmilzt bei 232 Grad, Blei bei 327 Grad. Angeblich schafft der Gießheinrich 420 Grad, aber da habe ich meine Zweifel, manchmal muss man nachhelfen. Bei schwierigeren Formen heize ich mit einem kleinen Flammlötgerät etwas nach, eine höhere Temperatur zu bekommen, so dass alle Details mit ausgegossen werden.

Die Figuren

Nürnberger Meisterzinn hat drei Serien rausgebracht:

* Soldaten im Siebenjährigen Krieg
* Soldaten 1710 – 1810
* Mittelalter mit Hellebarden und bunten Gewändern (die bleiben hier außen vor)1710 – 1810 ist ein langer Zeitraum, das klappt mit wechselbaren Köpfen, denn Ende des 18. Jahrhunderts verschwanden Grenadiermützen und Dreispitze, und Tschakos, teils Kavalleriehelme waren angesagt. Mehrere Kopfbedeckungen sind enthalten. Klar gibt es eine Überschneidung mit der 2. Serie.

Ein großer Teil der Figuren ist halbplastisch ausgeführt: Sie sehen von der Seite gut aus, von vorn aber nicht unbedingt. Grund war zum einen die Materialersparnis beim Gießen, zum anderen die Tatsache, dass die Formen einfach gehalten werden konnten und auch der ungeübte Hobbyist gute Ergebnisse beim Guss erzielen konnte. Außerdem darf es bei Aluformen nicht die kleinste Hinterschneidung geben. Und die Figuren müssen nicht zusammengebaut werden.

Gemessen an heutigen Maßstäben sind die Details der 40 Jahre alten Formen nicht dolle, aber – wie ich finde – immer noch einigermaßen okay. Vor allem, wenn man bedenkt, dass man es später mit größeren Schlachtreihen zu tun hat, die man eher aus der Ferne sieht. Wer mag, der kann mit detaillierter Bemalung eine Menge herausholen, was aber zugegebenermaßen nicht ganz einfach ist, denn es gibt keine Details der Figur, die muss man Freihand anpinseln.

Die Serie Mittelalter interessiert mich weniger. Seinerzeit kamen zuerst die Soldaten im Siebenjährigen Krieg auf den Markt. Man merkt, da übten sie noch, denn da waren (und sind es immer noch) die Angüsse teils etwas dusselig an der Figur platziert, und man muss ganz schön herumfeilen, um diese loszuwerden. Die zweite Serie mit wechselbaren Köpfen ist ziemlich dreidimensional und hat auch mehr Details. Gegenüber gekauften Figuren ist der Preisvorteil recht deutlich, gegenüber kleineren Maßstäben eher nicht, da kommt man mit weniger Investment aus.

Wer es detaillierter mag: Es gibt heute eine große Zahl Hersteller, die hochdetaillierte Figuren in 40mm bringen. Keine Formen zum Selbergießen, sondern wie üblich unbemalte Zinnrohlinge. Man kann also mischen, es gibt auch echte High Ende Hersteller. Aber zum Spielen brauche ich erstmal ein bisschen Kanonenfutter. Daher eine kleine Abkürzung:



Abk.: Fertig bemalte Figuren

Bei Ebay habe ich etwa 150 bereits bemalte Figuren für 60 Euro geschossen, siehe Bildchen oben. Die Qualität ist durchwachsen nach meinen Ansprüchen; gemessen an den Maßstäben, die hier im Forum vorgelegt werden, eher (sau)mäßig. Zudem hat der Verkäufer so dusselig verpackt, dass einiges beschädigt und Farbe abgeplatzt ist. Also wird ein bisschen renoviert, nicht zu viel, soll ja mal losgehen mit dem Spielen. Die weniger gelungenen Einheiten werden irgendwann mal gegen besser bemalte ersetzt. Mal sehn, ob das klappt. Jedenfalls hab ich schonmal erste Bases gebastlt.

So kann ich parallel einige Figuren basieren und man sieht Fortschritt, während ich neue Figuren mit den etwas besseren neuen Formen mit Wechselköpfen gieße. Diese entstehen also von Null:
- Rohmaterial einschmelzen
- Figuren gießen
- Figuren entgraten
Erst dann geht’s ans Grundieren und Anpinseln. Was das angeht, hab ich noch was zu lernen.

Werde an allen Fronten (wie der olle Fritz) herumbasteln: Gießen, Entgraten, Bemalen, Basieren, Marker bauen, Spielfläche, Sachen probieren, Historie nachlesen, etc. Alles so, wie es kömmt, kreuz und quer.

Gruß, Stefan

Dareios:
Das ist mal ein super charmantes Projekt! Da freu ich mich auf deine ersten Ergebnisse. Gerade in Sachen 7JK passen solche Old School Figuren ja hervorragend.

Franz:
Figuren selber zu giessen ist eine Freude.
Man kann ganze Einheiten erschaffen und seine Armee preiswert aufbauen.

Aber diese Figuren und dieser Maßstab ?
Der Maßstab ist nicht mehr gängig und die Figuren sind flach und einförmig.
Die Einheiten wirken für mich statisch und leblos.

Auch 1/72 oder 28mm Figuren kann man selbergiessen, da der Nachguß für den Eigenbedarf erlaubt ist.
In diesen Maßstäben ist es auch leichter, Gleichgesinnte zu finden.

Pappenheimer:
Viel Erfolg! Ich bin schon sehr auf die ersten Resultate gespannt.  :thumbsup:

vodnik:
...viel Erfolg auch von mir. Ich habe mich nicht zuletzt aus Platzgründen für 15mm Figuren entschlossen. Selber Giessen funktioniert eigentlich in jedem Massstab, wird für kleinere Figuren aber immer fieser X(  X(  X(

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