... den Holocaust zu wargamen wäre abartig, basta). ... ist einfach deutlich zu kurz gedacht!! ...
Ich denke vermeintliche Totschlagargumente wie \"basta\" und \"zu kurz gedacht\" helfen nicht weiter, sondern sind lediglich rhetorische Methoden.
Das klingt jetzt so nach \"everything goes\", solange man es subjektiv geschmackvoll findet. Geschmack hat aber auf jeden Fall eine Grenze gedacht!!
Ich denke es gibt kaum ein besseres Beispiel dafür was eben genau subjektiv ist, nämlich Geschmack. Im gewissen Sinne gilt daher das \"everything goes\" gerade hier. Nur trifft der eigene Geschmack auf andere Geschmäcker. Hier ensteht das Spannungsfeld. Bleiben wie aber beim Thema Wargaming. Wie schon von mir hingewiesen, gibt es beim Wargaming ein weiiiiiiites \"Geschmacksfeld. Diese beginnt bei \"Wargaming ist perfide\" (wie kann man Krieg, töten etc. nur spielen). Mir sind auch bisher zwei Menschen begegnet, die meinten Schach (!) wäre kriegerisch und daher unethisch. Deren \"Geschmack\" eben. Im großen Mittelfeld finden sich solche Spieler, die \"Geschmack daran finden\", von der Antike bis zur Naploeonischen Epoche zu spielen. Dann begegnet man jedoch Spieler, die bereits die Kolonialepoche, 1.WK und 2.WK \"geschmacklos\" finden und nicht spielen. Aus verschiedenen Gründen heraus. Dann gibt es Spieler die den 2.WK nicht spielen, eben auch weil sie es grundsätzlich geschmacklos finden. Hauptmotiv ist die Tatsache, dass es noch \"Überlebende\" des 2.WK gibt. Zu guter Letzt (?) gibt es die Gruppe Spieler, die ab der \"Moderne\" (Korea, Vietnam, Rhodesian, Irak, Afghanistan etc. etc. etc.) nicht spielen, aus ähnlichen Gründen wie 2.WK Nichtspieler.
Summa: Jede der obigen Einschätzungen, Spielen- bzw. Nichtwollen/können begründet sich auf deren \"Geschmack\", oder um Deine Worte zu benutzen, deren \"Gusto\". Jeder wird seine (!) Begründungen dafür finden. Oder auch nicht. Oft genug kann es nur begründet werden mit einem \"Mag ich nicht\", fühl mich dabei nicht wohl\" etc. Was nicht wirklich großartig weiterhilft. Was mit Sicherheit nicht weiterhilft, wie erwähnt, ist ein \"Basta\" oder der Verdacht des Zukurzdenkens.
Jeder Spieler muss für sich selbst seinen \"Geschmack\" definieren, im Umkehrschluss auch feststellen, was er als geschmacklos findet, oder nicht. Und so mancher Spieler stellt dann auch noch fest (in aller Regel solche, die ein paar Jahre auf dem Buckel haben und ... sagen wie ... mehr wie eine Handvoll Jahre spielen, eher in Richtung mehrere Jahrzehnte) das ... sich der \"Geschmack\" verändern kann. Ergo: auch die Einschätzung der Geschmacklosigkeit.
Kann man den Holocaust spielen
Kommt darauf an, was man darunter versteht. Kann man sogar ein KZ aufs Spielbrett bringen
Oh Schreck lass nach ... Und doch ... vor ca. 15 Jahren stand ich vor einem Spieltisch auf dem das folgende Szenario dargestellt wurde (und die Spielparteien bzw. Spieler eingewiesen wurden): 2 WK, Ostfront, eine sowjetisches Regiment (gespielt von Spielern) mußte ein Dorf einnehmen. Die deutsche Seite wurde vom Schiedsrichter (genaugenommen einem Paar) Jeder Spieler erhielt seine Aufgaben. Das Spiel begann auf einem 1,5m x 2m Brett. Zum Ende des Brettes stellte sich heraus, dass diese lediglich die erste Hälfte des Spiels war. Das Spiel hatte einige Rollenspielelemente. So begegneten den Sowjets Zivilisten die plötzlich nach Befragung von einem \"KZ\" berichteten (je nach Würfelglück bekamen sie mehr oder weniger Informationen). Die Spieler mussten die Entscheidung treffen, ob sie einen \"Abstecher\" Richtung KZ machen würden. Sie waren dafür. Das zweite Brett wurde aufgestellt und es erschien am Brettende ein KZ (optisch zuerst aussehend wie ein Gefangenenlager). Es ergab sich eine kurze Diskussion, ob man solches \"spielen\" kann (wie sich später herausstellte durchaus gewollt von den Schiedsrichtern). Das KZ wurde \"befreit\". Wie ich im Verlauf des Abends erfuhr war einer der Schiedsrichter (!) Sohn eines KZ-Opfers (seine Großeltern wurden von Nazis vernichtet). Nach Ende des Spiels tauchte dessen Vater auf (der Insasse des KZ Bergen-Belsen gewesen war)f, der Nichtwargamer war und betrachtete das Spielbrett. Sein Sohn hatte ihm im Vorfeld gesagt worum es gehen würde. Er lies sich das Szenario erklären. Nach einigen Fragen kam die Äußerung aus seinem Munde: \"Meine Herren, ich stelle fest, dass sie die historische Wahrheit der Judenvernichtung nicht leugnen.\" Anschließend ergab sich ein bemerkenswerter und seither unvergessener Abend über einem guten Essen und ein paar Bier. Selten hatte man Gelegenheit mit einem KZ-Überlebendern lange sich auszutauschen bzw. nach dessen Erlebnissen zu fragen.
Anders ausgedrückt: Die beiden oben beschriebenen Juden fanden das Spiel nicht geschmacklos. Ganz im Gegenteil. Hätten sie es geschmacklos finden können? Durschaus. Auf alle Fälle hat das Essen und das Bier geschmeckt.
PS: Die Schiedsrichter erzählten uns noch nachher, dass die darauf vorbereitet waren, hätte die Gruppe das KZ nicht befreien wollen (alternatives Brett).