Welches Regiment ist das? Warum tragen die teils weiße und teils blaue Röcke (auch unter den Füsilieren)? Tragen die Grenadiere teils Mithra, teils Fellmütze? Auf jeden Fall spannend - diese Diversität.
Die Bemalung wirkt etwas düster, vielleicht braucht es aber auch ein besseres Foto, aufgrund der Lichtsituation kann man nicht gut erkennen, wie es im Detail ausschaut.
Es gibt vier verschiedene Uniformen hier.
1. Blaue Uniform mit weißen Rabatten und weißen Aufschlägen und weißem Unterzeug und Messingknöpfen. Grenadiere mit Mitramützen.
2. Blaue Uniform mit weißen Aufschlägen und weißem Unterzeug und Zinnknöpfen und Bärenfellmützen.
3. Weiße Uniform mit hellblauem Unterzeug und hellblauen Aufschlägen und hellblauen Rabatten.
4. Weiße Uniform mit roten Aufschlägen etc. (nur einmal dabei).
Der Hintergrund ist die Regimentsgeschichte.
1733/34 forderte der Kaiser die Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt und Schwarzburg-Sondershausen auf gemeinsam mit den diversen Linien des Hauses Reuss ein komplettes Infanterieregiment von 1.200 Mann für den Polnischen Thronfolgekrieg aufzustellen. Ein Grenadier dieses Regiments wurde 1734 in Heilbronn von Gudenus gezeichnet. Gudenus hat vorzugsweise Grenadiere/Eliten dargestellt. Von daher kann man davon ausgehen, dass die Grenadiere des Regiments 1734 noch Dreispitze statt Grenadiersmützen trugen.
Der Verbleib des Regiments ist zweifelhaft. Darum habe ich einer meiner Figuren nen Rock des Regiments verpasst(4.). Im Siebenjährigen Krieg hat es dieses Regiment scheinbar nichtmehr gegeben, denn S.-R. hat seinen Anteil an der Reichsarmee in klingender Münze abgegolten.
1734 forderte aber auch der Kaiser erneut die beiden Schwarzburger Linien und die Reussen zur Stellung eines weiteren Regiments auf.
Die Reussen verweigerten diesmal die Teilnahme mit dem Verweis auf die Belastung durch die hohen Ausfälle an der Rheinfront (kein Einsatz in Schlachten allerdings, aber hohe Verluste durch Krankheiten etc.).
Sondershausen und Rudolstadt aber fanden sich dazu bereit ein zweites Regiment zu formieren, welches nur 1.000 Mann stark sein brauchte. Scheinbar hatten beide fürstliche Linien jeweils 6 Kompanien zu stellen. Die Obristenstelle wurde von einem Sondershauser Offizier übernommen. Dieses Regiment wurde auf Wunsch des Kaisers zur Reichsexekution nach Mecklenburg-Schwerin geschickt.
Die Uniform des "Mecklenburger" Regiments ist durch eine Offiziersgalerie aus den frühen 1740ern in Privatbesitz überliefert. Viele Goldtressen auf weißer Uniform mit blauem Unterzeug etc.(3.). Die Fahne bei mir stammt auch von diesem Mecklenburger Regiment. Es sind auch originale Fahnen der Zeit in Schwarzburg erhalten(!).
1747 endete der Einsatz in Mecklenburg. Da die beiden Schwarzburger Linien keine solche Menge an Truppen finanzieren konnten, kam ein Subsidienvertrag mit den Niederlanden sehr gelegen. Allerdings konnte die von den Generalstaaten geforderte Mindestmenge an Soldaten offenbar nie erreicht werden. Das Regiment rückte mit einem Zwischenhalt in den Residenzen in die Niederlande, wo es Garnisonsdienste übernahm. Die Frage wäre, wann es zum Uniformwechsel kam. Jedenfalls wird allgemein geschildert, dass der Zustand der Truppe in jeglicher Hinsicht miserabel war, also Waffen und Uniformen und die hohe Desertionsrate schon in Mecklenburg. In den Niederlanden haben kaum 700 Mann gedient. Ob dann die beträchtliche Summe an Subsidien von den Niederlanden je ausgezahlt wurde, weiß ich nicht (je 10.000 fl. allein jede fürstl. Schatulle pro Linie).
Jedenfalls hat David Morier dann 1748 zwei Grenadiere des Regiments für den Duke of Cumberland zusammen mit den vielen anderen verbündeten Truppen in einem Heerlager gemalt (1.+2.). Spätestens 1747/48 konnten sich demnach Rudolstadt und Sondershausen nicht mehr auf eine gemeinsame Uniform einigen und so gibt es die oben erwähnten Unterschiede.
Ich habe daher versucht die eigenwillige Regimentsgeschichte und oft erwähnte Unzulänglichkeit der Ausstattung zu reflektieren versucht. Der Sponton des Unteroffiziers folgt grob einem Original im Zeughaus Schwarzburg. Daher ne Menge Greenstuff drauf wie auch bei den Patronentaschen auf dem Bauch der Grenadiere.
Die Militärgeschichte S.-Rudolstadts ist also sehr wechselhaft mit einem Höhepunkt 1734-1748 mit Beteiligung an 2 Infanterieregimentern und dann einer rigorosen Sparpolitik bis zum Ende des 18.Jh., die mehr oder minder zu einer Auflösung fast aller stehender Verbände führte (auch Hellebardiergarde und zuletzt sogar Grenadiergarde um 1807).