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Autor Thema: Forenwettbewerb für die Tactia 2017  (Gelesen 13471 mal)

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Frank Bauer

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Forenwettbewerb für die Tactia 2017
« am: 26. November 2016 - 11:50:20 »

Liebe Sweetwateraner und Freunde der Hamburger Tactica,

zu unserem Tactica - Themenraum 2017: Wie alles begann - Anfänge des Wargamings

wollen wir gerne einen kleinen Wettbewerb hier im Sweetwater starten, um die Vorfreude zu steigern.

Bei uns persönlich hat die Beschäftigung mit dem Thema dazu geführt, dass wir uns eine Menge Anekdoten aus unserer Kindheit erzählt haben und wie wir damals mit dem „Wargaming“ angefangen haben. Und manche Erinnerung an einen von unseren Lieblings-Plastikfigurensätzen von Airfix, die schönen Figuren von Britains oder Elastolin oder auch die großartigen Schlachten mit Playmobil Rittern oder US-Kavallerie haben die Augen leuchten lassen.

Wir nehmen an, das geht den meisten von euch genauso. Daher haben wir uns gedacht, wir veranstalten hier zwei kleine Wettbewerbe.

1.      Meine Wargaming Anekdote von „Damals“

Im ersten Schritt möchten wir euch aufrufen, an eure jeweiligen, ganz persönlichen Anfänge zurückzudenken. Wir küren die lustigste Anekdote aus eurer Wargaming-Anfangszeit und den besten Bericht mit dem meisten Lokalkolorit von „Damals“. „Damals“ muß nicht in den 60er oder 70er Jahren sein. Wenn ihr erst in den frühen Neunzigern mit Wargaming und Figuren angefangen habt, dann war das für euch eben damals. Beim Schreiben unserer eigenen Anekdoten haben wir gemerkt, dass man manchmal etwas ausholen muß. Aber lasst es im Interesse der Leser nicht zu lang werden. Ich würde ca. eine DIN A4 Seite vorschlagen. Wer seinen Bericht mit Bildern würzen möchte, dem sind keine Grenzen gesetzt.

Wir erwarten eure Beiträge bis spätestens 18.12.2016. Bitte sendet die Beiträge per Mail an tactica@hamburger-tactica.de

 

2.      Meine erste bemalte Figur

Hier wollen wir euch bitten, ein Bild von einem eurer Frühwerke zu posten. Vielleicht hat der eine oder andere noch seine erste selbstbemalte Figur? Oder die erste selbst zusammengeklebte Me109 von Revell? Der erste GW-Ork oder 40k Space Marine von 1988? Vielleicht sogar ein Foto von damals? Was immer ihr hervorkramen könnt, postet es hier. Danach lassen wir euch abstimmen, welches Foto das Beste ist. Dabei geht es natürlich nicht um eine möglichst gute Bemalung, sondern eher das Lustigste / Schrägste / Rührseligste Foto.

Wir erwarten eure Beiträge bis spätestens 18.12.2016. Bitte sendet die Beiträge an per Mail an tactica@hamburger-tactica.de

Der Sieger des jeweiligen Wettbewerbs erhält:

·         Freien Eintritt für beide Tage auf der Tactica 2017

·         Eine Einladung zur Tactica Abendveranstaltung am Samstag incl. Buffet

·         Die neue Tactica-Figur 2017 sowie die Perry-Sonderfigur, die es auch 2017 wieder exklusiv auf der Tactica geben wird.

·         Eine von Alan und Michael Perry persönlich signierte Perry-Plastikfigurenpackung nach eigener Wahl

·         Einen Druck eines exklusiven Bildes von Peter Dennis (Varusschlacht)

·         Den Titel des Süßwassermatrosen
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Frank Bauer

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Forenwettbewerb für die Tactia 2017
« Antwort #1 am: 26. November 2016 - 11:54:17 »

Damit ihr eine Idee habt, wie wir uns das vorstellen, habe ich mal meine ganz persönliche Wargaming-Anekdote aufgeschrieben:

Wir schreiben das Jahr 1973. Es ist Sommer, ich bin 6 Jahre alt, trage kurze Hosen und Strümpfe aus Synthetik. Socken gehörten damals noch nicht in das Repertoire männlicher Fußbekleidung, zumindest in meiner Erinnerung, und Kunstfasern waren der letzte Schrei. Wir besuchen Onkel und Tante in Bad Ems im Rheinland. Und zwar im neuen Simca 1300 meiner Eltern. Die Krone südländischer Automobilbaukunst. Weiß mit schwarzem, kunstlederüberzogenem Dach. Das hatte Stil. Man muß aber schon weit über 40 Jahre alt oder Autofreak sein, um die Marke Simca überhaupt noch zu kennen. So sah der aus:



Im Gepäck meine beiden gerade neu bekommenen Packungen Airfix-Soldaten. Die ersten, die ich besaß. Die eine war die Deutsche Infanterie des 1. Weltkrieges. Mit Pickelhauben, also aus der frühen Phase dieses Krieges, was ich damals natürlich noch nicht wusste.



Es gab ganz tolle Figuren in dieser Packung. Nützliche Figuren, die das Gewehr im Anschlag hatten und schossen oder Handgranaten schmissen. So mittelmäßig nützliche Figuren wie Marschierende mit geschultertem Gewehr, die konnte man immerhin als Nachschub für die vorderste Kampflinie einsetzen. Und unnütze Figuren, wie diejenigen, die einen Verletzten auf einer Bahre tragen. Die waren sogar auf dem Packungsbild abgebildet, aber sie hatten nicht mal eine Waffe am Gürtel, geschweige denn in der Hand. Das war also nur Beiwerk und ich fragte mich, warum Airfix dafür nicht lieber ein paar mehr schießende Figuren in die Packung gelegt haben.

Die zweite Packung war die Britische Horse Artillery aus der Waterloo Serie. Die hatten sehr schöne Hüte. Und 3 Kanonen sowie einen berittenen Offizier. Das war sehr cool.



Eine Kanone konnte man an eine Protze mit 4 Pferden hängen und über das Schlachtfeld schieben. Außerdem waren diese Figuren kanariengelb, im Gegensatz zu den feldgrauen Deutschen Infanteristen. Somit konnten auch Laien, die nicht auf die unterschiedlichen Hüte achteten, die Kontrahenten sehr gut voneinander unterscheiden.

Aber diese beiden Figurenpackungen hatten einen entscheidenden Nachteil. Es waren irgendwas bei 45 Deutsche Infanteristen in der einen Packung, wenn man die unnützen Typen mit der Bahre mitzählte. Die britischen Artilleristen waren aber nur so ungefähr 15 Männlein. Die konnten mit ihren Kanonen auf die anstürmenden Deutschen schießen, aber selbst wenn sie dabei mit hoher Feuerrate die Hälfte der Infanteristen erledigten, kamen immer genug an, um dann die Artilleristen niederzumetzeln, die sich ja auch nur mit Eimern, Kanonenkugeln oder Stopfern verteidigen konnten, die sie in den Händen trugen. Ich spielte das Szenario mindestens 50 Mal durch und kam immer zum gleichen Ergebnis.

Fazit: Die Deutschen waren stärker und besser als die Briten. Ihr sehr also, ich habe damals bereits ernsthafte Feldforschung zur Militärhistorie betrieben. Meine Welt brach dann allerdings zusammen, als ich erfuhr, dass die Deutschen den ersten Weltkrieg gegen die Briten verloren hatten. Ich konnte mir nicht erklären, wie das geschehen konnte.

Es war ein sehr schöner Urlaub im Sommer 1973 im Rheinland. Nicht, weil mir das Rheinland so gut gefiel (sorry, ihr Rheinländer, heute bin ich ein großer Fan eurer Region)



Bad Ems an der Lahn

 
oder mein Onkel oder meine Cousinen so nett waren (waren sie durchaus, aber erstens waren sie 1 bzw. 2 Jahre älter als ich und somit fast erwachsen und außerdem hatten sie überhaupt keine Ahnung, wie man richtig mit Soldaten spielen musste). Sondern weil die Firma Airfix dafür sorgte, dass ich fast gar keine Langeweile hatte. Und das blieb dann noch für fast 10 weitere Jahre so.

 

Viele Grüße,

Frank
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Koppi (thrifles)

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Forenwettbewerb für die Tactia 2017
« Antwort #2 am: 26. November 2016 - 21:46:17 »

Verdammt!!!!!! Ich werde verlieren. Niemals. NIIIIIIEEEEEEMMMMMAAAALLLLLSS, kann ich nur eine Seite schreiben. Wer lässt sich so etwas einfallen . VERDAMMT!!!!!!! :crying_1:
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\" ... Artillerieeinheiten der wichtigsten Nationen (Preußen, Österreich, Russland, Großbritannien ...) sind \"gefärbt\". Das Holz der Kanonen ist bei den Preußen z.B. blau, weil das die Farbe der Nation im Spiel ist (grün für Russland usw.). Das alles sieht scheiße und spielzeugmäßig aus...\"
Zitat aus einer Besprechung von Napoleon Total War

Bommel

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« Antwort #3 am: 26. November 2016 - 22:18:56 »

Toller Bericht. Leidet habe ich nicht so ein Schriftstellerisches Talent. Aber ich würde mich freuen, wenn ich noch mehr hier lesen könnte. Ein super tolle Idee.
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Frank Bauer

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Forenwettbewerb für die Tactia 2017
« Antwort #4 am: 28. November 2016 - 19:00:31 »

Völlig zu Recht hat mich Tattergreis der groben Geschichtsfälschung bezichtigt. Nach einer schnellen Recherche muß ich eingestehen, dass in der Realität die Britische Reitende Artillerie nur 2 Kanonen besaß. Dafür aber eine Protze, die von 6 Pferden gezogen wurde.
Ich erinnere mich nun an ein weiteres der Mysterien meiner Jugend: Die Kanonen der Französischen Artillerie wurden von Protzen gezogen, vor die nur 2 Pferde gespannt waren. Und die Pferde waren auch noch kleiner. Das war mir ein Rätsel. Ich ging einfach davon aus, dass die Britische Artillerie mit ihren 6 Pferdestärken enorm schnell war und ließ sie daher immer mit quitschenden Reifen um die Ecke biegen.
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Koppi (thrifles)

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« Antwort #5 am: 28. November 2016 - 20:40:35 »

Ich bin schon bei 1 1/2. Egal...
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\" ... Artillerieeinheiten der wichtigsten Nationen (Preußen, Österreich, Russland, Großbritannien ...) sind \"gefärbt\". Das Holz der Kanonen ist bei den Preußen z.B. blau, weil das die Farbe der Nation im Spiel ist (grün für Russland usw.). Das alles sieht scheiße und spielzeugmäßig aus...\"
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gilibran

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Forenwettbewerb für die Tactia 2017
« Antwort #6 am: 28. November 2016 - 21:00:44 »

Kannst ja noch Umformatieren in Schriftgröße 4, zur Not läßt du die Vokale noch weg...
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Bommel

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Forenwettbewerb für die Tactia 2017
« Antwort #7 am: 28. November 2016 - 21:49:10 »

Dann setzt es hier rein. Ich lese es bestimmt. Egal wie lang.
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Frank Bauer

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« Antwort #8 am: 28. November 2016 - 22:41:11 »

Eine Seite ist ja auch nur eine Richtgröße.
Frank Beckers Ausführungen zum Thema sind locker 10 Seiten lang. Die wird er hier auch sicher demnächst veröffentlichen. Als Fortsetzungsgeschichte...
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Bommel

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Forenwettbewerb für die Tactia 2017
« Antwort #9 am: 29. November 2016 - 08:00:09 »

Cool. Da ich dafür überhaupt kein Talent habe, lese ich sehr gerne die Ergebnisse der anderen.
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newood

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Erste Schachtel mit Soldaten war von Airfix
« Antwort #10 am: 29. November 2016 - 14:33:30 »

... ich bin Jahrgang 1962 und in Berlin geboren.

Meine Eltern waren 1916 bzw. 1920 geboren.

Meine Mutter hat die Bombenangriffe in Köln
erlebt während mein Vater als Soldat seit 1939
in Polen, Frankreich, Russland und Nordafrika
war, bzw. die Zeit der Kriegsgefangenschaft bis
1948 in Amerika und England verbrachte.

Kriegsspielzeug war zu meiner Zeit verpönt,
insofern durfte ich im Sandkasten nur immer
aus der Entfernung die Größeren beobachten,
die mit Kriegsspielzeug spielten.

Mit rund sechs Jahren war es dann soweit.

Ich war mit meiner Mutter beim Arzt gewesen
und da ich mich auf der Busfahrt dorthin und
im Wartezimmer ordentlich verhalten hatte,
ging es zur Belohnung in ein nahegelegenes
Spielwarengeschäft.

Das Ladengeschäft den mit blankpolierten Fenster-
rahmungen aus Messing gibt es in der

Karlsbader Strasse 18
D - 14193 Berlin

heute noch, nur das jetzt dort die

Karlsbader Apotheke

drin ist.

Der Laden war gut sortiert und normalerweise
waren es die Autos von Matchbox oder Siku, die
mich begeisterten.

Nunmehr hatte der Inhaber eine neue Produktlinie
aufgemacht und bot Soldaten in 1:72 von Airfix an !

An den Schachteln mit den Bildern kam ich einfach
nicht vorbei und nach einem schier endlosen Kampf
durfte ich mir zwei Schachteln Soldaten aussuchen.

Bei mir waren es die Deutschen aus dem 2. Weltkrieg
und die US Marines.

Auch wenn die Marines nicht als Gegner zu den Deutschen
passten, so waren es doch diese beiden Figurensätze mit
denen die Leidenschaft des Sammelns begann.

Mein Vater war wenig erfreut und konnte meine Begeisterung
für Kriegsspielzeug nie richtig verstehen.

Im Laufe der Jahre ist immer mehr dazugekommen.

Da wir in der Nachbarschaft Mietshäuser hatten, in denen An-
gehörige der britischen Armee mit ihren Familien wohnten,
hatte ich Kontakt zu einer Familie bei denen der Vater ein
Wargamer war. Regelmäßig spielte er mit seinen Söhnen nach
den Spielregeln von \"Sham Battle\" und so wurden die Soldaten
von Airfix zum Leben erweckt.

Die Schachtel mit den Deutschen, insbesondere die Figuren,
habe ich noch heute in meinem Fundus.

Besonders beeindruckt hat mich bei diesem Figurensatz immer
das kleine Geschütz mit der Besatzung, sowie die Sanitäter mit
dem Verwundeten auf der Trage.

Mit großer Begeisterung baute ich Stellungen aus Lego, die dann
mit einer kleinen Kanone beschossen wurden. Mit einem kleinen
Mörser von Hausser / Elastolin konnte man da viel Spaß haben.

Damit man in Ruhe die Gräben ausheben konnte, hatte ich unter
meinem Bett eine Platte mit einem Rand der rund 5 cm hoch war.
Auf der Platte lag trockener Sand aus der Buddelkiste. Dort wurden
dann die typischen Unterstände und Laufgräben mit Streichhölzern
und Eisstielen angelegt und später dann mit dem Mörser beschossen.

Soviel zur Lebensbeichte.
   

mfg
micha / newood
29.11.2016
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Frank Becker

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« Antwort #11 am: 02. Dezember 2016 - 08:44:02 »

Nachdem hier Micha und Frank vorgelegt haben, will ich mit dem ersten Teil meines Berichtes nachlegen. Meine Hobby-Geschichte beginnt in Hamburg, inmitten der wilden Jahre der total verrückten Figuren-70er…


Spielzeugwelten


Meine großartigsten Kindheitserlebnisse der 1970er Jahre waren immer die Besuche von Spielzeug-Rasch und dem Spielzeug-Paradies in der Hamburger Innenstadt. So ein Besuch hatte Event-Charakter, war also ein absoluter Höhepunkt und brannte sich tief in mein Figurengedächtnis ein. Natürlich gab es auch in meinem Stadtviertel Harburg Spielwarengeschäfte, wobei ich im Rückblick jedes dieser Geschäfte mit anderen Produkten in Verbindung bringe. In der Eißendorfer Straße gab es am Samstag mit meinem Opa immer einen Besuch in einem Laden, wo ich mir eine Airfix-Figurenpackung aussuchen konnte. In Harburg habe ich bei Stauffenbiel Timpo und Modellbausätze gekauft, bei Andersen wurden später Preiser Figuren erworben, bei Brinkmann gab es Wiking-Autos, beim kleinen Modellbauladen am Sand hatte ich die Multi-Pose Samurai von Tamiya entdeckt und in der damals neuen Passage am Lüneburger Tor bekam man die „neuen“ Atlantic Figuren. Und nicht nur die Spielwarengeschäfte verkaufen die begehrten Figuren, nein auch der Kiosk um die Ecke hatte einrecht gutes Sortiment.



Doch zurück zu Spielzeug-Rasch in die Innenstadt von Hamburg. Der Laden auf zwei Etagen verkaufte nicht nur die tollsten Sachen, es gab auch immer große Ausstellungsbereiche oder Dinge zum Ausprobieren. Gleich am Eingang, der schon in den 70er aus einer automatischen Glasschiebetür bestand, begrüße mich ein 2 Meter großer Bär der Firma Steiff. Rechts neben dem Eingangsbereich war eine große Glasvitrine in der Wiking-Autos und Hansa-Schiffsmodelle aufgereiht waren. Das Erdgeschoss beherrschte eine für damalige Verhältnisse riesige Märklin Modellbahnanlage. Die Teddys, Puppenhäuser und Holzspielzeugsachen waren zwar nett, aber für mich natürlich nicht von geringstem Interesse. Meine Priorität war schon damals klar definiert…FIGUREN. Soweit ich mich erinnere gab es in Grabbelkisten (oder waren es Schubladen in einem Schrank?) meine heißbegehrten Timpo Toys und Britains Figuren. Das war meine Welt :-) Im zweiten Stock angekommen, hörte man schon das Geräusch der Carrera Elektromotoren und das Rauschen der dort aufgebauten Rennstrecke. Die Carrera-Bahn führte um einen Deckendurchbruch herum, durch welchen man ins Erdgeschoss schauen konnte. Natürlich gab es hier auch Spielzeugautos (kann aber auch sein, dass die im Erdgeschoss standen), wie den Austin Martin von James Bond, mit drehbaren Nummernschildern, Maschinengewehren in den Scheinwerfern, Kugelfang für die Heckscheibe und natürlich den Schleudersitz. Ziemlich angesagt war gerade die Fernsehserie Mondbasis Alpha 1 und ich brauchte selbstverständlich das passende Raumschiff dazu. Und natürlich standen hier auch meine absoluten Favoriten, die Figuren und Modellbausätze von Airfix, Matchbox und Revell. Modelleisenbahn war damals nicht mein Ding. Ich glaube mich aber zu erinnern, dass der Verkauf und eine Art Werkstatt von Modellbahnen im hinteren Bereich des Obergeschosses untergebracht waren.




Der andere große Laden in Hamburg war das Spielzeugparadies. Das Geschäft war enorm verwinkelt und führte über Treppen bis in den 3. oder 4. Stock. Auf halber Höhe an einer der Stufen standen hinter Glas ein großes Diorama mit Elastolin Figuren und einer Burg von Hausser, dazu Wild West Figuren. Hammer! Im obersten Stockwerk wurde sogar Zinnfiguren verkauft. Auch bemalte 54mm Exemplare und 30mm Flachfiguren. Für mich damals aber alles unerschwinglich. Der Laden war für mich deshalb auch eher was zum Gucken und aus diesem Grund nicht ganz so spannend.

Später wurde Spielzeugrasch durch Karstadt Spiel und Sport abgelöst. Hier gab es sogar für „meine“ Nürnberger Meisterzinn-Serien einen extra Raum in Form einer Burg, die man über eine Art Zugbrücke (glaube ich) betrat. In Raum stand außerdem ein Diorama mit Zinnfiguren. Die Zeiten dieser Spielzeug-Erlebniswelten sind längst vorbei. Das im Jahr 1896 gegründete Unternehmen Spielzeug-Rasch schloss Ende der 80er Jahre seine Pforten, das Spielzeug-Paradies machte nach 125 Jahren bestehen 2007 dicht und auch die Spielwarenabteilung von Karstadt Spiel & Sport gibt es leider nicht mehr. Einzig der Modellbauladen Stauffenbiel und natürlich die Hamburger Modellbaulegende Rettkowsky, heute geführt von Jonny Kliesch, haben überlebt.
« Letzte Änderung: 01. Januar 1970 - 01:00:00 von 1480665261 »
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JensN

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Forenwettbewerb für die Tactia 2017
« Antwort #12 am: 02. Dezember 2016 - 13:18:50 »

Da kommt Nostalgie auf.....

Wie die meisten von Euch, bin ich auch ein Airfix-Kind. Baujahr 60 begann ich wohl so 1968-69 mit dem Sammeln der kleinen Kerle. Ich kann mich auch gar nicht entsinnen, welches wohl genau meine erste Figurenpackung war. Ich erinnere mich dunkel, dass in irgendwelchen Schlachten auf dem Teppich die Marschierer der Guards Color Party gegen die Waterloo Schotten anzutreten hatten.





Auch gab es einige Klassenkumpel, die ebenfalls vom Airfixvirus befallen waren und so stand epischen Schlachten in den Kinderzimmern nichts mehr im Wege. Die Schlacht am Ende der Schlacht, welche der zahlreichen quitschgelben Figuren wohl wem gehören, könnt Ihr Euch ausmalen. Wir haben etwa 2 Jahre gebraucht, bis wir darauf gekommen sind, das jeder den Sockel seiner Figuren unten mit einer anderen Farbe markiert .....

Aber der besondere Bezug zur Firma Airfix basiert auf einem ganz anderen Umstand. Weil Airfix ist die beste Firma die es auf der Welt gibt !!!!

Das ist aber nicht ganz so schnell erzählt .....
 
Ich bin in einer Kleinstadt im Zonenrandgebiet nahe der Kreisstadt Helmstedt aufgewachsen. Kurz vorm eisernen Vorhang tickten die Uhren dort etwas anders. Abgeschlagen am östlichen Rand der Bundesrepublik, die letzte Bastion der westlichen Welt, die ersten die von russischen Panzern überrollt werden (Hier reifte dann auch mein Entschluss mich freiwillig als Soldat auf Zeit zum Dienst bei der Bundeswehr zu verpflichten, allerdings meldete ich mich bei der Marine - wie auch mein Bruder, unzählige seiner Freunde und auch meiner Freunde - wir wollten nicht von Russenpanzern überrollt werden).  

Es gab nur eine Richtung für uns, Westen. Bei uns war doch alles etwas rückständiger. Wir nuckelten an der Brust der Zonenrandförderung, die die Bundesrepublik Deutschland den abgeschlagenen Grenzregionen zukommen liess. Die Metropolen für uns waren dann Braunschweig oder Hannover. Aber das war sooooo weit weg ;-)

In unserer kleinen Stadt hatten wir ein Haushaltswarengeschäft, das neben den üblichen Küchengeräten, Töpfen, Pfannen und Porzellan eine kleine Spielwarenabteilung hatte. Und wenn die Mama dann mal irgendetwas benötigte, dann kam ich natürlich immer mit, um einmal an der Theke (jawohl, das Spielzeug war sicher vor Kinderhändchen hinter einem Tresen gelagert !!!) nach dem schönen Spielzeug zu schauen. Nebenher - das war die Passion meines Bruders, führte der Laden auch Wiking-Autos. Na und da muss ich sie wohl das erste Mal entdeckt haben und Mama konnte ich überreden, mir eine - Packung zu kaufen. Meine erste Airfix Soldatenschachtel.... Etwas unrühmlich, ich weis nicht mehr welche es war ! So nutzte ich dann jede Chance, irgendetwas von den Figürchen abzubekommen. Geburtstag, Weihnachten, jeder für Rasenmähen, Prospekte austragen oder
dergleichen verdiente Taler wurde in Soldaten investiert, sofern es denn mal etwas Neues gab. ich glaube ja immer noch, das wir Figuren erst bekamen, wenn sie seit einem Jahr in Braunschweig schon im Laden lagen.

Eine schöne Erinnerung, unser Laden hatte das noch nicht. Mein Vater musste geschäftlich nach Hannover und brachte mir das hier mit. Welche unermessliche Freude




Bedenkt, wir bewegen uns in einer Zeit wo es weder Internet und Mobiltelefone gab. Das Branchenbuch aller in Deutschland ansässigen Firmen kam alle 2 Jahre heraus, na und das hatten eh nur grosse Firmen in der Schublade.

Irgendwann sah ich in besagtem Geschäft einmal einen Airfixkatalog auf dem Tresen liegen. Nein der war nicht für die Kunden, sondern für die Benutzung des aus heutiger Sicht sehr grantigen Ladeninhabers. Der muss Pate gestanden haben für Scrooge aus der Weihnachtsgeschichte. Ja, ich durfte da auch einmal reinsehen. ABER NICHT SO DOLL BLÄTTERN !!!!  Ohhhhhhhhhhhh war der schön. Neben allem was es von Airfix gab, waren da sogar Bilder bemalter Figuren, Flugzeuge, Panzer, ja sogar Abbildungen von kleinen Dioramen drin. Es war um mich geschehen.

Ich merkte schon, das ich den Ladenbesitzer nervte, weil ich einmal die Woche in diesen Katalog reinschauen wollte. In dem Katalog stand auch eine Adresse (ich glaube es war sogar so etwas wie ein Aufkleber). In der Art: Airfix GmbH Deutschland - Neulußheim. Gut das ich gerade aus der Schule kam, ich hatte Schreibgerät dabei und habe, mit einem festen Entschluß im Kopf die Adresse aufgeschrieben. Zu Hause setze ich mich gleich daran einen Brief zu schreiben. Wie schade es doch ist, das ich am Arsch der Welt wohne, gar nicht weis was es alles so Schönes von Airfix gibt, das mir der grantige Ladeninhaber den Katalog so ungern gibt und überhaupt....Heuuuuuuuuuullllllll

Etwa 4 bis 6 Wochen später kam ich aus der Schule und meine Mutter sagte ganz verwundert, ich hätte Post bekommen. Naja, welcher 10 Jährige bekommt schon einen DIN A 4 Briefumschlag zugesandt. Gespannt öffnete ich den Umschlag. Ihr wisst jetzt was kommt. Da war er, der neue Airfixkatalog. Ihr könnt Euch denken, das ich an diesem Tag weder Schularbeiten machte, noch nach draussen ging. Und so kam es, dass ich bis in das Jahr 1979 (16. Edition) den Airfixkatalog jährlich zugesandt bekam. Klar, da war ich schon 18/19 und hatte ganz andere Interessen, daher ist dieser Katalog heute auch noch so gut erhalten, weil ich den gefühlt wohl nur einmal durchgeblättert habe.

Aber: DESHALB IST AIRFIX FÃœR MICH DIE WELTBESTE FIRMA. Punkt





Ein paar Flugzeuge und Panzer hatte ich auch. Das Hauptaugenmerk waren aber immer die Soldaten und alles was es an Playsets, Bunkern und Gebäuden gab. Ich hatte wahrscheinlich alles (jedenfalls was es so bis 1975-76 gab). Mittlerweile war aber das Interesse an Maßstab 1:1 Püppchen gestiegen und die Sammlung verschwand hinter Schranktüren. Wär ja peinlich wenn die Petra, Sabine, Gundula und wie sie alle hiessen, sehen würde, dass man sich für kleine Soldaten interessiert. Großteile der Sammlung sind dann auch auf Flohmärkten für die Tankfüllung des Mopeds draufgegangen (Zündapp Kombinette, Yeah !!!).



Als Nebensammelschauplatz muss ich dann noch die ROCO Panzer erwähnen. Denn die waren auch sehr begehrt. Besagter Spielzeugladen hatte auch die im Programm. Zwar passten die Panzer mit 1:87 nicht zu den Airfixsoldaten, aber egal. Solange die Union Infantry gegen Franzosen der Napoleonzeit kämpfen kann, geht das in Ordnung.







Klar, gehören bei der ganzen Sache natürlich auch noch die Timpo Cowboys, Indianer, Ritter, Römer und was es alles gab in die Spielhistorie. das gehörte einfach auch dazu. Aber alles in allem war das prägendste Element eben Airfix. Da gibt es für mich keine 2 Meinungen.

Hier muss ich dann aber noch einmal einen kleinen Schwenk machen. Gehört zwar nicht zum eigentlichen Sammelthema, aber muss in diesem Zusammengang erwähnt werden.  Der Vorteil des Zonenrandgebietes war, wir konnten natürlich auch das DDR Fernsehen empfangen. So hatten wir neben ARD, ZDF, Das Dritte auch noch DDR1 und DDR2. Den Luxus von 5 Fernsehprogrammen !! Neben ein Kessel Buntes - das meine Eltern auch gern gesehen haben, konnten meine Schwester und ich (mein Bruder war schon zu alt) Professor Flimmerich, Pitti-Platsch und natürlich auch das bessere Sandmännchen sehen. So kam es dann auch, das ich 1973 oder 1974 den Waterloo-Film von Bondardschuk sehen konnte. Auf DDR eins. Das Novum, die DEFA hatte für den Film eine eigene Synchronfassung. Tatsächlich gibt es da textlich gravierende Unterschiede. Ich habe die Version (das war in einer Wiederholung auf DDR1 in den 80ern auf VHS mitgeschnitten). Neben Vier Panzersoldaten und ein Hund (BTW.: mein Klassenkumpel mit dem ich Teppichschlachten spielte, die bekamen Mitte der 70er einen Schäferhund, der hiess dann Scharek) sahen wir dann auch das Soviet WW2 Epos Befreiung auf DDR1. Also Stalin war doch wirklich eher ein väterlich-kameradschaftlicher Typ ...;-))

Bedauerlich. Ich habe nur noch Fragmente meiner damaligen Sammlung. Wie gesagt, Grossteile wurde zugunsten von Tankfüllungen für Mofa und Moped versilbert. Alle Panzer und Flugzeuge fanden dann so ab 1976/77 bei Sprengversuchen ihr unrühmliches Ende.

Meine Leidenschaft flammte wieder auf, als ich nach meiner Marinezeit 1984 nach Hamburg gezogen bin. (Hier ist auch der Auslöser durch Frank Becker, siehe Spielzeug Rasch, diese Erinnerungen zu schreiben). Ich benötigte Fernsteuerteile für meine von Tamiya gebaute Tirpitz, die ich so über meine Marinezeit angefangen hatte zu basteln, wenn wir mal nicht auf See waren. Hier war dann Rasch die erste Adresse. Und da sah ich etwas, was ich nicht fassen konnte. Ein Battleset Waterloo von ESCI, in einer ungeahnten Figurenqualität. Im grossen Modellbauladen in der Hamburger Strasse stolperte ich auch erstmals im Leben über Matchboxfiguren und Altantik-Sets, die ich im Zonenrandgebiet niemals gesehen hatte, geschweige denn kannte.

Ach ja Stichwort Tirpitz. Auch meine Tirpitz ist gesunken. Ein Luftangriff !! Nachdem das Modell seeklar war, die erste Jungfernfahrt in einem Minitümpel stattfand, habe ich dann eine grosse Fahrt im Osterbekkanal in Hamburg-Barmbek unternommen. Es war in der Abenddämmerung. Das Schiff lag wunderbar im Wasser und fuhr sich wie eine Eins. In der Mitte des Kanals - wo ich gerade eine grosse Wende fuhr - setzen 3 Enten zum Landeanflug an. Eine hat das Schiff wohl nicht gesehen und landete genau auf der Tirpitz. Ob sich nun die Ente oder ich mich mehr erschrocken habe, kann ich nicht sagen. Jedenfalls endete da mein Interesse am Bau von RC gesteuerten Schiffsmodellen. Ich habe aus Frust die Fernsteuerung in den Osterbekkanal geworfen. Wahrscheinlich werden sich in 1.000 Jahren einmal irgendwelche Archäologen fragen, was das wohl für ein Artefakt ist, das im vertrockneten Lauf eines Kanales in Hamburg liegt ....Jedenfalls kam ich so wieder zum Sammeln von Figürchen und jeder der mich fragt, warum ich als ehemaliger Seaman nicht Schiffsmodellbau mache, sondern \"Infanteristen\" sammle, hat hier seine Erklärung...
Wenigstens habe ich noch ein Bild von ihr ....



Einhergehend mit der Sammelei der Soldaten - so ist es ja dann wohl auch bei Euch - war das Interesse für Militär und Geschichte. Das zieht sich ja dann wie ein roter Faden
durchs Leben.

Jedenfalls danke für die Idee dieses Threads. Konnte ich doch ein Stündchen in schönen Erinnerungen schwelgen.

Sabine, Petra, Gundula ................;-))
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\"Gibt\'s das auch in 15mm\"

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« Antwort #13 am: 02. Dezember 2016 - 15:06:46 »

Sehr schön Jens. Ein paar Geschichten kannte ich noch gar nicht. Vor allem die Erlebnisse mit Gundula musst Du mir mal ausführlich erzählen... :D
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\" ... Artillerieeinheiten der wichtigsten Nationen (Preußen, Österreich, Russland, Großbritannien ...) sind \"gefärbt\". Das Holz der Kanonen ist bei den Preußen z.B. blau, weil das die Farbe der Nation im Spiel ist (grün für Russland usw.). Das alles sieht scheiße und spielzeugmäßig aus...\"
Zitat aus einer Besprechung von Napoleon Total War

JensN

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« Antwort #14 am: 02. Dezember 2016 - 15:24:34 »

Zitat von: \'thrifles (Koppi)\',\'index.php?page=Thread&postID=239213#post239213
Sehr schön Jens. Ein paar Geschichten kannte ich noch gar nicht. Vor allem die Erlebnisse mit Gundula musst Du mir mal ausführlich erzählen... :D

Wir haben ja noch ein paar längere Touren vor uns. Aber eins vorweg, die Geschichten mit Petra sind viel interessanter.
Die Krönung wäre dann aber die Geschichte mit Ute und Renate, die war allerdings 2 Jahre später



PS.: ICH WILL NOCHMAL JUNG SEIN !!!!!!!!!!!!!!!!!!!  :P  8)
« Letzte Änderung: 01. Januar 1970 - 01:00:00 von 1480689137 »
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