Sturmhaube der Pikeniere in Frankreich:
Vor 1670 gab es keine vorgeschriebenen Uniformen. Das schließt nicht aus, dass einzelne oder der Großteil der Regimenter nach Gusto des Kommandeurs/Inhabers einheitlich gekleidet waren. Als Beispiel können schon die Haustruppen und Garden dienen. Dabei ist natürlich fraglich, bis wann von Livrée, ab wann von Uniform gesprochen werden sollte.
1670 wurden für die Garden und Fremdtruppen Uniformen eingeführt, 1690 dann allgemein. Bemerkenswert ist, dass dabei deutsche Einflüsse bemerkbar sein sollen, etwas, das unter Ludwig XIV. in Frankreich sicher selten war. Das muss ich bei Gelegenheit nachschlagen, die Angabe bei Knötel/Sieg ist Jany, Geschichte der Kgl. Preuß. Armee. Bd. I, S. 340, Anm. 504. Leider ist Jany noch nicht digital zu finden, wenn ich richtig gegoogelt habe.
Pikeniere trugen danach Brustpanzer, aber nicht mehr die Sturmhaube. Für die Schweizer mag das anders geregelt worden sein. Also hing es für die Linie vor 1690 vom Regiment, evt. sogar vom einzelnen Mann ab. Nicht auszuschließen, dass der Helm mitunter nur auf dem Schlachtfeld oder auf dem Schlachtfeld und bei der Parade getragen wurde. Belegbare Aussagen dürften sich auf einzelne Regimenter beziehen.
Weiteres zu Frankreich:
Schon ab Ende des 30jährigen Krieges verbreiten sich Spundbajonette. (Wohl ursprünglich die Improvisation einer Saufeder bei der Jagd und vielleicht zunächst einfach vom einzelnen Mann beschafft, wie heutzutage Tomahawks bei den US-Truppen.)
1683 wurde die Kartusche (\"Papierpatrone\") eingeführt.
1688 oder 1689 Einführung des Tüllenbajonetts
1700-1703 hängt die Abschaffung der Piken mit der Einführung des zweifach abgewinkelten Bajonetts zusammen, dass das Nachladen erlaubte.
Erst 1720 wird das Aufklappen der Krempeln zu Dreispitzen vorgeschrieben. Da mag die Mode schneller als die Vorschrift im Heer angekommen sein.
Erst 1729 wurde die Uniform der Offiziere vorgeschrieben. Jedenfalls offiziell. Es dürfte zumindest innerhalb eines Regiments Gewohnheiten gegeben haben.
Bemerkungen zu den Schweizern:
1. Es müssen die sog. Cent-suisses, die Hundert-Schweizer, als Haustruppen von den Schweizer Garden unterschieden werden.
2. Schweizer könnten nur aufgrund eines Vertrags mit der Schweiz angeworben werden. Ich würde da ohne Kenntnis der Verträge Mindestanforderungen an die Ausrüstung nicht ausschließen, die dann Modernisierungen verzögerten.
Manchmal wird man bei den üblichen Verdächtigen fündig:
Knödel/Sieg, Farbiges Handbuch der Uniformkunde, Bd.2, S. 27. Die beiden Bände sind oft hilfreicher als die Funcken-Bände. Insbesondere werden nicht nur die wichtigen Staaten dargestellt. Und sie sollten für 3 oder 4 € zu finden sein, wie die Funcken-Bände, die natürlich Raum für die Darstellung der Uniform einzelner Regimenter bieten, dafür einige offensichtliche historische Fehler transportieren. Der Knötel/Sieg wiederum stammt aus den Dreißiger Jahren. Und zu den einzelnen Zeiten und Nationen gibt es fraglos Besseres und Teureres. Aber von der Einführung der Uniformen bis zur Zwischenkriegszeit (Knötel/Sieg), bzw. von 1700 bis 1900 (Funcken), sind das schon Bemalvorlagen und Informationsquellen mit gutem Kosten-Nutzen-Faktor. Wobei die hier angeschnittenen Fragen natürlich schon den Rahmen sprengen.