Die von mir angegebenen Zahlen stammen von Originalen aus dem Berliner Zeughaus. Die Stärken musste ich anhand der Bilder selbst messen und habe sie am Ende der Schaftfedern, die übrigens das Abschlagen der Spitzen verhindern sollten, abgenommen. Dadurch muss es auch bei einem evt. Austausch der Schäfte dem Originalzustand nahe kommen. Dort waren die Stangen natürlich dünner als dort, wo man sie handhabte.
Wie gesagt, zeigen die Bilder Stangen, die etwas dicker als zwei Finger sind. Das bringt uns auf 4 bis 5 cm. Die Menschen waren ja nicht kleiner, sie waren nur wegen der anderen Zusammensetzung und Menge der Ernährung nicht so groß gewachsen und schlanker. Noch dazu sind die alten Schätzungen nach Rüstungen aufgrund der leeren Rüstungen vorgenommen worden, was zu einer zu geringen Annahme der Größe führte. Trotz des schlankeren Wuchses werden trainierte Pileniere sicher keine zu dünnen Finger gehabt haben, weshalb ich weiterhin von 4-5 cm ausgehe.
Allerdings ist Holz längst nicht so instabil wie von Utgaard beschrieben. Wanderstöcke sind kaum Daumendick und biegen sich dennoch nicht, wenn man sich darauf stützt. Das Problem sind die beim Fechten auftretenden Kräfte. Wir müssen da eher an Stiele von Schaufeln, Spalthämmern und Spitzhacken denken, wobei letztere die Stärke nur in Richtung der Belastung erreichen. Und damit sind wir eben bei der von Dürer und Co. gezeigten Stärke. Nun wurde bis ins 19. Jh. hinein meist nicht abgebildet, was man sah, sondern was das Wesen des Gegenstands war. Was z.B. der Grund dafür ist, dass Formationen mit Piken immer gleich dargestellt wurden und auch noch von den Künstlern benutzt wurden, als die Piken längst abgeschafft waren. Aber Kaiser Maximilian bestand, wie bekannt ist, im Gegensatz zur Gewohnheit der Zeit auf realistischer Darstellung und auch Dürer ist dafür bekannt, während Wallhausen aufgrund des Zwecks der Abbildungen die Proportionen nicht verändern konnte. Und so werden einige Darstellungen Dürers als Quellen für Fomationen, z.B. für den Keil der Reiter benutzt. Wobei sich die Auffassung von realistischer Darstellung von unserer heutigen unterschied. So sind die Piken im Triumphzug Maximilians überzeichnet, wodurch man die unterschiedliche Stärke und die Schaftfedern gut sehen kann.
Wir brauchen also nicht wild zu spekulieren. Die gemessenen Stärken dürften mit den größeren Stärken in der Mitte in Einklang zu bringen sein. Was uns zu der Frage bringt, wo die 3,5 cm bei Brzezinski gemessen wurden. Ich tippe da auch auf das Ende der Schaftfedern. Das ist immerhin eine von der aktuellen Pike unabhänigige Größe. Interessant wäre die größte Stärke und wo sie sich befindet. Bei Nachfragen sollte also nicht einfach nach der Stärke gefragt werden. Dabei ist übrigens auch die Holzart interessant.