Einer meiner absoluten Lieblinge ist der
Duc de Coigny.
Für HoW stufe ich ihn normalerweise als Dithering Commander ein.
Er diente schon unter dem Sonnenkönig recht tüchtig, doch ging ihm strategisch jegliches Gespür ab und so stolperte er eher zufällig die Karriereleiter hinauf, auch bedingt durch einige glückliche Führungen und weil er in "guter" französischer Tradition einfach die noch älteren Militärs überlebte - von daher erklärt sich übrigens, weshalb man den verhältnismäßig "jungen" de Saxe als Marschall als eine Zumutung empfand, während andere 70 oder 80 werden mussten, um einfach durch Beharrlichkeit diesen Rang zu erlangen (ein gutes Beispiel ist der Duc de Croy, der nie irgendeine militärische Leistung brachte und auf die Weise als Greis Maréchal wurde).
Als er im Zuge des Polnischen Thronfolgekrieges nach Italien kam, zählte er mit seinen 64 Jahren noch zu den Youngsters(!), da sein Vorgesetzter Villars schon deutlich über 80 war. Zusammen mit Broglie ersetzte er Villars und diente mehr oder minder unter dem König von Savoyen-Sardinien. Bei Parma 1734 vernichtete ihre Armee Mercys Österreicher, da Mercy in der Hoffnung auf einen Überraschungsschlag in den Kampf stürzte und weil nachdem der Oberbefehlshaber gefallen war unter den Österreichern ein Chaos ausbrach. Bei der folgenden Schlacht bei Guastalla profitierte die Seite der Alliierten ausnahmsweise von Coignys Vorsicht. Er und Broglie bewogen den König dazu nicht nur die Stellungen bei Guastalla auszubauen, sondern auch dort den Angriff Königseggs abzuwehren, der völlig geschlagen wurde. Der Feldzug 1734 brachte Coigny die Beförderung zum Maréchal ein.
Im Österreichischen Erbfolgekrieg bekam er erstmal keine wichtige Rolle. Als aber sein alter Kollege aus dem Polnischen Thronfolgekrieg, der Maréchal de Broglie, entgegen dem Wunsch des Königs einen zudem ungeschickt geführten Rückzug von Bayern an den Rhein unternommen hatte und abgesetzt worden war, ging es darum wer Broglies Nachfolger werden sollte. Eigentlich hätte sich der geschickte Maurice de Saxe angeboten. Aber die Hofclique wollte keinen Ausländer in einer so wichtigen Position und so erhielt der mittlerweile greise Coigny Mitte 1743 den Befehl über die Armee am Rhein.
Die französischen Befehlshaber der Maréchal de Noailles und der Maréchal de Coigny profitierten nun von den Intrigen im Oberkommando der Pragmatischen Armee. FM Neiperg unterstützte die Meinung George II. den Feldzug in der Pfalz abzubrechen, wo die Verbündeten leicht die schlecht verteidigten Linien de Noailles durchbrochen hätten, während King George dem Prinzen Karl von Lothringen eine Rheinüberquerung an der ungünstigen Stelle bei Breisach zumuten wollte. Coigny brauchte nun nicht viel mehr tun, als die Versuche Prinz Karls abzuwehren, was bei Breisach und weiter südlich bei Rheinfelden gelang.
1744 aber erwies sich endgültig, dass Coigny der "weak link" (die Bezeichnung im HoW-Forum von noch einem Fan des Österr. Erbf.krieges) der französischen Befehlshaberriege war. Obwohl zahlenmäßig nicht zuletzt durch die disziplinierten hessischen Bataillone den Österreichern deutlich überlegen, ließ er sich von Prinz Karl und dem Fuchs Traun immer wieder ausmanöverieren. Hinzu kam, dass er sich gegen seine Untergebenen wie den Lt.G. d'Harcourt scheinbar nicht durchsetzen konnte. Das Durchbrechen des Riegels mit dem Nadásdys schwaches Kontingent bei Weißenburg Coigny den Weg verlegen wollte, wurde von Coigny als großer Sieg gefeiert, obwohl seine Verluste exorbitant waren und die Ungarn ohnehin nicht hatten standhalten sollen. Im Elsass lieferte sich Coigny einen Manöverkrieg, den er eindeutig zu verlieren drohte. Isoliert von ihm eingesetzte Vorposten und Versorgungstruppen wurden immer wieder von zahlenmäßig bedeutend unterlegenen österr. Kräften aufgerieben. Erst der Wiedereintritt Preußens in den Krieg verhinderte ein weiteres Vordringen von Prinz Karls Armee nach Frankreich. Der Duc de Noailles traf ein und beabsichtigte die Österreicher am Rheinübergang zu stellen. Doch Coigny und Noailles stellten sich dabei dermaßen ungeschickt an, dass sie wertvolle Zeit verloren. Ihre schließlich doch unternommenen Versuche bei Auenheim wurden von der österr. Nachhut gekonnt pariert. Als die beiden alten Feldherren endlich die Armee in Schlachtordnung gebracht hatten, waren die Österreicher auf und davon.
Friedrich II. - ausnahmsweise zu recht - schalt die beiden Befehlshaber wegen ihrer offenkundigen Unfähigkeit. Übrigens wären Coigny und Noailles bei dem nächtlichen Angriff bei Suffelnheim beinahe in einem Straßengraben ertrunken in den sie versehentlich gestürzt waren.
Scheinbar hat die französische Führung in der Folge Coignys Unfähigkeit endlich bemerkt und er erhielt nie wieder ein wichtiges Kommando.
Da Coigny hier auf dem Gemälde mit einer Art Allongeperücke versehen ist,
https://de.wikipedia.org/wiki/Fran%C3%A7ois_de_Franquetot,_duc_de_Coigny#/media/File:Fran%C3%A7ois_de_Franquetot_de_Coigny.jpg finde ich dass mein Lieutenant General aus dem Zvezda Russ. Artillerie für den GNW Set sehr gut zu ihm passt.