Hallo ihr Lieben,
Endlich kommt mal wieder ein „Hab ich dir schon mal von meinem Enkel erzählt?“-Posting. Heißt also: Altes gut verdaulich aufgewärmt.
Ich hatte es ja schon im Eingangspost beschrieben: Der Grund, warum ich auf diesen Thread kam war eigentlich die Bitte einer Kollegin – die auch gleichzeitig meine Chefin ist – ein kleines Abschiedsgeschenk für eine uns verlassende Kollegin zu konstruieren.
Grund dafür war eine Aussage der Kollegin, sie möchte keine „Geschenke“, wie es die Obrigkeit unserer Firma sie sonst auszugeben pflegt. Sie hatte damit schon einmal schlechte Erfahrungen an einem anderen Ort und wollte die Enttäuschung vermeiden.
Etwas Persönliches musste her.
Eigentlich macht meine Chefin/Kollegin da ja selbst etwas. Sie ist eine passable Malerin – eine SEHR passable. Sie hat zum Beispiel mal ein Motiv für eine Kochschürze entworfen für einen Kollegen, der ein passionierter Koch ist – und alle haben sie für den genialen Entwurf gefeiert. Außer ich – ich war da in Japan oder so. Hab das Werk bis heute nicht gesehen.
Aber egal.
Auf jeden Fall hatte sie aufgrund zeitlicher Engpässe keine Zeit, ein Geschenk zu malen. Also kam sie zu mir.
„Du sag mal, du machst doch Modellbau.“
„Ja.“
„Und … könntest du ein Abschiedsgeschenk basteln?“
„Haha. Ich habe ja auch nichts anderes zu tun. Sonst noch Wünsche?“
„Ja. Mach’s schön.“
„Okay.“
Tja. Sie hatte Recht. Ich hatte wirklich nichts zu tun. Leider stellte sich heraus, dass ich genau 5 Tage dafür Zeit hatte – von diesen fünf war ich auch noch 2 Tage weg – also … wenig Zeit.
Also fuhr ich fix heim und prĂĽfte das Vorhandensein entsprechender Materialen.
Eine Eule sollte es sein. Nicht nur als Bote (Siehe Hedwig), sondern vor allem als Begleiter und Wächter für den weiteren Lebensweg.
Eine nette Idee – leider fehlen mir aufgrund mangelnden Interesses Eulenmodelle. Eine kurze Recherche im Internet brachte einige Modelle zu Tage und ich entschied mich für einen Eulenzauberer mit Glaskugel. Die Idee dahinter fand ich einfach so witzig, dass ich nicht wiederstehen konnte.
Ich bestellte die Figur, legte mir die restlichen Sachen zurecht und fuhr dann auf meinen 2 Tage dauernden Away-From-Home-Trip.
Als ich wiederkam, war auch die Eule da. An dieser Stelle möchte ich einmal den Jungs von Battlefield Berlin danken – ihr seid echt fix mit euren Lieferungen! Vielen Dank.
Nun hatte ich also die Eule. Was mir bis dato gefehlt hatte, war eine passende Konzeption des Dioramas. GlĂĽcklicherweise besaĂź ich ein paar Modellfahrzeuge, deren Boxen ich sowieso nicht nutzte, suchte mir die Bestaussehende raus und bemaĂź sie, um das darauf grĂĽndende Konzept, wie ich meine Idee umsetzen wollte, genauer zu evaluieren.
Die Grundidee hinter dem Design des kleinen Dioramas war folgende: Der Eulenzauberer, der einen langen Weg gekommen ist, erreicht eine Weggablung und muss sich nun entscheiden, ob er rechts oder links langgeht, da beide Wege aus dem Diorama rausfĂĽhren und er daher nicht genau weiĂź, was ihn auf seinem weiteren Weg erwartet.
Er befragt also die Glaskugel, aber die zeigt ihm auch nur einen diffusen Nebel, also bleibt es schließlich doch an ihm, die Entscheidung selbst zu treffen. Diese Idee fand ich ganz witzig im Zusammenhang mit der „Allwissenheit“, die man den Eulen nachsagt.
Nachdem das Basis-Fitting positiv beschieden war, ignorierte ich meine Abmessungen und ging über zu einer Stellprobe mit Eule und Baum …
… machte mir einige Skizzen, die ich später sowieso nicht mehr würde lesen können und begann mit der Arbeit.
Zuerst hieĂź es, den Weg zu gestalten. Mein treues Magic Sculpt half mir dabei.
Nachdem der Outline des Wegs stand, machte ich mich an die Konstruktion des Wegweisers. Irgendwie hatte ich von irgendeiner frĂĽheren Eskapade noch etwas Balsaholz ĂĽbrig, und zusammen mit ein wenig Plasticcard, einer groben Pfeile und einem Skalpell lieĂź sich daraus ein wunderbarer Wegweiser schnitzen.
Während Wegweiser und Gelände trockneten, ging es an die Eule. Wie gesagt – ich bin nicht der beste Miniaturenmaler – also fehlte mir auch so ein wenig ein Konzept für die farbliche Ausstaffierung des gefiederten Magiers. Also hieß es, erst einmal Referenzmaterial beschaffen und vor allem herausfinden, wie ich die Eule schnell zu einem befriedigenden Ergebnis bringen konnte.
Doctor Fausts Painting Clinic war mir dabei eine groĂźe Hilfe.
SchlieĂźlich hatte ich die Basisfarben auf die Eule aufgebracht und sogar die ersten Highlights.
Mir fehlten noch die Augen, der Stab und die Kugel der Weisheit.
Nebenbei bĂĽrstete ich den fĂĽr die Eule gedachten Baum etwas trocken und reinigte ihn. Er hatte ein wenig lange an der frischen Luft gestanden.
Dann ging mir das Material aus … noiiin. Zu wenig Magic Sculpt, um den Rest der Base auszugestalten – und mein Noch Gestaltungsspachtel wollte einfach nicht halten.
Also fix rüber zu Schelm, ins Zimmer gesneakt und sein Putty … geliehen. Super. Ist noch genug da.
Dann ging es bei der Eule weiter.
Mit der Hilfe einiger hellerer Farben und Washes lieĂźen sich sowohl die Augen, wie auch die Glaskugel und der Stab recht fix und ansehnlich bemalen. Ich habe mich fĂĽr eine eher menschliche Augenform entschieden, damit das Ganze einen noch menschlicheren Touch kriegt. AuĂźerdem habe ich bei den Eulenaugen total versagt.
Dann blieb mir nur noch, die Base zu bemalen. Und schließlich – nach 36 Stunden Bauzeit und zusätzlich 18 Stunden zusätzlicher Trocknungszeit …
SchlieĂźlich konnte ich die Figur in ihrem fertigen Diorama ĂĽbergeben.
Yes. Auftrag erfĂĽllt. Meine Chefin war begeistert und unsere Kollegin sehr gerĂĽhrt.
Fazit: Ein kleines, schönes Projekt „nur mal so“ zwischendurch. Hat irrsinnig Spaß gemacht und ich habe dabei einiges gelernt. Schade nur, dass ich die Eule schließlich weggeben musste. Am Ende tat mir dann doch ein wenig weh. Vor allem, weil sie mir so überraschend gut gelungen ist.
Aber das muss ja nicht das Ende sein – der Freund meiner Chefin kam dann nämlich auf mich zu: „Du, ich habe da noch ein altes Modellauto. Das wollte ich meine Vater schenken.“