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Autor Thema: VERY CAFE ACTIONS!: Gefecht in der Abenddämmerung  (Gelesen 1792 mal)

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Pappenheimer

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VERY CAFE ACTIONS!: Gefecht in der Abenddämmerung
« am: 06. März 2017 - 10:39:46 »

Aus dem Tagebuch des Lieutenant Fetzer:
\"Seit Tagen schon hält die Bombardierung von Freiburg an. Gestern hat endlich Feldmarschallleutnant Damnitz einen ersten Ausbruch befohlen, der auch sehr glücklich verlief. Ich habe mich heute, den 14. Oktober 1744, freiwillig gemeldet eine kleine Truppe in das Vorland zu führen. Gegenüber dem Schwabentor werfen die Franzosen eine kleine Redoute auf. Der Feldmarschallleutnant hat mit 30 Theisser und 40 Grenadiere mitgegeben, um die Bauern, die dort arbeiten und ein paar vom französischen Genie-Corps zu vertreiben, Gerät wegzunehmen und möglichst das Werk zunichte zu machen.

Meine Theisser unterteilte ich in zwei kleine Trupps. Der Qualm von den Häusern rings ums Schwabentor behinderte ein wenig die Sicht des Feindes auf unseren Vormarsch. Hätten die Franzosen unsere gute Stadt nicht den ganzen Tag bombardiert, wären sie früher meiner Vorhut gewahr geworden, die sogleich die Ingenieure unter Feuer nahm.

IMG_2522 by Mme. du Jard, auf Flickr
Gleich das erste Feuern kostete die Ingenieure den Marquis d\'Aversnes.

Der andere Trupp Theisser beschoss die Schanze, die von den Bauern verteidigt wurde.

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Ja, wir staunten nicht schlecht! Die Bauern warfen nicht die Schaufeln weg und rannten, sondern schossen gar zurück!

Unser Feuern alarmierte den diensthabenden General des Feindes, der sogleich an Kompanieen um sich scharte, was er nur kriegen konnte.

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Meine Grenadiere links kamen auch in Feuerreichweite und bestrichen die unfertige Redoute. Der nächste Génie-Offizier des Feindes wurde getroffen und die Ingenieure zerstreuten sich.

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Trotz des erstaunlich hartnäckigen Widerstandes der Bauern hatten wir endlich die Redoute leer gefegt. Doch nun stand zu befürchten, daß die kampfstark über den Dreisam-Fluss setzenden Franzosen uns rasch wieder hinauswerfen würden. Außerdem waren die Bauern nicht Hals über Kopf geflohen, sondern hatten sich geordnet, soweit das bei den Lümmeln denn denkbar ist, ans Dreisam-Ufer zurück gezogen.

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Sie kamen auch endlich über den Fluss. Der Brückenkopf musste unter allen Umständen von meinen Männern rechterhand unter heftiges Feuer genommen werden, daß meine Grenadiere rechtzeitig mit der Demolierung der Werke fertig werden konnten.

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Die Franzosen schossen gut und sicher. So wurden meine Grenadiere, welche schon dabei waren die Holzverhaue einzureißen vertrieben. Immerhin kostete auch unser Feuer den Feind einige Verluste.

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Ihr Maréchal de Camp, ein wahrer Mars, führte die erste Kompanie persönlich in den Nahkampf ohne sie zuvor ordentlich zu sammeln. Meine Theisser auf dem linken Flügel empfingen sie mit starkem Beschuss und ich erstaunte über den Mut der Franzosen, die durch diesen Coutormer persönlich angefeuert standhielten.

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Auch ihre zweite Kompanie Füsiliere blieb rasch in unserem Abwehrfeuer stecken, während der tapfer kämpfende Maréchal de Camp de Courtormer eine tödliche Wunde empfing. Ein Sechstel seiner Kompanie war bereits außer Gefecht gesetzt, der Rest äußerst demoralisiert.

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In einem letzten Auflehnen hofften die Franzosen uns mit ihrem zweiten Trupp durch das Feuern zum Weichen zu bringen. Aber nur meine eigenen Grenadiere wurden in die Flucht geschlagen. Gerade rechtzeitig hatten die anderen alle Arbeiten der Bauern zunichte gemacht.

Ich brauchte also meine Grenadiere garnicht aufhalten. Sollten sie nur so rasch wie möglich nach dem Schwabentor rennen. Unser Auftrag war erfüllt. Der Festungs-Commandant konnte stolz auf uns sein. Wir haben mit 70 Mann die Arbeit zweyer Tage vernichtet, mehr ausgerichtet alß etlicher Beschuss von der Kaiser-Bastion.

Nun, der Erfolg mag den Angriff in einem guten Licht erscheinen lassen, aber die Übergabe der Festung und Stadt scheint mir unausweichlich. Die Franzosen sollen bis Bregenz vorgedrungen seyn. Wir können zwar ihre Versuche uns die Wasserversorgung abzuschneiden noch verhindern, aber wir sind eingeschlossen und es ist keine Aussicht auf Entsatz aus Wien.
Mich jammern ja die armen Teufel, die französischen Bauern die zu hunderten in den Laufgräben krepieren aus Krankheiten und unseren Beschuss vom Oberschloss. Noch können wir die vom Feinde zerstörten Geschütze ersetzen. Aber wie lange noch?

Lieutenant Fetzer, Freiburg, den 14. Oktober 1744\"
« Letzte Änderung: 01. Januar 1970 - 01:00:00 von 1488794234 »
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Pappenheimer

  • Edelmann
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VERY CAFE ACTIONS!: Gefecht in der Abenddämmerung
« Antwort #1 am: 06. März 2017 - 10:55:19 »

Das war mal ein komplett historisches Setting.

Dass ich die 40 Grenadiere und 30 Theisser in 2 Trupps aufteilte, war natürlich reine Spekulation und sollte es taktisch ein bisschen interessanter machen. Wen es interessiert, dem kann ich auch die Karte nachliefern.

Den Österreichern habe ich bei den beiden Grenadiertrupps jeweils einen disziplinierten und den beiden Trupps Theissern jeweils einen terriblen Anführer beigegeben. Fetzer selbst - ja der Name klingt eher nach nem Räuberhauptmann, ist aber ein historischer Name - war Inspirierend (Inspiring).

Die Arbeiter (Bauern) wurden eigentlich von einem Zauderer (Bookish in den Originalregeln) und Feigling befehligt, der aber nichts an der Hartnäckigkeit der Truppe änderte, wahrscheinlich weil er ja auch garnicht angreifen brauchte. Die Ingenieure hatten ebenfalls einen Zauderer, den ich mit dem historisch in dem Scharmützel gefallenen Marquis d\'Aversnes besetzte.
Die Kompaniechefs der französischen Füsiliere hatten die Eigenschaften Zauderer, Eisenfresser, Feigling, Diszipliniert. Eisenfresser sind gut für Duelle. Der Maréchal de Camp war ein Mars, d.h. dass er in einem Nahkampf zwar eine 50% Chance hatte zu fallen, aber auch den Nahkampfwert um 50% erhöhte, was von daher hätte wichtig sein können, da seine Füsiliere durch Beschuss ja schon ziemlich gebeutelt waren. Auch Courtomer ist wie der Marquis d\'Aversenes historisch in dem Scharmützel gefallen wie bei mir in dem Spiel.

Very Café Actions! war schon ein bisschen zäh, das obwohl ich das Glücksrad und die Duelle weggelassen habe. Dennoch dauerte das Spiel etwa 2 Stunden. Für so ein Scharmützel sind die Regeln ja gedacht, aber vielleicht sind sie für einzelne Spiele nicht so reizvoll wie für eine Mini-Kampagne, evtl. einfach mit mehreren Ausfällen im Zuge der Belagerung.

Zum Gelände: minimalistisch. Eigentlich wohl nirgends grün und ne Menge umgehauene Bäume und ne Kraterlandschaft wären wohl realistischer. Aber ich wusste auch nicht genau wie zu dem Zeitpunkt der Verlauf der Dreisam aussah. Auf einem Plan von Seutter aus den 1720ern verläuft sie direkt an den äußeren Werken. Aber der Fluss wurde ja umgeleitet...
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chris6

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VERY CAFE ACTIONS!: Gefecht in der Abenddämmerung
« Antwort #2 am: 06. März 2017 - 11:27:45 »

Deine Berichte inspirieren mich immer mehr auch in diese Zeit hineinzutauchen....weiter so!
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Pappenheimer

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VERY CAFE ACTIONS!: Gefecht in der Abenddämmerung
« Antwort #3 am: 13. März 2017 - 10:30:54 »

@ Chris6
Freut mich. Geht mir auch immer so, dass Spielberichte am motivierensten auf mich wirken.
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Utgaard

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VERY CAFE ACTIONS!: Gefecht in der Abenddämmerung
« Antwort #4 am: 13. März 2017 - 15:24:38 »

Deine Spielberichte sind immer klasse zu lesen, das ist immer absolut stimmig in die Epoche einfügend - erinnert mich immer an unsere Korrespondenz in der PBEM-Kampagne :D

Pappenheimer

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VERY CAFE ACTIONS!: Gefecht in der Abenddämmerung
« Antwort #5 am: 31. März 2017 - 11:01:29 »

Danke, Utgaard.

Die Dreisam als unpassierbar ist vielleicht etwas heftig für die Franzosen. Andererseits kann zumindest heutzutage die Dreisam ein reißender Fluss sein - je nachdem entweder im Herbst oder im Frühling (Schmelzwasser vom Schwarzwald). Im Sommer fällt der Fluss zwar extrem ab auf ein paar Zentimeter, aber im Falle starker Regenfälle kann man leicht wegen der Strömungsgeschwindigkeit darin ertrinken. Die Frage ist wie der Fluss während der Umlegung des Flusses anlässlich der Belagerung überhaupt ausschaute. Das Flussbett war sicherlich sehr breit.
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