Aus dem Tagebuch des Lieutenant Fetzer:
\"Seit Tagen schon hält die Bombardierung von Freiburg an. Gestern hat endlich Feldmarschallleutnant Damnitz einen ersten Ausbruch befohlen, der auch sehr glücklich verlief. Ich habe mich heute, den 14. Oktober 1744, freiwillig gemeldet eine kleine Truppe in das Vorland zu führen. Gegenüber dem Schwabentor werfen die Franzosen eine kleine Redoute auf. Der Feldmarschallleutnant hat mit 30 Theisser und 40 Grenadiere mitgegeben, um die Bauern, die dort arbeiten und ein paar vom französischen Genie-Corps zu vertreiben, Gerät wegzunehmen und möglichst das Werk zunichte zu machen.
Meine Theisser unterteilte ich in zwei kleine Trupps. Der Qualm von den Häusern rings ums Schwabentor behinderte ein wenig die Sicht des Feindes auf unseren Vormarsch. Hätten die Franzosen unsere gute Stadt nicht den ganzen Tag bombardiert, wären sie früher meiner Vorhut gewahr geworden, die sogleich die Ingenieure unter Feuer nahm.
IMG_2522 by
Mme. du Jard, auf Flickr
Gleich das erste Feuern kostete die Ingenieure den Marquis d\'Aversnes.
Der andere Trupp Theisser beschoss die Schanze, die von den Bauern verteidigt wurde.
IMG_2523 by
Mme. du Jard, auf Flickr
Ja, wir staunten nicht schlecht! Die Bauern warfen nicht die Schaufeln weg und rannten, sondern schossen gar zurück!
Unser Feuern alarmierte den diensthabenden General des Feindes, der sogleich an Kompanieen um sich scharte, was er nur kriegen konnte.
IMG_2525 by
Mme. du Jard, auf Flickr
Meine Grenadiere links kamen auch in Feuerreichweite und bestrichen die unfertige Redoute. Der nächste Génie-Offizier des Feindes wurde getroffen und die Ingenieure zerstreuten sich.
IMG_2526 by
Mme. du Jard, auf Flickr
IMG_2527 by
Mme. du Jard, auf Flickr
Trotz des erstaunlich hartnäckigen Widerstandes der Bauern hatten wir endlich die Redoute leer gefegt. Doch nun stand zu befürchten, daß die kampfstark über den Dreisam-Fluss setzenden Franzosen uns rasch wieder hinauswerfen würden. Außerdem waren die Bauern nicht Hals über Kopf geflohen, sondern hatten sich geordnet, soweit das bei den Lümmeln denn denkbar ist, ans Dreisam-Ufer zurück gezogen.
IMG_2528 by
Mme. du Jard, auf Flickr
Sie kamen auch endlich über den Fluss. Der Brückenkopf musste unter allen Umständen von meinen Männern rechterhand unter heftiges Feuer genommen werden, daß meine Grenadiere rechtzeitig mit der Demolierung der Werke fertig werden konnten.
IMG_2530 by
Mme. du Jard, auf Flickr
Die Franzosen schossen gut und sicher. So wurden meine Grenadiere, welche schon dabei waren die Holzverhaue einzureißen vertrieben. Immerhin kostete auch unser Feuer den Feind einige Verluste.
IMG_2531 by
Mme. du Jard, auf Flickr
Ihr Maréchal de Camp, ein wahrer Mars, führte die erste Kompanie persönlich in den Nahkampf ohne sie zuvor ordentlich zu sammeln. Meine Theisser auf dem linken Flügel empfingen sie mit starkem Beschuss und ich erstaunte über den Mut der Franzosen, die durch diesen Coutormer persönlich angefeuert standhielten.
IMG_2532 by
Mme. du Jard, auf Flickr
Auch ihre zweite Kompanie Füsiliere blieb rasch in unserem Abwehrfeuer stecken, während der tapfer kämpfende Maréchal de Camp de Courtormer eine tödliche Wunde empfing. Ein Sechstel seiner Kompanie war bereits außer Gefecht gesetzt, der Rest äußerst demoralisiert.
IMG_2533 by
Mme. du Jard, auf Flickr
In einem letzten Auflehnen hofften die Franzosen uns mit ihrem zweiten Trupp durch das Feuern zum Weichen zu bringen. Aber nur meine eigenen Grenadiere wurden in die Flucht geschlagen. Gerade rechtzeitig hatten die anderen alle Arbeiten der Bauern zunichte gemacht.
Ich brauchte also meine Grenadiere garnicht aufhalten. Sollten sie nur so rasch wie möglich nach dem Schwabentor rennen. Unser Auftrag war erfüllt. Der Festungs-Commandant konnte stolz auf uns sein. Wir haben mit 70 Mann die Arbeit zweyer Tage vernichtet, mehr ausgerichtet alß etlicher Beschuss von der Kaiser-Bastion.
Nun, der Erfolg mag den Angriff in einem guten Licht erscheinen lassen, aber die Übergabe der Festung und Stadt scheint mir unausweichlich. Die Franzosen sollen bis Bregenz vorgedrungen seyn. Wir können zwar ihre Versuche uns die Wasserversorgung abzuschneiden noch verhindern, aber wir sind eingeschlossen und es ist keine Aussicht auf Entsatz aus Wien.
Mich jammern ja die armen Teufel, die französischen Bauern die zu hunderten in den Laufgräben krepieren aus Krankheiten und unseren Beschuss vom Oberschloss. Noch können wir die vom Feinde zerstörten Geschütze ersetzen. Aber wie lange noch?
Lieutenant Fetzer, Freiburg, den 14. Oktober 1744\"