Zur Förderung des Projekts habe ich mal die Informationen zum Paderborner Militär herausgesucht:
In den Paderborner Kriegsrechnungen der Zeit werden nach Mürmann, Das Militärwesen des ehemaligen Hochstifts Paderborn seit dem Ausgange des Dreißigjährigen Krieges, WZ 95, 1939, S. 3-78, die 162 Reiter und 332 Infanteristen genannt, die nach der Reichsmatrikel zu den Kreistruppen zu stellen waren.
Die Reiter scheinen planmäßig in 4 Kp zu 40 Mann organisiert worden und als eigenständige Schwadron eingesetzt worden zu sein. In einigen Jahren werden nur 3 Kompanien erwähnt. Das liegt daran, dass die Landstände versuchten, über die Verringerung der Offiziers- und Unteroffiziersstellen Geld zu sparen. Eine Besonderheit war, dass die Paderborner Dragoner eine kleine Axt am Sattelknauf mitführten. (Mürmann, a.a.O., S.17.) Die Dragoner wurden 1718 oder 1719 abgeschafft, die Paderborner Landtagsprotokolle vermerken zum 14.2.1719, dass sie \"nunmehro cassiert sind\". (Siehe Mürmann, a.a.O., S.17.) Später stellte Paderborn keine Reiter mehr, durfte sie im Verhältnis 1:3 in Infanterie umwandeln.
Die Infanterie war wohl in 3 Kompanien gegliedert. Ob, wie danach immer, 1 ganze Kompanie Grenadiere dabei war, ist zu raten, diese können auch später von Bischof Clemens August von Bayern eingeführt worden sein. Ob die Paderborner allein agierten oder mit Münsteranern zu einem Bataillon kombiniert wurden, kann ich nicht sagen. Die Kompanien können auch zeitweise aus Kostengründen (s.o.) auf 2 reduziert worden sein.
Als Kommandeur und Inhaber des Paderborner Militärs 1703-1713 ist Jobst Elmerhaus von Haxthausen genannt. (Kommandeur und Inhaber scheinen in Paderborn nur 1735/36 bis 1784 auseinandergefallen zu sein. Aber ganz sicher ist das nicht...)
Nach dem Utrechter Frieden stellte Fürstbischof Franz Arnold von Paderborn und Münster dem Kaiser weiterhin insgesamt 3900 Mann gegen Subsidien von 190.000 Gulden. Von Paderborn wird es das beschriebene Kontingent sein.
Ob es -wie wahrscheinlich spätestens 1734- zwei 4 pfünder als Regimentsstücke gab, geht aus der Literatur nicht hervor.
Der Vollständigkeit halber:
1709/10 wurde eine Invalidenkompanie in Schloß Neuhaus gegründet, die nicht nur der Versorgung der Soldaten diente, sondern in Kriegszeiten deren Wachdienst in der Residenz des Fürstbischofs zu übernehmen hatte.
Mürmann vermutet aufgrund eines Berichts über Nachforschungen von 1794, die Argumente zur Vermeidung der Stellung von Truppen zum Koalitionskrieg liefern sollten, dass im Spanischen Erbfolgekrieg schon die Kavallerie umgewandelt und 821 Mann Infanterie gestellt wurden. Seine eigenen Angaben aus den Paderborner Kriegsrechnungen (StAM Fürstentum Paderborn Ämterrechnungen 25) widersprechen dem aber klar. Er ist hier wohl Opfer seiner systematischen Gliederung und Arbeitsweise.
Die Literatur über das Militär des Hochstifts Paderborn ist sehr verstreut, Mürmann kennt mitunter -insbesondere vor 1700- Informationen nicht. Lediglich zum siebenjährigen Krieg ist die Situation besser, u.a. sind hier zwei Berichte des Kommandeurs, Ewald von Kleist erhalten. (Der Bericht über Verbleib von Material und Soldaten ist abgedruckt in Rosenkranz, Das Paderbornsche Bataillon im siebenjährigen Krieges, WZ 11, 1849, S.355-361.) Mürmann wollte denn auch in seiner Promotion Albert Stoffers, Das Hochstift Paderborn zur Zeit des siebenjährigen Krieges, WZ 69, 1911, S.1-90 und WZ 70 1912, S. 68-182, verbessern und in die geschichtliche Entwicklung des Paderborner Militärs stellen, woraus sich Manches erklärt, was nach dem Titel eine Unterlassung wäre. Henner Schmude, Militärgeschichte des Paderborner Landes, Paderborn 2009 liefert zu der Zeit vor Auflösung des Hochstifts nicht viel mehr als Andeutungen, beschränkt sich großteils auf die Geschichte der Garnisonen ab der preußischen Inbesitznahme, die schon 1802 erfolgte. Verstreut ist mehr zu finden und die Quellen sind nicht wirklich ausgewertet. Aber für den Spieltisch sollte es reichen. Ich beschreibe die hauptsächliche Literatur hier nur, falls sich doch von mir abgesehen noch jemand interessiert und die Titel zu große Erwartungen wecken. Ich schreibe gerade zumindest an einer Übersicht. Ausführlicheres würde ausgiebige Recherche in mehreren Archiven bedingen und wäre zudem durch Kriegsverlust einiger wichtiger Urkunden und die schwierige Schrift einiger einschlägiger, nicht veröffentlichter Tagebücher behindert. Vielleicht gibt es irgendwann einen ausführlicheren Thread oder ich fange mit einem Blog an. So gedrängt wie hier liest sich das grauselig.
WZ= Westfälische Zeitschrift. Über den Wikipedia-Artikel findet man die digitalisierten Artikel der WZ, ich meine bis in die 90er Jahre.
Edit: Autokorrektur korrigiert, ich hoffe, nichts übersehen zu haben.