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Caesar versus Pompeius 52-48 v. Chr. - Die Pleb Rebs können die Finger nicht von Bürgerkriegen lassen
Riothamus:
Wobei sie, um dem Leser zu langweilen die Kuriosität weggelassen haben, dass Plinius dachte, das Kermes würde aus Beeren gewonnen, während es aus Läusen gewonnen wird. (Und zum Schrecken aller kleinen Mädchen heutzutage wegen der schönen Farbe in die Salami kommt... \"Läuseblut!\" Hat schon was, wenn das zum Kampfschrei einer Horde Grundschüler wird.)
Pedivere:
achja, Ameisenlarven heißen ja auch \"Buschmannreis\"
Riothamus:
Ich komme heute nicht dazu, viel zu schreiben. Daher nur kurz zu den leichten Truppen.
In der Antike wurde zwischen leichter und schwerer Infanterie unterschieden. Jedenfalls in zivilisierten Gegenden. Und die leichten Fußkämpfer würden nochmals dahingehend unterschieden, ob sie einen Schild trugen und so auch mal einen Nahkampf überstehen konnten. Daher wurden sie oft auch im Namen mit Ausdrücken für einen Schild versehen. Viele davon sind in den Regelwerken dann die mittlere Infanterie.
Die Römer hatten zur Zeit Caesars eigentlich nur ihre Legionen und ganz wenig Kavallerie. Phil Barker unterschlägt sie bei DBA ganz und Cäsar soll zwischen zwei Germanen oder Galliern reiten.
Cäsars leichte Infanterie bestand aus den berühmten balearischen Schleuderern, spanischen Caetrati, kretischen Bogenschützen und Kelten, vielleicht auch Numidern mit Wurfspießen. Abgesehen von einem Teil der Kelten waren das hochspezialisierte Söldner, die er ohne Not nicht durch zwar dafür auch ausgebildete, aber eben nicht so gut ausgebildete Legionäre ersetzt hat.
Pompeius Truppen waren dann eher aus dem Osten. Aber kretische Bogenschützen, Numider und Iberer fanden sich auch auf seiner Seite. Und Schleuderer gab es sowieso überall. Es gab drei Schleudern: für lange, mittlere und kurze Entfernungen. Von den Balearen ist bezeugt, dass die gerade nicht benötigten um die Stirn geschlungen wurden. Andere mögen das von da übernommen haben. Ungebleichtes oder gebleichtes Leinen geht als Tunika immer. Und fremde Ausrüstungsteile sammelt ein Söldner sowieso an. In der Zeit sollten ein- und dieselben Minis im ganzen Mittelmeerraum dienen können. Afrika und Spanien war in Händen der Senatspartei (Pompeius). Aber Cäsar hatte bei den Ibereren und Numidern eine große Klientel. Iberer hatte er sich in seiner Zeit in Spanien selbst verpflichtet, Numider gehörten wegen des Jughurtinischen Krieges zur Gefolgschaft des Marius, die Cäsar von seinem angeheirateten Onkel übernahm und die Balearen können zur Klientel der Julier gehört haben, die ja lange eher unbedeutende Posten bekamen. Jedenfalls hatte er schon zu Beginn des Gallischen Krieges kein Problem, leichte Truppen zusammenzubekommen. Die kretischen Bogenschützen hat er vielleicht Crassus zu verdanken, dessen Sohn ja (zumindest später, ob schon zu Anfang, müsste ich nachschauen) bei ihm diente. Zu dem Zeitpunkt war Caesar nämlich noch so gut wie pleite und darauf angewiesen, sich in seinen Provinzen zu sanieren. Daher bekam er Söldner nur über Beziehungen. Und da Rom nur die Legionen hatte, brauchte er Reiter und leichte Infanterie ganz dringend. Durch seine Beziehungen brachte er genug zusammen, dass er die Aufgebote der gallischen Stämme der Provence als Legionen aufstellen konnte. Da können also auch mal Kelten als Legion aufgestellt werden. Die sollten dann aber disziplinierter wirken und -wenn das realisierbar ist- reichlich römische Ausrüstungsteile haben.
Aber, wie gesagt, zur Not konnten die Aufgaben leichter Infanterie auch Legionäre übernehmen. Im Gegensatz zu den Vorstellungen hier, hieß das nicht, dass sie runde Schilde bekamen. Zumindest in der Regel. Caesar war einer der flexibelsten Feldherren aller Zeiten und hätte er einen Vorteil gesehen, hätte er seine Legionen wahrscheinlich auch in rosa Häschenkostümen antreten lassen. In Afrika wäre er beinahe von Titus Labienus und seiner Reiterei geschnappt worden. Da improvisierte er eine Gefechtsordnung, aus deren Beschreibung in der Neuzeit das Karree entwickelt wurde und befahl gleichzeitig zu beiden Seiten zu Schanzen und konnte so zwischen zwei, den Bewegungen folgenden Wällen vor- und zurückmarschieren. Etwas vereinfacht dargestellt.
Aber normalerweise legten Legionäre ihr Kettenhemd ab und behielten ihr Scutum. Oder ließen auch das zurück. Ersatzschilde waren ja nicht in großer Zeit zu transportieren. Dazu haben sich sogar Darstellungen erhalten. Eine ist als Repilk am Rheinufer in Mainz zu bewundern und auf de.wikipedia.org/wiki/Mogontiacum#Legions-_und_Militärlager gezeigt. (Ich kann gerade keine Links setzen, vielleicht korrigiere ich das später noch.) Zwar aus dem 1. Jh. nach Christus, aber das Prinzip wird klar. (Das Schwert ist nicht so gut zu erkennen, aber Römer des Bürgerkriegs brauchen ovale statt rechteckige Scuta, eine Schildbemalung, die nicht so sehr kaiserzeitliche Propaganda (Adlerflügel als Herrschaftsymbol) und andere Helme. Das entscheidende ist: Römische Legionäre, leicht eingesetzt, tragen Tunika, Scutum und Helm.
Historisch ist also die Verwendung von Legionären als leichte Infanterie zwar möglich, aber weder typisch noch wirklich zweckmäßig.
Vielleicht kommt gleich noch ein Bisschen was zur Kavallerie. Denn das Gezeigte ist gar keine abgesessene Kavallerie.
Riothamus:
--- Zitat von: \'Pedivere\',\'index.php?page=Thread&postID=255344#post255344 ---achja, Ameisenlarven heißen ja auch \"Buschmannreis\"
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--- Zitat von: \'Pedivere\',\'index.php?page=Thread&postID=255344#post255344 ---achja, Ameisenlarven heißen ja auch \"Buschmannreis\"
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Wobei die Sache mit den Kermesbeeren auf Plinius zurückgehen soll, über dessen in Mittelalter und früher Neuzeit weitverbreitete Naturgeschichte der Fehler in das damalige Allgemeinwissen der oberen Stände gelangte.
Pedivere:
puh, das ist jetzt aber sehr stark vereinfacht...
Ist allerdings auch schwerig die römische Armee der späten Republik nach der marianischen Reform auf die schnelle zu beschreiben....
Grundsätzlich würde ich der abschließenden Aussage zustimmen, aber aus anderen Gründen.
Die Armee des römischen Staatswesens war immer nach dem Konzept des Bürgersoldaten konzipiert, der seine Ausrüstung selbst stellt, nicht viel anders als die klassischen griechischen oder hellenistischen Armeen. Da die Schlüsselfigur der antiken Kriegsführung in der Feldschlacht der schwer gerüstete Soldat ist der in enger Formation kämpft, ist es nicht verwunderlich daß als Resultat einer langen und komplexen Entwicklung ( hier zum selber lesen
https://en.wikipedia.org/wiki/Structural_history_of_the_Roman_military
die marianischen Reformen den klassischen Legionär hervorbrachten, mit Helm, Körperrüstung, Speer (idR Pilum) und vor allem dem Scutum, der es ermöglicht in enger Formation den Druck der tief gestaffelten Formation auf die Front des Gegners zu projizieren ohne die vorderen Reihen zu zerquetschen (Wölbung).
Diese Kampfformation wirksam einzusetzen bedarf es eines speziellen Trainings, das wie auch immer kampffähige Soldaten von sich aus nicht mitbringen. Einen spätrepublikanischen Legionär der sowas kann als Infanterie ohne Formation \"zu verbraten\" ist ziemliche Verschwendung, zumal man auch das Risiko eingeht das die Moral gebrochen wird. Drill macht eben noch keinen standfesten Veteranen (drum auch die unterschiedliche Gefechtsleistung von Legionen)
Schwere Infanterie alleine reicht aber nicht (wie auch schon die alten Griechen und Makedonen wußten) drum hat sich das römische Aufgebot schon immer auf die Bundesgenossen, in gleicher Zahl wie die Legionen, verlassen. Die marianische Reform hat also genauso die in lockerer Formation kämpfenden formalisierten Auxiliartruppen hervorgebracht. Geändert hat sich nicht die Spezialisierung bestimmter Truppen auf eine bestimmte Waffe (Wurfspieße, Bögen, Schleudern), die lange Übung brauchte damit man sie in ener organiserten Einheit benutzen kann.
Oder eben den Mumm und die Stamina, nur von einem leichten Schild geschützt auf den Feind zuzurennen und ihn zu beschießen, dabei das Risiko eingehend von leichter Kavallerie niedergeritten zu werden.
Zu den Formalia der marianischen Reform gehöret auch, daß die Soldaten Sold erhielten, und zwar ihrem Können und ihrer Rolle angemessen.
Der Unterschied zu einem Söldner war also nur, daß dieser auf eigene Rechnung und mit eigenen Waffen kämpfte, im Unterschied dazu die Soldaten des Aufgebots als Rekrut des Staates bzw aufgrund der Verpflichtung von Bundesgenossen (Staatsangehörige ohne Bürgerrecht), Truppen beizutragen.
Söldner wurden angeheuert wenn es nicht geung Dienstverpflichtete gab für die benötigte Anzahl oder für die benötigten Rollen - bei den Römern gab es zB immer Mangel an Kavallerie.
Zur Formalisierung der Legion gehörte es auch, daß die Soldaten alle möglichen Talente und Kenntnisse ausbauten um im Notfall oder außerhalb der geordneten Feldschlacht möglichst viele Rollen übernehmen zu können. Das spiegelt sich sehr gut im archäologischen Fundgut der früheren und mittleren Kaiserzeit, wenn man in Auxiliarkastellen und in Legionslagern alle möglichen Bewaffnungs und Ausrüstungsreste findet, die eben regulär nicht der entsprechenden Truppengattung zugewiesen werden.
Wenn man also einen Legionär in einer Rolle außerhalb seiner erwarteten Kompetenz antrifft, dann nur weil die entsprechenden Auxiliartruppen und Verbündeten für die Rolle nicht zu bekommen waren. Gekonnt hätte das ein langgedienter Legionär allemal, er hatte nur eben eine andere Aufgabe.
Langbogenschützen schick man ja auch nicht ins Gefecht
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