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Autor Thema: Unterstützung für Rom - Auxilia im Wandel der Zeit  (Gelesen 2169 mal)

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Riothamus

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Unterstützung für Rom - Auxilia im Wandel der Zeit
« am: 04. August 2017 - 22:31:30 »

Über die Römischen Hilfstruppen besteht ja nun größere Unsicherheit. Unter Wargamern wird da ja manches in denselben Topf geworfen und auch die Historiker haben über das Thema so manche Tinte vergossen. Archäologen haben versucht ihnen durch raffinierte Klassifikationen von Ausrüstungsgegenständen auf die Spur zu kommen, während andere Archäologen die Möglichkeit des Großteils dieser Unterscheidungen bestreiten.

Und wie sollte es anders sein, sind nun Pedivere und ich in dem tollen Caesar-Pompeius-Bürgerkriegsthread zu genau diesem Punkt ins Gespräch gekommen. Werit war da etwas hellsichtiger als ich und so Folge ich nun der Bitte, einen Thread dafür zu eröffnen.

Wo ich einen Wikipedia-Artikel für nützlich für diejenigen halte, die in der Antike nicht so zu Hause sind, setze ich das entsprechende Stichwort in vertikale Striche, z.B. |Polybios|. Zur Zeit kann ich nämlich keine Links setzen. Wenn mir da jemand den Code, den das Forum braucht, nennt, kann ich den natürlich eintippen.

Wie Grenze ich die Frage zeitlich ein?

Beginnen wir mal zum Ende hin. Wie Pedivere schon sagte, sind die Auxilia, wie sich Klein-Fritzchen und Corvus Belli sie sich vorstellen, ab dem |Vierkaiserjahr| nachgewiesen. In der Spätantike kam es dann zu einer Gewichtung nach ganz anderen Kriterien und die Bezeichnung als auxilia, bzw. legio trat in der Bedeutung zurück. Auch da gibt es Punkte, die man kontrovers beleuchten kann, aber hier geht es um eine frühere Zeit.

Nun muss man die Geburt der auxilia in ihrer durchorganisierten Form vor 69 ansetzen, weil sie in diesem Jahr schon entsprechend in den Quellen erscheinen. Aufgrund verschiedener Anhaltspunkte vermuten da viele die Regierung des |Claudius|. Und an dieser Stelle spielt die Beurteilung dieses Kaisers eine Rolle. Zwischen wirklich geistig behindert und begnadeter Verwaltungsexperte liegen da die Beurteilungen. (Stellt ihn Euch vor wie bei der Flughafenrede Stoibers. Von Stoiber wissen wir, dass er Verwaltungsfachmann ist und nur ein Problem hat, sich auszudrücken. Aber wie war das bei Claudius?) Die Ausgestaltung der Verwaltung, einige Schriftzeugnisse und wohl auch ein paar Funde sprechen dafür. Allerdings können Funde nicht wirklich den Charakter so einer Truppe fassen, wenn man darunter das ganze Spannungsfeld von Selbstverständnis, materieller Ausstattung, Organisation, künstlerischen Geschmack, Auftreten und so weiter versteht. Beim -ebenfapls schon von Pedivere angesprochenen- Bataveraufstand war der ursprünglich als günstiger Tribut betrachtete Dienst eine gewichtige Ursache. Da kann natürlich vermutet werden, dass die Belastung dadurch stieg, dass die Truppen der Bataver in das System der Auxilia überführt wurden. Einigen gilt das als Zeichen der Einführung der neuen Strukturen. Natürlich kann es zuvor bestanden und erst im Vorfeld des Aufstands auf die Bataver übertragen worden sein.

Ich bin da eher von einer Einführung im Zusammenhang mit den anderen Reformen unter Claudius überzeugt. Vielleicht auch in direktem Zusammenhang mit der Invasion Britanniens, obwohl Quellen natürlich immer spätere Verhältnisse in die Vergangenheit übertragen können, bzw. ein Autor eine Vermutung als Gewissheit darstellen kann. Oder infolge der neuen Organisation in den ersten Jahren Neros. Aber bewiesen ist da nichts. Mangels direkter Aussagen in den Quellen ist nur zwingend, dass es geschah bevor Nero die Kontrolle über die Verwaltung verlor, was ungefähr eine Zeitspanne von 26 Jahren lässt, über die diskutiert wird.

Sicher ist, dass die Flavier die - ich nenne das mal - \'fertige\' Auxilia übernahmen. Aber |Vespasian| war ja schon länger General und kann mit der Entwicklung zu tun gehabt haben. Als Kaiser trennte er den engen Zusammenhang von Legionen und Auxilia. Durch ihre nun entstehenden Lager sind sie damit archäologisch sehr gut fassbar.

Wie so oft beim Römischen Militär kann man am vorderen Ende |Polybios| nennen. Die Umwandlung des Militärs wie er es beschrieb war eine Entwicklung, die in der Reform des |Gaius Marius| kulminierte. Was Entwicklung, was Reform ist, braucht hier nicht so genau dargelegt werden, wir können die Reformen als Schlagwort für beides benutzen. Es bleibt auch nichts anderes übrig: Nach momentanem Stand der Dinge wissen wir nicht, was Marius einführte, was nur noch formalisiert wurde und was schon Realität war. Einige zweifeln an, dass es eine Reform gab und die Antike die Veränderungen nur dem berühmten Feldherrn zuschrieb. Angesichts der konservativen politischen Organisation Roms steht allerdings auch fest, dass in den Abläufen auf einer Ebene, die wir gewöhnlich nicht sehen, Ânderungen vorgenommen werden mussten. Bis dahin geschah z.B. die Musterung in der Form wie beim lustrum. Das war danach nicht mehr so möglich. Es muss also irgendwann um diese Zeit ein Politiker eine Änderung bewirkt haben. Und haben wir dann den Namen Gaius Marius.

Nun etwas, was eine Überraschung sein mag. Bis hin zu Augustus gab es als römische Truppen nur die Legionen. Das ist völlig sicher, weil das eine Frage des Rechts ist. Legionarii sind die zum Wehrdienst \"Auserlesenen\". Und das Verfahren dazu war nach Römischen Recht die einzige Möglichkeit, römische Truppen aufzustellen. Und hier liegt dann auch ein Grund, warum die Bestimmung, was auxilia sind, so schwierig ist. Denn alle anderen Truppen, die an der Seite der Römer kämpften, galten als auxilia. Auch so ein Punkt, mit dem sich Marius irgendwie befassen musste, weil mehr Reiter gebraucht wurden, als das alte Zahlenverhältnis bergab und die Velites als Leichtbewaffnete verschwanden. Und vielleicht wieder nur die Formale Umsetzung sc hon geschehenen Änderungen. Wie gesagt, da ist kaum etwas sicher. Allerdings ist dies auch ein Punkt, der zum Ende seines Lebens ganz sicher geändert werden musste, als den Italienern nach dem |Bundesgenossenkrieg (Rom)|, das Bürgerrecht verliehen wurde.

Bundesgenossen, lateinisch |Socii|, waren die unterworfenen Städte, die formal selbständige Staaten blieben, innere Autonomie behielten, an die Außenpolitik Roms gebunden waren und militärische Hilfe zu stellen hatten. Das fiel nun fort, sie dienten jetzt als Römische Bürger. Die Städte konnten weiter Stadtwachen aufstellen und mitunter gab es Kohorten zur Ausbildung von Rekruten, die eigentlich bei Rom stattfand.


Bis dahin hatte ein Römisches Heer, was das Fußvolk angeht zur Hälfte aus Römern und zur Hälfte aus Socii bestanden. An Kavallerie hatten die Socii das dreifache gestellt. Wenn in den Quellen (und auch bei dem überwiegenden Teil der heutigen Historiker) bis zum Bundesgenossenkrieg von einer bestimmten Anzahl Legionen die Rede ist, sagen wir 2, dann sind damit 2 Legionen Römer und die korrespondierende Anzahl Bundesgenossen, also effektiv 4 Legionen gemeint.

Bis zu den marianischen Reformen würden 1/5 des Fußvolks und 1/3 der Reiterei als extraordinarii aus dem Verband der Schlachtreihe gelöst. Die genauen Zahlen sind von Polybios und mögen sich im Laufe der Zeit geändert haben. Hier kommt es in manchen Regeln zu Missverständnissen, weil diese als \"extraordinäre Italiker\" oder \"Auxilia\" geführt werden. Es waren ganz reguläre Legionäre und Socii. Ein anderes Missverständnis ist, alle römische Infantrie als Stadtrömer darzustellen. Lange waren da deutlich Griechen, Italiker und Etrusker neben den Römern zu unterscheiden. Im und seit dem 2. Punischen Krieg hat sich das Erscheinungsbild aber angeglichen. Allein schon durch das Aufkommen der Kettenhemden, die sich schließlich komplett durchsetzten.

Nun konnten auch die Socii und andere, tatsächlich souveräne Verbündete, auch auxilia genannt werden. Das hatte bekanntlich keinen verächtlichen Beiklang wie das deutsche \"Hilfstruppen\" oder \"Hilskontingente\". Nachdem es nun keine Bundesgenossen mehr gab, war der Begriff frei für die neben den Legionen gebrauchten Truppen.

Das gibt uns als betrachtete Zeitspanne also 104 v.Chr. (Beginn der 5 aufeinander folgenden Konsulate des Marius), bzw. 89 v.Chr. (Verleihung des Bürgerrechts an die Italiker) bis 41 (Regierungsantritt des Claudius), bzw. 69 n.Chr. (erstes Vierkaiserjahr).

Dann ist da natürlich noch die Reform der Armee nach den Bürgerkriege durch Augustus. Als Setzung ist das unzweifelhaft ein weiterer Fixpunkt für die Entwicklung. Aber wir dürfen uns die römische Armee nicht so wie die Armee Preußens vorstellen, wo der König eine Verordnung erließ und das dann exakt so blieb. Die römische Armee veränderte sich laufend und nach den realen Bedürfnissen.

Wenn ich im Folgenden von Entwicklungsstufen schreibe, dann ist nur als Hilfe gedacht, um meine Ansichten nicht zu ausführlich darzulegen.
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Riothamus

Riothamus

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Unterstützung für Rom - Auxilia im Wandel der Zeit
« Antwort #1 am: 04. August 2017 - 22:32:47 »

Platzhalter 1, damit der Zusammenhang nicht verloren geht.

Heute geht es aber nicht mehr weiter.
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Riothamus

Riothamus

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Unterstützung für Rom - Auxilia im Wandel der Zeit
« Antwort #2 am: 04. August 2017 - 22:34:13 »

Platzhalter 2.
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Riothamus

steffen1988

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Unterstützung für Rom - Auxilia im Wandel der Zeit
« Antwort #3 am: 07. August 2017 - 11:22:10 »

Kurze Anmerkung:

Der Begriff Foederati tauchte schon zu Zeiten der Republik auf und wurde dort wohl als alternative Bezeichnung für alle Hilfstruppen (Socii wie auch angeworbene Iberer oder Gallier/Kelten) verwendet.

vodnik

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Unterstützung für Rom - Auxilia im Wandel der Zeit
« Antwort #4 am: 18. August 2017 - 11:25:55 »

...ich bin mal sehr gespannt... auf verschiedenen Tischen unter diversen Regeln habe ich sehr unterschiedliche römische Armeen befehlogt mit unterschiedlichen Verbündeten...
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...DBX-Regeln zum \'Runterladen: DBA2:2 + so... noch mehr: R19 fur\'s 19. Jahrhundert + andere Regeln...

Riothamus

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Unterstützung für Rom - Auxilia im Wandel der Zeit
« Antwort #5 am: 18. August 2017 - 15:20:40 »

Ich weiß, ich sollte hier endlich den nächsten Abschnitt schreiben, aber ich habe keine Ruhe, mich mal eine Stunde ununterbrochen mit etwas zu beschäftigen, und das hier sollte schon aus einem Guß kommen.
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Gruß

Riothamus