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  • 06. Mai 2024 - 07:08:44
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Autor Thema: „Königstiger in Europa“ oder „Hilfe, ich seh’ den Panzer vor Punkten nicht!”  (Gelesen 5527 mal)

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Armstrong

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Ein Königstiger in Europa.


Hallo zusammen,

und hier gibt es nun wieder ein neues Update von mir. Und ja, es ist doch kein Tiger I geworden. :whistling:

Es handelt sich hierbei um einen deutschen Königstiger (auchTiger II genannt). Dieses Monster war wohl die Spitze des machbaren „Gigantismus-Wahns“, der gerade noch so einen Kompromiss zwischen Größenwahn und Sinnhaftigkeit darstellte.






Kurzer geschichtlicher Abriss für Interessierte:
Was gibt es über den Tiger II oder auch Königstiger viel zu sagen? Die meisten kennen den wohl schwersten in Serie gebauten Kampfpanzer des dt. Reiches im 2. Weltkrieg. (Für Erbsenzähler: Ja, es gab noch die Maus, aber hier existierten nur einige Prototypen und der Jagdtiger war ein
Panzerjäger/Jagdpanzer und kein Kampfpanzer. Erklärung: Panzerjäger sind Selbstfahrlafetten ohne drehbaren Turm.)

Der Wahn nach Gigantismus scheint noch aus der Zeit des ersten Weltkriegs zu stammen. Hier versuchte man ein „Landschiff“, den sogenannten K-Wagen (Kolossalwagen) in Serie zu produzieren. Aber das ist eine andere Geschichte. Der Königstiger entstand aus der Vorgabe ein stark gepanzertes, schwer bewaffnetes Kampffahrzeug zu erhalten, dass jedem feindlichen Panzer überlegen war. Hierbei wurden Eigenschaften wie Geschwindigkeit und Reichweite als Zweitrangig angesehen. Heraus kam ein Fahrzeug, das 1944 seine ersten Einsätze gegen die Alliierten hatte und dem Gegner oft das fürchten lehrte.

Als kriegsentscheidendes Element kam der Tiger II allerdings zu spät heraus. Der Panzer war ein „Spritfresser“ und war als Offensivwaffe gedacht. Ab 1944 bestand aber bereits ein akuter Treibstoffmangel bei der Panzerwaffe und die Streitkräfte folgten hauptsächlich einer Definsivtaktik. Zudem benötigte die Produktion des Tigers II wertvolle Rohstoffe, die anderswo dringender benötigt wurden (z.B. für die Pantherproduktion).

Trotzdem hatte der Panzer zahlreiche große Auftritte und war sowohl an der Ost- wie Westfront vertreten.


Kleine Anekdoten:
  • Der Königstiger war so schwer, dass er viele Brücken nicht passieren konnte.
  • Obwohl der Königstiger einer der am stärksten gepanzerten Fahrzeuge des 2. Weltkriegs war, war seine Panzerung (aufgrund von Materialmangel) aus minderwertigem Vanadium. Dies führte zu Rissen in der Panzerung und zu Splitterbildung im Innenraum bei Feindbeschuss.
  • Es gab oft kein geeignetes Bergefahrzeug, das einen liegengebliebenen Tiger II abschleppen konnte. So gingen allein durch Treibstoffmangel und techn. Defekte ein Großteil der Panzer verloren (aufgegeben in Feindesland).
  • Obwohl oft behauptet, war der Tiger II kein langsamer, rollender Bunker, sondern hatte eine annehmbare Gefechtsgeschwindigkeit vorzuweisen, die im guten Verhältnis zu seiner Größe standen.
  • Stand der Tiger II an einem Hang, konnte der Hilfsmotor zum Drehen des Turms oft nicht mehr eingesetzt werde, da er durch die schwere Last (Turm + Schräge) überfordert war.

Nun zum Modell:
Der Bausatz ist wieder Mal eine Kooperation von Warlord Games und Italeri. Es handelt sich hier um ein reines Plastikmodell mit drei Spritzgussrahmen, einer Anleitung, einen Decal-Bogen, drei Typenkarten und einem Satz Schadensmarkern.




Ich habe zudem die Zug-Box erstanden, da zu diesem Zeitpunkt kein Einzelmodell erhältlich war. Auf Nachfrage bei Warlord Games sagte man mir, dass es noch ein paar Monate dauern würde bis eine Einzelbox angeboten werden würde. Kurz nach dem Kauf der Dreierbox kam dann plötzlich doch die Einzelpackung auf den Markt. :pinch:

Insgesamt kann man zwei verschiedene Versionen des Panzerfahrzeugs bauen. Diese unterscheiden sich durch die Turmvarianten. Hier hat man die Wahl zwischen einem Porsche- und einem Henschel-Gefechtsturm. (Anm.: Der Porsche Gefechtsturm wurde bei 50 Fahrzeugen eingebaut, da von der Henschel-Variante nicht genügend zur Verfügung standen. Später wurde der Turm durch die Henschel-Variante ersetzt.) Zudem kann man sich entscheiden das Fahrzeug mit oder ohne Kettenabdeckung zu bauen.



Die Spritzlinge sind sauber gegossen und die Passgenauigkeit ist gut. Hier sollte man unbedingt nach Anleitung vorgehen! Dies habe ich (um mir die Bemalung zu erleichtern) nicht getan und musste somit einige Fummelarbeiten hinter mich bringen, bevor ich das Modell einigermaßen zusammengesetzt hatte.

Besonders die Schäkel scheinen nur widerwillig in die Halterungen an der Front zu passen. Vielleicht lässt sich dies bei einem Zusammenbau nach Anleitung verhindern.


Nahansicht der Schäkel (fertig verbaut)

Auch bei diesem Model wurde wieder mal das Fahrwerk direkt an den Rumpf angegossen (wie bis jetzt bei allen mir bekannten Warlord Games/Italeri Bausätzen). Das Gute ist aber, dass beim Tiger II die Ketten direkt auf der Oberseite der Räder aufliegen und somit fast vollständig die massigen Laufrollen verbergen.


Nahansicht des Fahrwerks

Der einzige Wehrmutstropfen bei dem Modell ist der schön gestaltete Kommandant. Die Figur ist zu groß… nein… geradezu riesig im Vergleich zu einer normalen 28mm Figur. Hier scheint es mir fast, als hätte man eine 1:48 Figur genommen und einfach dem Bausatz beigelegt mit dem Hintergedanken: Das Fahrzeug ist so groß, da wird die Größe der Figur nicht auffallen.


David gegen Goliath (Links ein Perry Miniature Panzerkommandant aus Afrika, rechts die Warlord Games/Italeri Figur)

Fazit:
Mit dem Königstiger haben Warlord Games und Italeri wirklich einen schönen Bausatz erstellt, der recht schnell Zusammengeklebt ist und auch Anfänger vor keine größere Herausforderung stellt. Man braucht hier (soweit ich dies beurteilen kann) keine Korrekturen oder Verfeinerungen vorzunehmen.

Zu meinem Modell:
Das Modell habe ich „aus dem Kasten gebaut“. Es erfolgten keine Verfeinerungen oder Korrekturen (bis auf die „Zugabe“ von Ästen zur Erhöhung des Tarnwertes :D ).

Mit der Sprühflasche wurde das Modell zuerst sandfarben grundiert. Danach wurden die grünen und braunen Tarnflecke aufgetragen. Hier habe ich zwar einiges an Internetrecherche betrieben, ich konnte jedoch nicht den exakten Verlauf des Tarnschemas ermitteln, das von Warlord Games in der Anleitung gezeigt wird. Hier fehlt die Ansicht von der linken Seite des Fahrzeugs, sowie der Draufsicht. Also wurden einige Bereiche leicht improvisiert bemalt. Zum Schluss erhielt das Modell die typischen Punkte des „Hinterhalt-Tarnanstriches“.


Details des Hinterhalt-Tarnmusters

Auch hier habe ich mich Größenteils an der Anleitung orientiert. Abweichungen vom wirklichen Vorbild können aber möglich sein.

Der Tarnanstrich ist an einigen Stellen etwas \"unordentlich\". Das soll darstellen, dass das Fahrzeug hastig an der Front umgestrichen worden ist. (Gute Ausrede, was? :P )

Zudem wurde das Model leicht gealtert und verdreckt. Hier habe ich aber nur mit dezenten Effekten gearbeitet, da ich das Tarnschema im Fokus behalten wollte.


Bei der Bemalung des Kommandanten wollte ich unbedingt ein „Tarnmuster“ ausprobieren (das ebenfalls so in der Bemalanleitung gezeigt wird). Leider scheint es aber, dass meine Version exklusiv von XX-Panzerverbänden getragen wurde. Aber vielleicht wurde dieses Tarnschema auch bei der Panzerwaffe der Wehrmacht eingesetzt?

Hier wäre Expertenhilfe wirklich toll!

Ansonsten muss ich den Kommandanten durch eine Version in schwarzer Uniform ersetzten (was aber schade wäre). :pinch:


Forderansicht des Kommandanten


Rückansicht des Kommandanten


Aber nun lasse ich aber einfach die Bilder sprechen:











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Samonuske

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Ei sehr schön, da kriegt man Lust auf mehr und auch toll gemacht , das du ein kleines Unboxing gestartet hast. Das macht immer Lust auf mehr , statt nur das fertige Modell zu sehen.
Dafür bekommt :thumbsup: :thumbup: :imsohappy: Hoch

Constable

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super Sache und gefällt mir echt gut!!! Tolle Arbeit, hat sich ausgezahlt und danke auch für den Text!

Riothamus

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:thumbsup: , :thumbsup: , :thumbup: mit * und Eichenlaub.
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Gruß

Riothamus

Plastikgeneral

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Danke für die Detailberichte, macht Lust auf 28mm.
Einzig die Laufräder wurden (meist) nicht mehrfarbig bemalt.
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Koppi (thrifles)

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Sieht top aus das Modell. :thumbup:
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http://www.thrifles.blogspot.com/

 http://www.dminis.com/thrifles/galleries/

\" ... Artillerieeinheiten der wichtigsten Nationen (Preußen, Österreich, Russland, Großbritannien ...) sind \"gefärbt\". Das Holz der Kanonen ist bei den Preußen z.B. blau, weil das die Farbe der Nation im Spiel ist (grün für Russland usw.). Das alles sieht scheiße und spielzeugmäßig aus...\"
Zitat aus einer Besprechung von Napoleon Total War

Armstrong

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Zitat von: \'Plastikgeneral\',\'index.php?page=Thread&postID=259907#post259907
Einzig die Laufräder wurden (meist) nicht mehrfarbig bemalt.
Da muss ich leider widersprechen.
Nach einer Internetrecherche wurden wohl bei der Hinterhalttarnung auch die Räder dreifarbig bemalt.
Hierzu gibt es mehrere Hinweise im Netz.
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Grenadier Christian

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Zitat von: \'Armstrong\',\'index.php?page=Thread&postID=259912#post259912
Zitat von: \'Plastikgeneral\',\'index.php?page=Thread&postID=259907#post259907
Einzig die Laufräder wurden (meist) nicht mehrfarbig bemalt.
Da muss ich der leider widersprechen.
Nach einer Internetrecherche wurden wohl bei der Hinterhalttarnung auch die Räder dreifarbig bemalt.
Hierzu gibt es mehrere Hinweise im Netz.

Ich glaube, er meint, dass die Räder keine Tarnflecken aufwiesen. Ich meine mich zu erinnern, dass nach dem Lastenheft einzelne Räder des Laufwerks uni in den verwendeten Farben lackiert wurden. Hintergrund dessen war, dass die Laufradflächen bei sich bewegenden Farbflecken zu leicht auszumachen waren, bzw. leichter als bei einfarbigem Anstrich.

Ich habe auch noch keine Originalphotos von Panzern in \"Hinterhalt\" oder sonstiger Dreifarbtarnung gesehen, bei denen die Räder erkennbar fleckig und nicht uni lackiert waren, lasse mich aber gerne eines nachweisbar besseren belehren. Bei Fahrzeugen, die im Feld während der Instandsetzung nachgetarnt wurden und den Aufstrich nicht ab Werk erhielten, wäre das vermutlich auch nicht unplausibel, aber wie gesagt, gesehen hab ich noch nichts dazu.

Ansonsten besten Dank für die Rezension. Obwohl ich sonst (bedingt durch meine überwiegende Verwendung von BTD) eigtl. überzeugter 1/48er für WK2 bin, sind in diesem Maßstab Tiger und Tiger II doch extrem grenzwertig, was die schiere Größe neben 28ern angeht. Hatte selbst von Warlord bisher nur Panther, Hanomag und Shermans montiert, und war von den ersteren nicht sonderlich angetan, das hier sieht jedoch interessant aus (wenn jemals wieder der Bedarf da ist, die Sinnhaftigkeit eines Tiger II in 28mm mal ganz außen vor...  :D ).
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Zimbo

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Armstrong

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Zitat von: \'Grenadier Christian\',\'index.php?page=Thread&postID=259915#post259915
Ich glaube, er meint, dass die Räder keine Tarnflecken aufwiesen.
Also... ich habe die Räder nur im Dreifarben-Anstrich bemalt. Sie besitzen keine Tarnflecke (heißt Punktierungen).
Was so hell aussieht wie Punkte, ist ein Washing mit Staub, dass sich rund um die Muttern der Laufrollen abgesetzt hat.

Aber dank Zimbo sehen wir nun auch, dass auch die Räder Punkte/Tarnflecke haben konnten. Vielen Dank für diesen Hinweis!

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Grenadier Christian

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Ich meinte auch flächige Flecke, aber zumindest für den Hetzerist es jetzt ja belegt. Man lernt nie aus.
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Zimbo

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Hier mal verschiedenfarbige Laufrollen am Tiger II.
Auf dem ersten Bild ist Hinterhalttarnung aufgebracht und die Laufrollen sehen auch fleckig aus aber so toll ist das Bild nicht.
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Riothamus

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Im Feld war einiges an Tarnung anzutreffen. Teils auch improvisiert und mit Lehm als Ersatz für Farbe. Abgesehen von ab Werk aufgebrachter Tarnung wird da kaum eine Regel immer eingehalten worden sein. Solange es ungefähr in die Richtung eines bekannten Farbschemas geht, würde ich vorsichtig sein, etwas auszuschließen.

Im Unterschied zu einem bloßen Spielgerät würde ich bei einem Modell ein Foto als Grundlage nehmen und nicht einfach generisch bemalen. Oder mich eben an der werkseitig aufgebrachten Bemalung orientieren. D.h. wenn ich denn genug Talent hätte, das mit Pinsel hinzukriegen, würde ich es so machen. (Aber die Suche hat für mich etwas Machbares zutage gefördert, ohne dass ich völlig unhistorisch werde.)
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Riothamus

Armstrong

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Zitat von: \'Riothamus\',\'index.php?page=Thread&postID=259962#post259962
Im Unterschied zu einem bloßen Spielgerät würde ich bei einem Modell ein Foto als Grundlage nehmen und nicht einfach generisch bemalen.

Wie gesagt, meine Bemalung beruht auf einer ausgiebigen Internetrecherche.
Die Tarnung des Fahrwerks ist zudem in mehreren historischen Abhandlungen ebenfalls so dokumentiert.

Die Panzer, die ich baue, dienen im Augenblick nur als Blickfang und nicht als Tabletop-Modelle.
Aber selbst bei der Erstellung eines reinen „Spielgeräts“ steht für mich die historische Korrektheit im Vordergrund.
Ansonsten könnte ich auch irgendeinen Warhammer-Fantasy-Panzer auf Seiten des deutschen Heeres stellen. :P
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