Bevor Du weitermachst, lese Dir die entsprechenden Stellen bei Polybios durch. Reklam hat da die Übersetzung einer passenden Auswahl veröffentlicht. Die Nummer des Bandes ist 6210/11, Titel Historien - Auswahl. Hat damals keine 5 DM gekostet. Es ist recht dünn und die Stellen, die Du brauchst, nehmen nur einen Teil ein. Wer in dem Bereich historisch bleiben will, muss die entsprechenden Stellen von Polybios und ein paar Stellen von Livius lesen. Die Literatur bringt da -auch Fields tut das- teils Fantasy, womit schon Delbrück fröhlich loslegte. Ich schaue mal, ob ich es schaffe, die Livius-Stellen zu verlinken. Auch Polybios sollte beim Perseus-Projekt zu finden sein, aber das Reclam-Bändchen ist wohl weniger Aufwand und noch dazu auf deutsch.
Die Federn waren schwarz und rot. Nicht blau, wie im Osprey gezeigt. Polybios schreibt Purpur. Das ist so, als ob wir rötlich schreiben. Das Blau geht auf einen Streit über das Aussehen antiken Purpurs zurück, der mittlerweile aufgrund von Funden zugunsten von rötlich statt bläulich entschieden ist. Natürlich waren die Federn nicht purpurnen, sondern in einem roten Farbton gehalten. Polybios schreibt: (Buch vi, Kapitel 23, Satz 12) \"Außerdem schmücken sie sich noch mit einem Kranz von drei senkrecht stehenden, purpurnen oder schwarzen Federn, die etwa eine Elle (44 cm) lang sind. (crista galea; Helmzier) (13:) Wenn zu der übrigen Ausrüstung diese Federn auf den Kopf gesetzt werden, erscheint der Mann doppelt so groß und bietet einen schönen, für den Feind aber furchterregenden Anblick.\"
Dann trugen Hastati, Principes und Triarii exakt dieselben Rüstungen. Sie würden ausdrücklich nicht nach dem Zensus, sondern nach dem Alter eingeteilt. Nic Fields müsste das eigentlich auch so schreiben. Reichere konnten sich Kettenhemden statt Brustplatten nehmen. Ob so oder nach Zuzahlung wird nicht deutlich. Direkt an die Stelle mit den Federn schließt Polybios seine Aussage dazu an: \"(14:) Die meisten nehmen noch eine eherne (im Gegensatz zu unserem Ausdruck bezieht sich die griechische Entsprechung nicht nur auf Eisen) Platte dazu, eine Spanne (22 cm) lang und breit, die sie vor die Brust heften und Brustpanzer (\"pectorale\") nennen. Damit ist ihre Ausrüstung vollständig. (15:) Diejenige, deren Census auf über 10.000 Drachmen festgesetzt ist, tragen statt des Brustpanzers einen Kettenpanzer (lorica hamata). (16:) Dieselbe Art der Ausrüstung findet sich bei principes und triarii. Der Unterschied besteht darin, dass die triarii anstelle der Wurfspieße (pila) Speere (hasta) tragen.\" Es wird nicht klar, ob die Reicheren das Kettenhemd als Vergünstigung erhalten, oder sie sich eine Zuzahlung leisten können. Später, wahrscheinlich schon zu Lebzeiten des Polybios, bekamen alle Kettenhemden.
Zur Einteilung nach Alter: (vi, 21, 7:) \"Wenn sie sich an dem festgesetzten Tag eingefunden haben, wählen sie die jüngsten und ärmsten von den Männern für die velites (Leichtbewaffbeten) aus, die nächsten für die sogenannten hastati, die Leute im blühendsten Alter für die principes und die ältesten für die triarii. (8:) Das sind bei den Römern die vier verschiedenen Bezeichnungen nach Altersgruppen und Waffengattungen in jeder Legion. (9:) Sie teilen sie aber so ein, dass die ältesten, die die triarii bilden, 600 Mann stark sind, die principes 1200, ebenso die hastati 1200, und das der Rest, der aus den jüngsten besteht, die Gruppe der velites bildet. (10:) Wenn ihre Zahl aber größer als 4000 ist, nehmen sie die Einteilung entsprechend der neuen Zahl vor, mit Ausnahme der triarii. Diese lassen sie immer gleich stark.\"
Soviel dann auch gleich zu regelmäßigen Einheitstärken.
Die Manipelstruktur ist falsch. Jedem Manipel waren Velites zugeordnet. Streng nach den Quellen hatte nicht jede Zenturio ein Feldzeichen, nur die Manipel. Das hat sich aber recht sicher später geändert. Und dank Polybios unklarer Ausdrucksweise ist unklar, ob die Centurie damals signum hieß, und somit auch ein Feldzeichen hatte, oder ob es eine Alternativbezeichnung für Manipel war. Später bezeichnet er das, was wir Zenturien nennen, lediglich als Flügel eines Manipels.
VI, 24, 4: \"Von den Velites verteilen sie die entsprechende Zahl gleichmäßig auf alle Abteilungen. (5:) Jede einzelne Abteilung nennen sie ordo, manipulus und signum, die Führer (lateinisch) centuriones und (griechisch) taxiarchoi.\"
Mit ordo ist die Einteilung in die Schlachtreihen der hastati, principes und triarii gemeint.
Polybios war keinesfalls Stubengelehrte. Er versah die Position des hypparchos (General der Kavallerie) des Achäischen Bundes, später auch die des Strategos (Oberbefehlshaber und auch in gewissem Rahmen politischer Führer). Und bei der Eroberung Karthagos war er Berater des Scipio, vielleicht auch noch bei der Belagerung von Numantia. Wo die Archäologie runde Pectorale gefunden hat. Seine Historien hat er zuvor geschrieben und wir wissen nicht, auf welche Zeit sich die Beschreibung der Legion genau bezieht. Jedenfalls kannte er das römische Militär sowohl aus der Perspektive des Gegners als auch als Mitglied des römischen Planungsstabs. Informierter waren wohl nur wenige Zeitgenossen. Leider gibt es durch unklare Beschreibung, Übersetzung, Unklarheit des Zeitbezug und inkonsequenter Verwendung von Begriffen Unklarheiten.
Edit: Die ganzen Smileys korrigiere ich jetzt nicht. Die sehen zu hübsch aus. Und ich meine es ja auch freundlich.
Knöpfchen braucht man bei Römern nicht zählen. Aber das Bisschen, was an Hauptquellen erhalten ist, kann man schon zur Kenntnis nehmen.