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Autor Thema: Gebäudeökonomie in den Dark Ages/Frühmittelalter  (Gelesen 1785 mal)

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Riothamus

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Gebäudeökonomie in den Dark Ages/Frühmittelalter
« am: 28. August 2017 - 13:27:30 »

Es ist ja immer gut, wenn man etwas doppelt verwenden kann. Bei D.J. kam die Idee eines kleinen Angelsächsischen Klosters auf. Ich meine ich hätte dazu schon gepostet, aber ich bin nicht damit zufrieden, jedenfalls habe ich mir vermerkt, dass ich dazu noch schreiben muss. Der Thread soll dabei genereller sein. Welches Haus wo von wann bis wann? Wie sah da und dort ein Hof aus? Und was kann gut mehrfach benutzt werden? Es kann ja auch ganz gut sein solche Fragen zu versammeln und evt. zu verlinken, damit nicht alles doppelt und dreifach erklärt wird. Zumindest habe ich mich gerade mal wieder über eine Suche geändert. Es geht mir hier also in erster Linie um eine Art Hinweis-Thread und das Kloster nehme ich als Aufhänger. Ich hoffe, dass auch Pedivere und andere Experten beizutragen haben. Mit Klöstern kenne ich mich recht gut aus, aber schon über angelsächsische Befestigungsanlagen habe ich in meinen Augen eher grobe Kenntnisse.

Schauen wir uns zunächst einen Herrensitz der Zeit an. Lange diskutiert, und wer die Serie Time Team kennt, weiß, dass vieles nicht so gut belegt ist, wie wir uns das wünschten:

- Palisade
- oft eine Kirche, ob nun Stein oder Holz
- manchmal ein Steinturm, manchmal ein Holzturm
- eine hölzerne Halle
- Wirtschaftsgebäude (Pfostenhäuser = Fachwerk, bei dem die Ständer eingegraben sind, Grubenhäuser, Speicher, Heuberger, was eben je nach Region und Zeit üblich war.)

Bei einem Kloster kann natürlich auch eine Palisade als Klostermauer durchgehen. Nur braucht das Tor (\"Pforte\") einen Aufenthaltsraum/Pförtnerhäuschen für den Pförtner, während das Tor eines Herrensitzes Recht einfach sein könnte. Spieltechnische ist es mit Befestigungsanlagen ja so eine Sache, aber die Palisade muss ja nicht fertig sein...

Wenn Kirche und Turm passend gebaut sind, können sie als Klosterkirche gut aneinandergereiht werden. Und in der Tat gelten einige Kirchtürme auf der Insel als frühmittelalterliche Wehrtürme, an die später Kirchen gebaut wurden.

Statt einer Halle hat ein Kloster den Bereich der Klausur. Meist ein Kreuzgang, an den sich Kirche, Wohntrakt, Essenssaal, Kapitelsaal, Keller und mitunter Küche und Brauhaus anschmiegen. Mit etwas Überlegung passt da auch die Halle hin. Und gerade kleinere Klöster hatten oft nur eine oder zwei Seiten des Kreuzgangs zugebaut. Kirche und Klausur können aus Holz oder Stein sein.

Die Wirtschaftsgebäude hielten sich an das in der Region Übliche. Auf dem Spielfeld werden sicher nicht alle aufgebaut, so dass der übliche Hof den meisten zur Darstellung reichen wird. Jedenfalls können einige Gebäude damit dreifach genutzt werden.

Dazu vielleicht ein Geländestück, dass dem Anlanden von Schiffen dient und mir fällt gerade nicht ein, was an Gebâuden sonst noch gebraucht werden könnte. Aber das soll ja auch kein Thread sein, um mich auszutoben.

Edit: Zum Thema gibt es z.B. Ryan Lavelle, Fortifications in Wessex c. 800-1066, Band 14 aus der Fortress-Reihe von Osprey. Schon die Bilder genügen, um sich über das Aussehen angelsächsischen Bauten jener Zeit soweit zu orientieren, dass es für generische Tabletop-Bauten dicke reicht. (Rekonstruktionen sind eine andere Hausnummer. Das sei gesagt, bevor mir hier wieder vorgeworfen wird, zu lasch mit so etwas umzugehen.)
« Letzte Änderung: 01. Januar 1970 - 01:00:00 von 1503920057 »
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Riothamus

wolflord

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Gebäudeökonomie in den Dark Ages/Frühmittelalter
« Antwort #1 am: 30. August 2017 - 19:58:14 »

Hier mal eine Interpretation des berühmtesten Klosters der Wikingerzeit:

http://www.english-heritage.org.uk/visit/places/lindisfarne-priory/history/research/

Anscheinend war das Kloster sehr weitläufig mit einer zentral gelegenen Kirch, und mit etwas Abstand einigen weiteren Gebäude.  Drum herum sind wohl Felder und Weiden mit Wirtschaftsgebäuden am Rand. Als Begrenzung dient wohl eine Hecke, könnte aber auch ein Wall sein. Nach einer Palisade oder Mauer sieht es nicht aus.

Eine gut geeignete Kirche bietet z.B. Sarissa an. Diese ist aber nicht nur als Klosterkirche geeignet, sondern auch als Dorfkirche, denn dieser angelsächsische Kirchentyp ist in England weitverbreitet. Gut erhaltene Beispiele wären die Escomb Kirche oder die St.Martin church in Wareham welche zwar einge bauliche Veränderungen erfahren hat, aber mit einem recht gut erhaltenen Wandgemälde aus der Zeit aufwarten kann.

Sarissa hat auch euinige weitere Gebäude wie einen Kornspeicher, einen Stall etc. Als Wohngebäude für die Mönche bzw. für die Bauern kann ich die Saxon Gebäude von 4ground sehr empfehlen.

Um einige Zäune zu haben, damit das liebe Vieh nicht abhaut, sind die Wattle Fences von Renedra eine ideale Lösung. Wobei man bei regulären Saga Spiele soche Zäune auf dem Tisch am besten ignoriert, da diese ansonten einen zu großen Einfluß auf das Spielgeschehen haben.

Ich hoffe ich konnte dir einige Anregungen geben.  

Viele Grüße
Wolflord
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Riothamus

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Gebäudeökonomie in den Dark Ages/Frühmittelalter
« Antwort #2 am: 30. August 2017 - 21:31:19 »

Lindisfarne würde ich nicht als kleines Kloster einordnen. Und die Klostermauer müsste natürlich weder Mauer noch Palisade sein. Aber eine Palisade ist auch nicht unglaubhaft. Klöster mussten sich durchaus verteidigen. Ein Kloster wie auf dem St. Galler Klosterplan war mit den ca. 70 Mönchen, vielleicht 40 Laienbrüdern und den Bewohnern eines benachbarten Dorfes nicht zu verteidigen. Da blieb die Mauer reines Symbol der Abgrenzung vom Umland. Dementsprechend dachte ich an ein \'kleines\' Kloster.


Ein Kloster nach irischem Muster wie Lindisfarne sah natürlich anders aus, als ein von anderen Traditionen bestimmtes. Es ging mir hier um die effektive Gebäudesammlung. Sonst wären irische Klöster auch ein toller Anblick. Aber eben auch größerer Aufwand. Schon die getrennte Unterbringung der Mönche bedeutet eine größere Anlage. (Irische Mönche haben Northumbrien missioniert und Lindisfarne gegründet.) Die Kegelförmigen Objekte auf dem Bild rechts vorne sind übrigens die Steinhütten der Mönche, keine Heuhaufen.


Nach dem Überfall würde das Kloster hinter die Bucht verlegt, wie schön auf dem Panoramabild in der Englischen Wikipedia zu sehen ist. Ganz genau genommen wird es also nur bis zum Beginn der Wikingerzeit so ausgesehen haben.


Das Gebäude, was in der Viking-Serie als Kloster gezeigt wurde, ist Lindisfarne Castle und stammt aus dem 16. Jahrhundert.

Danke auch für die Links. Das gibt Anregungen.
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Gruß

Riothamus

wolflord

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Gebäudeökonomie in den Dark Ages/Frühmittelalter
« Antwort #3 am: 31. August 2017 - 16:21:11 »

Da Klöster, wie du in einem anderen Thread geschrieben hast, oft der einzige Ort waren, wo es ordentlich was zu holen gab (hinzu kommt das diese auch oft unverteidigt waren) sind sie natürlich das ideale Ziel für einen Angriff der Wikinger. Daher habe ich auch mal etwas tiefer in die Materie begeben. Die Geschichte der Klöster im angelsächsischen England ist dabei schon recht wechselhaft, wie man in dieser längeren PDF nachlesen kann. Schwierig ist es aber besonders herauszufinden wie die damaligen Klöster genau aussahen, denn archälogische Befunde sind eher rar und die heute sichtbaren Überreste stammen aus späteren Zeiten. Die frühen Klosteranlagen waren wohl weitläufiger und hatten noch keinen Kreuzgang. Eine vereinfachte Beschreibung der Unterschiede zwischen den frühen angelsächsischen Klosteranlagen und denen des Hoch- und Spätmittelalter findet man in diesem Artikel. Interessant ist auch, das viele der frühen Klöster sogenannte Doppelklöster waren, d.h. Frauen und Männer waren nicht getrennt. Sehr praktisch, falls man sich die Mönche von Conquest Games im Set zulegen möchte, da man dann auch Verwendung für die drei Nonnen hat.

Ok, leider immer noch keine genaueren Details, wie so ein Kloster ausgesehen haben könnte. Allerdings fande ich bei meiner Google Suche dieses Bild hier:

Es zeigt eine Rekonstruktion des zentralen Bereichs von St Paul\'s Monastery in Jarrow. Eine genauere Beschreibung der Anlage findet sich im Link.

Jetzt handelt es sich aber auch in diesem Fall ebenfalls um ein größeres Kloster mit mehreren Steingebäuden und eine Kirche im spätrömischen Stil. Mann könnte jetzt diese Anlage mit der entsprechenden Range von Warbases recht gut nachbilden, Warbases hat eine passende Kirche und mehrere Lagerhäuser und Unterkünfte die zum Stil der Gebäude auf der oberen Rekonstruktion recht gut passen. Aber die sich nicht sonderlich gut als einfaches angelsächsisches Dorf eignen. Aber das zu sehende Layout der Anlage eignet sich meiner Meinung nach auch gut, um eine kleinere Klosteranlage darzustellen, in dem man sich einfach nur auf diesen zentralen Bereich konzentriert. Man plaziert zentral die Kirche von Sarissa, dann zwei größere Gebäude (4ground, Sarissa, was einem gefällt) als Refektorium und Gästehaus. Dahinter einen kleinen Garten, (hier kämen auch die Wattle Fences gut zum Einsatz) sowie einige kleinere Lagergebäude (Sarissa hat hier einige gut geeignete Gebäude) welche direkt an einem Fluß liegen (der ideale Platz für die Wikinger um dort anzulanden  :smiley_emoticons_pirat_1: ). Auf der andern Seite der Kirche legt man einen Friedhof an, dann noch mit etwas Abstand einige kleinere Hütten, welche als Unterkünfte für die Mönche (und evtl Nonnen) dienen. Wenn noch Platz ist, grenzt man dann noch das Ganze auf der Landseite mit einer Hecke oder kleine Palisade ab, fertig ist ein Kloster um es sogleich zu plündern.  :smiley_emoticons_pirate2_biggrin_1:

Jetzt wäre ich eigentlich schon fertig, aber meine Googlesuche förderte noch eine interessante Klosteranlage, inspiriert von Lindisfarne hervor, die ich euch nicht vorenthalten möchte:

Die Erbauer haben ihre kleine Insel Legofarn getauft, wobei das ganze ursprünglich Teil einer viel größeren Anlage war: England 793

 :thumbup:

Viele Grüße
Wolflord
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