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Autor Thema: Empathisches Wargaming oder warum man seinen Figuren Augen malen sollte  (Gelesen 4559 mal)

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tattergreis

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Im thread über Großschlachten wurden zwei Dinge erwähnt, zu denen ich noch was anmerken wollte:
moiterei 1984 schrieb:
Zitat
Ich will mich einfach mit den Minis auf meinem Tisch identifizieren können… Zwei Basen voll mit Figuren geben mir nicht das gleiche Gefühl naha an der Sache dran zu sein, eine Geschichte zu erzählen.
Ob die Figuren einzeln basiert skirmishen oder als Kommandeur ein Bataillon befehlen, macht eigentlich kein Unterschied, ich hab den Kommandeuren meiner Brigaden auch Namen gegeben, das ist durchaus üblich bei Imagination. Eine Geschichte schreiben Zieten und ich auch, was dem ganzen dann auch noch eine Art Sinn geben soll. Die Rücksicht auf das vorhandene \"Menschenmaterial\" gehört ja auch ein wenig zur Kriegsführung im 18.Jahrhundert.

Das Identifizieren ist also auch möglich, wenn man viele Figuren bewegt. Unterstützt wird das auch noch, wenn man für jede Figur  einen Lebenslauf schreibt und im Falle des Ablebens Briefe an die nahen Angehörigen schreibt. Oder Augen malt.

Das Kampagnenspielen, in welchem Verluste von einem Spiel zum anderen übertragen werden, lässt des Öfteren Gedanken erscheinen, die eine Art Moraltest ohne Würfel gleichen. Lässt man Truppen in „gefährlichen“ Situationen, oder spart sie für günstigere Gelegenheiten auf? Dieses Identifizieren macht m.E. unser Figurenschieben dem Kriegsspielen ähnlicher, Sterben als Negativerscheinung des realen Krieges ist ja nicht unüblich, nur bei Zinnfiguren eher selten.

Disclaimer: Dirk Tietten muss keine Figurenaugen malen, und Aufstöhnen bei jedem Treffer erscheint mir übertrieben (hab ich schon erlebt, hat genervt). Aber taktisch kluges Verhalten statt Hoffen auf den Rettungswurf ist durchaus überlegenswert. Denke ich.

cheers
« Letzte Änderung: 01. Januar 1970 - 01:00:00 von 1504635027 »
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Pappenheimer

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Empathisches Wargaming oder warum man seinen Figuren Augen malen sollte
« Antwort #1 am: 05. September 2017 - 12:29:43 »

Ich finde, dass man auch bei historischen Schlachten recht nah an die Charaktere ran kommt. Ich schaue mir ja immer aus, welche Befehlshaber markant für eine Schlacht waren. Die wichtigsten Akteure müssen dabei sein. Habe ich dann noch Brigaden über, recherchiere ich nach den wahrscheinlichen Befehlshabern. V.a. bei den Franzosen muss ich das öfter machen. Viele Regimentschefs (nicht Inhaber) waren ja bei denen Brigadiers und kommandierten evtl. eine Brigade, die ihr Regiment mit einem oder weiteren bildete. Bei HoW haben die Befehlshaber verschiedene Eigenschaften, geben evtl. moralischen Rückenwind. Da schaue ich zweimal nach, ob sich das Verhalten eines Generals in einer Schlacht irgendwie greifen lässt, um ihm einen gewissen Charakter zu unterstellen. Bei den Briten und Hannoveranern war es ziemlich schwierig ausgemachte Loser ausfindig zu machen. Cumberland wird oftmals als Trottel hingestellt, aber das heißt ja nicht, dass er nicht seine Truppen motivieren konnte.

Mit der Zeit bekommt man einen gewissen Eindruck von den Generälen. Das muss nichtmal nur bei den Berühmtheiten der Fall sein. Von Minuzzi habe ich z.B. konkrete Vorstellungen, obwohl ich nichtmal ein Porträt von ihm kenne. Über die Hauptakteure wie de Saxe, Cumberland, Broglie oder andere macht man sich automatisch seine Gedanken, wenn man die Bücher liest, worin sie erwähnt werden. An denen kommt man garnicht vorbei.

Zur Story können manchmal aberwitzige Zufälle im Spiel selber beitragen. Wenn man z.B. immer wieder vergisst seinen Chef vorzubewegen und das dann damit erklärt, dass der alte Königsegg bspw. scheinbar sein Pferd verbummelt hat oder einfach nicht mehr drauf kommt. Oder wenn ein General x-mal in Todesgefahr schwebte, aber einfach nicht getroffen wird (auf eine 11 oder 12 auf 2 W6). Wenn das dann auch noch eine besondere Niete ist, der dummerweise alles übersteht, dann kann das durchaus witzig sein.

Am Anfang habe ich keine Augen gemalt. Aber mittlerweile kann ich mir die Minis garnicht mehr ohne vorstellen. Wirkt irgendwie so leblos ohne.  :laugh1:  Leblos, Plastikminis!
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Nischenspieler

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Empathisches Wargaming oder warum man seinen Figuren Augen malen sollte
« Antwort #2 am: 05. September 2017 - 14:05:22 »

Die Charakterentwicklung aus dem Chain of Command Kampagnenbuch lässt sich gut auf verschiedeneste Epochen und Konflikte übertragen und bietet viel Charaktertiefe.
Wer einen Hauch Rollenspiel in seinem historischen Tabletop (oder heißt das mittlerweile Tischdeckenkriegsspiel?) mag, der sollte da mal einen Blick rein werfen.
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Artan

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Empathisches Wargaming oder warum man seinen Figuren Augen malen sollte
« Antwort #3 am: 05. September 2017 - 14:30:39 »

Zitat von: \'Cpt.Armstrong\',\'index.php?page=Thread&postID=257963#post257963
Die Charakterentwicklung aus dem Chain of Command Kampagnenbuch lässt sich gut auf verschiedeneste Epochen und Konflikte übertragen und bietet viel Charaktertiefe.
Wer einen Hauch Rollenspiel in seinem historischen Tabletop (oder heißt das mittlerweile Tischdeckenkriegsspiel?) mag, der sollte da mal einen Blick rein werfen.
Umso individueller die Figuren sind, umso mehr gefallen sie mir. Allerdings ist das bei großen Armeen sehr viel Pinselei.
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Riothamus

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Empathisches Wargaming oder warum man seinen Figuren Augen malen sollte
« Antwort #4 am: 05. September 2017 - 14:51:21 »

Wie gesagt, Augen hängen auch vom Grobmotorikfaktor ab. Meiner ist zu groß. Für ein Auge in 28 mm -Maßstab brauche ich mit Glück eine halbe Stunde und in 50% der Fälle muss ich von vorn anfangen.

In 1:72 und kleiner ist das illusorisch.

Die Too Fat Lardies haben in ihren Regelwerken eine Charakterentwicklung. Noch dazu stellen sie gleich auf Kampagnen ab.
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Riothamus

Pedivere

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Empathisches Wargaming oder warum man seinen Figuren Augen malen sollte
« Antwort #5 am: 05. September 2017 - 17:13:18 »

kann der Empathie nur zustimmen.
Augen sind in meinem Fall ein Aufwand der das Ergebnis nicht rechtfertigt.
Ich denke jeder sollte sein eigenes Mantra haben wie er das macht.
Wir sollten die Damen mal fragen wie die das halten, würde mich mal interessieren

Ich fühle aber immer mit, weil ich nur noch Szenarien entwerfe, die mit einem Narrativ im Hintergrund funktionieren.
Namen habe ich früher vergeben, aber ab einer bestimmten Größe kann ich mir die nicht mehr merken, aber ich habe noch Bücher wo die drinstehen.
Ich habe auch Verlustlisten geführt.

Für mein Fremdenlegionsprojekt habe ich auch eine komplette Datenbank in der jeder Figur aufgeführt ist. Das ist nicht so aufwendig wie man meinen würde und es erleichtert die Übersicht und die Planung ungemein.
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Empathisches Wargaming oder warum man seinen Figuren Augen malen sollte
« Antwort #6 am: 05. September 2017 - 20:07:03 »

Zitat von: \'Artan\',\'index.php?page=Thread&postID=257967#post257967
Zitat von: \'Cpt.Armstrong\',\'index.php?page=Thread&postID=257963#post257963
Die Charakterentwicklung aus dem Chain of Command Kampagnenbuch lässt sich gut auf verschiedeneste Epochen und Konflikte übertragen und bietet viel Charaktertiefe.
Wer einen Hauch Rollenspiel in seinem historischen Tabletop (oder heißt das mittlerweile Tischdeckenkriegsspiel?) mag, der sollte da mal einen Blick rein werfen.
Umso individueller die Figuren sind, umso mehr gefallen sie mir. Allerdings ist das bei großen Armeen sehr viel Pinselei.

Das steht doch in gar keinem Zusammenhang zueinander  :wacko1:
Ich verstehe deine Aussage. Ich verstehe nur nicht, warum du sie auf das Zitat von mir beziehst?
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PeryRhodan

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Empathisches Wargaming oder warum man seinen Figuren Augen malen sollte
« Antwort #7 am: 05. September 2017 - 20:51:13 »

Augen sind das Wichtigste ... wenn ich in all diese kleine traurigen Äuglein schaue, bevor die Frontlinie auf den Gegner trifft :skull:
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gwyndor

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Empathisches Wargaming oder warum man seinen Figuren Augen malen sollte
« Antwort #8 am: 06. September 2017 - 10:15:02 »

Augen bzw. das Gesicht sind das Wichtigste an der Figur. Ein schlecht gemaltes Gesicht ohne Augen, und der Rest kann noch so gut gemalt sein, es wirkt immer unfertig. Deshalb ist es m.E. den Aufwand wert, auch wenn man 5x ansetzen muss, bis es gut aussieht.

Gruß gwyndor
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tattergreis

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Empathisches Wargaming oder warum man seinen Figuren Augen malen sollte
« Antwort #9 am: 06. September 2017 - 10:25:27 »

Ein alter Mann fabulierte:
Zitat
Unterstützt wird das auch noch, wenn man für jede Figur einen Lebenslauf schreibt und im Falle des Ablebens Briefe an die nahen Angehörigen schreibt. Oder Augen malt.
Hier werden Alternativen aufgezeigt, wie Grobmotoriker einen ähnlichen Effekt durch Textbearbeitung erreichen können.  :tongue_1_2:

Eigentlich geht es nicht wirklich um die Augen, aber anmerken möchte ich doch noch, dass das sehr von den Miniaturen abhängen kann: die WSS FranzosenInf von Frontrank ist bzgl. Augen sehr einfach zu bemalen, beim Trommler aus dem SYW ist es fast unmöglich.

Und kein Kaffee intus zu haben hilft auch :)
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Pedivere

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Empathisches Wargaming oder warum man seinen Figuren Augen malen sollte
« Antwort #10 am: 06. September 2017 - 12:06:13 »

ein Steinwurf aus der ketzerisch jokularen Ecke:

6mm und 15mm Spieler sind dann genetisch frei von Empathie oder gehören zur buddhistischen Sekte die Ameisen aus dem Weg fegt? :D
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Strand

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Empathisches Wargaming oder warum man seinen Figuren Augen malen sollte
« Antwort #11 am: 06. September 2017 - 12:17:27 »

Niemand wird ausgegrenzt. Ich habe auch schon 15mm Minis mit gemalten Augen gesehen. Es kommt halt auf Deine Geduld an. Und zur Not tut es auch ein Banner ;)
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Riothamus

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Empathisches Wargaming oder warum man seinen Figuren Augen malen sollte
« Antwort #12 am: 06. September 2017 - 17:41:32 »

Jetzt fangt doch nicht wieder an zu streiten. Jedes Bild hinkt und sollte nicht wörtlich verstanden werden.

Dennoch kann hier wohl kaum jemand widerstehen, beides zu thematisieren. In diesem Forum werden solche Anspielungen wie auf \"... dem Gegner ins Auge schauen können ...\" neuerdings ja nicht mehr als Bestandteil der Diskussionskultur gesehen. Und nicht immer ist nicht jeder Bezug, der sich ergibt vom Autor gemeint. Aber eine Voraussetzung von Kommunikation ist doch der wohlgemeinte Versuch den Autor zu verstehen.
« Letzte Änderung: 01. Januar 1970 - 01:00:00 von 1504713061 »
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Barbarus

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Empathisches Wargaming oder warum man seinen Figuren Augen malen sollte
« Antwort #13 am: 13. September 2017 - 15:47:58 »

Also Augen find ich nicht nur unwichtig bei 28mm oder kleiner, sie gehören da auch einfach nicht hin.

Stellt euch doch mal auf die Straße und guckt jemanden an, der so weit von euch entfernt steht, dass er in seiner Grüße einer vor euch platzierten 28mm-Miniatur entspricht.
Ihr werdet bei demjenigen keine Augen ausmachen können, stattdessen seht ihr zwei dunkle Stellen, die Vertiefungen, in denen die Augen liegen.

Und solang die Augen nicht gerade aufgerissen sind, sieht man sie sogar aus geringerer Entfernung nicht. Stattdessen hat man dann die oben erwähnten dunklen Areale und darin zwei dunkle Linien.

Karl Kopinski ist ein Künstler, der diese Tatsache beeindruckend zu verwenden weiß:







Und hier ist noch ein gutes Beispiel, weil die Distanzen genau richtig sind...

das vordere Mädchen ist grad noch so nah, dass man die Augen als solche erkennen kann, das hintere Mädchen hat den Punkt überschritten und ist schon so weit entfernt, dass die Augen nur noch als \"dunkle Areale\" erkennbar sind:


« Letzte Änderung: 01. Januar 1970 - 01:00:00 von 1505311098 »
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SisterMaryNapalm

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Empathisches Wargaming oder warum man seinen Figuren Augen malen sollte
« Antwort #14 am: 13. September 2017 - 15:58:46 »

Na, da bin ich doch dankbar dafür, dass es für mich nur einen Grund gibt, warum ich Dinge auf die Weise bastle und bemale, auf die ich es tue: Weil ich Bock drauf hab (oder eben auch nicht).
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Danke an Djizomdjinn, für die wunderschöne Version von Kubika