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Autor Thema: Versailles  (Gelesen 2496 mal)

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Pappenheimer

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Versailles
« am: 13. September 2017 - 12:26:52 »

Habe jetzt einige Folgen gesehen und abgesehen von den nackten Damen, die überwiegend recht jung und ansehnlich sind, wissen vor allem die Innenaufnahmen zu gefallen. Die Serie orientiert sich am Lebenslauf von Louis XIV ohne irgendeinen Anspruch auf Historizität zu erheben. Ich sehe da manche Parallelen zu \"Rome\". Manche Szenen wirken wie aus nem Hammer-Film mit viel unnötig verspritztem Kunstblut wie in der einen Szene, wo ein Musiker, dem gerade der Chevalier de Lorraine nachschleicht, aufgeschlitzt wird. Die Serie behandelt etwa 50/50 Politik und Sex-/Liebes-/Familienleben des Sonnenkönigs. Es gibt zahlreiche Nebenrollen, die aber alle recht interessant sind, ausgenommen vielleicht dem eher nervigen Duc de Cassel, der eine Art Superbösewicht sein soll. Obwohl er ne adlige Familie ähnlich wie in \"Spiel mir das Lied vom Tod\" niedermetzeln ließ und der König offenbar davon weiß, darf er dann am Hof seine Intrigen weiter spinnen, was auf die Dauer ermüdet.

Für Wargamer interessanter sind eventuell die Schlachtszenen. Ja, es kommen ein paar vor. Die Franzosen bestehen zwar primär aus Gardes Francaises, aber man sieht auch mal graue Uniformen. Zu meinem Erstaunen wurden keine Pikeniere gezeigt. Natürlich trägt der Duc d\'Orléans in der Schlacht keinen Hut und reitet völlig sinnlos einen Kavallerieangriff an der Spitze seiner Reiterei mit, obwohl er angeblich der Oberbefehlshaber sein soll. Es handelt sich um den Devolutionskrieg 1667/68.
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Tabris

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Versailles
« Antwort #1 am: 13. September 2017 - 14:23:07 »

Hört sich ja interessant an , vorallem da es anscheinend über die Mantel&Degen-folkore hinausgeht ;) .. von wem ist die Serie produziert ?

Gerade \"Rome\" fand ich sehr gelungen, eine perfekte Sybiose aus \"Leben des kleinen Mannes\" und historischen (Rand-)Ereignisse.
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\"Ein Mann, der unterwegs von plötzlichem Regen überrascht wird, rennt die
Strasse hinunter, um nicht nass und durchtränkt zu werden. Wenn man es
aber einmal als natürlich hinnimmt, im Regen nass zu werden, kann man mit
unbewegtem Geist bis auf die Haut durchnässt werden. Diese Lektion gilt
für alles.\"

HAGAKURE von Yamamoto Tsunetomo

Pedivere

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Versailles
« Antwort #2 am: 13. September 2017 - 14:40:26 »

man hat den Eindruck, daß alle diese \"historischen\"  Serien die seit Rome aufwändig produziert werden genauso pseudohistorisch sind wie Game of Thrones, also eine referenzierbares Narrativ haben und mehr nicht. Der einzige Unterschied sind die Namen und der Anspruch, ansonsten wird das alles ein Einheitsbrei aus Grausamkeit, nackten Ärschen und ekligen Körperflüssigkeiten mit bunten Kostümen.

die Fernsehversion von Warhammer Historical sozusagen.

Oder kann jemand eine solche Serie nennen die heraussticht durch akkurate Vermittlung der historischen Situation?
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Longshanks

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Versailles
« Antwort #3 am: 13. September 2017 - 14:52:52 »

Zitat von: \'Pedivere\',\'index.php?page=Thread&postID=258476#post258476
Oder kann jemand eine solche Serie nennen die heraussticht durch akkurate Vermittlung der historischen Situation?

Ich finde das immer wieder faszinierend das historischen Unterhaltungsserien im Fernsehen unterstellt wird das sie in irgendeiner Form historische Authentizität fuer sich beanspruchen. Niemand kaeme auf die Idee einer BBC History Dokumentation offensichtliche Fehler zu verzeihen \"damit die Unterhaltungsfaktor nicht leidet\", aber die fuer die Massen produziertes Popkorn Lindenstrasse im historischen Gewand muss um himmelswillen korrekt sein.
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Pappenheimer

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Versailles
« Antwort #4 am: 13. September 2017 - 15:29:44 »

Zitat von: \'Longshanks\',\'index.php?page=Thread&postID=258477#post258477
Zitat von: \'Pedivere\',\'index.php?page=Thread&postID=258476#post258476
Oder kann jemand eine solche Serie nennen die heraussticht durch akkurate Vermittlung der historischen Situation?

Ich finde das immer wieder faszinierend das historischen Unterhaltungsserien im Fernsehen unterstellt wird das sie in irgendeiner Form historische Authentizität fuer sich beanspruchen. Niemand kaeme auf die Idee einer BBC History Dokumentation offensichtliche Fehler zu verzeihen \"damit die Unterhaltungsfaktor nicht leidet\", aber die fuer die Massen produziertes Popkorn Lindenstrasse im historischen Gewand muss um himmelswillen korrekt sein.
Ich glaube mich entsinnen zu können, dass die Macher nie behauptet haben, es sei besonders historisch. Wahrscheinlich wäre das denen zu langweilig. Außerdem weiß man vieles einfach garnicht. Schon Zeitgenossen wie Saint-Simon, Liselotte von der Pfalz und andere spekulierten wild über die Todesursachen so mancher Protagonisten, die eventuell Mordanschlägen zum Opfer fielen - Henriette, die Gemahlin von Monsieur, hat ja vermutet vergiftet worden zu sein. Diese Intrigen sind der Hintergrund, der in der Serie Spannung erzeugen soll.

@ Tabris
Produziert wurde die Serie bisland von Canal+, eine französisch-kanadische Koproduktion mit internationaler Schauspielerriege, wobei Leinwandlegenden wie Dominique Blanc eher Nebenrollen einnehmen (m.E. nur auf die Besetzungsliste kamen, damit in Frankreich die Serie angeschaut wird, für die Sequenzen mit Mme. Blanc hätte man jede andere Schauspielerin nehmen können).

@ Pedivere
Von den Kostümen her schon eine andere Liga als Vikings oder sowas.

Ich denke einfach, dass sowas wie \"L\'allée du Roi\" oder ähnliche ruhige Formate nichts für das heutige Fernsehprogramm wären. In Frankreich mag das erfolgreich gewesen sein, aber international lässt sich das nicht verkaufen. Die Serie lief auf BBC2, deutschsprachig erstmals auf sky-Atlantik.

Schau Dir mal ähnlich gelagerte Serien mit mehr historischer Detailtreue aus früheren Zeiten an wie \"The Churchills\". Wer sollte sich sowas heute noch anschauen außer vielleicht ich und ein paar wenige andere? Von daher geht das schon klar, zumal der Zeitschnitt im Fernsehen fast nicht mehr vorkommt. Immerhin gibt\'s keine Zombies oder sowas. Niveauvoller als im Prinzip alles aus Deutschland an Historienserien zum 17./18.Jh. der letzten 2 Jahrzehnte ist es allemal.  :)

Einzig die Musik ist enorm nervig, wenn nicht ausnahmsweise mal was Historisches von Lully oder so auf einem Fest läuft.
https://de.wikipedia.org/wiki/Versailles_(Fernsehserie)
« Letzte Änderung: 01. Januar 1970 - 01:00:00 von 1505310012 »
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Pedivere

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Versailles
« Antwort #5 am: 13. September 2017 - 16:16:38 »

Ich verstehe was Du meinst, finde es aber erstaunlich daß ein benutztes Adjektiv oder ein Deskriptiv das definitiv den Inhalt bestimmt, in diesem Fall \"historisch\"  auf einmal so beliebig und ohne Anspruch fallengelassen werden soll.
Implizit ist die Aussage, daß wenn man sich an den Anspruch hält das ja dann nimenand mehr sehen will, weil es ja dann automatisch dröge ist - wenn es nämlich nicht an die gängigen Normen der Fernseherzählung angepaßt ist, mit \"Vorkauen\"  des Stoffes in Bissen welche die Aufmerksamkeitsspanne nicht überstrapazieren, zeitlich wie inhaltlich.

Erinnert mich erschreckend an das heuer öfter gehörte Argument, ein Regelwerk für historisches Wargaming \"sei ja keine historische Simulation\", wenn sich der eigene Spaßfaktor dagegen sträubt, allzu sehr von der zwanzigjährigen GW-Indotrination abwandeln.

Kann ich nur ablehnen. Es gibt historische Stoffe die zeitlos umgesetzt sind und absolut spannend und interessant, egal welches Medium und egal wann gemacht, wenn man nur bereit ist die eigene Komfortzone zu verlassen.

Das hat aber mit der Fernsehserie Versailles jetzt nix zu tun, oder nur wenig
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Pappenheimer

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Versailles
« Antwort #6 am: 13. September 2017 - 16:43:00 »

Zitat von: \'Pedivere\',\'index.php?page=Thread&postID=258488#post258488

Kann ich nur ablehnen. Es gibt historische Stoffe die zeitlos umgesetzt sind und absolut spannend und interessant, egal welches Medium und egal wann gemacht, wenn man nur bereit ist die eigene Komfortzone zu verlassen.
Hast Du ein Beispiel für das 17. Jahrhundert?  :)
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Pedivere

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Versailles
« Antwort #7 am: 13. September 2017 - 16:55:49 »

Sharp\'s Practice von den Too Fat Lardies

Filme fallen mir erstmal Spontan nur Janosik ein

https://www.youtube.com/watch?v=zZtgpUfi13Y

der Klassiker sind natürlich auch die drei Musketiere in der Richard Donner Verfilmung, sehr Old Style, aus den 70ern, aber leider auch ein bißchen mit 70er Humor.

Dann Black Robe von 1991

https://www.youtube.com/watch?v=qdD9YUeBDlI

Die deutsche Fernsehserie Wallenstein, die aber etwas einseitig historiographisch angelegt ist

Das Parfüm fand ich auch nicht so schlecht, das ist aber modern inszeniert

und Mission mit Robert de Niro und Jeremy Irons

mir fallen bestimmt noch Sachen ein
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Pappenheimer

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Versailles
« Antwort #8 am: 13. September 2017 - 17:14:47 »

Danke, Pedievre.
Der Wallenstein-Mehrteiler ist ja teilweise auch sehr frei mit der Geschichte umgegangen, v.a. was Personen anbelangt, die irgendwann in der Story nicht mehr lebten. Dafür hat es einige Seheffekte, durch tolle Drehorte und schöne Kostüme (die Schauspieler waren eh grandios). Letzteres eine Seltenheit unter Mehrteilern aus Deutschland und mich beschleicht immer wieder der Eindruck, dass da eher Kamerad Zufall am Werk war.  :D

Die Komödien-Musketierfilme von Richard Lester aus den 1970ern haben immerhin das richtige Verve der Romane und wo sie unhistorisch sind, da kommt das ja von einer Art Witzigkeit, mal nen Lapsus wie ne Perkussionspistole ausgenommen. Wo sollen aber auch so eigentlich Musketierverfilmungen als historisch zu greifen sein? Die Vorlagen sind ja schon Fiktion bzw. ein Mix aus allen möglichen Biographien mit leichten Anleihen aus der Geschichte.
Ich denke das war damals schon für die Zeit soviel Sexappeal wie wenn sich heute ne Dame ganz nackig macht, wenn sich Faye Dunaway, Raquel Welch oder Geraldine Chaplin nur ein bisschen freizügiger gaben.

Da doch eher \"Potop\". Keineswegs reißerisch und wohl weniger effekthascherisch als der dritte Teil der Reihe von Jerzy Hoffman und von der Ausstattung her schon deutlich besser als der erste. Klar auch wieder ne Romanverfilmung.
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Pedivere

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Versailles
« Antwort #9 am: 13. September 2017 - 18:58:09 »

den kenn ich glaube ich nicht
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Pappenheimer

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Versailles
« Antwort #10 am: 19. September 2017 - 16:36:38 »

Da es ja um Intrigen geht und die Mousquetaires du Roi immer wieder durchs Bild schleichen, löst es wohl einiges Befremden aus, dass just d\'Artagnan, dem Louis XIV offenbar vertraute, nicht in der Serie auftritt. Evtl. hat Marechal diesen Part in seiner Rolle mit übernommen.
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Pedivere

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Versailles
« Antwort #11 am: 19. September 2017 - 16:53:18 »

ich hab die Serie ja nicht gesehen, aber in dieser Zeit ist weder der Roman d\'Artagnan noch der historische ein Musketier, sondern höherer Offizier und nur nominell Anführer der Musketiere. Historisch ist er Gouverneur von Lille.
Ich würde wetten der taucht noch auf.
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Pappenheimer

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Versailles
« Antwort #12 am: 19. September 2017 - 17:10:21 »

Wenn ich das richtig verstehe, müsste d\'Artagnan immer wieder bei Hofe gewesen sein. Wenn er an der Verhaftung Fouquets und auch bei ähnlichen heiklen Aufgaben Verwendung fand, sollte er schon das Vertrauen des Königs genossen haben. Die Funktion in Lille hatte er ja nur kurz inne. Auch bei der Verhaftung von Lauzun 1671 hatte d\'Artagnan erneut Anteil.

Ist ja auch egal, ist nur ne Serie, wenngleich für eine solche ziemlich opulent ausgestattet.
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Riothamus

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Versailles
« Antwort #13 am: 19. September 2017 - 17:12:12 »

Stellvertretender Anführer. Kommandeur, also Kapitän der Musketiere, war der König.
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Gruß

Riothamus

Pedivere

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Versailles
« Antwort #14 am: 19. September 2017 - 19:24:51 »

das will ich ja sagen, daß sie ihn aufsparen für später.
Die meisten Leute erwarten ja dann Mantel und Degen wenn d\'Aragnan und die Musketiere kommen.

Das wurde ja in \"Der Mann mit der Eisernen Maske\" retro-gestylt im Gegensatz zum Roman.

Oder sie wollen gar nichts damit zu tun haben, was irgendwie doof wäre weil das ja eigentlich die beste Intrigengeschichte überhaupt ist.
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