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Herbstschlacht im 7YW
preussischblau:
Dieser Tage wieder mal ein Spielchen nach Black Powder Regeln.
Je sechs Infanterie-Einheiten stehen zur Verfügung, darunter eine Elite, eine Superbly Drilled und eine Unreliable. Je eine Kavallerieeinheit (Dragoner bei den Preußen, Husaren bei den Österreichern) sind als Marauder klassifiziert. Dazu kommen je zwei 6-pfünder Kanonen. Die Zoll Maße haben wir durch cm ersetzt, das funktioniert bestens. Nur die Befehlsreichweite ist fast wie im Regelbuch.
Aufstellung
Die Schlachtreihen stehen sich gegenüber: Im Vordergrund die Österreicher mit ihren Verbündeten Bayern und Sachsen, im Hintergrund das preußische Korps. Die Wälder sind fix, nur ein Springbaum, der einzelne in der Mitte. Die Wäldchen werden erheblichen Einfluss auf die Truppenbewegungen und den Spielausgang haben. Untergrund ist wieder die Gamemat von Deep Cut Studio.
Wir haben diesmal eine Einheit in Reserve gehalten. Sie steht erst mal nicht auf dem Schlachtfeld und darf in einem Korridor von 50 cm nach den üblichen Regeln zu Hilfe gerufen werden. Dadurch ist das vergleichsweise enge Schlachtfeld zu Beginn nicht zu voll, und durch den Korridor gibt es eine gewisse Flexibilität, wo die Unterstützung anrollt. (Zwischen den roten Würfeln an den Längsseiten.)
Die Preußen stehen in der Mitte, die Artillerie aufgeprotzt (daher falsch herum) im Hintergrund.
Überraschungsangriff!
Gleich zu Beginn rücken die Österreicher auf breiter Front vor. Auf dem linken Flügel bereiten sich die Husaren auf einen Überraschungsangriff vor, sie wollen in einer schnellen Flügelbewegung das 8. Regiment der Preußen, die Amstell Infanterie zurückdrängen, unterstützt von Flankenfeuer durch die Bayern, die Sächsische Gardeinfanterie soll dann in die aufgebrochene Lücke stoßen und unterstützt von den Reserven der Deutschmeister Infanterie die Preußen von der Seite aufrollen. Das Wäldchen würde einen Flanken-Gegenangriff verhindern, zumal nur eine Einheit der Preußen diesseits davon stand.
Der Plan wurde gleich im zweiten Spielzug umgesetzt – und scheiterte. Im Abwehrfeuer der Preußen mussten die Husaren ein wenig einstecken, aber vor allem die Attacke mit acht Würfeln brachte gerade mal einen Verlust bei den Preußen. Im Nahkampf verloren die Husaren trotz deutlicher Überlegenheit und mussten sich nach dem Breaktest zurückziehen. Zu allem Überfluss versagten die Bayern, sie rückten nicht vor, es gab kein Flankenfeuer und der ganze Plan zerplatzte, bevor er sich überhaupt entfalten konnte.
Gegenstoß!
Die geschlagenen Husaren hinterließen plötzlich eine schmerzliche Lücke, und Gardeinfanterie eilte nach links rückend herbei, diese zu schließen, denn auf der Gegenseite hatten sich blitzartig die Dragoner positioniert, die zum Gegenstoß ansetzten.
Zusätzlich wurde die Deutschmeister Infanterie aus der Reserve gerufen, um das Zentrum zu verstärken. Das schnelle Schließen der Lücke verhinderte, dass die Dragoner vorstießen, die Sächsische Garde hatte den Preußischen Reitern den Schneid abgekauft!
Blutbad im Zentrum
Im Zentrum lieferten sich mehrere Einheiten einen erbitterten Schlagabtausch. Die Artillerie der Preußen wurde aufgeprotzt (zu erkennen daran, dass sie falsch herum steht) und manövrierte hinter den Linien herum, verlor dadurch viel Zeit. Den Preußen konnten heftige Verluste beigebracht werden, Einheiten mussten sich nach Breaktests zurückziehen und wurden durch frische Truppen ersetzt. Die Österreicher erlitten kaum Verluste – erstmal.
Dann aber gelang es durch heftigen Beschuss, die Hessen Darmstadt Erbprinz Infanterie vernichtend zu schlagen. Die Deutschmeister mussten von hinten kommend die Lücke füllen. Die Schlacht wogte hin und her. Die Truppen auf preußischer Seite waren alle heftig angeschlagen und hatten jeweils schon 2-3 Verluste, blieben aber im Kampf.
Sichern des Zentrums
Der Verlust der Hessen Darmstadt Erbprinz Infanterie riss eine Lücke ins Zentrum. Sie wurde gestopft durch die schon bereit stehende Deutschmeister Infanterie.
Auch bewegte sich die Sächsische Leibgrenadiergarde in den roten Uniformen ins Zentrum, auch wenn dadurch die linke Flanke deutlich geschwächt wurde. Aus irgendwelchen Gründen hatten sich die Preußen auf dieser Flanke zurückgezogen. Angst vor der Garde oder ein Trick?
Hurra auf dem rechten Flügel
Auf dem rechten Flügel war nicht viel passiert bis dato. Dann rückte dort das Infanterieregiment 1, die Kaiser Infanterie mit Artillerieunterstützung vor. Die Artillerie konnte sich seitlich zum Zentrum direkt am Wäldchen positionieren, aber trotz der hervorragenden Position blieb der Beschuss weit unter den Erwartungen. Die Infanterie hingegen konnte die isoliert stehenden Preußen schnell überwältigen. Sie sollte danach die Hauptstreitmacht in der Flanke packen.
Gefahr im Zentrum
Jetzt wurde auch die Garde vom linken Flügel ins Zentrum beordert, um endlich den Durchbruch zu schaffen. Aber das Wäldchen verhinderte die Positionierung – die Garde kam nicht in Schussreichweite. Fatal! Denn die Preußen konnten sich ein wenig sammeln. Erst im nächsten Zug konnten die Einheiten nach rechts verschoben werden und Platz schaffen. Aber inzwischen hatte sich die preußische Artillerie eingeschossen und auch die Garde musste heftig einstecken. Die Deutschmeister hatten im Artilleriebeschuss auf mittlere Entfernung besonders zu leiden. Die Prinz Maximilian Infanterie der Sachsen (rechts vom Zentrum) wurden im Artilleriefeuer vollständig vernichtet.
Links rückten die Dragoner samt Infanterie der Preußen wieder vor.
Auf dem rechten Flügel konnten die Österreicher die Übermacht gewinnen.
Das Zentrum bricht
Sowohl die Deutschmeister Infanterie als auch die Sächsische Leibgrenadiergarde kamen frisch und ausgeruht in die Schlacht. Binnen kürzester Zeit hatten sie enormen Schaden anrichten können, zusammen mit der Artillerie drängten sie die Preußen zurück! Aber bald mussten auch sie heftig einstecken.
Auch auf dem linken Flügel sah es finster aus, die inzwischen isolierten Bayern wurden von Dragonern und der Amstell Infanterie in den Schwitzkasten genommen.
Als im Zentrum eine weitere Einheit im konzentrierten Beschuss der Preußen zusammenbrach, mussten die Österreicher aufgeben. Obwohl die Positionierung überlegen war und auch die Preußen heftige Verluste verzeichnen mussten, war das Schlachten (Würfel)glück auf Seiten der Preußen. (Die roten Würfel sind Disorder Marker, die Augen haben keine Bedeutung. Die selbst gebauten Marker sind noch nicht fertig.)
Das Spiel entwickelte sich von einem recht statischen Ausgang zu einem dramatischen Finale mit heftigem Beschuss im Zentrum und dynamischen Bewegungen an den Flanken. Diesmal waren die Preußen siegreich.
Auch wenn der Platz eng wird: Macht Spaß, mit den großen Figuren zu spielen, sie sind auch aus der Ferne nicht nur durch die Fahnen zu identifizieren. Und im Verlauf der Schlacht entwickeln die Einheiten fast so etwas wie eine „Persönlichkeit“ durch mangelnde Befehlsausführung (schlechte Befehlswürfe), besondere Tapferkeit (öfter gut gesaved) und dauernde miese Trefferwürfe. Diesmal hat die Artillerie saumäßig gezielt. Wir sind inzwischen immer besser mit den Black Powder Regeln vertraut und das Spiel läuft flüssig.
Jetzt müssen noch ein paar vegetationslose Bases fertiggestellt werden und es geht an weitere Einheiten. Mehr Kavallerie muss her, und auch leichte Truppen, die als Plänkler auch mal durch die Wäldchen vorrücken können und die Linieninfanterie mit Flankenfeuer beharken können. Figuren dafür sind schon gegossen…
Pappenheimer:
Schön fotografiert!
Öhm, mit Husaren frontal einen Feind zu attackieren und dann mit BAYERN in die Flanke zu fallen klingt aber auch äh zumindest unkonventionell, wenn nicht irrwitzig.
Macht man das nicht andersrum?
Die Preußen haben m.E. alles richtig gemacht. Den Flügel zurück zu nehmen, um dann eventuell die beiden Einheiten im Zentrum zur Verfügung zu haben, scheint mir nur allzu verständlich. Die Bayern waren ja keine Gefahr und hätten einen viel zu weiten Weg nehmen müssen, um um das Wäldchen herum schwenkend irgendwie gefährlich zu werden. Wer an allen Stellen versucht stark zu sein, ist letztlich meistens schwach. Das haben die Preußen scheinbar besser als die Österreicher erkannt. Ihr Vertrauen auf die überlegene Feuerkraft ihrer Infanterie mag zwar nicht gerade fritzisch aber m.E. spielerisch korrekt sein.
Natürlich ist ein Spiel anfangs statisch, wo sich zwei Linien so ziemlich gleich verteilt gegenüberstehen und auch nicht mehr als ein frontaler Zusammenstoß versucht wird, es keine Schwerpunktbildung gibt. Für eine wirkliche Überflügelung war ja scheinbar kein Raum, wenn beide Parteien faktisch die gesamte Breite des Spielfelds einnehmen. Erinnert mich an unsere ersten Spiele, wo wir primär versuchten, dass jeder jedes seiner Infanteriebataillone in Feuerposition bringen kann, was natürlich bei komplexerem Gelände eh nicht klappen kann.
Vielen Dank für den sehr anschaulichen und wunderbar bebilderten Schlachtbericht. :thumbsup: Großartig!
tattergreis:
Sehr schöner Bericht: hab die ganze Zeit gedacht, dass die Österreicher gewinnen, aber so wünsche ich ihnen viel Spaß beim Rückzug unter Beobachtung durch feindliche Kavallerie :D
Man sieht die Größe der Figs ja nicht, aber wer 40mm kennt, weiß wieviel Zinn da auf dem Tisch steht. Respekt!
preussischblau:
Hier ein Größenvergleich mit Händen. Sooo groß isses gar nicht, gerade mal 62% größer als 28 mm.
Die Husaren mit 8 gegen 6 Angriffswürfel haben enormes Würfelpech gehabt, statistisch gesehen hätten sie deutlich mehr Schadenspunkte verursachen müssen, zumal der Angriffsbonus dazu kam. Die Bayern waren zwar unrelaible, aber die Nahkampfwerte durchschnittlich. Auch die Entfernung zum Kommandanten war so, dass es keinen Abzug gab. Aber der Kommandowurf war mit einer 11 komplett verkackt. 2 mal hintereinander Würfelpech beim Angriff ist zu viel.
Und dann waren ja noch die Elitetruppen in der Nähe, die sollten zur Unterstützung hinterher. Aber es sollte halt nicht allzu sehr nach schiefer Schlachtordnung aussehen. Die Österreicher haben es nicht recht geschafft, ihre Feuerkraft einzusetzen. Weil die Kanone rechts zu lange brauchte, das Wäldchen zu umrunden, kam sie erst spät zum Einsatz - zu spät, wie sich herausstellte. Und die überdurchschnittlich starke Einheit rechts hat lange herumgedümpelt statt einzugreifen.
Wir hatten erst erwogen, mit zwei Brigaden zu spielen, um den Kommandanten näher zu haben, schliesslich gibt es jetzt zweiteilge Kommandobases, aber das erst mal verworfen. Der Befehlsmalus bei größerer Entfernung macht sich schon sehr bemerkbar. Aber weil auch die Preussen mehrere Breaktests machen mussten und die Einheiten angeschlagen waren, blieb es etliche Stunden lang spannend.
Es sind übringens alle Handy Fotos mit einem \"alten\" iphone 6 (3 Generationen alt inzwischen), ein bisschen farbbereinigt, denn die Schlacht fand unter gleißender Sonne, will heißen Halogenlampen statt. Daher die harten Schatten. Bunt isses trotzdem :-)
BodeGier:
Wirklich sehr guter Spielbericht und optisch sehr ansprechend. BRAVO!
Eine Frage zu den Husaren : HtoH - Wert ist bei Dir \"8\" ?
Und ein Karre ist wohl nicht moglich bei einem Frontalangriff ?
In den erweiterten Regeln bei BP \"The last Argument of Kings\" wird darüber geschrieben.
Grüsse BodeGier
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