Die Schwierigkeit bei der Darstellung der Germanienfeldzüge ist, dass es eine Übergangsperiode bei der Ausrüstung war. So etwas entwickelt sich natürlich immer, aber hier änderte sich der Charakter des Aussehens bei Römern und Germanen weitgehend.
Rechteckige Schilde: Die Entwicklung kann man nicht genau nachvollziehen, mitunter werden Zwischenformen angenommen. Letzteres kann aber auch auf Fehlinterpretationen zurückgehen. Ich würde mich für Rechteckschilde entscheiden, da mein Augenmerk eher auf Arminius und den Germanicus-Feldzügen läge, da letztere von Tacitus beschrieben sind und sich aus ihm bekanntlich gut Szenarien ableiten lassen.
Die lorica segmentata bei Kalkriese ist ein Datierungsproblem. Es ist der früheste Fund. Man ging davon aus, dass diese erst unter Claudius aufkam. Aufgrund dessen, dass die Bildwerke der Zeit eher konservativ gestaltet sind und einiger anderer Anhaltspunkte, gab es dann Vermutungen, dass Tiberius damit zu experimentieren begann. Für die Germanenkriege kommt es darauf an, wann. Wenn Du eher Drusus im Auge hast, dann nimm Kettenhemden. Wenn es um die Varusschlacht oder die Germanicusfeldzüge geht, würde ich mischen. Die Theorien, dass die Schienenpanzer nach vorn gehören sind in der Reinform aufgrund der römischen Kampfesweise zwar nicht aufrecht zu erhalten: Die vordere Reihe wurde ja nach einiger Zeit ausgetauscht, aber es kann durchaus beim ersten Angriff so gewesen sein. Es liegt nahe, die ersten beiden Reihen damit auszurüsten, da dahinter erst die Feldzeichen standen.
(Warum datiert man dann Kalkriese nicht später? Wegen der Münzen, die in spätaugusteische Zeit gehören und einiger anderer Anhaltspunkte. Wir wissen eben nicht, wann die lorica segmentata genau eingeführt wurde. Aber wir wissen, dass neue Ausrüstung oft fern von Rom in Kriegen aufkamen. Kalkriese wird nie ganz sicher datiert werden können, da später auch Germanicus auf dem Schlachtfeld war. Eine Münze des Tiberius bewiese hier also z.B. nichts. Und ein Ausschluss der Zeit des Germanicus würde auch die Varusschlacht ausschließen. Eher das Gegenteil: Germanicus ist bisher nicht zu fassen und, wenn Kalkriese zu den Schauplätzen der Varusschlacht gehört mag hier, wo Germanicus dann sicher war, ein Anhaltspunkt zur Unterscheidung dieser Schichten gefunden werden. Dummerweise ließe sich dann das Schlachtfeld immer noch nicht zu 100% belegen, da es einen Zirkelschluss ergäbe.)
Aber: Man kann das Erscheinungsbild der römischen Armee in verschiedene Epochen einteilen. Natürlich gab es, wie gesagt Übergänge und so etwas wie vorne lorica segmentata und hinten Kettenhemd macht den Anblick interessanter, aber Du willst ja vielleicht nicht nur die Germanienfeldzüge spielen. Die Zeit von Augustus bis Nero wird hier zusammengefasst. Gut für die Engländer, Niederländer und Italiener: Die Eroberung Britanniens liegt schön in der Mitte und für das Vierkaiserjahr und den Bataveraufstand geht es auch noch recht typisch, viele Veränderungen scheint Vespasian angestoßen zu haben. Dumm für die Germanienfeldzüge: Das war eine Zeit des Übergangs.
Bei den Germanen beeinflussten die Auseinandersetzungen mit den Römern die Ausrüstung. Die Zeit von 20 v.Chr. bis 20 n.Chr. wird davon charakterisiert.
Ursprünglich waren Lanzen die Hauptwaffe. Während der Feldzüge entwickelte sich die in der Länge in etwa Mannshöhe entsprechende Frame. Die Frame war zum Zeitpunkt der Varusschlacht in der Mehrheit. Aber noch zur Schlacht bei Idistaviso erwähnt Tacitus Lanzen. Framen und Lanzen waren aber in der Truppe nicht gemischt, sondern taktisch getrennt. Von dieser Stelle leitet sich die Forderung nach Lanzen für einen Teil der Cheruskischen Warbands in diversen Regeln ab. Belegt ist es aber archäologisch auch für andere Stämme. (Aus dem Bereich der Rhein-Weser-Germanen haben wir keine Grabbeigaben. Genaugenommen wird da also von Nachbargebieten übertragen. Aber die Archäologie und die Schriftquellen entsprechen sich weitgehend.)
In derselben Zeit wie die Frame sollen Wurfspeere aufgekommen sein. Die Wurfspeere wurden meist mit Resten von Lanzenspitzen vergesellschaftet gefunden. An Bögen ist ein einziger von der Opferstätte Oberdorla bezeugt und in den Schriftquellen werden sie nicht genannt. Es wird davon ausgegangen, dass sie keine Rolle für die Kriegführung spielten. Wurfhölzer für die Jagd sind sicher bezeugt. Ob sie auch im Krieg benutzt wurden, kann man wohl nicht sagen.
Seitengewehre: In 25% der Gräber hat man Schwerter gefunden. Die Kavallerie sollte komplett zweischneidige Schwerter haben. (Ungefähr wie die keltischen Antennenschwerter, die Kling schon mehr wie das fertige Spatha. Die tauchen regelmäßig zusammen mit Sporen auf.) Die Schwerter bei denen, die zu Fuß kämpften, waren die einschneidigen \'Germanenschwerter\'. Die Kavallerie wird in Schriftquellen mit 5% angegeben, da bleiben 20% Schwerteranteil für die Fußtruppen. Ganz genau ist diese Aufteilung der Schwerttypen nicht, da wir wissen, dass Berittene auch zu Fuß kämpften. Ein Teil des Rests wird, wenn überhaupt, nur große Messer oder gehabt haben. Äxte sind nur selten als Beigaben gefunden, aber auch wenn sie als Werkzeuge eingestuft wurden, war das sicher besser als kein Seitengewehr.
Helme und Rüstung: Helme waren selten, Rüstungen sehr selten.
Holzkeulen: Das geht auf eine Bilddarstellung zurück, die aber germanische Hilfstruppe in Römischen Diensten zeigen, die fustes benutzen. Das war das römische Äquivalent zu Gummiknüppeln. Denn die Armee musste ja mitunter Polizeiaufgaben versehen. Es sind, dass ist ganz sicher, keine germanischen Waffen.
Holzwaffen: Diese Vermutungen gibt es immer wieder. Doch muss man hier unterscheiden. Holzhämmer und hölzerne Waffenimitationen wurden an Opferplätzen gefunden. In den letzten Jahren kam es dennoch wieder auf, weil man einige Kilometer von Kalkriese solche Gegenstände im Zusammenhang mit Kampfspuren am Beginn eines Knüppeldamms gefunden hat. Sieht man es sich genauer an, stellt man fest, dass es dort auch Pfahlgötzen gab, es sich also auch um einen Opferplatzt handelte. Also wieder Quatsch. Speere mit feuergehärteten Holzspitzen oder Knochen sind aber aus vorangehenden Zeiten bezeugt. Und in manchen Gräbern fehlen Speerspitzen. Da nun die Schriftquellen die Bedeutung von Speer und Schild für den Krieger betonen, gibt es die Vermutung, dass solche Waffen hier vorlagen und nicht erhalten sind. Und Wurfspeere wurden vielleicht auch zum Teil so hergestellt. Daraus lässt Tacitus sich Germanicus z.B. in einer Rede beziehen. (Die Reden bei den antiken Geschichtsschreibern haben sich die Geschichtsschreiber ausgedacht und nur den handelnden Personen in den Mund gelegt. Das ist keine seltsame Vermutung heutiger Zeit, sondern aus der Antike auch direkt erklärt überliefert. Von Kaiser Claudius wurde sogar eine inschriftlich erhaltene Rede, die Tacitus ganz anders ausführt, wiedergefunden. Daher sagt Germanicus nur, was Tacitus für wahrscheinlich hält.) Wurfhölzer sind schon erwähnt. Also: Speere und Wurfpeere mit Holz- oder Knochenspitzen, sowie Wurfhölzer: Ja. Den Rest kann man vergessen. Es sind rituelle Waffen oder typisch römische, die von Hilfstruppen in deren Diensten benutzt wurden.
Schildformen: Da gab es unterschiedliche. Von rund über oval zur rechteckig und sechseckig.
Römische Waffen und Ausrüstung: Diese sind zwar nicht nachgewiesen, aber in gewissem Ausmaß zu erwarten.
Kleidung: Bärenfelle.
Schuhe, Hose, Kittel, Ärmelloser Kittel, Mantel. Pelze eher nur als Überwurf für den Winter. Der Mantel war Statussymbol und oft sehr bunt ausgeführt und auch oft mit Fransen an einer oder zwei nebeneinander- oder gegenüberliegenden Seiten versehen. Beliebt waren Karos und Streifenmuster. Die Hemdkittel ohne Ärmel konnten über den langärmeligen getragen werden, aber auch allein. Auch die langärmeligen werden auf Bildquellen allein gezeigt. Im Kampf wurde wohl zumindest der Mantel gewöhnlich beim Lagerplatz gelassen, aber der freie Oberkörper war sicher auch ein häufiger Anblick auf dem Schlachtfeld. Ausnahmen bestätigen hier die Regel.
Frisuren: Der Suebenknoten war weiter verbreitet, aber es kamen verschiedene Frisuren und Barttrachten bis hin zu glattrasiert vor.
Der Band \'Das Heer des Arminius\' aus der \'Heere und Waffen\'-Reihe dürfte dem Wargamer genügen. Aber, da ist dann noch die Frage, wie die verfügbaren Figuren aussehen.