Man darf hier plänkeln und plänkeln nicht vermischen.
Die Plänkler der Tirailleure-Taktik hatten andere Aufgaben, als die Plänkler der vorrevolutionären Kriege.
Die Tirailleure bildeten eine Schützenlinie, verschleierten und bedeckten die Bewegung des Bataillons hinter ihnen und erhöhten den Stress, dem die feindlichen Truppen ausgesetzt waren durch die Konstanz einzelner Schüsse. Als Ideal galt es, dass dabei auch eine gewisse Zahl gezielter Schüsse waren, was aber aufgrund der Logistik nicht oder nur unzureichend erreicht wurde. Im Feldzug von 1815 hatten die Preußen noch zu wenig Schützen und Jäger mit gezogenen Waffen, um jedem Korps welche zuzuteilen. (Wobei man berücksichtigen muss, dass die Ordre de Bataille bei den Preußen auch verändert wurde, wenn es als notwendig erschien.)
Dabei handelte es sich also um die regelmäßige Einbeziehung von Plänklern in den Kampf der Linienbataillone, wie es das in der Antike schon einmal gab.
Noch im 7jährigen Krieg dienten Plänkler aber situationsabhängigen Zwecken. Sie konnten bestimmte Positionen besetzen. (Hier ist wiederum die Unterscheidung schwierig und teilweise nicht zu treffen, ob leichte Infanterie, die ein Waldstück oder ein Dorf besetzt hält, schon als Plänkler zu betrachten ist.) Vorgeschobene Posten - Piquets - sind sicher als Plänkler zu betrachten. Aber auch die Eröffnung und Aufrechterhaltung des Gefechts kam in einer Zeit, in der es eine Kunst war, den Gegner in günstiger Lage zu einer Schlacht zu bewegen, natürlich vor. Ich bin sicher, dass man auch Beispiele findet, in denen Linientruppen durch plänkelnde Truppen abgeschirmt wurden.
Es handelt sich dabei in aller Regel aber um situationsabhängige und nicht regelmäßige Verwendung von Truppen, die eigentliche zu anderen Zwecken eingesetzt wurden. Aber keine Regel ohne Ausnahme: Die gleichsam als vorbereitete Posten nutzbaren französischen Piquets, die Grenzinfanterie der Österreicher und die preußischen Jäger. Dazu das plänkelnde Feuergefecht der Husaren, dass schon ob der ähnlichen Aufstellung als Vorgänger des Tirailleure-Gefechts gelten muss. Allerdings wurde es vorzugsweise eingesetzt, um einzelne oder wenige Bataillone mürbe zu machen, wie bei Saalfeld. Gerade, wo Brücken, Engpässe oder ähnliches von der Reichsarmee mit 2 oder 3 Bataillonen gesichert wurden, erwiesen sich die preußischen Husaren hier als effektiv, während sie für die Schlacht den Schock beherrschen mussten.
Diese ältere Form des Plänkelns müsste natürlich von den Regeln anders dargestellt werden. Aber ohne Spieler, die ihr heutiges Wissen ignorieren, um das Plänkeln nicht ahistorisch zu benutzen, dürfte es auch nicht funktionieren. Hier müsst man Richtlinien aufstellen. So genau habe ich die Anweisungen Friedrich d.G.n an seine Generäle nicht gelesen, als dass ich mich erinnere, ob sich dort etwas Verwertbares zum Thema findet. Ohne solche Richtlinien wäre man auf das nachspielen historischer Schlachten begrenzt.
Du führst zwar immer wieder vor, wie dies interessant gestaltet werden kann, aber die meisten von uns möchten dann doch dem \'freien\' Spiel nicht ganz entsagen. Aber -wenn es dazu keine Anleitungen, wie z.B. die erwähnte (im Netz auch in deutscher Übersetzung, die angefertigt wurde, nachdem die Gegenseite ein Examplar erbeutet hatte, zu findenden) Anweisungen des alten Fritz, gibt - müsste so etwas aus Schlachtbeschreibungen und der Überlegung, wie man solches sinnvoll ins Spiel einbeziehen kann abgeleitet werden. Zunächst vielleicht bei einer einzelnen nachgespielten Schlacht als Experiment, um dann die jeweilige plänkelnde Verwendung und ihre Ergebnisse bei verschiedenen historischen Schlachten zu vergleichen und so nach und nach für jede dieser Verwendungen zu einer Regel zu kommen.
Es wäre interessant, ob sich schon jemand die Mühe gehabt hat, in diese Richtung zu gehen und sich von der reinen Lehre der Lineartaktik zu entfernen. Damit könnte auch besser bei den Reitern differenziert werden: Husaren, die zu Pferde plänkeln können, Dragoner, die quasi als mobile Plänkler zu Fuß eingesetzt werden können, wenn Bedarf ist und Kürassiere, die nur als \'Schlachtenreiter\' dienen. Dadurch sollte die Kavallerie interessanter werden.
(Das ist übrigens ein Grund, warum ich Kugelhagel für in diese Richtung erweiterbar halte: Bei einfach gehaltenen Regeln sind Zusatz-, Haus- oder Sonderregeln leichter einzufügen und in ihren Folgen besser zu überschauen.)
Ähnlich gibt es da noch weitere Themen der Zeit, die sicher interessant herauszuarbeiten sind:
Das Sich-Überleben der Lineartaktik im späten 7jährigen Krieg und im bayrischen Erbfolgekrieg (Kartoffelkrieg), die besonderen Taktiken Russlands, Polens, Österreichs und des Osmanischen Reichs in Osteuropa und, was mich besonders interessiert, da das Paderborner Regiment meist bei der \'leichten oder freien Brigade\' der Reichsarmee eingesetzt wurde, das Gefecht von Verbänden der Freitruppen in dieser Zeit. Beim erstgenannten Thema ist natürlich die Frage, ob das Auswirkungen auf Bataillonsebene hatte oder nur im größeren Maßstab sinnvoll ist.
Das Herumprobieren und Tests durch Anwendung und die nachfolgende strikte Umsetzung in Regeln sind ja geradezu ein Kennzeichen dieser Epoche, da kann es nicht falsch sein, sich auch auf dem Spieltisch darauf einzulassen.