Epochen > Absolutismus und Revolution
Plänkeln im 18.Jh.
Killerhobbit:
Ich hab mir die Original Regeln von Reisswitz vor Jahren runtergeladen
Die Wirkung von Artilleriefeuer hatte ich beschrieben
Die Wirkung von Musketenfeuer ist (soweit ich mich erinnere) ähnlich
also auch 1 zu 2 zu 4 zu 6
und zwar auf Entfernungen von 400 / 300 / 200 / 100 Schritt
Rifles waren hierbei auf große Distanz besser als Musketen
und zwar 2 zu 3 zu 4 zu 6
Soweit ich mich erinnere führt das Kannister Feuer ab unter 800 Schritt zu Verlusten bei der vorrückenden Infanterie
welche dann einen Rückzug (um eine Bewegung) macht, anstatt in der selbigen Zeit weiter vorzurücken
Die Infanterie kommt also gar nicht mehr in die effektive Reichweite der feindlichen Musketen (also auf unter 100 Schritt an den Feind heran)
Stattdessen rückt sie in der Todeszone von unter 800 Schritt mehr oder weniger sinnlos vor zu zurück.
Die Truppen sind also moralisch zu schwach um weiter vorzurücken und moralisch noch zu gut um einfach wegzulaufen
Hierbei kommt es insgesamt natürlich auf das Verhältnis zwischen verteidigender Artillerie und angreifenden Infanterieregimenten an.
Ein einzelnes Geschütz kann natürlich nicht mehr den Vormarsch einer ganzen Brigade durch die Todeszone stoppen.
XXXXXXXXXXX
Die Schlacht läuft also so ab, dass der Angreifer auf 1000 bis 800 Schritt an den Feind heranrückt
und dabei auch seine eigenen Geschütze nach vorne bringt.
Diese Geschütze liefern sich dann ein Artillerieduell mit den gegnerischen Geschützen,
um dessen Geschütze zu vernichten
und damit einen späteren Infanterieangriff durch den Todesraum zu ermöglichen.
Parallel rücken die Plänkler des Angreifers vor,
welche ihrerseits möglicherweise auch primär erstmal die feindlichen Geschützbesatzungen töten sollen
sollte der Verteidiger keine eigenen Plänkler aussenden.
Sind keine feindlichen Geschütze mehr vorhanden feuern die Plänkler ansonsten auf die Linie
und fügen dieser dabei mehr Tote zu als sie selbst bekommen.
um dieses zu verhindern sendet die Linie ihrerseits auch Plänkler voraus
die sich dann mit den angreifenden Plänklern duellieren.
Ich könnte mir vorstellen, dass diese Plänkler dabei gar keinen eigenen Moralwert haben,
sondern auf die Moral ihres Regiments zurückgreifen. Immerhin haben die Plänkler keine richtige Formation
und das Regiment als Rückzugsort ist ja durchgehend vorhanden.
Der Bajonettangriff zum Schluss dient nur noch dazu eine echte Flucht auszulösen.
Hierbei kann es natürlich auch passieren, das die Linie nicht schon vorm eigentlichen Kontakt flieht, sondern stattdessen weiter feuert.
Dann bricht jedoch meist der Angriff in sich zusammen bzw. bleibt stehen.
(Russen sind hierbei wahrscheinlich die große Ausnahme von der Regel,
weil sie möglicherweise einfach zu stur zum weglaufen oder den Angriff stoppen waren)
Bis zu dieser Flucht bleibt die feindliche Formation (wenn auch moralisch angeknackst) immer noch in Takt
und liesse sich ansonsten durch eine Rückzug und Ausruhen in die Reserve wieder sammeln.
Insbesondere bleibt die Einheit auch nach einer Schlacht erhalten
und sammelt am Abend dann die zerstreuten Soldaten wieder ein.
Die Preußen haben in dieser Zeit übrigens häufig noch kleine Kavallerieschwadrone auf Ebene der Infanteriebrigaden
Diese 120 Reiter dienen speziell dazu die feindlichen Plänkler zu ihrer Haupteinheit zurückzutreiben
und damit den eigenen Plänkler zu ermöglichen auf die feindliche Linie und dessen Artillerie direkt zu feuern.
Sobald der wirkliche Bajonettangriff erfolgt, könnten diese Reiter natürlich auch angreifen um eine Flucht beim Feind auszulösen
bzw. die fliehenden Feinde niederzumachen. Mich erinnert das an den Film \"der Patriot\"
Riothamus:
Den einzelnen Brigaden der Preußen waren in der Regel 2 Schwadronen zugeteilt, also eine ihrer üblichen \"Halbdivisionen\", die sie wohl als kleinste Schocktruppe in dieser Zeit einsetzten. (Reisswitz schrieb seine Regeln ja erst für eine etwas spätere Situation.)
Die Brigaden der Preußen waren auch keine Infanteriebrigaden, sondern Divisionen, die sich nur Brigaden nannten. Darin fungierten die Regimenter so, wie in anderen Armeen Brigaden. Typische Zusammensetzung bei Waterloo: 2 Linieninfanterieregimenter (gerne eines der alten und eines der neuen), 1 Landwehrregiment, 2 Eskadronen und 1 Batterie. Mitunter kamen noch Schützen oder Jäger dazu. Offiziell waren sie der 1. und 5. Brigade zugeteilt, wurden aber wohl je nach Bedarf auf die Linie der Plänkler verteilt, um dort auch einige gezogene Waffen zu haben. (Ausnahmen bestätigen die Regel und auf der Mont St. Jean Seite fehlen die Jäger der Russisch-Deutschen-Legion und der Sächsischen Freiwilligen, vielleicht, weil aus ihnen erst kurz nach der Schlacht ein Bataillon gebildet wurde. Ob die Tiroler Jäger des 25. IR immer noch ihre Büchsen hatten, habe ich nicht herausgefunden. Da es sich bei den genannten um \'Überbleibsel\' handelte und das 25. noch keine neue Ausrüstung empfangen hatte, mag das durchaus als der wahrscheinlichere Fall gelten. Darauf setzen würde ich aber nicht.)
Können wir Reisswitz und das Napoleonische in einen anderen Thread verchieben, damit es übersichtlicher bleibt? Zudem wäre es dumm, wenn es nicht gut zu finden wäre. Titel vielleicht Plänkeln napoleonisch? Hier geht es ja eher um die Kabinettskriege und auch, wenn ich mit einem Vergleich angefangen habe, um in die Diskussion zu kommen, so sind es ja verschiedene Zeiten und es ist immer dumm, wenn nur die Eingeweihten wissen, wo sie die Antwort auf eine Frage finden.
Edit: Zu Reisswitz kann ich auch nur empfehlen, das Original herunterzuladen. Da fehlen zwar die Karten, dafür ist es dann eben auch das Original. Der Nachdruck durch die Too Fat Lardies ist natürlich verdienstvoll, aber wo es um die Regeln als Quelle geht, ist das Original oder ein Scan eben nicht zu schlagen.
Killerhobbit:
Ich finde es schon hilfreich, einen Vergleich mit der späteren napoleonischen Zeit anzustellen
Man muss sich das ganze Gefecht dann nur mit Linien und weniger oder gar keinen Plänklern vorstellen
bzw. mit schlechteren Kanonen.
Natürlich ist das in etwa so als ob man 1870/71 mit dem ersten Weltkrieg vergleicht
aber die unterschiedliche Kriegsführung ergibt sich ja nur aus der besseren Waffenwirkung
und sollte sich nicht aus den Regeln selbst ergeben.
Poliorketes:
--- Zitat ---Die Lineartaktik erforderte, um zur vollen Geltung zu kommen, ein ideales Schlachtfeld. Auf so einem idealen, möglichst ebenen, überschaubaren Schlachtfeld wiederum waren Tirailleurs - auch ein Franzose nannte bewusst seine Plänkler schon im Siebenjährigen so - sinnlos. Wahrscheinlich waren sie auch in den Koalitionskriegen dort sinnlos, weil sie da einfach eine leichte Beute für Kavallerie waren. Aber in jeder Kulturlandschaft und v.a. vor der Umwandlung in riesige zusammenhängende Ackerflächen, hat man Gräben und diese säumende Bäume, das zumindest mit Abstrichen gute Terrain für Plänkler.
--- Ende Zitat ---
Erinnert mich sehr an Phalanx gegen Peltasten. Ist also wohl kein epochenspezifisches Problem
Maréchal Davout:
--- Zitat von: \'Killerhobbit\',\'index.php?page=Thread&postID=269033#post269033 ---Ich finde es schon hilfreich, einen Vergleich mit der späteren napoleonischen Zeit anzustellen
Man muss sich das ganze Gefecht dann nur mit Linien und weniger oder gar keinen Plänklern vorstellen
bzw. mit schlechteren Kanonen.
Natürlich ist das in etwa so als ob man 1870/71 mit dem ersten Weltkrieg vergleicht
aber die unterschiedliche Kriegsführung ergibt sich ja nur aus der besseren Waffenwirkung
--- Ende Zitat ---
18. Jh und napoleonische Zeit vergleichen kann man schon. Es ist aus meiner Sicht nicht \"in etwa so als ob man 1870/71 mit dem ersten Weltkrieg\" vergleicht, weil da die waffentechnischen Unterschiede viel größer als zwischen 1740 und dem Anfang des 19. Jh. waren.
Muskete, Pferd, Säbel und bis zu gewissem Grad auch Kanonen waren technisch ähnlicher als die Waffen von 1870 mit denen von 1914-1918 (Maschinengewehre, Flugzeuge, neue Geschütze, dann Panzer etc.).
Trotzdem ist es gut, dass besondere bzw. den früheren Stand in einer Evolution herauszuarbeiten!
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