Enttäuscht bin ich bei jedem neuen Projekt wieder, dass der Bürger beiseite gelassen wird. Ich will nicht gegen Kultur und Wissenschaft reden, aber ursprünglich sollten doch die Bürger in die Architektur der Hauptstadt an zentraler Stelle einbezogen werden und ein entsprechendes Zentrum entstehen.
Bei uns in BaWü nennt man das Bürgerbeteiligung.
Letztlich haben die Geldgeber was zu sagen. Man kann sich das Schloss in den Plänen anschauen; so weiß ja, wer dafür spendet, in etwa was dabei rauskommt. Letztlich kann man bei keinem Beteiligungsprogramm von Anwohnern egal ob Planfeststellungsverfahren mit Offenlage oder Bürgerbeteiligungstermine, die dann auch für Leute interessant sind, die nicht direkt davon betroffen sind, jeden \"mitnehmen\". Ich habe den Eindruck, dass es durchaus einige Leute gibt, die das Schloss so wie es aufgebaut wird, begrüßen und eben andere, die es als Raum- und Geldverschwendung sehen. Das wird immer so sein, bei jedem Großbauvorhaben egal ob Stuttgart21, nen Schloss\"wiederaufbau\" oder dem Neubau einer OU.
Eigentlich hat der Schloss\"wiederaufbau\" natürlich auch seine Parallelen in der Vergangenheit. Da wurden ja auch schon Schlösser oder andere repräsentative Gebäude wieder aufgebaut. Mal weniger, mal mehr originalgetreu. Neuschwanstein z.B. sollte zeitweise auch genau wie die alte Burg an der Stelle wiedererrichtet werden und dann entschloss sich Ludwig II. zu einer völligen Neuschöpfung. Das House of Parlement ist auch so eine historistische Überformung des alten Komplexes. Ironie der Geschichte, dass just der alte Teil, der von Guy Fawkes in die Luft gejagt werden sollte, erhalten geblieben ist.
Anders als bei Neuschwanstein hat dann im Elsass ein Architekt nach enorm aufwendigen Studien im ganzen Vogesenraum die Hochkönigsburg wieder aufgebaut. Manch einer mag da was bemängeln, aber anhand der Forschungen des Architekten Bodo Ebhardt ist durchaus ein ausgeprägter Wille zur originalgetreuen Wiedererrichtung erkennbar.
Wie Karsten ganz richtig anmerkt wirkt halt Wiederaufbau etwas skurril, wenn gleichzeitig andernorts noch immer massiv alte Bausubstanz aus den Innenstädten verschwindet wie z.B. bei uns in Freiburg sogar Gebäude aus dem 18.Jh.. Das hat dann auch nichts mit Armut zu tun, was in DDR-Zeiten vielleicht Verfall erklärte sondern eher mit Reichtum, dass finanzielle Interessen Denkmalschutzbedenken aushebeln. Nen historisches Gebäude lässt sich halt unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten oftmals kaum behaupten.
Schöner ansprechend bebilderter Artikel von
thrifles auf jeden Fall.
Ich stehe dem neutral gegenüber. Muss ja auch nicht damit leben, wohne nicht in Berlin. Und falls wirklich Steuermittel verschwendet werden - naja, sind wir ja in Dtl. wie anderswo gewohnt.