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Autor Thema: 1:72 Linear-A Set 009 German Warriors Set 1  (Gelesen 997 mal)

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Riothamus

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1:72 Linear-A Set 009 German Warriors Set 1
« am: 03. April 2018 - 12:39:13 »

Normalerweise verweise ich ja einfach auf die Kritik von Plastic Soldier Review, wenn ich etwas Neues in 1/72 hier zeigen möchte. Doch dies Review ist einfach nicht korrekt.

Das fängt schon damit an, dass es einfach nicht genug Aussagen gibt, verschiedene Stämme des Germanicums anhand von Unterschieden der Kleidung oder der Haartracht zu charakterisieren. Da liegen nur ganz vereinzelte Nachrichten vor. Da hätte ich mehr Kritik an dem Set vorgetragen, dass eben eine solche Einteilung vornehmen will. Zudem zeigt das Set die für Chauken erwähnte Lockenfrisur bei den Friesen und die unbändige Haar chattischer Kriegerbünde bei den Brukterern. Trotz solcher Schlaglichter zwingt die Forschungslage bei dem Thema eher zum Mischen verschiedener Haar- und Barttracht.

Bei der Kleidung ist ihnen entgangen, dass es langärmelige Kittel und ärmellose Kittel gab, wobei diese Kleidungsstücke in verschiedenster Kombination getragen wurden. Nur werden hier kurzärmelige Kittel gezeigt, die es nicht gab. Zum Kampf kleidete sich der Krieger so, wie er sich am besten bewegen konnte. Oft also wohl mit freiem Oberkörper, aber hierin durchaus glaubwürdige Bildzeugnisse zeigen auch hier verschiedene Kombinationen der Oberbekleidung und wie Plastic Soldier Review schreibt, fand die Varusschlacht, die Thema der Box ist, ja bei schlechtem Wetter statt, wenn man Cassius Dio soweit vertrauen will. Über die Fellwesten zweier Posen, die natürlich auch nicht zu widerlegen sind und wenigstens nicht so fantasy- und bärenfellgermanenmäßig wie bei anderen Boxen, insbesondere, wenn sie als Schaffell bemalt werden, sehe ich mal hinweg. Das ist wohl dem Bestreben geschuldet, Abwechslung zu zeigen, was ihnen wohl besser durch verschiedene Kombinationen der Oberbekleidung von freiem Oberkörper über ärmellosem Kittel und langärmligen Kittel bis hin zu ärmellosem Kittel über dem Langärmeligen gelungen wäre. Eine Pose mit Mantel wäre sicher auch drin gewesen. Nicht ganz realistisch, dass das unpraktische Kleidungsstück dabei getragen wurde. Aber eitle oder schnell frierende Krieger soll es ja immer geben und da entsprechend gestaltete Mäntel Statussymbol waren - die Produktionszeit ist mal auf ein Jahr geschätzt worden, wäre das natürlich ein Kleidungsstück, bei dem die Malkünstler unter uns alle Register ziehen könnten. Das \"sort of outer item\" bei den sogenannten Cheruskern kann ich auf den Fotos nicht genau genug erkennen, um dazu etwas zu sagen.

Dass den Speeren Spitzen fehlen ist zu bedauern, dass einige mehrere Framen tragen ungewöhnlich, aber wer eine wegwerfen will, dürfte es als eine gute Idee sehen. Die bezeugten Wurfhölzer fehlen mal wieder ganz. Die 4 Schwerter sind gerade noch so im Rahmen dessen, was die Funde schätzen lassen, 3 hätten es auch getan. Das Gehilz ist von den Schwertern nach Laténe-Vorbild übernommen, die regelmäßig in Reitergräbern gefunden wurden. (Weshalb auch die Zahl der Schwerter bei der Infanterie eigentlichgeringer sein sollte.) Die Klingen sind recht breit. Man soll sich die gewünschte Form vielleicht selbst schnitzen. Denn die Fußgänger trugen eher einfachere, einschneidige und plump wirkende Klingen mit assymetrischen Griffen. Da hat sich der Skulpteur auf die regelmäßige Entwicklung vom Laténe-Schwert hin zum Spatha verlassen. Aber auf die Entfernung am Spieltisch kann man wohl einfach darüber hinwegsehen. Was an Ausrüstung fehlt, sind Taschen und Messer an den Gürteln.

Schildformen sind, außer einer Bemerkung bei Tacitus, dass die Gutonen runde Schilde trugen, ebenfalls nicht bestimmten Stämmen zuzuordnen. Aus den Gutonen werden in der Literatur schon mal Ostgermanen. Da die Markomannen aus dem Osten in den Westen zogen und die Hermunduren in Thüringen wohnten, zeigt das wohl die Denkungsart der Hersteller. Abgesehen von dieser Bemerkung sind die Funde bestimmter Schildformen nicht auf ein Gebiet beschränkt. Am häufigsten sollen ovale Schilde sein, was hier durch die 4 runden Schilde konterkariert wird. Das ist schade, da Rundschilde in der älteren römischen Kaiserzeit weniger verbreitet waren als andere Schildformen. Zu den geflochtenen Schilden sage ich mal nur, dass sie zumindest umstritten sind.

Über die Posen wird bei Plastic Soldier Review gejammert, sie zeigten keine Kampfposen. Da haben sie vielleicht die Intention der Box missverstanden. Ich sehe Germanen vor mir, die teils ruhig abwarten und teils dem Gegner drohen. Eine durchaus relistische Verhaltensweise. Aber es ist natürlich eine Frage des Geschmacks.

Versteht mich nicht falsch, dass ist eine brauchbare Box zum Thema und bis auf die kurzärmeligen Kittel fällt es leicht über die Fehler hinwegzusehen. Fellwesten z.B. erfordern keine solche Erfindungshöhe, dass sie ganz unrealistisch wären. Und wo es Schäfer gab, liegen sie sogar recht nahe. Nur kann man die kurzärmeligen Kittel eben nicht so leicht korrigieren. Immerhin ein Schritt in die richtige Richtung gegenüber schlecht modellierten, fellbehangenen oder nackten Wilden nach der römischen Propaganda bei Caesar.
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Riothamus

Riothamus

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1:72 Linear-A Set 009 German Warriors Set 1
« Antwort #1 am: 03. Mai 2018 - 15:01:10 »

Die Hoffnungen auf Reiter oder mehr Figuren im zweiten Teil des Threads zerschlagen sich. Die Masters des zweiten Threads zeigen Opferszenen, aufgespießte und an Bäume genagelte Römer. Die Macher von Plastic Soldier Review zeigen Bilder.

Das, was nicht zu brauchen ist, wird aber für andere Zwecke ausschlachtbar sein.

Die Priester mit den langen Gewändern können als Druiden oder für Fantasy durchgehen. Besondere Gewänder germanischer Priester sind nicht überliefert. Oft wird sogar davon ausgegangen, dass priesterliche Funktionen einfach vom Adel wahrgenommen wurden. Aber wirklich zu klären ist es auch nicht. Und für biblische Zeiten wird es leicht umzubauen sein. Makkabäer, die einen Steuereinnehmer erschlagen oder was einem sonst noch im Orient einfällt.

Das aufgespießte Skelett ist zu vielen Zeiten und auch für Fantasy zu gebrauchen. Im Sinne der falschen Perspektive vielleicht auch im Hintergrund von 28 mm Gelände?

Und der aufgespießte Römer ist von Britannien bis Mesopotamien möglich, da er mit römischen Waffen aufgespießt wurde.

Der einzige gezeigte germanische Krieger erschlägt einen Römer, den er niedergerungen hat. Der Helm des Römers gehört so in spätere Zeit, aber das wird in 1/72 später kaum zu sehen sein. Es dürfte vergleichsweise leicht sein, ihm die Helmzier eines Zenturios zu verpassen, was ein besseres Bild ergeben würde.
« Letzte Änderung: 01. Januar 1970 - 01:00:00 von 1525353742 »
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Riothamus