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Autor Thema: [Victory at Sea] Battle of the Denmark Strait (ein Spielbericht)  (Gelesen 4406 mal)

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Thomasius

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Freitagabend: zum Hafengeburtstag fahren oder lieber Schiffe Versenken im Nordatlantik? Ein Freund und ich haben uns fĂŒr Letzteres entschieden und die Konfrontation zwischen Bismarck und Prinz Eugen auf der einen und Hood und Prince of Wales auf der anderen Seite nachgespielt. (Ich ĂŒbernahm den Part der Briten.)

Als Regeln diente uns „Victoy at Sea“ (inkl. der Erweiterung „Order of Battle“, ohne dessen Errata VaS keinen Sinn macht) von Mongoose Publishing; die Schiffmodelle nahmen wir aus der „Axis & Allies: War at Sea“-Reihe, auch wenn wir fĂŒr die beiden „Prinzen“ Proxies verwenden mussten.

Die Spieldauer betrug etwa 2 Stunden. Die Runden haben wir nicht mitgezÀhlt, am Ende wird ihre Zahl wohl zweistellig gewesen sein.

Vor dem eigentlichen Spielbericht noch schnell ein Abriss des historischen Hintergrundes:
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Thomasius

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[Victory at Sea] Battle of the Denmark Strait (ein Spielbericht)
« Antwort #1 am: 13. Mai 2008 - 20:47:37 »

Operation „RheinĂŒbung“:

Am 19. Mai 1941 brach das Schlachtschiff Bismarck von Gotenhafen auf zu seinem ersten Einsatz. Gemeinsam mit dem Schweren Kreuzer Prinz Eugen nahm es Kurs Richtung Nordatlantik, um dort in den Zufuhrkrieg einzugreifen; gefĂŒhrt wurde das kleine Geschwader von Admiral LĂŒtjens. Die DĂ€nemarkstraße (sie verlĂ€uft zwischen Island und Grönland) erreichten die beiden Schiffe am 23. Mai; abends wurden sie dort von britischen Kreuzern entdeckt, die den Kontakt halten und also weitere KrĂ€fte heranleiten konnten.

In den Morgenstunden des 24.5. wurde LĂŒtjens westlich von Island abgefangen von dem Schlachtkreuzer Hood (der „Stolz der Royal Navy“, in Dienst gestellt 1920) und von der Prince of Wales (ein Schlachtschiff der neuen King George V-Klasse). FĂŒr die Hood war das Gefecht schon nach wenigen Minuten vorbei. Vermutlich waren deutsche Granaten in ein Magazin eingeschlagen. Die resultierende Explosion riss die Hood in zwei Teile; nur drei Mann der Besatzung ĂŒberlebten den Untergang ihres Schiffes. Die Prince of Wales musste ebenfalls schwere Treffer einstecken (freilich keine fatalen), bevor sie schließlich abdrehte. LĂŒtjens ließ sie ziehen.

Die SchĂ€den an der Bismarck schienen zunĂ€chst leicht zu sein. LĂ€ngerfristig stellte sie sich jedoch als gravierender da (vor allem der Ölverlust), sodass LĂŒtjens die Entscheidung traf, wenigstens fĂŒr die Bismarck die Operation abzubrechen. Die Prinz Eugen konnte er im Verlauf des Tages von den Briten unbemerkt entlassen, nur die eigenen Verfolger ließen sich nicht abschĂŒtteln. Am Abend griffen Swordfisch Torpedobomber vom TrĂ€ger Victorious die Bismarck an, allerdings ohne Erfolg.

In der Nacht vom 24. zum 25. Mai verloren die Briten schließlich doch die FĂŒhlung zum deutschen Schlachtschiff. Den ganzen folgenden Tag ĂŒber blieb die Suche erfolglos. Am Abend setzte sich bei den Briten (völlig zu Recht) die Überzeugung durch, dass die Bismarck Kurs auf die französische AtlantikkĂŒste genommen haben mĂŒsste, und sie disponierten ihre KrĂ€fte entsprechend. Die Zeit eilte: auch auf britischer Seite wurde der Treibstoff knapp und die Bismarck nĂ€herte sich immer mehr dem Schutzschirm der deutschen Luftwaffe.

Am Morgen des 26. entdeckte ein Patrouillenbomber vom Typ Catalina die Bismarck erneut. Nachmittags stiegen vom TrĂ€ger Ark Royal Swordfish Bomber auf. IrrtĂŒmlich griffen sie aber den Kreuzer Sheffield an; keines der Torpedos traf. Am Abend startete die Ark Royal einen zweiten Versuch. Diesmal fanden die Swordfish das richtige Schiff. Ein Torpedo traf das Ruder des Schlachtschiffes, was dessen MobilitĂ€t erheblich einschrĂ€nkte. In der Nacht wagte eine Zerstörer-Flotille einen Angriff auf die Bismarck, Ergebnisse zeigte das nicht.

Der nÀchste Morgen (27.5.) brachte dann das Ende. Die Schlachtschiffe Rodney und King George V sowie die Kreuzer Norfolk und Dorsetshire stellten die Bismarck zum Kampf. Die wehrte sich heftig (ihre Bewafffnung war ja noch voll intakt), doch letztlich war sie chancenlos. Um 10:36 Uhr sank die Bismark. Von den 2200 Mann, die eine gute Woche zuvor in der Ostsee aufgebrochen waren, wurden 115 gerettet.
« Letzte Änderung: 01. Januar 1970 - 01:00:00 von 1210704864 »
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Thomasius

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[Victory at Sea] Battle of the Denmark Strait (ein Spielbericht)
« Antwort #2 am: 13. Mai 2008 - 20:48:24 »

Das Gefecht in der DĂ€nemarkstraße:

ZurĂŒck zum (fiktiven) 24. Mai und unserer VaS-Partie. Die Ausgangslage: die Deutschen sind nach SĂŒdwesten unterwegs, mit der Prinz Eugen vorne. Die Briten eilen mit nordwestlichem Kurs dem Gegner entgegen, die Prince of Wales an der Steuerbordseite der Hood. Ich lasse die Hood, als schnellers Schiff mit zugleich geringerer Schussreichweite, die FĂŒhrung ĂŒbernehmen. Die Deutschen konzentrieren ihr Feuer auf eben dieses Schiff, den Briten ist die Bismarck Ziel erster Wahl.

Die ersten Schlagabtausche laufen gar nicht gut. WĂ€hrend ich erst in Reichweite kommen muss und dann wegen des ungĂŒnstigen Winkels, in dem sich meine Schiffe dem Feind nĂ€hern (anders war ein rasches VerkĂŒrzen der Distanz nicht möglich), die hinteren GeschĂŒtztĂŒrme zunĂ€chst nicht einsetzen kann, schießt die Bismarck nicht nur bereits auf großer Entfernung, sondern ĂŒberdies recht prĂ€zise (verdammte deutsche Kanoniere!). Bald ist die Hood in einem beklagenswerten Zustand (spieltechnisch: „crippled“): die beiden hinteren TĂŒrme sind außer Gefecht gesetzt und durch zahllose Löcher strömt Wassser in den Rumpf, das nur mit MĂŒhe abgepumpt werden kann. SchĂŒtzend schiebt sich die Prince of Wales zwischen Hood und Bismarck und geht auf paralellen Kurs zu dem deutschen Schlachtschiff, wĂ€hrend die Hood mit Ausweichmanövern (Special Action: Evasive) abdreht.

ZunĂ€chst scheint es der Prince of Wales nicht besser zu ergehen als der Hood. Sie muss krĂ€ftig einstecken und ihren Salven, wenn sie denn mal treffen, fehlt es an Durchschlagskraft. Zudem gibt es mechanische Probleme am „A“-Turm (wir haben es ja hier mit einem recht neuen Schiff zu tun, es sind sogar noch zivile Mechaniker an Bord!). Doch dann legt ein britischer Treffer die Maschinen der Bismarck lahm. Die Deutschen brauchen mehrere Runden, den Antrieb wieder in Gang zu bringen - Zeit, die meine Kanoniere gut nutzen. Jetzt geht kaum ein Schuss daneben (na ja, unbewegliches Ziel halt...), schwere Treffer prasseln auf die Bismarck nieder. Die deutschen GeschĂŒtzmannschaften dagegen scheint der plötzliche Halt so sehr aus dem Konzept geworfen zu haben, dass sie nicht mehr wissen, in welche Richtung sie schießen mĂŒssen.

Aber noch ist das Monster nicht erledigt. Die Kanoniere der Bismarck reißen sich zusammen und feuern eine Salve, die tief in das Feindesschiff schlĂ€gt. Der Mannschaft der Prince of Wales stockt der Atem, als mein Gegenspieler bei der Bestimmung der „location“ eines kritschen Treffers mit 2W6 die begehrte „12“ wĂŒrfelt: „Vital Systems“ also. Jetzt nur noch eine „6“ mit 1W6 und dem Prinzen wĂŒrde das Schicksal zuteil, das eigentlich fĂŒr die Hood bestimmt war („Catastrophic Explosion“). Der Deutschen lĂ€sst den WĂŒrfel fallen und wirft – eine „5“, „Secondarys Explosions“. Und die erweisen sich auch als relativ harmlos: Zusatzschaden (1W6) bloß 1, Feuer (1W6) ebenfalls bloß eins, das zudem gleich gelöscht werden kann.

Die Schrecksekunde ist vorbei, ich schieße munter weiter auf die Bismarck, die sich jetzt zur Flucht wendet. Ich bereite mich auf den coup de grace vor, aber dann ereilt mich ein Hilferuf von der Hood. Was war geschehen? Die Prinz Eugen hat einen weiten Bogen um die beiden Schlachtschiffe gemacht und hĂ€lt nun auf die Hood zu. Die bedrĂ€ngte Ă€ltere Dame legt Rauchschleier und versucht verzweifelt, Distanz zu gewinnen.

Ich stehe vor einer schwierigen Wahl: die Bismarck verfolgen oder der Hood zur Hilfe eilen? Ich entscheide mich fĂŒr die bedrĂ€ngten Landsleute. Da auf die große Entfernung die schnelle Prinz Eugen (schnell zumindest im Vergleich zu den dicken Pötten) nicht zu treffen ist, leite ich erst einmal ein Wendemanöver um dannach zur Hood aufschließen zu können. Derweilen tuckert die Bismarck, den letzten Salven, die ich ich hinterher schicke, ausweichend, vom Ort des Geschehens.

Mein Wendemanöver nimmt mehr Zeit in Anspruch als geplant (die Special Action „Come About“, die den „Turning“-Wert erhöhen wĂŒrde, will einfach nicht gelingen). So kommt es, wie es kommen musste: die Prinz Eugen holt die unglĂŒckliche Hood ein und feuert eine komplette Breitseite samt Torpedo in deren Backbord-Seite. Das gibt der Hood schließlich den Rest, sie beginnt zu sinken. Zufrieden mit ihrem Auftritt, macht sich auch die Prinz Eugen von dannen. ZurĂŒck bleibt eine frustrierte Prince of Wales.
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Thomasius

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[Victory at Sea] Battle of the Denmark Strait (ein Spielbericht)
« Antwort #3 am: 13. Mai 2008 - 20:50:36 »

Das Treibgut aufsammeln:

Die Prince of Wales wurde nicht unerheblich beschĂ€digt, die Hood versenkt – so weit entspricht das dem historischen Ergebnis. Aber immerhin explodierte keines meiner Schiffe in den ersten Runden – das kann ich mir schon mal als Plus anrechnen.

Mein grĂ¶ĂŸter Fehler war gewiss, die Hood anstelle der Prince of Wales voran geschickt zu haben. Die Letzere konnte einfach besser einstecken. Vielleicht wĂ€re mir sogar ein Torpedoangriff mit der Hood gegen die Bismarck möglich gewesen, hĂ€tte ich sie vorsichtiger herangefĂŒhrt.

War es ein Fehler gewesen, mich fĂŒr einen Rettungsversuch der Hood anstatt fĂŒr die Zerstörung der Bismarck zu entscheiden? HĂ€tte ich das Schlachtschiff verfolgt, wĂ€re dessen Untergang sehr wahrscheinlich gewesen. Aber verdammt, ich konnte doch die Hood nicht einfach im Stich lassen, auch wenn die Erfolgschance von Anfang an nicht so gut aussah! Ich bereue meinen Entschluss jedenfalls nicht.

Zudem: die Bismarck hatte viel schwerere SchĂ€den einstecken mĂŒssen als am tatsĂ€chlichen 24. Mai .‘41 geschehen. In dem Zustand wĂŒrde sie nicht mehr weit kommen, das war klar.

Und schließlich gestaltete meine Wahl die Endphase der Partie recht spannend: wĂŒrde die Hood noch zu retten sein oder nicht? (Im Falle einer Verfolgung der Bismarck hĂ€tte sich eine solche Frage kaum gestellt.) Jedenfalls hatten wir beide, mein Spielpartner und ich, uns gut unterhalten. VaS ist gewiss keine historische Simulation, aber ach nicht gĂ€nzlich losgelöst von der RealitĂ€t – und ein spaßiges Spiel allemal.

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Poliorketes

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[Victory at Sea] Battle of the Denmark Strait (ein Spielbericht)
« Antwort #4 am: 13. Mai 2008 - 21:59:28 »

Starker bericht! Was mich von VaS abschreckt (abgesehen vom Mitspielermangel) ist die relativ eingeschrÀnkte VariabilitÀt bei den Gefechten, wenn man Atlantik spielt, und auf pazifik habe ich nicht so die Lust. Ich hoffe auf eine WW1-Variante.
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Beim Aussteigen stolpert man schon mal ĂŒber das Dach des nebenan geparkten Autos. Von ParkhĂ€usern reden wir hier lieber nicht. Sagen wir, der Wendekreis ist groß. (Aus einem Test des Ford Ranger)

Dark Warrior

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[Victory at Sea] Battle of the Denmark Strait (ein Spielbericht)
« Antwort #5 am: 14. Mai 2008 - 20:12:30 »

Zitat von: \'Poliorketes\',index.php?page=Thread&postID=978#post978
Starker bericht! Was mich von VaS abschreckt (abgesehen vom Mitspielermangel) ist die relativ eingeschrÀnkte VariabilitÀt bei den Gefechten, wenn man Atlantik spielt, und auf pazifik habe ich nicht so die Lust. Ich hoffe auf eine WW1-Variante.
Absolut, der Bericht ist nett.
Und bzgl. eingeschrĂ€nkt, stimmt leider, aber man muß ja bei sowas dann auch nicht zwingend immer historisch korrekt spielen. FĂŒr ein Spiel zwischendurch kann man daher durchaus mal was anderes anstellen. 8)
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