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Ivanhoe gibt es spätere Bearbeitungen, nur mitunter für junge Leser, in denen Robin Hood eine größere Rolle einnimmt, teils Hauptperson wird. Und es ist auch in mehreren Bänden erschienen. Da mag es durchaus zu einem Titel \'Robin Hood\' gekommen sein. Man sollte aber die Originalversion lesen. Die Bearbeitungen sind -ich nehme die für junge Leser aus- meist eine Unverschämtheit sowohl Scott als auch dem Leser gegenüber.
Seine Darstellung Robin Hoods hat
Sir Walter Scott aus Joseph Ritson,
Robin Hood: A collection of all the Ancient Poems Songs and Ballads now extant, relative to that celebrated Outlaw von 1795 übernommen.
Robin Hood taucht in mittelalterlichen Balladen auf. Der Ursprung findet sich im 13. oder 14. Jh., je nachdem wie man einige Einzelheiten beurteilt. Es wurden mehrere Robin Hoods und Robert Hoods identifiziert, die als Ursprung der Legende infrage kommen. Vornamen und Nachnamen waren nicht selten und der Name entwickelte sich zu einer Bezeichnung für Verbrecher, in etwa wie \'John Doe\' für einen Unbekannten. Selbst skeptische Historiker gestehen meist zu, dass es sich um eine Legende handelt, was bedeutet, dass die Historizität eines Robin Hoods vorausgesetzt wird, da eben historische Personen das Thema dieser literarischen Gattung sind. Das die Identifizierung zu verschiedenen Personen führt oder -je nach zeitlichem Ansatz- eher ins Leere tut dem angesichts der Quellenlage im Mittelalter keinen Abbruch. Die Kombination von Name und Outlaw im Wald kann mehrfach festgestellt werden. Beispiele sind in der Englischen Wikipedia genannt.
(Die Wikipedia-Artikel zu Robin Hood sind allgemein nicht so toll, aber der
Abschnitt zur Historizität der englischen Version kann durchaus gelesen werden.)
Interessant sind mehrere Hinweise, die klar sagen, dass das Volk einen Outlaw in seinen Balladen verklärte. Sehen wir einmal davon ab, dass natürlich nicht das Volk \'die Balladen\' schrieb und zu diesen als Quelle auch noch einiges erklärt werden könnte, fällt schon auf, dass es sowohl Balladen gibt, die ihn positiv darstellen, als auch Balladen, die ein negatives Bild von ihm zeigen. Dass dies alles aufgrund kultureller Differenzen heute nur so auf uns wirkt, ist nicht nachzuvollziehen, da Chroniken ihn ebenfalls -und eindeutig- mal negativ, mal positiv besetzen. Eine umstrittene Gestalt, die offensichtlich ein reales Problem traf und dadurch Ausgangspunkt der Balladen wurde. (Und daher gehe ich auch eher von mehreren Vorbildern aus.)
Interessant ist die Aussage
Walter Bowers von etwa 1440, dass es sich um einen berühmten \"sicarius\" handelte. Glaubwürdig wird seine Aussage aus verschiedenen Gründen. Er ordnet -trotz aller Datenangaben in modernen Werken- Robin Hood nur ungefähr ein, im Deutschen würde man sagen \"um diese Zeit\". Die entscheidende Information ist der Unterschied zwischen Balladen und historischer Person und das \"sicarius\", dass an dieser Stelle oft mit \"Mörder\" übersetzt wird, ist keinesfalls eindeutig. Ein \"sicarius\" ist jemand, der durch seine Beziehung zu Dolchen (\"sica\") bestimmt wird. Das kann von einem Messerkämpfer über den dem Wargamer wohlbekannten Coutiller/Degenkämpfer und einen Rebellen oder Aufständischen wie die
Sikarier der Zeit Jesu bis hin zu einem Verbrecher, wobei es durchaus in etwa unserem \"Räuber und Mörder\" entsprechen kann. Die Übersetzung \'Meuchelmörder\' bei Heinichen ist nicht zwingend, schon das Mittellateinische Glossar gibt als Hauptbedeutung \"nur\" \'Räuber, Verbrecher\'. (Wo es um mittelalterliche Bedeutungen geht, sind die Wörterbücher meist nicht normal zu benutzen. Dies geht nicht nur auf Forschung- und Veröffentlichungsdefizite zurück. Auch ältere, klassische oder auch übertragene Bedeutungen sind immer möglich. Hierdurch wird das oft eigentlich \"einfach\" zu lesende mittelalterliche Latein dann wieder schwierig.) Angesichts der eher negativen Beurteilung würde man fragen, ob Bowers hier absichtlich diesen interpretationsbedürftigen Ausdruck nutzt. Doch erlaubt die Quellenlage hier kaum eine Antwort. Jedenfalls stehen sich bei den nicht dichterischen Quellen ganz offensichtlich verschiedene Ansichten zu einer Person gegenüber.
Um diese Historizität geht es aber gar nicht. Es geht um die Einordnung der Sage. Im Laufe der Zeit wurde ein Zusammenhang zu Richard Löwenherz und Johann Ohneland hergestellt. Die Entwicklung ist zu verfolgen, wobei, wie in solchen Fällen zwingend, verschiedene Entwicklungsphasen festzustellen sind. Bei Robin Hood ist das einheitlicher als bei anderen Sagen. Und in jedem Fall steht er vor dem Hintergrund Englands vom 12. bis 14. Jahrhunderts. Es ist eben kein Märchen. Man kann darüber streiten, ob man es noch als Legende oder schon als Sage einordnet und damit eine engere oder lockerere Beziehung zur Geschichte ausdrückt. Doch ist es eben von der Geschichte nicht zu lösen.
Zu den Möglichkeiten einer Umsetzung in Kunst und Unterhaltung habe ich schon in meinem letzten Post ausführlich Stellung genommen.
@ thrifles:
Das Ding heißt nicht nur Robin Hood. Es nimmt in Anspruch ein Robin Hood-Film zu sein. \"Thema verfehlt. Setzen, sechs.\" Würde da der Lehrer sagen. Hätten sie gesagt: \"Fantasy mit Anklängen an, bzw. inspiriert von Robin Hood. Und daher nennen wir auch den Helden so.\", wäre das nicht nur ehrlicher, wenn wir mal nicht spekulieren, dass das Marketing zugeschlagen hat, sondern der Anspruch wäre erfüllt. Es geht nicht um Nostalgie oder darum, dass das Machwerk keine hohe Kunst oder eben doch ein Kunstwerk der Gamer-Szene ist. Es geht darum, dass der Film etwas zu sein behauptet, was er nicht ist. Und wenn stimmt, dass ein Fantasythema aus Gründen der Marketings einfach den oberflächlichen Stempel \"Robin Hood\" bekam, ist es sogar so, dass das im Sinne der Alltagssprache in betrügerischer Absicht geschah. Um Leute ins Kino zu locken, die das, was der Film ist, nicht sehen wollen.
Wie ich immer sage: Ich habe kein Problem mit einer Bärenfell-Germanen-Armee, hätte sogar gerne selbst eine. Aber dann behaupte ich nicht, dass das eine historische Germanen-Armee ist, sondern sage, dass das eben Bärenfall-Germanen sind. Ein Germanenbild vergangener Zeiten und dazu karikaturenhaft übertrieben.