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Autor Thema: Tabletop als Klassenkampf  (Gelesen 2532 mal)

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khr

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Tabletop als Klassenkampf
« am: 12. Mai 2018 - 14:20:03 »

Im Zuge der 68er Studentenrevolte haben sich alle möglichen obskuren linken Bewegungen, Gruppen, Grüppchen und Sekten gebildet. Dazu gehörte auch die \"Situationistische Internationale\"(mit stolzen 70 Mitgliedern!).

Eines ihrer Mitglieder, Guy Debord hat ein Kriegsspiel zur \"Übung der Anführer im proletarischen Kampf\" entwickelt - dem Anschein nach irgendwo zwischen Schach und Reisswitzschem Kriegsspiel angelegt.



Class Wargames ist eine Webseite, die in dieser Tradition Wargames im Klassenkampf zwischem spekularem Kapitalismus und Cyber-Kommunismus einsetzt.   :blink_1:  :bomb:

Geschrieben in typischer 1968er - DIktion. Kostprobe:

Zitat
\"What is Class Wargames?
We are an avant-garde movement of artists, activists and theoreticians engaged in the production of works of ludic subversion in the bureaucratic society of controlled consumption.
\"

Trotzdem mal reinschauen, da man einige ungewöhnliche Szenarien finden kann, zum Beispiel den Sklavenaufstand in Haiti mit Command and Colours Napoleonic,



 oder Bolschewiken gegen Sozialdemokraten mit \"Back of Beyond\", gespielt unter Beteiligung von Mark Copplestone.



Und das Filmchen (auch auf Deutsch!) ist auch einen Blick wert.  :)

Viele Grüße
Karl Heinz
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Camo

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Tabletop als Klassenkampf
« Antwort #1 am: 12. Mai 2018 - 15:17:32 »

Uh, spannend. Muss ich mir mal merken.

Erinnert ein wenig an die \"christlichen Rollenspiele\". Pen & Paper-Rollenspiele sind ja - wie jeder weiß ^^ - ein \"Werk des Teufels\", da man dort zaubert und auch Dämonen herumhoppeln. Es gibt aber trotzdem einige christliche Rollenspiele - die dann aber nicht als Rollenspiel von den Machern deklariert wurden, sondern als \"Übungsprogramme zur Schulung christlicher Führungskräfte\". Das eine, das in meinem Besitz ist, zeigt ganz deutlich den nicht mal ansatzweise simulatorischen Charakter. Wie bei Asterix ist die Siedlung der Spieler umringt von \"bösen heidnischen Ansammlungen\", die man problemlos ohne Grund umhauen darf. Erleichtert wird die, da die Spieler mit einem 12-seitigen (oder war das ein 20-seitiger?) und die NSCs mit einem 10-seitigen oder sogar einem 8-seitigen Würfel auf die gleichen (hohen) Zielzahlen würfeln müssen. ;)
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Noch sind wir zwar keine gefährdete Art, aber es ist nicht so, dass wir nicht oft genug versucht hätten, eine zu werden.
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Yogsothoth

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Tabletop als Klassenkampf
« Antwort #2 am: 12. Mai 2018 - 17:50:08 »

Ojeoje... klassenkämpferisches Tabletop und christliche Rollenspiele waren mir bislang verborgen geblieben.

Vielleicht ist das ganze Ding ja reine Selbstironie, das würde mit dem verbreiteten Eindruck brechen, dass Humor nicht gerade eine Stärke linker Utopisten ist. Wenn nicht, dann können die roten revolutionären Tabletop-Brigaden hierüber bestimmt auch nicht lachen:

http://www.brueckenkopf-online.com/2013/khurasan-miniatures-the-rodent-civil-war/
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Riothamus

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Tabletop als Klassenkampf
« Antwort #3 am: 12. Mai 2018 - 21:55:59 »

Interessant.
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Gruß

Riothamus

Hveðrungr

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Tabletop als Klassenkampf
« Antwort #4 am: 13. Mai 2018 - 15:02:11 »

Na, Mark Copplestone unter den Mitgliedern zu finden, daß erhellt doch einiges....
Zitat von: \'Yogsothoth\',\'index.php?page=Thread&postID=272696#post272696
Vielleicht ist das ganze Ding ja reine Selbstironie, das würde mit dem verbreiteten Eindruck brechen, dass Humor nicht gerade eine Stärke linker Utopisten ist
etwas verkrampfter Versuch, einen zündelnden Seitenhieb als linkskritischen \"Humor\" unterzubringen. Ich würde vorschlagen wir belassen es bei der beobachtenden Feststellung daß es solche Gruppen einfach gibt.
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Pedivere

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Tabletop als Klassenkampf
« Antwort #5 am: 13. Mai 2018 - 15:24:26 »

jaja, das \"unpolitische\"  Wargaming....

Eben nicht! Beim Spiegel Vorhalten lugt ja schon manchmal die häßliche Visage aus der hinteren Ecke, ganz klein und versteckt.

Wer ihn noch nicht kannte, hier ein sehr bemerkenswerter Artikel eines sehr angesehenen WW2 Historikers zum Thema Wargaming und Reenactment:

http://www.historynet.com/on-being-a-wiking.htm

Am Besten aufmerksam lesen und nicht gleich Benzin ins Feuer gießen, er schert nicht alle über einen Kamm. Still darüber nachdenken ist sinnvoller.

Schönen Sonntag noch.  :cool:
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ach was!

Riothamus

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Tabletop als Klassenkampf
« Antwort #6 am: 13. Mai 2018 - 20:42:11 »

Der Link will nicht. Es kommt bei mir eine Fehlermeldung. (Ich meine, es irgendwann schon mal gelesen zu haben.)
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Gruß

Riothamus

Yogsothoth

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Tabletop als Klassenkampf
« Antwort #7 am: 13. Mai 2018 - 22:29:21 »

Hallo Leute!

Na, da muss ich mich in diesem Forum wohl wirklich noch eingewöhnen, entschuldigt, wenn sich jemand provoziert gefühlt hat, so war das nicht gemeint. Aber wenn hier auf diese Seite verwiesen wird, finde ich es auch interessant, Meinungen dazu auszutauschen und es nicht nur \"wahrzunehmen\". Aber nun mal im Ernst: Ist das Ding denn nun wohl selbstironisch gemeint oder nicht? Ich bin mir wirklich nicht sicher...

@ Hveðrungr: Ich hatte eigentlich noch darüber geschmunzelt, ob so etwas analog zu den \"Klassenkämpfern\" auch von Rechts vorstellbar wäre, aber da drängt sich doch gleich die Frage auf, ob der \"Mainstream\" im Hobby das nicht z.T. quasi schon mit abdeckt. Uniformen, genetisch überlegene Space Marines usw., das spricht ja zumindest ästhetisch nicht gerade eine \"linke\" Sprache. Das hatte ich extra nicht gepostet, weil ich nicht wusste, ob dann jemand verschnupft reagiert. Aber bevor ich hier als verkrampfter Rechtsaußen wahrgenommen werde...
Aber um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Ich will jetzt auch niemanden als \"rechts\" hinstellen, nur weil er (oder sie) Uniformen mag, Warhammer 40k oder den Zweiten Weltkrieg spielt oder sammelt. Das habe ich auch schon alles gemacht, das sind halt Jungshobbies (oder gerne auch für Mädchen).

@Pedivere: Na, Wargaming kann unpolitisch sein, muss aber nicht. Es tut einem Spiel jedenfalls gut, wenn man es nicht allzu ernst nimmt. Man kann auch Kriegspielen aus ethischen und moralischen Gründen ganz ablehnen und lieber Frieden spielen. Ich finde wo man bei seinem Hobby Grenzen zieht, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. Unter erwachsenen Männern, die gern mit Soldatenfiguren spielen, sitzen wir jedenfalls alle selbst ein kleines bisschen im Glashaus.

Bei mir funktioniert der Link übrigens. Amerikanische SS-Reenactors habe ich bei einem Besuch in den USA selbst einmal kennengelernt. Interessanterweise waren die erstaunt, dass wir das hier nicht machen.

Gruß,

Yogsothoth
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Riothamus

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Tabletop als Klassenkampf
« Antwort #8 am: 14. Mai 2018 - 00:23:56 »

Jetzt geht der Link auch bei mir. Vielleicht war er eben überlastet.

Na ja, Schtonk und auch genug ähnliche Sachen zu den Linken sind ja altbekannt.

Da muss jeder seine Haltung selbst finden. In den USA kommt allerdings häufig noch Unkenntnis hinzu. Ich stelle keine Waffen-SS und keine Hitlerjugend auf. Kann ich nicht. Da sind für mich irgendwo Grenzen. Andere sehen das anders. Reenactment kann ich verstehen solange es nicht zu modern wird. Schon ab ca. 1900 frage ich mich: Wieso machen die das? Aber das muss ich ja auch nicht verstehen. Die politische Gesinnung ist mir da egal: Wer sein Geld für Reenactment ausgibt, kann damit keine Bomben mehr bauen, egal ob die links oder rechts explodieren.

Und dass Linke und Rechte Spiele für ihre Zwecke nutzen, ist keine Neuigkeit. Dass Vieles auf normale, nicht indoktrinierte Betrachter unfreiwillig komisch wirkt, ebenso.

Ethische und Politische Aussagen sind im Sweetwater seit einiger Zeit verboten, Yogsothoth. Nicht, dass du dich wunderst, warum ich nur auf einen Teil eingehe. Hvedrunger sollte das aber schon wissen.
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Gruß

Riothamus

Barbarus

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Tabletop als Klassenkampf
« Antwort #9 am: 14. Mai 2018 - 02:41:58 »

Hm. Ulkiges Thema.

Ich hab auch schon mal gedacht, dass wir - die Linken - unsere taktischen Fertigkeiten stärker trainieren sollten, für den Fall der Fälle.

So wie es momentan läuft, mit lauter geistig umnachteten Isolation predigenden Rechtsaußen-Flirt-Populisten in der Politik vieler Nationen, sind neue soziale und militärische Konflikte vorprogrammiert.

Generell ist die gesamte Welt derzeit aufgrund der dem Kapitalismus geschuldeten Ungerechtigkeit ein einziges Pulverfass.

Bin echt gespannt, wie wir durch die nächsten zwei, drei Jahrzehnte kommen sollen....



Die Verstrickung von Wargaming und rechten Ideologien sieht man ja übrigens ständig.
Ich hab schon mal mit Schrecken festgestellt, dass der Typ, bei dem ich zuhaus für ein Spielchen aufgetaucht war, sich in der Sicherheit seines Hobby-Kellers als Nazi entpuppte.
Damals hätte ich was sagen sollen, meine Freunde nehmen und verschwinden, aber ich war 18 oder 19 und hatte da noch nicht die Eier für sowas.

Aber genau sowas ist eben das Problem: wir lassen diesen Typen zu viel durchgehen. Dadurch und eben dadurch, dass Krieg im Wargaming das Thema ist, fühlen die sich im Wargaming willkommen.
Sie können ihre Ideologie relativ gut getarnt in nem Hobby ausleben.

Deswegen empfehle ich jedem in unserem Hobby die rechten Attitüden der Leute immer direkt und konsequent abzustrafen, damit sich diese Deppen irgendwann nicht mehr im Wargaming heimisch fühlen.
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DonVoss

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Tabletop als Klassenkampf
« Antwort #10 am: 14. Mai 2018 - 02:54:46 »

Mit Verweis auf Paragraf 3 unserer Sweetwaterregeln mache ich hier erstmal zu.
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