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Autor Thema: Der zweite Prager Fenstersturz (2018)  (Gelesen 1112 mal)

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Pappenheimer

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Der zweite Prager Fenstersturz (2018)
« am: 22. Mai 2018 - 09:34:54 »

Der zweite Prager Fenstersturz (Tschechien/Frankreich, 2018, Regie:  Zdenek Jirasky)

Wenngleich eine Produktion von Arte und CT äußerlich ganz deutlich keine typische Arte-Doku - zum Glück!

Die Dokumentation behandelt die Zeit vom Mai 1618 bis zur Hinrichtung der böhmischen Anführer 1621. Erstaunlicherweise wird nicht näher auf den Majestätsbrief und den innerhabsburgischen Konflikt eingegangen, welcher diesen befördert hatte. Auch die politischen Strippenzieher in Wien v.a. Khlesel bleiben unerwähnt, der im \"Wallenstein\"-Mehrteiler der 1970er eine wichtige Figur war. Ausnahmsweise wird Wallenstein garnicht erwähnt. Stattdessen stehen Graf Thurn, Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz und Kaiser Ferdinand II. im Fokus.
 Es gibt zahlreiche Spielszenen, aber diese auf einem erstaunlich hohen Niveau. Die Frisuren, Drehorte und Kostüme sehen exquisit aus, ich würde sagen, sogar besser als beim Wallenstein-4-Teiler von 1979, der bis jetzt Maß aller Dinge blieb. Fantastisch sind Details wie die Spiele, korrekte Tonpfeifen, Kutschen etc., die vorkommen.
 Es kommen Historiker verschiedener Länder zu Wort, bei militärischen Aspekten der Militärhistoriker Peter H. Wilson, dessen Werk zu dem Krieg scheinbar mittlerweile Standardliteratur geworden ist. Die Kommentare analysieren auch recht scharf und deutlich die Fehler der verschiedenen Seiten. Vielleicht da die Doku eine tschechische ist, findet auch der Werdegang der Allianz zwischen Maximilian von Bayern und Ferdinand II. keine nähere Erwähnung.
 Gezeigt werden auch zahlreiche zeitgenössische, sehr selten historistische Darstellungen der wesentlichen Ereignisse und Protagonisten, so dass man auch gut erkennen konnte wie akribisch die Frisuren bspw. den Charakteren nachempfunden wurden.

 Trotz des vielen, was nicht vorkommt, wurde in die 85 min. schon eine Menge wissenswertes gepackt. Ja, der Schwerpunkt hier in der Doku auf die Fehler des reformierten Kurfürsten von der Pfalz in Böhmen, die zu einer Entfremdung seiner Untertanen mit dem König führten, sind sogar erfrischend.
 Selbst die Schauspieler fand ich bemerkenswert gut.

 Unbedingt m.E. sehenswert.
Derzeit noch in Arte-Mediathek zu sehen.
« Letzte Änderung: 01. Januar 1970 - 01:00:00 von 1526979024 »
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Velox

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Der zweite Prager Fenstersturz (2018)
« Antwort #1 am: 22. Mai 2018 - 09:48:02 »

Danke für den Tipp,
werd ich mir heute Abend mal ansehen.
Gruß Velox
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Sorandir

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Der zweite Prager Fenstersturz (2018)
« Antwort #2 am: 23. Mai 2018 - 14:17:12 »

Ich fand den Film auch sehr ansprechend und informativ.
Ich war sehr überrascht, dass Wallenstein tatsächlich nicht aufgetaucht ist. Irgendwie habe ich die ganze Zeit erwartet, dass er kommt und einfach die Hauptrolle übernimmt  :wacko:
Und als Pfälzer tut es einem schon bischen weh, wenn \"unser\" Winterkönig nur zwei Gesichtsausdrücke drauf hat nämlich: verständnislos kucken oder betroffen kucken  :D
Trückt aber wohl recht gut sein Verhalten in dieser Zeit aus.
Auf jeden Fall sehr sehenswert, gute Aufmachung und gute Ausstattung, sogar die (Skirmish-) Kampfszenen waren voll in Ordnung.
Schade dass es von diesem Niveau nicht mehr gibt.
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- Kurpfalz Feldherren -

Jocke

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Der zweite Prager Fenstersturz (2018)
« Antwort #3 am: 23. Mai 2018 - 14:36:53 »

Das gute ist jetzt, mit dem \"400 Jahre 30. Jähriger Krieg\" haben wir jetzt 30 Jahre Zeit für tolle Szenarien auf Conventions, is doch super :thumbsup:
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Das Weltenschiff singt zu mir und ich Antworte angemessen!

Pappenheimer

  • Edelmann
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Der zweite Prager Fenstersturz (2018)
« Antwort #4 am: 23. Mai 2018 - 15:01:54 »

Zitat von: \'Sorandir\',\'index.php?page=Thread&postID=273568#post273568
Ich fand den Film auch sehr ansprechend und informativ.
Ich war sehr überrascht, dass Wallenstein tatsächlich nicht aufgetaucht ist. Irgendwie habe ich die ganze Zeit erwartet, dass er kommt und einfach die Hauptrolle übernimmt  :wacko:
Und als Pfälzer tut es einem schon bischen weh, wenn \"unser\" Winterkönig nur zwei Gesichtsausdrücke drauf hat nämlich: verständnislos kucken oder betroffen kucken  :D
Trückt aber wohl recht gut sein Verhalten in dieser Zeit aus.
Auf jeden Fall sehr sehenswert, gute Aufmachung und gute Ausstattung, sogar die (Skirmish-) Kampfszenen waren voll in Ordnung.
Schade dass es von diesem Niveau nicht mehr gibt.

Ja, irgendwie wirkte er meistens entweder arrogant, verstockt oder verzweifelt. Sein großer Hofstaat wird ja nicht dargestellt und so scheint er fast nur mit seiner Gemahlin und seinem fiesen Geistlichen nach Prag gekommen zu sein. Der Gutste war aber 22 und wohl wirklich von der Lage überfordert. Sein Mentor, Christian von Anhalt, kommt eigenwilligerweise nicht vor oder wenn, dann nur als mehr oder minder stumme Komparse. Im Grunde war er es ja, dem seit langem pfälzische Großmachtphantasien vorschwebten. Eine gewaltige Allianz, welche seinen Herren eine unglaubliche Macht bescheren sollte. Anders als Thurn war Christian zwar wahrscheinlich auch verblendet und ließ sich von Kurfürst Friedrichs Ambitionen täuschen, aber sah sein Scheitern ein und zog sich nach der Freilassung ins Private zurück.

Ich war offengestanden sehr stolz auf die Doku, dass Walli nicht vorkam.
1618-21 spielte er ja im Grunde keine Rolle. Das Abenteuer mit der Kasse der mährischen Stände hätte zuviel Zeit gekostet. Seine 1000 Kürisser bei Zablat hätten auch nicht reingepasst, da Zablat nur kurz erwähnt wurde, als der Eroberung Pilsens durch Mansfeld vorkam.

Die Kampfszenen am Weißen Berg fand ich geschickt gefilmt. Man konnte wirklich denken, es sei im Pulverqualm und daher erkannte man nur sowenig vom Kampf. Besser als viele unfreiwillig schlechte PC-Animationen.  :)
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