Hm, ob du da nicht gerade selbst von dir auf andere schließt?
Mir ist ja bewusst, dass so mancher Film heute nicht mehr gezeigt wird, weil er der Selbstzensur der Sender sowie verfehlten Annahmen anheim fällt.* Dafür gibt es andere Verbreitungswege. Auch die Jugendlichen meines Umfelds haben noch lange nicht aufgegeben, Filme zu sehen. Es ist eben schwieriger an manche Filme zu kommen, bzw. an die Information, welche Filme es gibt.
Es kommt aber auch darauf an, wie man sich Filmen nähert: Rorkes Drift (dt. Zulu), Die Brücke am Kwai und Lawrence von Arabien hängen in der Entstehung durchaus zusammen, bilden ein Stück Filmgeschichte ab. Schaut man sie in dem Hinblick und vielleicht sogar mit den
\'Sieben Säulen der Weisheit\'im Hintergrund an, steht dabei das Geschichtsbild im Sinne eines aktuellen Geschehens schon nicht mehr so im Vordergrund. Die Art des Umgangs mit dem Medium Film ist da, denke ich, entscheidender für den jeweiligen Einfluss, als das Alter.
Mitunter zeigen sich auch angebliche Filmliebhaber als wenig kompetent. \'12 Uhr Mittags\'/\'High Noon\' ist nach meiner Meinung einer der besten Western, die gedreht worden sind. In der Mc Carthy-Ära wurde er aber von entsprechender Seite verissen, weil er nicht in die us-amerikanische Ideologie passte. Der Autor war schon ein Jahr vor Veröffentlichung des Films auf der \'Schwarzen Liste\' gelandet. Am interessantesten der Eiertanz von John Wayne: Gary Cooper bekam für sein Spiel in \'12 Uhr Mittags\' den Oscar für den besten Hauptdarsteller. Da er ihn nicht in Empfang nehmen konnte, nahm John Wayne den Preis für ihn entgegen und lobte den Film, nur um sich später mit allzu deutlichen Worten von dem Film zu distanzieren. Ohne Blick auf die hohe politische Brisanz des Films werden entsprechende negative Beurteilungen bis heute nachgeplappert, was heute noch Folgen in bundesdeutschen Lehrplänen zeitigt, teils mit wörtlicher Argumentationsübernahme von den Kommunistenjägern. Hier wird es dann unfreiwillig komisch, wenn angebliche Filmliebhaber oder solche, die Filme nur zur Unterhaltung schauen, diesen Film mit John Wayne-Zitaten als Begründung ablehnen, obwohl diese Aussagen doch als Propaganda des konservativen Schauspielers einzuordnen sind.
Was will ich damit sagen? Es gibt zig Wege, sich Filmen zu nähern. Und je nachdem, wie das angegangen wird, werden die Einflüsse des Films andere sein. Und je nachdem, wie man mit Geschichte umgeht, eben auch. Als drittes spielt dann natürlich auch eine Rolle, wie man das Hobby betrachtet. Wie wir gesehen haben, hängen schon an der Bezeichnung verschiedene Interpretationen. Schließlich hat jeder -vielleicht auch abhängig von dargestellter Zeit- seine Grenzen, bis wohin er recherchieren kann oder was er darstellen kann. Nicht jeder hat die Kenntnisse sich aus den mangelhaften Quellen abzuleiten, wie französische Truppen im österreichischen Erbfolgekrieg aussahen. Ich brauche nicht zu schauen, welches Tarnschema ich für meine Panzer anwende. Ich bin froh, dass ich ein historisch verwendetes halbwegs nachmachen kann. Wenn ich auf 15 mm Figuren versuche Splittertarn oder so etwas zu malen, werden die kleinsten Punkte so dick, wie das Gesicht. Da sind weder Filme noch Recherche entscheidend, da sind es einfach meine handwerklichen Fähigkeiten, die sich natürlich noch verbessern mögen. Ich bin sicher, dass es da noch mehr Einflüsse zu erwähnen gibt.
(*Früher war man weniger feinfühlig. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 gab es -ich meine am folgenden Freitag oder Samstag- eine Programmänderung beim WDR. Gezeigt wurden nacheinander
Die vier Federn -ich meine es war die Version von 1939- und
Khartoum. Zuvor lief eine Dokumentation zu radikalisierten Moslems oder Islamisten, bei den es u.a. um die schon vor den Anschlägen erfolgten Taten in Ostafrika und im Sudan ging. Solche wenig feinfühlige Aktualität muss natürlich auch nicht sein. Aber heute wird es in die andere Richtung übertrieben.)