Wenn ich den Ort hier und die Nachbarorte zusammenzähle gab es hier 1 Römerlager, 7 Burgen (je nachdem, wie man zählt, auch mehr), verschiedene Landwehren, 1 Festung, 1 oder 2 Schanzen, 1 Stadtbefestigung, 1 Wehrkirche (je nach Beurteilung auch 2) und mehr als 10 untergegangene Ortschaften. Grabhügel, Richtstätten, Opferfunde und Orte schauriger Legenden zähle ich jetzt mal nicht.
Was die Festung angeht ist die Hälfte der Festungswälle noch sichtbar und sie selbst auch altbekannt. Allerdings ist sie nicht (oder in ganz geringem, nicht aussagekräftigem Umfang) archäologisch untersucht und die Informationen sind auch nicht an einer Stelle zusammengetragen. Theoretisch kann sie sogar auf eine römische Anlage in Zusammenhang mit dem Römerlager Anreppen zurückgehen, wie sie mittlerweile bei anderen Lagern nachgewiesen sind und hier schon vermutet wurde, aber erste Erwähnungen stammen aus dem Mittelalter und wegen der dortigen Lippefurt wäre schon eine größere Funddichte nötig, das zu belegen ...
Allerdings will ich Pappenheimer nicht den Thread stehlen und das war als Angebot für Pappenheimer gedacht, weil es sonst nur lokal von Interesse sein dürfte. Einen Blog zu betreiben habe ich keine Lust und hier im Forum werden eher die Ansichten und Karten von Interesse sein. Eine mittelalterliche Burg kombiniert mit Festung kann bei entsprechender Geländegestaltung ja sehr platzsparend sein. Ich habe ja auch nicht mehr soviel Stauraum und muss Gelände platzsparend und weit verwendbar planen. Dann gibt es dazu noch keinen Wikipedia-Artikel, die bei Befestigungen aber auch im Informationsgehalt sehr festgelegt sind. Da kann ich dann auch meine Vorarbeit zur Verfügung stellen, falls Pappenheimer mal auf seinem Blog einen Blick in eine andere Gegend werfen möchte oder es auch nur interessant findet.
Die Festung war übrigens wegen des Lippeübergangs auch in napoleonischer Zeit noch von (kleiner) Bedeutung, was dich interessieren mag, D.J.: Die französische Nordarmee marschierte auf dem Weg nach Rußland hindurch, König Jerome entfloh auf derselben Straße seinem Königreich und es gab einen gewissen Wettlauf, um den französischen / westfälischen Truppen hier den Fluchtweg zu verlegen. Schon fast so wie in deinem Brückenszenario, auch wenn es nur zu ein oder zwei kleinen Scharmützeln im Umfeld der Festung kam, da anrückenden Aliierten zu langsam waren. Weil 1813, 1814 und auch im Frühjahr 1815 zu viele Truppen durch das Gebiet gezogen waren, konnte der Weg nicht für die Rückkehrer benutzt werden, so dass ein Teil der Prominenz ihn nahm, um nicht von den Truppen behindert zu werden. Die Anlage wurde dann von Preußen nach und nach verkauft. Der Ostteil der Wälle und Gräben ist erhalten, weil er einfach als Weide für die Höfe innerhalb der Festung dienen konnte und den Hochwasserschutz verstärkte.
Und wenn ich schon so viel in einem fremden Thread schreibe hier ein Stich der Festung in Ringboke von Norden aus gesehen im Jahre 1672 (im Delbrücker Ortsteil Boke):
(Da ist übrigens Einiges bewusst falsch und verschleiernd dargestellt. Die Wälle links etwa waren wohl nicht so verfallen und neben der Brücke mündet eigentlich ein Graben, der heute noch sichtbar ist. Bedeutend sind auch die Abweichung bei der Burg, da Rudolphi sonst eher für seine Genauigkeit bei Gebäuden bekannt ist. In Paderborn sah man da wohl wirklich große Staatsgeheimnisse. Und die Zäune zeigen, wie in früher Neuzeit und spätem Mittelalter Zäune in Westfalen aussahen. Ein ganz typisches Merkmal auf zeitgenössischen Abbildungen.)